Von Medizin zu Grundschullehramt

  • jahaaaa, jetzt lehne ich mich zurück und mümmele mein Popcorn.


    Hepp, Leute, das Stöckchen wird gehalten :lach:

    Ich tu dir den Gefallen:


    Für Frau Bernadette wäre es halt einfacher. Frauen orientieren sich ja immer nach oben. Da kann der Mann mit den richtigen Job die Teilzeit finanzieren.

  • Danke für den Beitrag, es tut gut mal eine andere Sichtweise zu hören und da du auch Medizin studiert hast kannst du es vllt. mehr nachempfinden wie es mir dabei geht…


    Ich wollte nach der Schule auf jeden fall was mit Menschen machen, sei es im Gesundheits- oder sozialen Bereich. Ich habe mir tatsächlich auch überlegt mit Lehramt zu beginnen, weil ich mir die Arbeit mit Kindern gut vorstellen konnte. Damals hat es mich aber doch mehr in die Medizin gezogen. Ich fand die Naturwissenschaften spannend, die vielen Möglichkeiten nach dem Studium (über Praxis, Krankenhaus bis hin zur Labortätigkeit), den abwechslungsreichen Beruf und konnte mir die Tätigkeit als Arzt allgemein einfach total gut vorstellen. Zudem sind meine Eltern beides Ärzte und ich wurde wahrscheinlich dadurch geprägt. Sie haben mich aber nie gedrängt, das zu studieren.

    Prestige und Gehalt waren für mich ein netter Pluspunkt, aber garantiert nicht der Grund, damit zu beginnen.


    Heute sehe ich alles viel nüchterner. Viele Bereiche kann ich für mich als Mediziner ausschließen. Die Bereiche, die evt. doch in Frage kommen (Kinderarzt) sprechen mich nicht so an, dass ich sage: das ist es. Zudem sehe ich immer mehr, wie die Arbeitsbedinungen für Ärzte sind, was mich zusätzlich abschreckt. Andererseits kann man sich dafür ja auch niederlassen und müsste das nicht ewig mitmachen.


    Ich sehe ebenso die Vorteile, meinen Abschluss zu machen. Aber wie du gesagt hast, es steht das Staatsexamen an und damit nochmal viel Arbeit. Und mit meiner (aktuell) fehlenden Motivation und dem Gedanke, nochmal 2 Jahre zu studieren um dann direkt danach sowieso nicht als Arzt zu arbeiten… Ich weiß nicht, wie ich das durchstehen soll.

  • Zudem sehe ich immer mehr, wie die Arbeitsbedinungen für Ärzte sind, was mich zusätzlich abschreckt. Andererseits kann man sich dafür ja auch niederlassen und müsste das nicht ewig mitmachen.

    Verstehe ich, aber schau dir dann die Arbeitsbedingungen für Lehrer gut an, bevor du da blauäugig reingehst.


    Du bekommst am Schuljahresbeginn einen Stundenplan, der dein Jahr bestimmt. Da kannst du ein bisschen mitreden, aber im Endeffekt wirst du so eingesetzt, wie man dich braucht. Es kann sein, dass du in einem Jahr zweimal die Woche nachmittags eine AG leiten musst, und in einem anderen Jahr fast nur vormittags eingesetzt bist. Es kann sein, dass du eigentlich nicht so gerne in der ersten Klasse unterrichtest, aber genau dort eingesetzt wirst, weil man dich dort braucht. Es kann sein, dass du ohne große Vorankündigung in den Sommerferien erfährst, dass du die Schule wechseln musst, weil deine Fächer und Stunden woanders dringender gebraucht werden.

    Du kannst bis zur Pension nur noch in den Ferien Urlaub machen. Das Reisen in den Ferien ist teurer.


    Als niedergelassener Arzt hat man da vielleicht - keine Ahnung, ob das so stimmt, aber in meiner Vorstellung jedenfalls - mehr Selbstbestimmung.


    Ich arbeite seit Jahren im Schuldienst und habe es mittlerweile geschafft, an vielen Wochenenden frei zu haben, arbeite dafür aber in den Schulferien viel vor bzw. nach (unterrichtsfreie Zeit heißt es ja auch nur, es sind ja per se keine freien Tage), und arbeite oft noch abends so von 20 bis 22 Uhr.

    Nachmittags bin ich von Schultag meist so fertig, dass ich da erstmal kurz eine Pause brauche.


    Im Endeffekt: ein toller Beruf! Ich möchte nichts anderes machen!!! Und man hat, abgesehen, von einigen starren Gegebenheiten wie Stundenplan, Einsatzort etc, doch auch viele Freiheiten, zum Beispiel in der Unterrichtsgestaltung.

  • Was mir immer viel ausmacht: man kann sich nicht einfach frei nehmen, weil alte Eltern im Koma liegen, normal im Krankenhaus sind oder einen einfach zu Hause brauchen würden. Man kann keinen Urlaub nehmen, sondern muss auf die Ferien warten. Wenn man 4 Stunden Anreise zu den Eltern hat, ist es nicht so leicht, wenn sie alt sind.

