Förderpläne schreiben

  • Hallo alle zusammen, :wink_1:


    ich wende mich mal wieder mit einer kleinen Herausforderung auf meiner Seite an euch. Ich muss Förderpläne schreiben. Wie einige von euch wissen, bin ich Seiteneinsteigerin, unterrichte seit diesem Schuljahr eine eigene 8. Klasse und bin nach einem Jahr Schule gefühlt immer noch recht neu in dem Ganzen.


    Eigentlich hätten die Förderpläne schon vor den Sommerferien vorliegen müssen, also bevor ich die Klasse bekommen habe, aber nun ja. Jetzt habe ich durch die Kollegin, die sich um die Pläne kümmert, Aufschub bis nach den Herbstferien bekommen, diese zu schreiben. Tja, die Herbstferien neigen sich stark dem Ende entgegen und ich habe bisher einen Förderplan zusammengekuddelt, von dem ich nicht mal weiß, ob er so passt. :angst: Ich merke auch, wie ich mich aktiv davor drücke, die Förderpläne zu schreiben, weil ich nicht weiß wie. Ich habe zwar Vorlagen von Kollegen da, aber so ganz ohne Hintergrund wissen, was ich alles beachten muss, wie man richtig formuliert usw. fällt es mir doch sehr schwer. Ich kenne zwar die Qualitätskriterien eines Förderplans nach Melzer und weiß, was rein soll und wozu ein Förderplan erstellt wird, aber das ist doch sehr abstrakt.


    Habt ihr Tipps und Tricks zum Schreiben von Förderplänen? Hinweise, auf was zu achten ist? Was muss unbedingt hinein, was kann? Ich hab schon im Forum und via Google gesucht, bin aber nicht so wirklich fündig geworden.



    Liebe Grüße :rose:

    helia

    "Misserfolg ist nur eine Möglichkeit von vorne zu beginnen. Nur dieses mal etwas Intelligenter!" (Denis Waitley)

  • Ich denke, dass es bundesland- und schulspezifisch ist, was in den Förderplan rein muss. Kannst du nicht an deiner Schule nachfragen, welche Aspekte auf jeden Fall in einen solchen Förderplan rein müssen? Vielleicht gibt es ja auch für die Schüler:in bereits einen Förderplan aus den vergangenene Jahr oder einen Förderplan für das Fach x für den Jahrgang y mit dem Förderschwerpunkt z.

    Ansonsten frage doch deine Kollegin, ob der so ok ist oder ob da mehr rein muss.

  • Flipper79 Ich hab zumindest von einem Teil meiner Schüler die Förderpläne vom letzten Schuljahr, aber die sind inhaltlich so inkonsistent, dass mich das eher verunsichert. Zudem scheinen es die KuK doch recht unterschiedlich zu handhaben, was rein muss. Nur das Layout und Grundinfos (Name der SuS, Klasse, etc.) sind gleichbleibend. Ja, ich werde definitiv die entsprechende Kollegin fragen, dachte nur, dass ihr vielleicht vorab Tipps habt.

    "Misserfolg ist nur eine Möglichkeit von vorne zu beginnen. Nur dieses mal etwas Intelligenter!" (Denis Waitley)

  • Anderes Bundesland und andere Schulform, aber vielleicht hilft es trotzdem:

    Wir schreiben die Förderpläne sehr kleinschrittig und sehr konkret. Also zum Beispiel:


    Zeitraum November - Dezember

    Oben beginne ich mit Stärken.

    Dann kommen die einzelnen Bereiche, zum Beispiel "Mathematik",

    darunter Förderziele, zum Beispiel "Zahlen bis 20 erfassen",

    darunter Fördermaßnahmen, ganz kleinschrittig, was das Kind arbeiten soll.

    Und dann Evaluation, am Ende schreibt man, wie es geklappt hat und ob das Förderziel bestehen bleibt oder durch ein anderes ersetzt wird.


    Also so kenne ich es.

  • - Zunächst mal: Förderpläne müssen existieren, es gibt aber keine gesetzlich verbriefte Pflicht, wie genau sie auszusehen haben. Komplett falsch machen kannst du also nichts.


