Motivation ukrainischer Schüler

  • Also, ich habe es heute nochmal wieder probiert in einer Klasse mit SuS aus der Ukraine, Moldawien, Albanien und Rumänien im Alter zwischen 12 und 17 Jahren, wobei einige erst immer wieder nach Start der Klasse dazugekommen sind.


    1) Klare Vorgabe des Lernziel, Inhalte der Stunde, Visualisierung der Aspekte an der Tafel mit Beispielen.

    2) Quiz zur Anwendung unter Mitarbeit der SuS.

    3) Arbeitsblatt mit Besprechung der Struktur der Aufgaben und ggf. Fremdwörtern zur Übung/Festigung


    Ergebnis: nach einigen Minuten fingen die gegenseitigen Beschimpfungen in der Fremdsprache wieder an. Folge: Geschrei und Geweine.

    Dann kippelte einer so mit dem Stuhl, dass er mit einem Rums umfiel. Dann wurden trotz allerlei Beispielen etc. auf dem Arbeitsblatt von mehreren S irgendwelche Bildchen gemalt... die Mädchen machten sich die Haare.. andere schauten aus dem Fenster. Dann fiel die Wasserflasche runter, alles unter Wasser.. schon wieder Chaos.


    Ich meine, ein gewisses Maß an Mitarbeit darf ich doch schon von den SuS verlangen... sie zeigen mir jedenfalls zum Großteil, dass sie auf das Sprachenlernen keine Lust haben. Wirklich ein diametraler Gegensatz zu dem, was ich vertretungsweise an den "normalen" Gymnasialklassen erlebt habe.


    Ich glaube, es ist doch menschlich, dass irgendwann, wenn die eigene Anstrengung etwas zu erklären, zu visualisieren etc. so konterkariert wird, ein Lehrer sich denkt: sollen die S doch machen, was sie wollen, die lernen eh nichts mehr, mir doch egal... oder nicht? Die Geduld des Lehrers ist auch beschränkt.


    Und es scheint eben noch eine Komponente zu geben: es gibt Kollegen, die haben irgendwie ein "Händchen" für die Arbeit mit Kindern und scheinen so etwas auszustrahlen. Andere - zu denen ich mich auch zählen würde - sind da deutlich distanzierter und theoretischer. Ist so.

  • Du hängst dich eine Stunde etwas mehr rein und wirfst direkt das Handtuch, wenn es nicht läuft, erwartest aber von deinen SuS, dass sie ungeachtet ihrer täglichen Frustration dennoch weiterhin engagiert und begeistert deinem Unterricht lauschen sollen, selbst wenn dieser doch mal wieder nur aus Hangman und Mandalas malen besteht? Werd erwachsen und mach deinen Job vernünftig und das kontinuierlich, nicht nur mal ausnahmsweise. Dann merken deine SuS nämlich auch, dass du diesen Unterricht ernst nimmst, sie nicht aufgibst, sondern dich dafür engagierst. Zumindest ein paar deiner SuS kannst du so packen und mitnehmen, damit es gemeinsam besser werden kann.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Du hängst dich eine Stunde etwas mehr rein und wirfst direkt das Handtuch, wenn es nicht läuft, erwartest aber von deinen SuS, dass sie ungeachtet ihrer täglichen Frustration dennoch weiterhin engagiert und begeistert deinem Unterricht lauschen sollen, selbst wenn dieser doch mal wieder nur aus Hangman und Mandalas malen besteht? Werd erwachsen und mach deinen Job vernünftig und das kontinuierlich, nicht nur mal ausnahmsweise. Dann merken deine SuS nämlich auch, dass du diesen Unterricht ernst nimmst, sie nicht aufgibst, sondern dich dafür engagierst. Zumindest ein paar deiner SuS kannst du so packen und mitnehmen, damit es gemeinsam besser werden kann.

    Du weißt doch gar nicht, wie lange Aviator bereits vor diese pädagogische Wand rennt. Vielleicht geht es Aviator bereits seit Monaten so.

  • Ergebnis: nach einigen Minuten fingen die gegenseitigen Beschimpfungen in der Fremdsprache wieder an. Folge: Geschrei und Geweine.

    Dann kippelte einer so mit dem Stuhl, dass er mit einem Rums umfiel. Dann wurden trotz allerlei Beispielen etc. auf dem Arbeitsblatt von mehreren S irgendwelche Bildchen gemalt... die Mädchen machten sich die Haare.. andere schauten aus dem Fenster. Dann fiel die Wasserflasche runter, alles unter Wasser.


