Nur digitaler Unterricht ist guter Unterricht?

  • Die Nutzung digitaler Medien ist aber ebenfalls in den Bildungsplänen BaWü vorgeschrieben.

    Ich bin gerade den Bildungsplan Ethik Zweijährige Berufsfachschule exemplarisch durchgegangen.

    In Sachen Methoden sind handlungsorientierte Stunden vorgeschrieben, in Sachen Medien nichts.

  • Ich bin jetzt mal vom Gymnasium ausgegangen. In Ethik für die zweijährige BFS scheint der aktuelle Plan von 2008 zu sein, ist das richtig? Dann wird das sicherlich in der nächsten Überarbeitung mit aufgenommen, könnte ich mir vorstellen.


    Im Bildungsplan Deutsch für dieselbe Schulform steht zum Beispiel:

    Zitat

    Digitale Medien sind in unserer multimedial geprägten Gesellschaft ein elementarer Teil der Lebenswelt

    der Schülerinnen und Schüler und ihrer beruflichen Zukunft. Dem Deutschunterricht kommt die Aufgabe

    zu, Medienbewusstsein und Medienkompetenz weiterzuentwickeln und den Schülerinnen und Schülern

    einen reflektierten Umgang mit unterschiedlichsten Medienformaten zu ermöglichen. Das bedeutet, die

    kommunikativen, produktiven und kreativen Möglichkeiten medialer Angebote konstruktiv einzusetzen.

  • Joker13 und selbst das lässt den nicht-affinen KuK viel Raum.

    Ja, seil es völlig unspezifisch und null konkret ist. Letztendlich ist das Geschwurbel.


    Die, die möchten, dass irgendwie digital im Unterricht, können nicht formulieren, was das sein soll. Und dann wundert man sich, dass die Umsetzung, räusper, nicht immer gelingt.

  • Das bedeutet doch, dass wir auch einen Radiosender und ein Fernsehstudio an der Schule betreiben müssen - oder sehe ich das falsch ;)

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

  • Wir haben neuerdings z.B. Ipadklassen (bzw. eine ganze Jahrgangsstufe) und jeder Kollege, der in diesen Klassen unterrichtet, muss nun mit dem IPad arbeiten. Und genau da setzt meine Frage an, bei diesem "muss".

    Also, zwingen kann man niemanden. Das ist dienstrechtlich nicht drin. Verpflichten schon eher.


    Allerdings zeigt die Frage, wo wir stehen. Wenn doch digital so gut ist und so viele Möglichkeiten bietet und man keinen Kreidestaub einatmen muss, müsste man die Frage nicht stellen. Dann benutzten die Leute es einfach.


    Ich sach’ immer, gebt mir etwas, mit dem ich arbeiten kann, und ich arbeite damit.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Allerdings zeigt die Frage, wo wir stehen. Wenn doch digital so gut ist und so viele Möglichkeiten bietet und man keinen Kreidestaub einatmen muss, müsste man die Frage nicht stellen. Dann benutzten die Leute es einfach.

    Das mag ich so nicht stehen lassen. Neue Werkzeuge muss man erst einmal kennenlernen und damit üben können, um sie sinnvoll einzusetzen und manchmal auch deren Einsatzspektrum überhaupt zu erfassen. Das ist kein einfacher Selbstläufer und noch weniger kann man aus der Tatsache, dass diese nicht von allen einfach so benutzt werden, nicht schließen, dass sie nicht sinnvoll wären.

  • Die, die möchten, dass irgendwie digital im Unterricht, können nicht formulieren, was das sein soll.

    Das ist so ein bisschen das Grundproblem.

    Nur Powerpoint statt Tafel, Wikipedia statt Sachtextarbeit, Vokabeltrainer/Rechen-App, Youtube-Video statt DVD sowie Aufgaben fotografieren und auf Moodle laden ergeben zumindest keinen überzeugenden digitalen Unterricht. Das ist nur analoger Unterricht mit einem anderen Medium.


    Wenn ich mir angucke, welche der in der Theorie möglichen Verbesserungen wirklich praktisch im Unterricht ankommen bzw. überhaupt schon niederschwellig einsetzbar sind, dann sieht das noch ziemlich mau aus mit der Digitalisierung.

  • zumindest keinen überzeugenden digitalen Unterricht.