    - Es gibt für Sachsen das Handbuch Förderdiagnostik im Netz, was langsam schon wieder veraltet ist aber ziemlich ausführlich und für deine Zwecke vielleicht hilfreich.


    - Suche dir für jedes Kind einen oder zwei Schwerpunkte, formuliere das Ziel möglichst überprüfbar spezifisch und was du oder deine Kollegen tun sollten, um dem Kind dabei zu helfen, es zu erreichen.


    - mache detaillierte Lernstandsanalysen für Mathe und Deutsch, damit du irgendwas in der Hand hast, was die Kids jeweils genau können und wo sie als nächstes dran arbeiten sollen.


    Wenn du irgendwas konkretes brauchst (ich meine, du warst in einer L-Schule in Sachsen), kannst du mich per PN anschreiben.

  • Quittengelee: Hab vielen Dank für die Tipps. :thumbup:

    - Zunächst mal: Förderpläne müssen existieren, es gibt aber keine gesetzlich verbriefte Pflicht, wie genau sie auszusehen haben. Komplett falsch machen kannst du also nichts.

    Das ist beruhigend! :rose:

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  • Wir haben als Schule den digitalen "Förderplaner", nicht gerade supadupa, aber nicht ganz verkehrt, Vielleicht kannst du irgendwo mal reingucken, Probeversion oder so?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Wir haben als Schule den digitalen "Förderplaner", nicht gerade supadupa, aber nicht ganz verkehrt, Vielleicht kannst du irgendwo mal reingucken, Probeversion oder so?

    Das sieht sehr interessant aus! Hat auch viele Funktionen. Dankeschön! :rose:

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  • Zauberwald: Danke. Ja, das hatte ich auch gesehen. Nur fand ich es noch zu abstrakt. Ich kann mir, wie schon gesagt, erklären, warum es Förderpläne gibt und was darin stehen sollte. Jedoch hängt es an den Formulierungen und wie spezifisch das Ganze sein muss. Ich hab jetzt 7 von 15 fertig. Ob die so in Ordnung sind, keine Ahnung, aber das werde ich vermutlich eh nur durch ein Gespräch mit der verantwortlichen Kollegin herausfinden.

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  • Der Sinn von Förderplänen besteht eigentlich darin, dich und deine Kolleg*innen im Alltag zu unterstützen. Eigentlich sollte die Vertretungskollegin reinkommen können und auf einen Blick sehen, dass Max zum Lesen Unterstützung braucht. (Ich kenne niemanden, der Förderpläne auf dem Tisch liegen hat, aber so könnten sie genutzt werden. Sie müssen nicht zwangsläufig im Schrank verstauben.)


    Es ergibt schon auch Sinn, sich hinzusetzen und für jeden einzeln zu überlegen, was er/sie braucht, was im Alltag oft untergeht. Man macht sich nochmal jede*n SoS 'bewusst'. Wo geht der oder die manchmal unter? Was sollte man in Förderstunden gezielt üben? Etc.


    Z.B. Sprache: Max steigert seine Lesegeschwindigkeit, indem er in Förderstunden Blitzlesen mit Funktionswörtern übt. Oder er erhält Texte, in denen Silben eingefärbt wurden. Bereich Mathe: er verwendet Anschauungsmaterial x um y zu verstehen und zu automatisieren. Feinmotorik: Übungen mit Therapieknete. Bei Achtklässlern vielleicht nicht mehr, da dann ggf. etwas zur Berufsvorbereitung, Selbständigkeit, Sprechtraining...


    Du brauchst idealerweise Grundlagen der Mathe- und Deutschdidaktik Primarstufe, wenn du die nicht bekommen hast, würde ich mich einarbeiten. Literaturhinweise bekommst du hier auf Anfrage und Fortbildungen längerfristig übers Portal.


    Und wie gesagt: ohne Diagnostik keine Förderung. Auf welchem Weg hast du bislang erfahren, was deine Schüler*innen (nicht) können? So ganz ausm hohlen Bauch würde mir auch nicht zu jedem Kind was einfallen, das über Allgemeinplätze hinausgeht.