    Ich meine, ein gewisses Maß an Mitarbeit darf ich doch schon von den SuS verlangen... sie zeigen mir jedenfalls zum Großteil, dass sie auf das Sprachenlernen keine Lust haben.

    Eigentlich zeigen sie dir erst mal nur, dass es es irgendwelche Konflikte gab; einer wohl beim Bewegen etwas übertrieben hat und deshalb umgefallen ist; sie auf Blätter gezeichnet haben (was u.a. auch bei der Konzentration helfen kann, je nach Schüler*in), und sie sich eben die Haare gemacht (ist ein weites Feld, haben sie nen Zopf neu gemacht oder mit Spiegel, Kamm und Spangen minutenlang frisiert?) und aus dem Fenster geschaut haben (wie lange? wie restliches Verhalten?). Keine Lust auf Sprachenlernen ist erst mal nur deine Interpretation und - selbst wenn - wenn du sie bisher nur beschäftigt hast, gib ihnen doch auch die Chance zur Umgewöhnung?


    Ich glaube, es ist doch menschlich, dass irgendwann, wenn die eigene Anstrengung etwas zu erklären, zu visualisieren etc. so konterkariert wird, ein Lehrer sich denkt: sollen die S doch machen, was sie wollen, die lernen eh nichts mehr, mir doch egal... oder nicht? Die Geduld des Lehrers ist auch beschränkt.

    Irgendwann ja, nach der ersten Stunde: eher nein. Und selbst wenn emotional dieses Gefühl eintritt: es ist immer noch der Job, für den man bezahlt wird. Also aufraffen, weitermachen; die Schüler*innen haben das Recht auf Unterricht.



    Und es scheint eben noch eine Komponente zu geben: es gibt Kollegen, die haben irgendwie ein "Händchen" für die Arbeit mit Kindern und scheinen so etwas auszustrahlen. Andere - zu denen ich mich auch zählen würde - sind da deutlich distanzierter und theoretischer. Ist so.

    In jedem Job gibt es Bereiche, die leichter und die schwerer fallen. Wenn das einer der Bereiche ist, die dir schwerer fallen, ist das trotzdem kein Grund, die Arbeit einzustellen. Du bist Lehrkraft in dieser Gruppe, du bist zumindest für dieses Schuljahr (was ja nun auch nicht mehr endlos lang ist) dafür zustöndig, dass Unterricht stattfindet - zieh das durch; wirst sicherlich mehr für die Praxis bei einem nächsten Mal mitnehmen können.

  • Du weißt doch gar nicht, wie lange Aviator bereits vor diese pädagogische Wand rennt. Vielleicht geht es Aviator bereits seit Monaten so.

    Hast du dir den gesamten Thread sprich sämtliche Einlassungen von Aviator zu seiner Arbeitsmoral auch schon vor der Abordnung durchgelesen, sowie seine wiederholt geäußerten, abfälligen Kommentare über diverse Gruppen von SuS, die er nicht beschulen will oder wird? Ich reagiere auf das, wie der TE sich selbst hier darstellt und das ist nun einmal kein engagierter Kollege, der sich verzweifelt engagiert, aber gegen pädagogische Wände rennt in seinem Bemühen, den ich (oder auch zahlreiche andere User:innen hier) dort erkenne.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Gymnasiasten zu unterrichten ist halt ein Privileg. Die Ukraineschüler, die überall hin-verteilt werden, sind nicht unbedingt welche. Mittel-, Ober- und Realschullehrer kämpfen mit solchen Verhaltensweisen jeden Tag. Da hilft:

    • Regeln und Konsequenzen,
    • der Schüler muss etwas zu tun haben

    Lange Lehrervorträge (und gar in einer Fremdsprache) sind für unsere Schüler Freizeit. Sie verhalten sich dann genau so wie du es beschreibst. Du erklärst die Struktur eines Arbeitsblattes, währenddessen quatschen sie, schminken sich und schauen auf ihr Handy. Wenn sie dann arbeiten sollen, fragen sie wies geht...


    Bei uns ist es üblich, den Unterricht mit einer täglichen Übung zu beginnen. Mathe: ein paar kleine Rechenaufgaben, DaZ vielleicht eine kleine Abschreibeübung mit Substantive, Adjektive oder Satzglieder farbig unterstreichen, eine Zuordneübung oder dergleichen. Zu schwierig soll es nicht sein. Die Schüler kommen schon mal ins arbeiten und mit Glück kehrt Ruhe ein.

