Ruhezeiten vs. Lesenacht: Beamten-Arbeitszeitverordnung

  • Ich habe mit meinen Schülern in der 5. Klasse auch schon eine Lesenacht gemacht. Wir hatten dann am nächsten Tag keine Schule, Schüler wie Lehrer. Fand ich jetzt auch nicht dramatisch

    Was fandest du "auch nicht dramatisch" - dass ihr am nächsten Tag frei hattet? Oder war deine Nacht entspannt und nicht dramatisch? Hattest du dann nicht viel mehr Gkück? Oder sind deine Ss immer so folgsam?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Mag sein, dass eine schlaflose Nacht den jungen Menschen total viel bringt. Vielleicht gibt es außer dem Willen, dass das so ist, sogar etwas Belastbares.


    Es gibt lauter Sachen, die den Schülerinnen womöglich etwas bringen. Wenn die Verantwortlichen (Schulleiterin, Ministerin etc.) das so sehen und deshalb möchten, dass so etwas stattfindet, müssen sie für die nötigen Ressourcen sorgen. Auch für die personellen.


    Erklärt die Schulleiterin, wie hier angeführt, den Mangel an personellen Ressourcen, ist man schon durch: keine Lesenacht.

  • Zum Eingangsbeitrag:

    Meine Schule hat(te) Lesenächte als Teil ihres Lesekonzeptes im Programm. Das ist/war als Vorschlag unter vielem zu sehen, wie man zum Lesen motivieren kann. Zwingen zu einer Lesenacht kann einen keiner, man kann die lesebezogenen Kompetenzen auch durch andere Projekte erwerben.

    Bei uns läuft das so: Derjenige, der Lust dazu hat, macht die Lesenächte, ein anderer lässt sie bleiben. Zu den geplanten Aktionen wird die Klassenpflegschaft gefragt, denn, wenn man sie durchführt, ist es eine schulische Veranstaltung.

    Bei uns ist das nie ein Thema: Wer eine Lesenacht durchführt, der hat am darauffolgenden Tag frei wie die Schüler auch. Zur Vertretung wird man nicht eingesetzt. Wenn man wegen Fortbildungen oder genehmigtem Arztbesuch weg ist, ist man ja auch weg.


    Ich habe immer eine Lesenacht am Ende der 3. Klasse zusammen mit einer Studentin/Praktikantin durchgeführt und darauf geachtet, dass ich das Schulhaus für mich alleine hatte, da wir so eine Art Bücherschnitzeljagd zu einem Autor mit Aufgaben durch das Schulhaus gemacht haben. Das hat allen Spaß gemacht. Wenn das Wetter passte, gab es noch eine Nachtwanderung. Eigenes Lesen mit Taschenlampe und im Schlafsack im ausgeräumten Klassenzimmer macht den Kids Spaß. Morgens wurde gemeinsam gefrühstückt und noch Gesellschaftsspiele gespielt. Wenn ich mit Lesenächten für mich hauptsächlich Negatives verbunden hätte, hätte ich keine durchgeführt. Ich hatte aber selbst einen großen Spaßfaktor daran, wenn mich auch die Vorbereitung einiges an Zeit gekostet hat. Im Lauf der Jahre habe ich immer mehr Routine darin bekommen und es hat mich immer weniger gestresst, vor allem habe ich die Abläufe von Mal zu Mal diesbezüglich "optimieren" können. Man muss auch sehen, wo seine Grenzen sind, z.B. wäre mir ein Frühstück oder gar ein Abendessen (die Kinder kamen erst nach dem Abendessen) zu organisieren zu viel gewesen. Frühstück habe ich an die Eltern(sprecher) deligiert.

    Schlafen konnte ich meistens mit Unterbrechungen so 5-6 Stunden, denn die Schüler beachteten gewisse Regeln (z.B. leise sein von ...bis). Für manche war der verlängerte Abend mit Nachtwanderung oft bis kurz vor Mitternacht so viel Input, dass sie bald schliefen und nur die wenigsten noch lange lasen.

  • Die besagte Lehrerin ist im gemeinsamen Haushalt ansässig und ich möchte ihr belastbare Argumente/Vorgehensweisen für die Zukunft liefern, so dass sie gesundheitlich eben nicht irgendwann ihre Grenzen überschreitet. Das (be)trifft mich auch mit.

    Im Ausgangposting schien es mir zunächst um eine Argumentation gegenüber der Schulleiterin zu gehen. Nunmehr dann wohl eher um die Argumentation gegenüber der — wie soll ich’s sagen — der Betroffenen.