  • Glaubst du mit 30 Tagen Urlaub würdest du sie öfter sehen?! Zumal so spontaner Urlaub auch nicht immer in jedem Job geht.


    Prinzipiell sehe ich das Problem mit der Ferienabhängigkeit natürlich auch.

  • Glaubst du mit 30 Tagen Urlaub würdest du sie öfter sehen?! Zumal so spontaner Urlaub auch nicht immer in jedem Job geht.


    Prinzipiell sehe ich das Problem mit der Ferienabhängigkeit natürlich auch.

    Um mich da einzuklinken: Ganz klar ja. Ein freies Wochenende ist da extrem viel wert. Als Lehrer hat man das leider selten.

  • Kranke und hilfsbedürftige Verwandte sind natürlich nochmal eine andere Kategorie, aber auch ganz grundsätzlich würde es den Beruf attrativer machen, wenn man zumindest 2-3 Tage im Jahr flexibel setzen könnte. Ich bin bei vielen Dingen in meinem Freundeskreis seit dem Ref außen vor, weil ich schlicht nicht mehr mitmachen kann (Mädelstour übers verlängerte Wochenende, Skiurlaub, den kein Nichtlehrer jemals in den Ferien buchen würde, weiter entfernte Konzertfahrten unter der Woche, Festivals...). Definitiv ein dickes Minus im Lehrerjob.

  • Um mich da einzuklinken: Ganz klar ja. Ein freies Wochenende ist da extrem viel wert. Als Lehrer hat man das leider selten.

    Warum hat man das als Lehrer selten?

    Wenn etwas Wichtiges in der Familie ist, dann bleiben die Klausuren im Zweifelsfall eben noch eine Weile liegen und es gibt in der nächsten Woche entweder schon vorbereiteten Unterricht oder Arbeit mit dem Buch.

  • Maylin85 ich musste auch eine bittere Pille dieser Art schlucken, ich kann an einer Hochzeit im Ausland nicht teilnehmen. Ich wäre +1 und Lehrer wurden nicht berücksichtigt.

    I feel you. Exakt den Fall hatte ich auch, als eine Freundin in Irland geheiratet hat. Ich vertehe auch, dass man sich da nicht nach dem Ferienkalender richtet (ebenso wie bei anderen Dingen auch), aber ja... bitter.


    Noch schlimmer fand ich, als ich ein Konzert in London, für das ich schon ewig Karten hatte, sausen lassen musste wegen eines dämlichen schulischen Sommerfests an einem Samstag (und blöd genug war zu fragen, ob man das nicht anders regeln kann). Passt nicht ganz zum Thema fixe Ferienzeiten, aber vielleicht dazu, dass Schule manchmal auch sehr in Zeiten reingrätscht, die man eigentlich als private Freizeit erachtet.

  • Maylin85 ich musste auch eine bittere Pille dieser Art schlucken, ich kann an einer Hochzeit im Ausland nicht teilnehmen. Ich wäre +1 und Lehrer wurden nicht berücksichtigt.

    Was bedeutet „+1“?

    Davon ab: Man kann in solchen Situationen noch von Glück reden, wenn die Nichtlehrer dann Verständnis haben.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Warum hat man das als Lehrer selten?

    Wenn etwas Wichtiges in der Familie ist, dann bleiben die Klausuren im Zweifelsfall eben noch eine Weile liegen und es gibt in der nächsten Woche entweder schon vorbereiteten Unterricht oder Arbeit mit dem Buch.

    Es geht nicht um Klausuren. Es geht darum, dass man sich nicht freinehmen kann, wenn jemand im Sterben liegt und man die letzten Tage mit ihm verbringen möchte. Wenn man nicht einfach schnell hinfahren kann. War bei meinem Vater so.

  • Es geht nicht um Klausuren. Es geht darum, dass man sich nicht freinehmen kann, wenn jemand im Sterben liegt und man die letzten Tage mit ihm verbringen möchte. Wenn man nicht einfach schnell hinfahren kann. War bei meinem Vater so.

    Es ging in dem von mir zitierten Beitrag um die Wochenenden. Bitte richtig lesen und Kommentare nicht aus dem Zusammenhang reißen. Danke.


    Das mit deinem Vater tut mir leid.

    Für mich persönlich wäre das ein Fall, in dem ich mich krank schreiben lassen würde um bei dem Angehörigen sein zu können. Psychologische Belastung ist ein vollkommen akzeptabler Grund für eine Krankschreibung.


    Edit: Das grundsätzliche Problem, dass man z.B. für eine Hochzeit im Ausland, größere Familienfeier usw. nicht mal zwischendrin eine Woche Urlaub nehmen kann, sehe ich natürlich auch.

  • Für mich persönlich wäre das ein Fall, in dem ich mich krank schreiben lassen würde um bei dem Angehörigen sein zu können. Psychologische Belastung ist ein vollkommen akzeptabler Grund für eine Krankschreibung.