  • Gymnasiasten zu unterrichten ist halt ein Privileg. Die Ukraineschüler, die überall hin-verteilt werden, sind nicht unbedingt welche. Mittel-, Ober- und Realschullehrer kämpfen mit solchen Verhaltensweisen jeden Tag. Da hilft:

    • Regeln und Konsequenzen,
    • der Schüler muss etwas zu tun haben

    Lange Lehrervorträge (und gar in einer Fremdsprache) sind für unsere Schüler Freizeit. Sie verhalten sich dann genau so wie du es beschreibst. Du erklärst die Struktur eines Arbeitsblattes, währenddessen quatschen sie, schminken sich und schauen auf ihr Handy. Wenn sie dann arbeiten sollen, fragen sie wies geht...


    Bei uns ist es üblich, den Unterricht mit einer täglichen Übung zu beginnen. Mathe: ein paar kleine Rechenaufgaben, DaZ vielleicht eine kleine Abschreibeübung mit Substantive, Adjektive oder Satzglieder farbig unterstreichen, eine Zuordneübung oder dergleichen. Zu schwierig soll es nicht sein. Die Schüler kommen schon mal ins arbeiten und mit Glück kehrt Ruhe ein.

    Interessant. Aber ist es dann von der Bezirksregierung sinnvoll, Lehrkräfte, die überhaupt keine Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen haben, in genau solche Klassen zu schicken?

    • Offizieller Beitrag

    Interessant. Aber ist es dann von der Bezirksregierung sinnvoll, Lehrkräfte, die überhaupt keine Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen haben, in genau solche Klassen zu schicken

    Wenn sie woanders über sind und man sie anderweitig nicht unterbringen kann: ja. Ein ausgebildeter Lehrer (egal welcher Stufe) ist besser als kein Lehrer.

    • Offizieller Beitrag

    Interessant. Aber ist es dann von der Bezirksregierung sinnvoll, Lehrkräfte, die überhaupt keine Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen haben, in genau solche Klassen zu schicken?

    oh, du hast deine Praktika und dein Ref in der Erwachsenenbildung gemacht? Interessante, neue Informationen. (nicht. ich weiß)

  • Generell unmotiviert sind die DaZ-Schüler auf keinen Fall. Ich habe hier gerade 7 Schüler, die freiwillig in der 0. Stunde (7:15 Uhr) zum Mathe-Fördern erschienen sind.

    Nach einigem gemeinsamen Üben und danach allein üben am Tablett sagen sie zum Klingeln zur 1. Stunde, sie haben jetzt noch keinen Unterricht, ob sie noch ein bisschen weiter Mathe üben dürfen. Sie sitzen jetzt alle konzentriert am Tablett und üben Vorrangregeln mit meiner kleinen App:

    https://mathetoolbar.de/uebungen/rechenregeln.html

    Und zwar hartnäckig, bis es klappt ...

    Ich habe gerade auch eine Freistunde.

  • Generell unmotiviert sind die DaZ-Schüler auf keinen Fall. Ich habe hier gerade 7 Schüler, die freiwillig in der 0. Stunde (7:15 Uhr) zum Mathe-Fördern erschienen sind.

    Nach einigem gemeinsamen Üben und danach allein üben am Tablett sagen sie zum Klingeln zur 1. Stunde, sie haben jetzt noch keinen Unterricht, ob sie noch ein bisschen weiter Mathe üben dürfen. Sie sitzen jetzt alle konzentriert am Tablett und üben Vorrangregeln mit meiner kleinen App:

    https://mathetoolbar.de/uebungen/rechenregeln.html

    Und zwar hartnäckig, bis es klappt ...

    Ich habe gerade auch eine Freistunde.

    Woher kommen denn diese Schüler ursprünglich?


    Mathe mögen viele scheinbar nach meiner Beobachtung auch lieber. Aber es geht wohl im Kern darum die deutsche Sprache zu lernen.


    Gestern auch wieder, Wandertag:

    Viele aus der IK Klasse stürmen auf eine geflochtene Hängebrücke zu, schaukeln so wild, dass man denken könnte, dass die Brücke gleich abstürzt bis sich andere Eltern/Betreuer beschweren, weil sie offenbar Angst um ihre Kinder hatten, die auch auf der Brücke waren.


    Dann wurden allerlei Pflanzen abgerissen im Beet, sich mit vollen (Plastik-)Wasserflaschen gegenseitig auf den Kopf gehauen etc.

