Miese Leistungen bei Klassenarbeiten im Fach Deutsch

  • zu Genüge.

    zur Genüge

    gelobt und geschoben worden

    wurden


    Also sorry, aber bringt euren SuS doch bitte das Schreiben bei. Ein Deutschlehrer von uns hat sich in Klasse 5 aufgeregt, dass wir unsere Aufsätze nicht in Einleitung/Hauptteil/Schluss zu gliedern vermögen. Statt sich im Internet über unsere Blödheit zu beklagen, hat er das Thema noch mal erklärt und eine extra Klassenarbeit geschrieben, die nur in einer Gliederung bestand. Das ist über 30 Jahre her, aber ich hab's mir gemerkt.

  • Matheklausuren sind im Fachabi wegen der Kompetenzorientierung auch mittlerweile so lang, dass die nicht am Rechnen, sondern am Textverständnis scheitern. Wir üben vorher übersetzen von Textaufgabe in Mathe, mit Markieren (was ist gefragt, was ist gegeben).

    Ich glaube unsere letzten Vorschläge für 180 Minuten waren mit Skizzen um die 5-6 Seiten. Das ist wahrscheinlich mehr Text als in Deutsch.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ich verstehe den Wunsch nach Alltagsorientierung, aber dadurch, dass manche Prüfungsaufgaben in der Sek II derart textlastig sind, verlieren sie ihren eigentlichen Fokus, nämlich die Überprüfung des Beherrschens mathematikbezogener Kompetenzen und Leitideen, aus den Augen. Die Prüfungsaufgaben verlieren dadurch an Validität. Sie überprüfen nicht, was sie eigentlich überprüfen sollen.

  • Na ja, ich kann aber doch auch niemandem ein (Fach-)Abitur geben, der nicht in der Lage ist, einen entsprechenden Text zu verstehen. Das Problem setzt sich doch dann bei den Studierenden fort. Ich saß vor 10 Jahren schon in einem Unigremium, welches überlegt hat, ob man Vorsemester einführen sollte, um z.B. Lesekompetenz zu vermitteln.

  • Dann muss man die SuS sitzen lassen und im kommenden Jahr auf die Realschule überweisen. Diejenigen, die die SuS bis zum Abitur durchschleifen, sind dieselben, die sich hier beklagen.

    Auf der Realschule braucht’s keine Lesekompetenz?

  • Dann muss man die SuS sitzen lassen und im kommenden Jahr auf die Realschule überweisen. Diejenigen, die die SuS bis zum Abitur durchschleifen, sind dieselben, die sich hier beklagen.

    An unserer Schule bekommen wir die SuS frühestens nach Abschluss von Klasse 10. Die Zulassung zum Fachabi wird in diesem Jahr bei einigen z.B. an Mathe und Deutsch scheitern.

  • Ähnliches kann ich auch beobachten. Wobei aber meiner Meinung nach auch bei vielen das generelle Interesse an der Auseinandersetzung mit Literatur und Sachtexten bzw. den Feinheiten der Sprache schwindet.


    Das hängt aber meiner Meinung nach nicht zuletzt auch mit der veränderten Schrift- und Rezeptionskultur (kurze Textnachrichten, Sprachnachrichten) zusammen, die das oberflächliche Erfassen von Informationen fördert. Die SuS werden zumeist ja im Alltag zumeist nur noch mit Videos oder kurzen Textfragmenten konfrontiert.

    Von einer Interpretationsebene, die eine abstrakte und durchdachte Auseinandersetzung mit einem literarischen Text erfordert, will ich gar net anfangen, weil das ja erstmal die grundlegende Erfassung des Textes erfordert.


    Ich bin kein Feind neuer Medien, aber diese Veränderung sehe ich mit Sorge.

  • Ich bin kein Feind neuer Medien, aber diese Veränderung sehe ich mit Sorge.

    Ich nicht. Schule wird sich verändern müssen. Mein Vater prophezeite mir das Scheitern, weil ich keinen Rechenschieber benutze, sondern einen Taschenrechner. "Du wirst nie Größenordnungen einschätzen können". Ja stimmt. Ich kann dafür anderes. Und das ist bei den nachfolgenden Generationen ebenso.

  • Ich nicht. Schule wird sich verändern müssen. Mein Vater prophezeite mir das Scheitern, weil ich keinen Rechenschieber benutze, sondern einen Taschenrechner. "Du wirst nie Größenordnungen einschätzen können". Ja stimmt. Ich kann dafür anderes. Und das ist bei den nachfolgenden Generationen ebenso.