  • Und wie gesagt: ohne Diagnostik keine Förderung. Auf welchem Weg hast du bislang erfahren, was deine Schüler*innen (nicht) können? So ganz ausm hohlen Bauch würde mir auch nicht zu jedem Kind was einfallen, das über Allgemeinplätze hinausgeht.

    Quittengelee: Den größten Teil durch eigene Beobachtungen seit Anfang September, ein bisschen durch das studieren der Schülerakten oder durch Förderpläne, obgleich letztere zum Teil nicht den Eindruck widerspiegeln, den ich von den Schülern habe. Ist das normal oder liegt das an meiner mangelnden Erfahrung?


    Zudem habe ich größere Probleme Fachspezifisches festzumachen. Sozialverhalten, Emotionalität, Arbeits- und Lernverhalten fällt mir nicht so schwer. Klar weiß ich, wer richtig schlecht liest oder ich weiß, wer in Englisch z.B. ganz schwach im Schreiben ist. Das ist aber mMn recht wenig, was ich dazu sagen kann. Zudem fällt mir nicht bei jedem etwas markant förderfähiges in Deutsch und Englisch ein. Es ist echt schwierig, so etwas für jeden Schüler genauestens anzufertigen, und neben dem Unterrichten sowie den Klassenlehrertätigkeiten auch noch auf alles ein Auge zu haben, was in den Förderplan soll. :angst: Es gibt halt auch vieles, was allen SuS schwer fällt, z.B. bestimmte Grammatikthemen in Deutsch. Gehört das dann bei allen in den Förderplan? Dann explodiert der doch, oder?

    "Misserfolg ist nur eine Möglichkeit von vorne zu beginnen. Nur dieses mal etwas Intelligenter!" (Denis Waitley)

  • Gehört das dann bei allen in den Förderplan? Dann explodiert der doch, oder?

    Uns wurde gesagt, wir sollen uns EINEN Schwerpunkt raussuchen und diesen vertiefend bearbeiten und für diesen einen Fördermöglichkeiten erarbeiten, die auch durchführbar sind. Also Grobmotorik, Sprache, Schriftsprache, Sozio-Emotionalität... klar sind das jetzt unterschiedlich große Bereiche. Aber so in die Richtung halt.

    Den Rest an Förderbedarf schon festhalten, aber nicht komplett ausarbeiten.

    Du kannst ja bei nahezu jedem Förderschüler "Lesetraining" uä aufschreiben. Dann machst du das auch, aber wenn es nicht der Schwerounkt ist, musst du es nicht vertiefen.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ja, das wird zu viel. Du kannst und sollst ja auch nicht jedes Lehrplanthema aufgreifen. Bei einer Schülerin, die schulabsent war und einen Haufen Probleme am Hacken hatte, habe ich mal nur geschrieben, dass es höchste Priorität hat, dass sie regelmäßig erscheint und was und wer ihr dabei helfen könnte. Nix mit Englisch und Physik.


    Und wie gesagt, wenn du künftig zu Schuljahresbeginn einen Rundumtest Mathe/Deutsch Grundfertigkeiten machst, hast du schon mal was in der hand. Dazu könntest du Themen aus dem Vorjahr nehmen, z.B. verschiedene Übungen aus Arbeitsheften, die einen groben Überblick über verschiedene Bereiche geben.


    ...Förderpläne, obgleich letztere zum Teil nicht den Eindruck widerspiegeln, den ich von den Schülern habe. Ist das normal oder liegt das an meiner mangelnden Erfahrung?

    Keine Ahnung, manchmal fallen einem andere Sachen auf. Ich hab von den Sprachheilleuten immer mal was abgeschrieben, wenn ich Begriffe nicht kannte oder mir das Phänomen nicht präsent war. Aber ich weiß nicht, welche Vorbildung du hast. Wenn du nichts zu Schriftspracherwerb und co. weißt, dann solltest du dich für den Lernförderbereich irgendwann damit beschäftigen.