    Ja, das würde ich auch tun (und haben einige Lehrkräfte und auch andere Arbeitnehmer*innen in meinem Bekanntenkreis schon so gemacht; da gab es bei niemandem Probleme). Als mein Vater im Sterben lag, hat mich mein Abteilungsleiter sofort freigestellt, damit ich ins Krankenhaus fahren konnte (das war allerdings nur eine Stunde Fahrt), und hat gleich dazu gesagt, dass er mich schonmal für die folgenden zwei Tage aus dem Stundenplan austrägt.

    Tut mir sehr leid, dass es bei dir anders gelaufen ist Zauberwald :(.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • ganz grundsätzlich würde es den Beruf attrativer machen, wenn man zumindest 2-3 Tage im Jahr flexibel setzen könnte. Ich bin bei vielen Dingen in meinem Freundeskreis seit dem Ref außen vor, weil ich schlicht nicht mehr mitmachen kann (Mädelstour übers verlängerte Wochenende, Skiurlaub, den kein Nichtlehrer jemals in den Ferien buchen würde, weiter entfernte Konzertfahrten unter der Woche, Festivals...). Definitiv ein dickes Minus im Lehrerjob.

    Kann ich für die von dir und state_of_Trance geschilderten Fälle absolut nachvollziehen.

    Ich persönlich hätte solche flexiblen freien Tage bisher noch nie benötigt, muss ich allerdings sagen. In den Skiurlaub fahre ich nicht und zu Festivals oder weit entfernt stattfinden Konzerten fahre ich auch schon lange nicht mehr. Verwandte oder Bekannte im Ausland habe ich ebenfalls nicht (bzw. nur entfernte Bekannte, bei denen ich nicht zu Feierlichkeiten eingeladen werde).

    "Wochenendtrips" mit Freund*innen oder Familie machen wir schon immer nur von freitags nachmittags/abends bis sonntags, weil niemand dafür extra den Freitag freinehmen möchte. Das ist eh in der Abstimmung schon schwierig genug, weil in meinem Umfeld eine ganze Reihe von Personen in Berufen arbeiten, wo sie auch am Wochenende oder zumindest samstags zur Arbeit müssen, oder im Schichtdienst arbeiten. Da freuen wir uns schon, wenn wir ein Wochenende finden, wo niemand arbeiten muss.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Zauberwald, das tut mir sehr leid!!!


    Ich editiere meine allzu privaten Geschichten ein bisschen:


    Ich habe damals den ersten Schultag meines Kindes verpasst, weil ich selbst eine 1. Klasse hatte und da anwesend sein musste.


    Auch Beerdigungen habe ich schon verpasst, für die ich mir gern frei genommen hätte. Der Mann einer Freundin, die Bekannte meiner Mutter, etc pp. (Edit: Ich habe nicht gefragt, weil ich dachte, das sei zu unwichtig - vielleicht wäre es mir sogar ermöglicht worden, wer weiß.)


    Aber zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich diese zwei, drei verschiebbaren Ferientage pro Schuljahr auch sehr hilfreich fände.

  • Auch für Beerdigungen im Bekannten- und Verwandtenkreis werden an meiner Schule KuK auf Bitten freigestellt. Dann wird eben Unterricht verlegt oder die Klassen bekommen einen Arbeitsauftrag. Das ist aber natürlich an meiner Schulform sehr viel einfacher zu handhaben als an anderen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    • Offizieller Beitrag

    Auch Beerdigungen habe ich schon verpasst, für die ich mir gern frei genommen hätte, die aber keine Krankschreibung aus psychologischen Gründen erlaubt hätten. Der Mann einer Freundin, die Bekannte meiner Mutter, etc pp.


    Jup. Zur Beerdigung meiner Großmutter durfte ich (meine Mutter ließ sie sogar auf den Freitag schieben, damit alle weit anreisenden Angehörigen dabei sein können), die Mutter meiner besten Freundin verstarb aber 2-3 Wochen vorher und ich wäre sehr "gerne" dahin gegangen.
    Ich kann durchaus nachvollziehen, warum nicht (und auch leider die "Häufung" (zum Glück nur zwei Beerdigungen in 10 Jahren)), aber es wären mir 2-3 Urlaubstage wert gewesen.


    Auch für Beerdigungen im Bekannten- und Verwandtenkreis werden an meiner Schule KuK auf Bitten freigestellt. Dann wird eben Unterricht verlegt oder die Klassen bekommen einen Arbeitsauftrag. Das ist aber natürlich an meiner Schulform sehr viel einfacher zu handhaben als an anderen.

    Das ist der Punkt. Deine Schulform kann viel "flexibler" arbeiten (wenn die SL es will).

  • Ich habe damals den ersten Schultag meines Kindes verpasst, weil ich selbst eine 1. Klasse hatte und da anwesend sein musste.

    Das ging mir bei Kind Nr. 3 auch so. Ich konnte machen, was ich wollte. Ich habe nicht frei bekommen. Das sei in unserem Beruf nun mal so.

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