    Exakt. Und deshalb muss Schule sich verändern hin zu einer noch stärkeren Vermittlung von Basiskompetenzen bis in die Oberstufe hinein. Das hat meiner Meinung nach auch nichts damit zu tun, dass die Gesellschaft den Bach runter geht oder ähnliches, sondern die Anforderungen sind auch einfach gestiegen oder haben sich verändert. Der Erwerb von Lesekompetenz zum Beispiel war noch nie mit dem Übertritt ans Gymnasium oder in die Oberstufe abgeschlossen, und er ist es jetzt erst recht nicht. Und wie viel Zeit verwenden durchschnittliche Lehrkräfte auf die Förderung der Lesekompetenz ab der 8.Klasse?

  • Ich nicht. Schule wird sich verändern müssen. Mein Vater prophezeite mir das Scheitern, weil ich keinen Rechenschieber benutze, sondern einen Taschenrechner. "Du wirst nie Größenordnungen einschätzen können". Ja stimmt. Ich kann dafür anderes. Und das ist bei den nachfolgenden Generationen ebenso.

    Deshalb sagte ich, ich bin kein Feind, weil natürlich mit zunehmender Digitalisierung der Lebenswelt andere Kompetenzen in den Mittelpunkt gerückt werden. Dennoch ist aus meiner Sicht die Fähigkeit, komplexe Texte erfassen und verarbeiten zu können, essentiell.


    Pakativ und überspitzt formuliert: Was bringt mir eine neue hochkomplexe Software, wenn ich die Bedienungsanleitung/FAQ nicht lesen kann (und die Software z.B. nicht intuitiv gestaltet ist oder kein Support verfügbar? )


    Lesen und Schreiben sind nunmal basale Schlüsselkompetenzen, die nicht zugunsten anderer (ebenso wichtiger) Fähigkeiten vernachlässigt werden dürfen. Dazu gehört auch, die eigene Muttersprache schriftlich zumindest befriedigend zu beherrschen.

  • Ich nicht. Schule wird sich verändern müssen. Mein Vater prophezeite mir das Scheitern, weil ich keinen Rechenschieber benutze, sondern einen Taschenrechner. "Du wirst nie Größenordnungen einschätzen können". Ja stimmt. Ich kann dafür anderes. Und das ist bei den nachfolgenden Generationen ebenso.

    Das ist halt jeweils ein Unterschied, ob ich andere/neuere/bessere fachliche Tools benutze. Das führt ja nicht zum Scheitern sondern nur zu einer Veränderung beim Lösen der Probleme. Du hast gelernt, mit anderen/neuen fachlichen Tools zu arbeiten.


    Wenn aber neue nicht-fachliche Tools mit dazu beitragen, dass Konzentration und Wahrnehmung leiden, dann fördert das grad eben nicht das Lösen von Problemen mit neuen fachlichen Tools sondern reduziert allgemein die Problemlösekompetenz.


    Interessant ist, dass bspw. China die Nutzungszeit von TikTok auf 40 Minuten beschränkt. Dort hat man wohl erkannt, dass die exzessive Nutzung schädlich sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Deshalb sagte ich, ich bin kein Feind, weil natürlich mit zunehmender Digitalisierung der Lebenswelt andere Kompetenzen in den Mittelpunkt gerückt werden. Dennoch ist aus meiner Sicht die Fähigkeit, komplexe Texte erfassen und verarbeiten zu können, essentiell.


    Pakativ und überspitzt formuliert: Was bringt mir eine neue hochkomplexe Software, wenn ich die Bedienungsanleitung/FAQ nicht lesen kann (und die Software z.B. nicht intuitiv gestaltet ist oder kein Support verfügbar? )


    Lesen und Schreiben sind nunmal basale Schlüsselkompetenzen, die nicht zugunsten anderer (ebenso wichtiger) Fähigkeiten vernachlässigt werden dürfen. Dazu gehört auch, die eigene Muttersprache schriftlich zumindest befriedigend zu beherrschen.

    Daher sehe ich den Kompetenzbegriff bzw. das Konzept der Kompetenzorientierung als problematisch an.

    Gleichwohl dürfte mittlerweile das Gros der schriftlichen Kommunikation bei den SchülerInnen (und bei vielen Erwachsenen) über Handys laufen und im Wesentlichen aus Kurznachrichten in den bekannten sozialen Netzwerken bestehen. Da geht mittelfristig das Bewusstsein für formalere (und förmlichere) Kommunikation verloren.

    Dann ist es Aufgabe der Schule, hier ein Bewusstsein für die notwendige Differenzierung in der Kommunikation zu schaffen. Meine SchülerInnen an meiner neuen Schule sind teils überraschend oberförmlich, gleichwohl finde ich das gut, weil sie grundsätzlich wissen, wie Kommunikation im schulischen Kontext und im "offizielleren" Kontext funktioniert.


