Arbeitslosigkeit im Lehramt

  • Zu meiner Zeit hatten vereinzelte Mitrefs eine 1,×, die meisten aber 2,× oder auch schlechter. Es fielen auch welche durch (in meinem Jahrgang des Seminars zwei).

    Die Refs, die an meiner jetzigen Schule abschließen, haben von wenigen Ausnahmen abgesehen nun eine 1,×.

    Mir fallen da nicht so krasse Unterschiede auf. Als ich mein 2. Staatsexamen gemacht habe, gab es sowohl Mit-Refis mit 1,x-Schnitt, als auch welche mit 2,x und 3 vor dem Komma. Ähnliches sehe ich bei den Refis an meiner Schule, wo ich ja nun auch schon 18 Jahre tätig bin. Von 1,x bis 3,9 war da in diesen Jahren alles dabei. Der letzte Refi aus meiner Abtelung, der gerade erst seine Prüfungsunterrichtet und mündliche Prüfung hatte, hat als Gesamtnote eine 3,0.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Mit einer 2,5 wartet man eben ein paar Jahre bis zur Planstelle. Ich kennen niemanden, der nicht irgendwann eine Planstelle bekommen hat. Selbst mit Geschichte/PoWi.

    In Hessen sind schon 14 Punkte (insgesamt 280/300 Punkten) in jeder examensrelevanten Prüfung "nur noch" eine 1,3. Ich war in meinem Durchgang beim ersten Examen mit einer Gesamtnote von 1,5 unter den Top 5% aller Examenskandidaten.


    Offenbar läuft da bei euch einiges schief, wenn 15 Punkte/1.0er so inflationär vergeben werden. Mit einer besonderen Leistung hängt das sicher nicht zusammen.

    Wieso soll es in der Lehrerausbildung anders sein, als in der Schule selbst?

  • 1,0 im 2. Staatsexamen gibt es in Bayern sicher nicht öfter als 2-, 3-mal pro Prüfungsjahrgang, wenn überhaupt. Und in Kenntnis der baden-württembergischen Prüfungsordnung wage ich auch zu bezweifeln, dass es hier reihenweise Einsen hagelt. Auch hier können die Seminare nicht machen, wie sie lustig sind.


    edit: Bezeichnend allerdings der Kommentar meiner Vorgängerin und langjährigen Chefin, als sie im Vorstellungsgespräch flüchtig auf mein Zeugnis sah - "ah, bayerische Noten. Wie immer speziell."

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    • Offizieller Beitrag

    Mir fallen da nicht so krasse Unterschiede auf. Als ich mein 2. Staatsexamen gemacht habe, gab es sowohl Mit-Refis mit 1,x-Schnitt, als auch welche mit 2,x und 3 vor dem Komma. Ähnliches sehe ich bei den Refis an meiner Schule, wo ich ja nun auch schon 18 Jahre tätig bin. Von 1,x bis 3,9 war da in diesen Jahren alles dabei. Der letzte Refi aus meiner Abtelung, der gerade erst seine Prüfungsunterrichtet und mündliche Prüfung hatte, hat als Gesamtnote eine 3,0.

    Ich weiß, du bist nicht da, wo ich war (schon alleine wegen des Lehramts), aber wir waren Nachbar*innen: es gibt auch "konservative" Seminare, die diesen "Anspruch" haben.
    O-Ton meiner Studienseminarleitung: "wir haben den Anspruch, dass eine 2,0 aus 2012 (Start meines Refs) sich mit der 2,0 aus 1992 vergleichen lässt.
    2,0 heißt gut und dass es den Anforderungen voll entspricht. Die Note solle man nicht verschenken.
    "Im Allgemeinen den Anforderungen entsprechen" (3) oder "im Ganzen noch" (4) sei nunmal der "Normalzustand".
    Über die 1 hat man nicht wirklich gesprochen :D (die 5 und 6 wurden häufiger verteilt als die 1).

    Wenn man in der Region bleibt, ist es okay, die Schulen wissen, was eine 2,X vom Seminar bedeutet und NDS erlaubt in einer gewissen Grenze "leistungsschwächere" Bewerber*innen einzuladen. Wenn man das BL wechselt, doof.
    Aber wenn es nach der Seminarleitung gegangen wären, wären wir alle geblieben...

  • Also ich hatte (Beginn 2015) an meinem Seminar auch nicht das Gefühl, dass da allzu viele 1,x produziert wurden. Die Gutachten der Personen, die ich kannte, waren alle großteils 2 oder 3, 1 und 4 seltener. Auch am Prüfungstag habe ich kaum 1en mitbekommen.

  • und die Schulleiter*ingutachten (die in NRW 1/4 der 2. Staatsexamensnote ausmachen)?