    Der Arbeitsplatz in der Schule sieht trotz Aufforderung, aufzuräumen, auch oft aus wie ein Müllplatz.


    Mein Eindruck nach gut 3 Monaten Zwangseinsatz in den IK Klassen ist jedenfalls:

    Unterricht für die Wand, Chaos, Streitereien und Gleichgültigkeit bei den Schülern (mit Blick auf Material und Lehrer) und in der Folge - wenn man sieht, dass Aufrufe und Angebote nicht fruchten - auch beim Lehrpersonal.

  • Gestern auch wieder, Wandertag:

    Viele aus der IK Klasse stürmen auf eine geflochtene Hängebrücke zu, schaukeln so wild, dass man denken könnte, dass die Brücke gleich abstürzt bis sich andere Eltern/Betreuer beschweren, weil sie offenbar Angst um ihre Kinder hatten, die auch auf der Brücke waren.


    Dann wurden allerlei Pflanzen abgerissen im Beet, sich mit vollen (Plastik-)Wasserflaschen gegenseitig auf den Kopf gehauen etc.

    Der Arbeitsplatz in der Schule sieht trotz Aufforderung, aufzuräumen, auch oft aus wie ein Müllplatz.

    Bist du schon mal auf die Idee gekommen, zu erziehen? Schule hat Erziehungs- und Bildungsauftrag. Letzteres geht ohne das erste halt leider auch nicht.

  • Mal vom Wandertag abgesehen, wenn den Schülern Mathe mehr Spaß macht, wie wäre es generell nach Inhalten zu suchen, die Ihnen vielleicht zusagen? Solange die Inhalte auf Deutsch angeboten werden, lernen sie doch sprachlich etwas dazu. Das muss kein dröger Grammatikunterricht sein.

  • Mein Eindruck nach gut 3 Monaten Zwangseinsatz in den IK Klassen ist jedenfalls:

    Unterricht für die Wand, Chaos, Streitereien und Gleichgültigkeit bei den Schülern (mit Blick auf Material und Lehrer) und in der Folge - wenn man sieht, dass Aufrufe und Angebote nicht fruchten - auch beim Lehrpersonal.

    Schon mal mit "Ottos Mops" probiert?

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Aus meiner Verwandtschaft weiß ich, dass das Schulsystem in Osteuropa viel strenger ist und keine Entgleisung zugelassen wird.


    Wenn diese Schüler dann auf unser eher kooperatives System treffen, ist die Verunsicherung groß.

    Unterricht müsste in den beschriebenen Chaosklassen erstmal weit hintenan stehen und vordergründig Erziehungsarbeit geleistet werden. Dazu gehören geeignete Lehrer und eine sozialpädagogische Betreuung.


    Bei uns ist es leider so, dass nicht die besten Lehrer sondern die Wanderpokale, die kein Bildungsgang haben möchte, in solchen Klassen eingesetzt werden. Dazu oft nur für zwei Durchgänge, so dass Erfahrung und Kontinuität aufgebaut werden kann.


    Sehr frustrierend für alle Seiten.

  • Die Schüler, die bei mir Mathe-Fördern machen, kommen fast alle aus Syrien.

    Was sagen denn die Eltern dazu, dass ihre Kinder in der Schule Scheiße machen? Nachsitzen, Extraaufgaben ..., wird das von den Eltern unterstützt und durchgesetzt?

  • Aus meiner Verwandtschaft weiß ich, dass das Schulsystem in Osteuropa viel strenger ist und keine Entgleisung zugelassen wird.

    Wobei ukrainische SuS in Deutschland auch bei ukrainischen Lehrkräften auffallen und in den DaZ-Klassen Leute aus allen Nationen sitzen, teilweise ohne Schulbildung oder mit Lernbehinderungen.


    Die Aufgabe ist also sehr herausfordernd, man müsste erfahrene und qualifizierte Leute einsetzen, Kolleg*innen mit DaZ und keine

    Wanderpokale, die kein Bildungsgang haben möchte,...

    In Zeiten von Lehrkräftemangel wohl unrealistisch.

    • Offizieller Beitrag

    Gleichgültigkeit

    Die hattest du doch von Anfang an.


    Sicherlich kann es Situationen geben, in denen nichts fruchtet.

    Aber wenn man mit der Einstellung

    Zwangseinsatz

    dareingeht kann eigentlich gar nichts fruchten.

Werbung