    Beim Lesen und Schreiben sowie beim Rechnen Abstriche hinzunehmen halte ich für sehr gefährlich. Das sind Dinge, die man einfach können muss, weil sie zum einen wie oben dargelegt basal und obendrein zeitlos sind.

  • Ich glaube unsere letzten Vorschläge für 180 Minuten waren mit Skizzen um die 5-6 Seiten. Das ist wahrscheinlich mehr Text als in Deutsch.

    Wobei es schon deutlich weniger Fließtext ist als in den Sprachen, da ja mehrere Graphen jede Menge Platz einnehmen.


    Ansonsten finde ich manchen Text bei Aufgaben im Sachzusammenhang auch überflüssig. Die SuS zum genauen Lesen von Texten anzuhalten und das ein oder andere Wort „auf die Goldwaage“ zu legen, ist dagegen m. E. absolut in Ordnung. Sie müssen auch beim mathematischen Argumentieren sehr genau mit ihren Worten umgehen. Es spielt auch ohne einen längeren Text eine Rolle, ob z. B. in einer Stochastikaufgabe „mindestens“ oder „höchstens“ oder Ähnliches steht.


    Wenn’s um Logik geht, sind die Formulierungen eben nicht beliebig. Das war auch ohne Kompetenzlehrpläne schon so - ich denke mal nur an „notwendige“ vs „hinreichende“ Bedingungen.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Daher sehe ich den Kompetenzbegriff bzw. das Konzept der Kompetenzorientierung als problematisch an.

    Diese Sicht ist ggf. eben auch schulartabhängig. In einem beruflichen Fach ist die Frage nach der Kompetenz zentral. Welche Handlungen sind an einem fachlichen Gegenstand möglich? Welche Kompetenzen werden dadurch jeweils gefördert? Welche wähle ich dann für meinen Unterricht aus?


    In der Technik spielen zum Beispiel Formeln und Berechnungen auch eine Rolle:

    Ich könnte in meinem Unterricht also alle Varianten von [...] berechnen lassen. Ach wie schön, die SuS sind einigermaßen ruhig und bekommen irgendwie größtenteils richtige Ergebnisse hin. Dann habe ich aus fachsystematischer Sicht alles schön abgehakt.

    Oder ich gehe kompetenzorientiert an das ganze heran: OK, da ist ein Formel. Wo kommt die her, was beschreibt sie? Welche Handlungen sind möglich, um sich diesen Zusammenhang zu erschließen? Sind diese Handlungen auch eine Abbildung der Realität? Dann mache ich eventuell einen Unterricht, der sich auf die Analyse eines Systems konzentriert, die Funktion beschreibt und das in einer Formel abbildet (dir wir auch berechnen).

    Oder ich gestalte es so, dass wir für Anforderungen des Kunden eine Lösung entwickeln müssen. Wir wälzen Kataloge und Tabellen und entwickeln (und berechnen) Lösungen.


    Eine kompetenzorientierte Betrachtung des Unterrichts anstelle einer fachsystematischen fordert dich immer zu hinterfragen: Gibt es sinnvollere Varianten zum Umgang mit diesem Gegenstand?

    Das nimmt aber natürlich die Fachsystematik nicht aus dem Unterricht raus.

  • Als ITl'er wundern mich die guten Deutschnoten meiner Schüler.

    Wenn diese bei mir in Leistungsnachweisen ihre Deutschkenntnisse präsentieren, komme ich aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus.

    Die Deutschnote erfasst schlicht andere Kompetenzen als die, die man als Fachfremder so als erstes erwartet.


    Matheklausuren sind im Fachabi wegen der Kompetenzorientierung auch mittlerweile so lang, dass die nicht am Rechnen, sondern am Textverständnis scheitern.

    Das ist bei uns in der ZP10 und in den Lernstanderhebungen 8 auch das große Problem. Im Grunde sind das keine Matheprüfungen mehr, sondern Sprachprüfungen mit nachgeschaltetem Matheteil. ;(


    Daher sehe ich den Kompetenzbegriff bzw. das Konzept der Kompetenzorientierung als problematisch an.

    Finde ich übrigens nicht. Es hängt sehr an der Umsetzung. Leider beobachte ich in meinen Fächern, dass da die Tendenz zu den für die Lehrperson/Schulbuchautoren einfach zu stellenden Aufgaben mit viel Sprachanteil geht. Das führt dann letztlich dazu, dass man sich fragen muss, was eigentlich wirklich vermittelt und geprüft wird.

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