    Größtenteils 2 an meiner Schule, gab auch ein paar 3en, z.B. für mich. Ich habe mich der Schulleitung nicht angebiedert, da ich ja wusste, dass ich mir unabhängig von der OG die Stelle aussuchen kann ;)

  • Ich habe noch nie erlebt, dass jemand eine 1,0 im ersten Examen hat. Weder in meinem eigenen Examensdurchgang, noch bei Kommilitonen, Freunden, Kollegen, im Referendariat oder sonst irgendwo.

    Wieviele schließen denn das erste Examen im Gymnasiallehramt mit einer 1,0 ab? Wieviele das zweite?


    Dass man für sehr gute Einstellungschancen am Gymnasium zwei 1,0er Examen bräuchte, ist übrigens genauso unsinnig, wie die Annahme, man bräuchte fürs Medizin Studium ein 1,0er Abi.

    Eine Mitreferendarin mit Chemie und Bio hatte sowohl im 1. als auch 2. Staatsexamen1,0 und vor 26 Jahren reichte das in Baden-Württemberg für Gymnasium in diesen Fächern nicht (es gab angeblich in ganz Baden-Württemberg nur 1 Stelle). Mit Mathe war bei 1,4 gesamt Schluss und das auch nur in wenig beliebten Regionen. Hier in meiner Gegend war 1,2 notwendig. Ein älterer Kollege erzählte, dass ihm knapp 20 Jahre zuvor 2,5 reichte und ich beneidete ihn. 2,5 und eine Beamtenstelle hier in Südbaden.



    Was lernt der TE daraus? Zeiten ändern sich immer wieder. Ich musste damals flexibel sein, bin für einige Jahre als fest angestellter Lehrer an eine Gesamtschule nach NRW und irgendwann hat es geklappt und ich wurde in Baden-Württemberg verbeamtet. (NRW hat ein paar Jahre nicht verbeamtet, bevor es zu Mangel kam und sie es änderten.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

    • Offizieller Beitrag

    tja, die Mathe-Physiker müssen nicht irgendwelche Schulflyer falten und AGs anbieten.

    (Ich finde die Praxis zwiespältig. Ist doof, aber ich finde es - sorry - auch doof, wenn Kolleg*innen sich in der Schule nicht beteiligen. Und da meine ich nicht etwas zum Glänzen lassen der Augen, aber auch den Teil der Dienstpflichten, die auf alle entfallen, und wo so viele es als "Spassveranstaltung" wahrnehmen und auslassen.)
    Aber als Mathe-Physiker stehst du drüber und du hast jetzt das "Glück", dass du es an deiner Schulform anders sehen und ausleben kannst, an vielen Schulen ist aber wichtig.

  • Ich stehe da drüber. Ich übernehme jetzt auch vielfältige "Extraaufgaben" an meiner Schulform, die liegen mir aber auch mehr als das Erwirken leuchtender Kinderaugen ;)


    Ich finde das Schulleitergutachten allerdings unfair. Wir hatten als Mathematiker und Physiker STÄNDIG Sondertermine. Wir hatten in der heißesten UB-Phase ein komplettes Wochenende (mit Übernachtungen) um den Mint-Markt vorzubereiten. Ich musste die Fachkunde im Strahlenschutz machen (3-tägige Fortbildung), manche waren in den Ferien eine ganz Woche in Genf beim CERN.

  • Zum Thema Stellen: Sehr schwierig und so speziell nach Bundesland! Für die Kombination Latein/Geschichte war der Einstellungsschnitt in Bayern zum September 2022 3,0! Vor zwei Jahren lag er bei 1,33. Tempora mutantur. In Englisch/Geographie war der Schnitt 2022 sogar 3,44 (letzte Bekanntgabe eines Septemberschnittes war 2014: 1,66), für Mathe/Physik hingegen 2,69, obwohl diese Kombination eigentlich als gefragter gilt. Im September wurden in Bayern auch verhältnismäßig viele Lehrerinnen und Lehrer mit den Kombinationen Spanisch/Französisch und Spanisch/Englisch eingestellt, obwohl eigentlich der Bedarf für Spanisch gegen Null tendiert.

    Es ist also wirklich super schwer, Aussagen über die Situation in acht oder zehn Jahren zu treffen. Was aber bestimmt gilt: Etwas örtliche Flexibilität sollte man schon mitbringen, wenn man eine Planstelle haben will.

    OT: Ich frage mich immer, woher dieser Drang in die Geschichte kommt. Bei uns und zu meiner Zeit galt das als das "schwierigste" Staatsexamen, aufgrund von Stofffülle und geringer Berechenbarkeit der Themen. Mich hat das trotz großen Interesses abgeschreckt.