    Um ehrlich zu sein, fällt mir da nichts ein. So lange sie keine kognitiven Einschränkungen hat, die die am Einschätzen der gesundheitlichen Problematik hindern, und sie wohl nicht unter Betreuung steht, sehe ich nicht was ein Aufkleber „Rauchen schadet der Gesundheit“ bringen soll.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Es geht - wie geschrieben - darum, ihr gegenüber der SL Argumente zu liefern, damit Lesenächte in ihrem Sinne durchgeführt werden können. Ich lese aus meinen Beiträgen nicht heraus, dass ich meiner Frau gegenüber argumentieren müsste. Ob du es glaubst oder nicht, sie durchblickt das, ärgert sich, hat aber nicht den Nerv sich mit einer strategischen Vorgehensweise zu beschäftigen. Auf ähnlichem Spielfeld aber mit anderem Endgegner ist's auch Richtung Finanzamt bei uns so aufgeteilt. Ich mag es durchaus, gegen solche "Endgegner" zu "kämpfen" und mit guter Argumentation den nächsten Level zu erreichen. Da ist sie ein bisschen anders gestrickt. (Um jetzt noch die Verbindung zu dem alten Thread mit Gleichberechtigung und mental load zu schlagen: Ich kämpfe gegen solche Endgegner, sie mit den Terminen ;) :D ).

    Dumme Argumente wecken halt meinen Ehrgeiz. Ich hatte sie letztens auch mal gut bewaffnet, um die SL in einem dieser klassischen "machen alle doch schon immer so"-Fälle dazu zu bringen, unter massivem Rumgenörgel endlich mal eine legale Vorgehensweise anstelle einer seit 4 Jahren illegalen zu gehen, eine illegale Vorgehensweise, die aber von der SL nicht nur geduldet sondern gefordert wurde.


    Ihre SL argumentiert halt gerne zwischen Tür und Angel Pseudoargumenten, die aber voller Vehemenz und Überzeugung vorgetragen werden. Wenn man dann der SL gut "bewaffnet" entgegentreten kann, lösen sich hoffentlich die Pseudoargumente in Luft auf.

    Der ÖPR der Schule argumentiert regelmäßig gegenüber den LuL im Sinne der SL, weil man im ÖPR argumentativ so schlecht aufgestellt ist, dass die heiße Luft der SL jede vorsichtige kritische Nachfrage wegweht und dann die Haltung der SL übernommen wird. Aus diesem Grund mache ich die Recherche, die Aufgabe des ÖPR wäre, für meine Frau. Auch bei der illegalen Geschichte sieht der ÖPR nicht das Problem in dem illegalen Vorgehen sondern darin, dass man da ein Fass aufmacht.

  • @golum Sorry, wenn ich da etwas fehlinterpretiert haben sollte. Auf der anderen Seite interessiert mich dein Familienleben im Details nicht.


    Ich halte es trotzdem und nach wie vor für das einfachste und konsequenteste, keine Lesenacht zu veranstalten. Dann haben alle Seite Ruhe.


    Sonst besteht halt die Gefahr, dass man sich auf Kompromisse einlässt. Angesichts des Themas können die nur faul sein.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • @golum Sorry, wenn ich da etwas fehlinterpretiert haben sollte. Auf der anderen Seite interessiert mich dein Familienleben im Details nicht.


    Ich halte es trotzdem und nach wie vor für das einfachste und konsequenteste, keine Lesenacht zu veranstalten. Dann haben alle Seite Ruhe.


    Sonst besteht halt die Gefahr, dass man sich auf Kompromisse einlässt. Angesichts des Themas können die nur faul sein.

    Ja, das wäre auch meine pragmatische Haltung, aber ich schrieb ja schon in diesem Thread: GS-LuL sind da etwas anders in der Haltung, was so alles wichtig für die Kinder ist ;)

  • Ja, das wäre auch meine pragmatische Haltung, aber ich schrieb ja schon in diesem Thread: GS-LuL sind da etwas anders in der Haltung, was so alles wichtig für die Kinder ist ;)

    Wenn das wichtiger ist als die eigene Gesundheit, versagen Sachargumente. Und siehe da, schon drehen wir uns im Kreis.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • ... und an der Stelle wäre die Bildungsbürokratie gefragt, eben die Rahmenbedingungen zu schaffen, die dies ermöglichen. GS-LuL engagieren sich eben sehr häufig weit über die zur Verfügung gestellten Ressourcen hinaus, um das Drumherum umzusetzen, was du nennst.

  • Wenn das wichtiger ist als die eigene Gesundheit, versagen Sachargumente. Und siehe da, schon drehen wir uns im Kreis.