    Was alles kein digitaler Unterricht ist, wurde schon mal erwähnt. Kann jemand denn mal formulieren, was „digitaler Unterricht“ wäre? Dass man mal klar hat, worüber wir reden?

  • Neue Werkzeuge muss man erst einmal kennenlernen und damit üben können, um sie sinnvoll einzusetzen und manchmal auch deren Einsatzspektrum überhaupt zu erfassen

    Da haste wohl recht. Auch im Bereich informationstechnische Grundbildung für Lehrkräfte haben wir noch einigen Nachholbedarf. Und ebenso bei Schulungen für bestimmte Geräte, Software etc.


    Vielleicht muss man das alles eher als notwendige Bedingungen formulieren. Man braucht eine Ausstattung, die funktioniert. Sie muss Funktionen und Möglichkeiten für den Unterricht bieten. Diese müssen den Kolleginnen bekannt sein. Sie müssen die Chance haben, diese zu erlernen und auszuprobieren.


    Statt dessen eine Verpflichtung zur Nutzung auszugeben, ohne klar zu machen was wofür benutzt werden soll, kann ja nicht gut gehen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Bei dem 286er meines Vaters war Windows 2.0 mit dabei. Ich habe dann mal spaßeshalber 3.1 installiert. Das lief zwar, man konnte aber beim Fensteraufbau zusehen. Arbeiten war nicht möglich.

  • Bei dem 286er meines Vaters war Windows 2.0 mit dabei. Ich habe dann mal spaßeshalber 3.1 installiert. Das lief zwar, man konnte aber beim Fensteraufbau zusehen. Arbeiten war nicht möglich.

    Ja das 2er war auch zuerst bei uns drauf. Das war auch nur so teils grafisch. Statt Symbolen standen da nur die Programmnamen (reversi.exe), die du dann mit Mausklick aufgerufen hast. Win 3.1 (wirds dann wohl gewesen sein) haben wir dann nachinstalliert und später auf eine riesige 100MB-HD aufgerüstet.

  • Das ist so ein bisschen das Grundproblem.

    Nur Powerpoint statt Tafel, Wikipedia statt Sachtextarbeit, Vokabeltrainer/Rechen-App, Youtube-Video statt DVD sowie Aufgaben fotografieren und auf Moodle laden ergeben zumindest keinen überzeugenden digitalen Unterricht. Das ist nur analoger Unterricht mit einem anderen Medium.


    Wenn ich mir angucke, welche der in der Theorie möglichen Verbesserungen wirklich praktisch im Unterricht ankommen bzw. überhaupt schon niederschwellig einsetzbar sind, dann sieht das noch ziemlich mau aus mit der Digitalisierung.

    Da hilft das SAMR-Modell, um zu prüfen, wie weit gehe ich mit dem Einsatz oder bin ich nur auf einer rein technischen Ebene digital unterwegs?

  • Arbeiten war nicht möglich.

    Also gell ... Ich war damals 15 oder so, der Anspruch war nicht "arbeiten können" ^^ Nee, im Ernst, es hatte wohl einen Grund, warum ich später mein sauer erspartes Geld in diesen Mac investiert habe. Ich habe tatsächlich meine Facharbeit auf diesem Ding geschrieben. Wenn ich bei Google nach Bildern bezüglich der Windows-Version suche könnte ich nicht mehr behaupten, ob es nun 3.1 oder 3.11 war, sieht ja beides irgendwie gleich aus. Eins von beiden war es wohl. Wirklich "gearbeitet" habe ich später definitiv mit Windows 95, da hatten wir an der Uni noch lange einen Rechner mit dem wir eine AFM-Maschine angesteuert haben.

  • Wenn ich mir angucke, welche der in der Theorie möglichen Verbesserungen wirklich praktisch im Unterricht ankommen bzw. überhaupt schon niederschwellig einsetzbar sind, dann sieht das noch ziemlich mau aus mit der Digitalisierung.