    Das Lustige ist, dass in Bayern das Geschichtsstaatsexamen immer noch als sehr schwierig gilt und mit die höchste Durchfallrate hat. Wenn ich mich recht erinnere hat das Kultusministerium vor einigen Jahren Zahlen veröffentlicht, nach denen in Geschichte im Schnitt etwa ein Viertel der Studierenden durchfällt. Trotzdem ist das Studium völlig überlaufen, nicht weil es viele so unbändig interessieren würde, sondern weil es als verhältnismäßig entspannt und gut lernbar gilt. Im Studium fällt fast niemand durch Klausuren oder Hausarbeiten, man kommt mit wenig Lektüre durch (was übrigens den meisten dann - nicht ganz zu Unrecht - im Staatsexamen mit seinem Themenlotto das Genick bricht). Vielen ist auch überhaupt nicht bewusst, was da am Ende auf sie zukommt.

  • also wir laden auch bei guten Fächern immer nur die besten Noten ein. +g

    Könnt ihr ja machen, aber man sieht es doch auch bei LEO. Mehr als 5 Bewerbungen sind doch überhaupt die Ausnahme wenn Mathe, geschweige Physik dort steht. Ich wurde mit OG ca. 25(? bin nicht mehr sicher) auf jeden Fall an jeder Schule eingeladen, wo ich mich beworben hatte. Die meisten Gespräche habe ich ohnehin abgesagt.


    Offene Stellen an meinem damaligen Wohnort+20km (zentral im Rheinland) im Mai 2017?: ca. 15 (nur Gymnasium, Berufskolleg und Gesamtschule nicht eingerechnet).

  • anekdotisch: also die letzten Matherunden waren ziemlich voll und wir haben längst nicht alle eingeladen. Und wir haben viele tolle MathematikerInnen ausgeschlagen, um eine grandiose Physikerin mit Bestnoten einzustellen, die garkein Stück nerdig ist. echte Stellen ohne Abordnung sind offenbar grade insgesamt knapp.

    wieder ernsthaft: ich will ja nicht sagen, dass Du Unrecht hast. Nur, dass halt die Schulen der Rheinschiene eben auch in den gefragten Fächern ne größere Auswahl haben und nicht jeden Hanswurst mit 4,0 Examen einstellen müssen, nur weil er Mathematiker ist.

  • anekdotisch: also die letzten Matherunden waren ziemlich voll und wir haben längst nicht alle eingeladen. Und wir haben viele tolle MathematikerInnen ausgeschlagen, um eine grandiose Physikerin mit Bestnoten einzustellen, die garkein Stück nerdig ist. echte Stellen ohne Abordnung sind offenbar grade insgesamt knapp.

    wieder ernsthaft: ich will ja nicht sagen, dass Du Unrecht hast. Nur, dass halt die Schulen der Rheinschiene eben auch in den gefragten Fächern ne größere Auswahl haben und nicht jeden Hanswurst mit 4,0 Examen einstellen müssen, nur weil er Mathematiker ist.

    Es mag ja durchaus sein, ich werde auch nicht jünger, 2017 ist jetzt 5 Jahre her ;)

    Aber was ich sagen will: Die Schulen mögen eine Auswahl haben, die Bewerber aber ja auch. Am Ende kenne ich zumindestens niemanden, der nicht sehr schnell (spätestens im August 2017 dann) unter Dach und Fach war, ODER nie als Lehrer gearbeitet hat, weil sie keinen Bock mehr auf den Job hatten (was ich verstehen kann).

  • Am Ende kenne ich zumindestens niemanden, der nicht sehr schnell (spätestens im August 2017 dann) unter Dach und Fach war, ODER nie als Lehrer gearbeitet hat, weil sie keinen Bock mehr auf den Job hatten (was ich verstehen kann).

    Ich sage ja, wenn du flexibel bist bekommst du immer eine Stelle und das auch ziemlich sofort.

    Hier gibt es mehr Stellen als Bewerber in der Regel.

  • 2017 ist stellenmäßig ein anderes Jahr gewesen. das wird jetzt anscheinend wieder enger, weil halt die meisten Stellen so blöde Vorgriffstellen mit Abordnung sind. 2011, als ich mit dem Ref. fertig war, sind einige FreundInnen von mir mit 1er-Schnitt und Mathe ohne Stelle geblieben oder "mussten" weite Strecken > 50 km in Kauf oder schlimmer noch Niedersachsen nehmen oder sogar oO an der Gesamtschule unterschreiben.


    edit: wie schon gesagt. natürlich helfen die richtigen Fächer. und Flexibilität. und langer Atem. aber wenn es wenig Stellen gibt, ist es halt blöde und die beliebten Städte und Schulen haben die freie Auswahl.

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