    Es geht von der Durchführung einer Lesenacht nicht zwingend eine Gefährdung der eigenen Gesundheit aus, auch wenn du das hier versuchst, so darzustellen. Der Ansatz, eher mal zu schauen, wie man eine solche Veranstaltung ausgestalten kann, um den Anforderungen an die Fürsorgepflicht und den rechtlichen Rahmenbedingungen zu genügen, ist doch zielführend.

  • Es geht von der Durchführung einer Lesenacht nicht zwingend eine Gefährdung der eigenen Gesundheit aus, auch wenn du das hier versuchst, so darzustellen.

    Kannst du eine Gesundheitsgefährdung durch Schlafentzug ausschließen?


    Der Ansatz, eher mal zu schauen, wie man eine solche Veranstaltung ausgestalten kann, um den Anforderungen an die Fürsorgepflicht und den rechtlichen Rahmenbedingungen zu genügen, ist doch zielführend.

    Kann man ja machen. Keine Lesenacht halte ich aber immer noch für weniger aufwändig.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Golum, schreibe doch mal die Rechtsabteilung vom Lehrerverband an, was die zu der Konstellation Lesenacht und am nächsten Tag Vertretungsunterricht für die Lehrerin meint. Ich bin hier in Bayern im BLLV und der hat mir immer sehr gute und ausführliche Auskünfte auf Rechtsfragen gegeben, die ich dann in Argumentationen verwenden konnte. Vielleicht bist du ja in Hessen in einem Lehrerverband.


    Mein Verständnis und das an meiner Schule ist so: Eine Lesenacht, die zudem einem pädagogischen Interesse (fachlich und gruppendynamisch) folgt, ist Arbeitszeit, da hat man den darauffolgenden Tag locker reingearbeitet; es ist wie ein Projekttag auf eine andere Zeit gelegt.

    Man nimmt mit dem Schlafdefizit dafür sogar einen größeren Stressfaktor in Kauf. Wenn das eine Schulleitung so nicht sehen kann, dann verstehe ich das nicht.


    (Oder ist es ein aktuelles Problem, da gerade so viel krank sind? Wenn ja, könnte man sich grundsätzlich überlegen, die Lesenächte eher Richtung Sommer zu machen, da ist die Vertretungssituation oft nicht so angespannt.)

  • Problem: Das ist so natürlich in der Verordnung nicht wörtlich drin sondern Interpretation. Meinungen hierzu?

    Was ich tun würde: Remonstrieren und ggf. am zweiten Tag vor versammelter Klasse auf dem Pult einschlafen. Wenn sich die Schüler oder Eltern darüber beschweren, dürfen sie dies gerne gegenüber der SL oder besser der lokalen Presse tun.

    Jetzt gibt es leider noch einen weiteren Satz in (3) "Soweit in Ausnahmefällen die Gewährung von gleichwertigen Ausgleichsruhezeiten aus objektiven Gründen nicht möglich ist, ist ein angemessener Schutz der Gesundheit anderweitig zu gewährleisten." Ich fürchte, dass die SL sich auf diesen Ausnahmefall herausreden würde, dass eben einfach keine Vertretung möglich sei. Kennt jemand eine Interpretation von Ausnahmefall?

    Also ich persönlich würde so einen Ausnahmefall nur sehen, sollte der Landkreis den Katastrophenfall ausgerufen haben und/oder es direkt um Menschenleben gehen. Also würden wir im Katastrophenfall für den Arbeitseinsatz herangezogen oder wäre da Leben eines Schutzbefohlenen in Gefahr, weil wir auf unserer Nachtruhe bestehen würden anstatt bei einer Klassenfahrt im Winter einen frierenden Schüler irgendwo abzuholen.

    Ein Lesenacht ist vorab geplant und somit eben kein Ausnahmefall.

  • Wobei ich auch Kollegen habe, die so eine Nacht gut wegstecken und danach weitermachen wie immer.

    Also ich bin nach kurzen Nächten (am ersten Tag Abendschule und dann am nächsten Tag gleich zur ersten Stunde wieder antreten und volle 8 Stunden Unterricht hinlegen) schon wiederholt am zweiten Tag vor versammelter Klasse auf dem Pult eingepennt. Daraus mache ich mir inzw. auch nichts mehr. Wenn mich einer der Schüler fragt, sage ich ganz direkt, daß das die Folge davon ist, wenn man die gesetzlich vorgeschriebene Mindestruhezeit von 11 Stunden, wie ich es ihnen im Unterricht sogar selber beibringe, nicht einhalten kann.


    Sie sollten sich mal überlegen welche Folgen es hätte, wenn sie so übermüdet an den Maschinen stehen würden. Unfallgefahr?

  • Kannst du eine Gesundheitsgefährdung durch Schlafentzug ausschließen.