    Edit: wenn die Förderpläne bis Dienstag fertig sein sollen, dann mach so weiter, wie du angefangen hast. Fasse die Jugendlichen gedanklich in Gruppen zusammen und copyundpaste bestimmte Formulierungen in mehrere Pläne rein. [Kurz: Suche nach Lesestrategien, mit denen du Leseschwache fördern willst und schreibe das bei allen rein, die schlecht lesen.]

  • Uns wurde gesagt, wir sollen uns EINEN Schwerpunkt raussuchen und diesen vertiefend bearbeiten und für diesen einen Fördermöglichkeiten erarbeiten, die auch durchführbar sind. Also Grobmotorik, Sprache, Schriftsprache, Sozio-Emotionalität... klar sind das jetzt unterschiedlich große Bereiche. Aber so in die Richtung halt.

    Den Rest an Förderbedarf schon festhalten, aber nicht komplett ausarbeiten.

    Du kannst ja bei nahezu jedem Förderschüler "Lesetraining" uä aufschreiben. Dann machst du das auch, aber wenn es nicht der Schwerounkt ist, musst du es nicht vertiefen.

    laleona: Das ist ein sehr guter Hinweis und macht auch viel Sinn. Danke dir! :rose:

    Und wie gesagt, wenn du künftig zu Schuljahresbeginn einen Rundumtest Mathe/Deutsch Grundfertigkeiten machst, hast du schon mal was in der hand. Dazu könntest du Themen aus dem Vorjahr nehmen, z.B. verschiedene Übungen aus Arbeitsheften, die einen groben Überblick über verschiedene Bereiche geben.

    Quittengelee: Darauf werde ich definitiv beim nächsten Mal achten, sodass ich auf mehr zurückgreifen kann. Dankeschön! :rose:

    Annelie: Das ist ja toll!!! Danke! :rose:

    "Misserfolg ist nur eine Möglichkeit von vorne zu beginnen. Nur dieses mal etwas Intelligenter!" (Denis Waitley)

  • Ich priorisiere…

    z.B. Lesen vor Rechtschreiben, weil man Lesen in allen Fächern benötigt und die RS zur Not aussetzen könnte, … wobei man in der GS ohnehin viel Training zum Lesen setzt und es auch gut differenzieren kann,

    z.B. Schrift, wenn man wirklich vieles nicht entziffern kann,

    z.B. grundlegende Rechenfertigkeiten vor anderen Bereichen des Ma-Unterrichts,

    z.B. Rechnen ohne Zehnerübergang vor dem Zehnerübergang, weil man die einfachen Aufgaben als Grundlage verstanden haben muss und weil sehr viele Schüler:innen ansonsten zählend rechnen (nicht mein Ziel, aber oft Alltag, mit dem man sich auch bei schriftlichen Verfahren hilft),

    … dazu muss man erst einmal wissen, ob +1 und -1 gewusst oder von unten gezählt wird,

    … den ZÜ im 20 kann man aufgreifen oder es auf den 100 schieben, das finde ich sinnvoll bei den Kindern mit Fluchterfahrung, denen viel fehlt und die viel aufholen müssen,

    z.B. 1x1 überhaupt, damit es sitzt/ bis es sitzt.


    Inzwischen finde ich, dass man eher Meilensteine setzt und darlegt, was angesichts der bisher erworbenen Fähigkeiten der nächste Schritt sein sollte.


    Wer liest bei euch die Förderpläne und könnte daran kritisieren?

  • Wer liest bei euch die Förderpläne und könnte daran kritisieren?

    Palim: Danke für die Hinweise. :rose: Naja, die Kollegin, die sie sehen will und dafür verantwortlich ist, dass sie geschrieben werden, und die Eltern und SuS, denen man sie vorlegt. Ggf. auch noch diejenigen, die Anfang Feb. vom LaSuB zu uns kommen, um sich alles anzusehen.

    "Misserfolg ist nur eine Möglichkeit von vorne zu beginnen. Nur dieses mal etwas Intelligenter!" (Denis Waitley)

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