    Es scheint mir ein weit verbreitetes Missverständnis zu sein, dass Digitalisierung nur dann stattfinden "darf", wenn sie unbedingt zu einer Verbesserung von irgendwas führt. Ich meine, ich hätte mich schon sehr ausführlich dazu geäussert, weshalb ich der Meinung bin, dass eine Digitalisierung des Unterrichts stattfinden *muss*. Das schreibe ich jetzt nicht alles noch mal. Abgesehen davon *ist* es aber eine grosse Arbeitserleichterung, dass ich z. B. keine DVDs mehr für den Unterricht benötige, sondern das Filmmaterial digitalisiert vorliegt und ich es in dieser Form den SuS auch zum Selbststudium zur Verfügung stellen kann. Es *ist* eine grosse Arbeitserleichterung, dass ich Lösungen zu Übungsaufgaben digital zur Verfügung stellen kann. Soll ich da jetzt einen Ausdruck machen nur weil der grundsätzlich den gleichen Zweck (= Selbstkontrolle) erfüllt? Sorry, aber das wäre einfach komplett bescheuert. Eine meiner Klassen schreibt gerade einen Projektbericht, jeweils zu zweit, natürlich bearbeiten die ein gemeinsames Word-Dokument in der Cloud. Alles andere wäre wiederum komplett bescheuert. Die SuS kommen gar nicht auf die Idee, dass man das irgendwie anders machen könnte.

  • Es scheint mir ein weit verbreitetes Missverständnis zu sein, dass Digitalisierung nur dann stattfinden "darf", wenn sie unbedingt zu einer Verbesserung von irgendwas führt.

    Wegen meiner darf sie auch stattfinden, wenn sie nichts bringt und nur einen Haufen Aufwand verursacht. Allerdings möchte ich den Aufwand nicht betreiben.


    weshalb ich der Meinung bin, dass eine Digitalisierung des Unterrichts stattfinden *muss*

    Für eine starke Forderung brauch man eine starke Begründung. Ich werde nach wie vor in der jeweiligen Situation entscheiden, welches Medium geeignet ist. Allerdings lann ich nur aus dem Vorhandenen auswählen. Und da muss ich leider bei allem elektrischen vorsichtig sein.


    Aber auch jetzt ist mir noch nicht klar, was den mit „Digitaliserung des Unterrichts“ gemeint ist. Die nachfolgenden Beispiele, in denen ein analoges Medium durch ein digitales ersetzt wird, werden hier nicht von allen als digitaler Unterricht anerkannt.

    Abgesehen davon *ist* es aber eine grosse Arbeitserleichterung, dass ich z. B. keine DVDs mehr für den Unterricht benötige,

    Die gute alte analoge DVD mit ihren mechanisch abgetasteten Rillen, jaja.

    Abgesehen davon *ist* es aber eine grosse Arbeitserleichterung, [...]

    ... wenn, ...


    das Filmmaterial digitalisiert vorliegt und ich es in dieser Form den SuS auch zum Selbststudium zur Verfügung stellen kann.

    Fragt sich noch, wie und wo es vorliegt. Wenn ich am Ende den USB-Stick statt der DVD in den Klassenraum schleppe, ist auch nicht viel gewonnen.


    oll ich da jetzt einen Ausdruck machen nur weil der grundsätzlich den gleichen Zweck (= Selbstkontrolle) erfüllt?

    In der Tat, das ehe ich auch so, der Upload einer Datei ist ein wenig aufwändiges Verfahren. Mache ich seit ca. 15 Jahren so. Wird von den Schülerinnen gerne ignoriert. Viele Fragen immer noch lieber eine Woche später nach Papier, als nur auf der Lernplattform nachzukucken, wenn sie z. b. irgendetwas nicht haben.


    Sie haben halt keine Lust, sich zu kümmern. Vielleicht schauen sie auch deshalb nicht nach digitalem Material, weil es das nicht von jeder Kollegin gibt. Ich weiß es nicht. Ich erkläre ihnen am Anfang, wo sie was finden, wie die Dinge sortiert sind etc.


    Habe ich schon von den Schülerinnen erzählt, die sich lieber ein Foto vom Ausdruck machen, als sich die PDF-Version zu laden?


    Sorry, aber das wäre einfach komplett bescheuert.

    Ah, sehr starkes Argument.


    Eine meiner Klassen schreibt gerade einen Projektbericht, jeweils zu zweit, natürlich bearbeiten die ein gemeinsames Word-Dokument in der Cloud.

    Natürlich Word. Ja, ist klar.


    Die SuS kommen gar nicht auf die Idee, dass man das irgendwie anders machen könnte.

    Das allerdings finde ich kritisch. Hier findet offensichtlich keine Auswahl des Werkzeuges statt, sondern man nimmt das, was man immer nimmt.

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