    Mal abgesehen davon, dass eine Lesenacht nicht zwingend mit Schlafentzug einhergehen muss, sind die Fragen auch an der Sache vorbei, sonst könnte man genauso fragen: Kannst du eine Gesundheitsgefährdung.....


    ...durch das Stehen vor der Klasse....

    ...durch das Sitzen im Lehrerzimmer....

    usw. ausschließen?


    Es muss aber heißen: "Führt die Durchführung einer Lesenacht zu einer Gesundheitsgefährdung und wie kann diese vermieden werden?" (Die Gesundheitsgefährdung...nicht zwingend die Lesenacht ;) )


    Kann man ja machen. Keine Lesenacht halte ich aber immer noch für weniger aufwändig.

    Dass du so einige Dinge unseres Berufes, die über den reinen Fachunterricht hinausgehen, für zu aufwändig hälst, hast du hier hinreichend oft dargestellt. Zu unserem Beruf gehört aber nun einmal noch deutlich mehr dazu. Dass das nicht zu Lasten des Personals gehen darf (im Sinne von Gesundheitsgefährdung, unbezahlter - tatsächlicher - Mehrarbeit usw. ist vollkommen unbestritten. Deswegen muss man auch schauen, was genau wie machbar ist und was nicht. Einfach von vorneherein auszuschließen, dass etwas machbar sein könnte, mag zwar weniger aufwändig sein, wird unserer Verantwortung aber kaum gerecht.

  • sonst könnte man genauso fragen: Kannst du eine Gesundheitsgefährdung.....


    ...durch das Stehen vor der Klasse....

    ...durch das Sitzen im Lehrerzimmer....

    usw. ausschließen?

    Insbesondere angesichts der „Stühle“ im Lehrerinnenzimmer kann ich das nicht. Bie beiden Punkten weiß ich aber, wie ich mich verhalten kann, damit die Gesundheitsgefährdung mich nicht trifft. Ist dieser Strohfrau damit genüge getan?

    "Führt die Durchführung einer Lesenacht zu einer Gesundheitsgefährdung und wie kann diese vermieden werden?"

    Ist das die Frage, die dich interessiert? Dann stelle sie.

    Dass du so einige Dinge unseres Berufes, die über den reinen Fachunterricht hinausgehen, für zu aufwändig hälst, hast du hier hinreichend oft dargestellt. Zu unserem Beruf gehört aber nun einmal noch deutlich mehr dazu.

    Wo sind eigentlich die Kriterien dafür, was dazu gehört? Bisher erlebe ich immer nur, dass eine „Lesenacht“ ruft und die zweite diese für „wichtig“ erklärt. Und schon sollen alle mitmachen? Ich bin da ja nicht von betroffen. Aber mir wäre das zu dünn. Wie entscheidet ihr eigentlich, was wriklich „wichtig“ ist? Und was soll „wichtig“ in diesem Kontext eigentlich bedeuten?


    Deswegen muss man auch schauen, was genau wie machbar ist und was nicht. Einfach von vorneherein auszuschließen, dass etwas machbar sein könnte, mag zwar weniger aufwändig sein, wird unserer Verantwortung aber kaum gerecht.

    Im vorliegenden Fall schint es mit so, dass der Schulleitung die Angelegentheit nicht wichtig genug ist, dafür auf regulären Unterricht zu verzichten. Damit halte ich die Angelegenheit für genug geprüft und erledigt.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Wenn ich golums Frau wäre, würde ich mich tierisch aufregen, dass er diesen Fall in einem Lehrerforum breittritt, es sei denn, sie weiß das, will das und geht konform. Wahrscheinlich hat seine Frau gar kein Problem damit, sonst würde sie sich mit Kolleginnen austauschen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Dass eine SL die Kolleginnen zu einer ungewollten Lesenacht zwingt, wage ich zu bezweifeln. Es wäre gut zu wissen, ob alle anderen auch auf den Freitag ausweichen, um sich selbst weniger unter Stress zu setzen. Dann könnte man überlegen, welcher Ausgleich dafür machbar wäre.

  • Das ist im Rahmen meiner Recherche genehmigt, sie interessiert aber nur das Ergebnis.

    Wobei auch weniger die Freitagsvariante als Problem gesehen wird als die während der Woche ohne folgende Rücksichtnahme.

  • Es wird keine Rücksicht genommen, weil man alle auf den Freitag "zwingt", bzw. davon ausgeht, dass alle auf den Freitag ausweichen. Ein anderer Tag wäre auch für die Schüler doof. Unsere Eltern würden bestimmt Sturm laufen. Man sollte es direkt mal ausprobieren.

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