Nur digitaler Unterricht ist guter Unterricht?

  • Ich check's auch grad nicht so ganz, dass man sich ausgerechnet in Deutschland über die "böse Digitalisierung" aufregt, wo sie doch eh praktisch nicht stattfindet.

    Man (ich auch) regt sich darüber auf, dass sinnvolle Digitalisierung oft nicht sattfinden kann.  Böse Bescheuert ist höchstens die Art, wie ungeplant alles abgelaufen ist. (So durchaus vergleichbar mit der Inklusion.)

    Digital ist solange Mist, solange 20 iPads ins Klassenzimmer geworfen werden - ohne dazu ein pädagogisches Konzept

    Eben. Und personelle und technische Konzepte fehlen auch. Feste "bezahlte" Zuständigkeiten und/oder Ermäßigungsstunden für den Support gibt es nicht. Teilweise fehlen Steckdosen in den Klassen, Präsentationsmedien, die mit den Tablets kommunizieren können sind "angedacht" oder werden Monate/Jahre später in Klassenräumen installiert (Schon mal ein Tablet auf den OHP gelegt?). Vom an vielen Schulen noch immer fehlenden oder unzuverlässigen, schwachen WLan ganz zu schweigen.

    Weil wie gesagt die Boomer-Deutschen nicht mal zwischen zocken in der Freizeit und Digitalisierung in der Schule differenzieren können. Hauptsache rumgebrüllt "digital ist Mist".

    Das verbuche ich einfach mal unter provokative Frechheit...

  • (Schon mal ein Tablet auf den OHP gelegt?)

    Ja, man muss die Displaybeleuchtung ganz schön hell stellen, wenn man etwas sehen möchte.


    Bei uns legen die Schülerinnen gerne die Tablets unter die Dokumentenkamera, weil AirPlay oft nicht läuft. Polyluxe haben wir nicht mehr.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ja, man muss die Displaybeleuchtung ganz schön hell stellen, wenn man etwas sehen möchte.


    Bei uns legen die Schülerinnen gerne die Tablets unter die Dokumentenkamera, weil AirPlay oft nicht läuft. Polyluxe haben wir nicht mehr.

    Profitipp: Wenn man bei so einem iPad das Display von der Elektronik sauber trennt, erhält man ein Digital-Display, das sich mit dem OHP durchleuchten und somit proiizieren lässt. Back to the roots! ;)

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Profitipp: Wenn man bei so einem iPad das Display von der Elektronik sauber trennt, erhält man ein Digital-Display, das sich mit dem OHP durchleuchten und somit proiizieren lässt.

    Sowas kenne ich noch aus den 90ern. Da gab es tatsächlich LCDs die man auf einen OHP legen konnte zum projezieren.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Man (ich auch) regt sich darüber auf, dass sinnvolle Digitalisierung oft nicht sattfinden kann.

    Nein, jetzt gerad hier und im Kontext mit PISA geht es darum, dass unsere Kinder und Jugendlichen durch die Digitalisierung angeblich verdummen. Wenn sie nicht stattfindet, kann auch niemand verdummen. Argumentativ macht das alles keinen Sinn.


    Das verbuche ich einfach mal unter provokative Frechheit...

    Es kommt genau so rüber: TikTok ist irgendwie das gleiche wie Tablet im Unterricht, macht alles dumm. Null Differenzierung. Ist kein Niveau auf dem man weiter diskutieren muss.

  • Sowas kenne ich noch aus den 90ern. Da gab es tatsächlich LCDs die man auf einen OHP legen konnte zum projezieren.

    Damit habe ich meine ersten "digitalen" Unterrichtsstunden gehalten - daher mein (nicht sehr ernst gemeinter) Hinweis ;)
    An der Rückwand meines Klassenzimmers hatte ich 6 PC aus Industriespende aufgereiht und für die installierten Lernprogramme ein Auswahlmenue in HTML programmiert. Das war die Keimzelle meiner Linksammlung, die dann im PC-Raum den Schülern den Weg ins Internet wies. Zur Jahrtausendwende habe ich die dann online gestellt.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Wenn sie nicht stattfindet

    Doch. Sie findet statt. Die jungen Menschen verfügen fast durchgängig über Mobiltelefone. Anscheinend immer früher. Sie hantieren mit Tablets, Computern und Unterhaltungsmedien. Das lässt sich außerhalb der Schule gar nicht verhindern. Es findet auch innerhalb der Schule statt, teils mit unserer Unterstützung. Nur halt mit wenig Konzept. Nicht immer mit den geeigneten Geräte. Und es funktioniert nicht immer alles. So trägt die Digitalisierung wenig zum Lernprozess bei. Die Nachteile haben wir trotzdem.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Hauptsache rumgebrüllt "digital ist Mist".

    Gestern bei uns im Lehrerzimmer - Seufzer einer Kollegin (Mitte 50), aus tiefstem Herzen und zumindest in diesem Moment sicher vollkommen ernst gemeint: "Ich will die 80er zurück!". 'Nuff said.

  • Im Ernst ... Geht es auch EINMAL differenziert in der Sache? Soweit ich das über die Jahre mitverfolge, sind die meisten derer, die an sich die Digitalisierung des Schulunterrichts gut finden, keine grossen Fans von Tablets an Primarschulen. Ich bin sowieso überhaupt kein Fan von Tablets, ich brauche einen grossen Bildschirm, eine vernünftige Tastatur, Rechenleistung und Festplattenspeicher um meinen Kram sinnvoll zu ordnen und zu verwalten.

    Das ist aber auch sehr undifferenziert. Ob Tablet sinnvoll sind oder nicht, liegt primär daran, was man damit machen kann. Leider fehlt es vielen Lehrkräften an der Medienkompetenz.


    Man kann Tablets sehr sinnvoll in der Grundschule einsetzen. Ich kenne ehrlich gesagt auch keinen "Experten", der dem widersprechen würden. Es gibt aber auch viele Dinge für die Tablets nicht sinnvoll sind. Wenn ich Tastaturen, Rechenleistung und Festplattenspreicher lesen, vermute ich, dass Du Dinge machen möchtest für die iPads nicht geeignet sind. Wobei ich noch nicht erlebt habe, dass die Rechenleistung ein Problem war.

  • TikTok ist irgendwie das gleiche wie Tablet im Unterricht

    Schrieb keiner. Um mal bei Spitzer zu bleiben, der übt sehr prinzipielle Kritik an Bildschirmmedien (auch z. B. am Fernsehen). Die damit verbundenen Nachteile (z. B. für die Hirnentwicklung von Kindern) hat man unabhängig davon, ob man die Geräte in der Freizeit oder in der Schule einsetzt.


    Ob man davon einen (Lern)-Nutzen hat, hängt davon ab, was man damit macht. Und wie.


    Generell kann man natürlich überlegen, ob hohe Bildschirmmediennutzungszeiten in der Freizeit eines analogen Gegengewichtes in der Schule bedürfen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Generell kann man natürlich überlegen, ob hohe Bildschirmmediennutzungszeiten in der Freizeit eines analogen Gegengewichtes in der Schule bedürfen.

    Wenn es hoch kommt, verbringt vielleicht mal ein Schüler bei uns 30 min am Tag am Bildschirm. Wir haben auch Schüler die durchaus 4-5 + x Stunden zu Hause am Bildschirm verbringen. Wenn ich das auf die Woche hochrechne, komme ich vielleicht auf 1h in der Schule. Da stehen dann privat selbst bei bildungsnahen Familien eine zweistellige Zahl von Stunden gegenüber. Ob dann die Reduzierung der Bildschirmzeit in der Schule noch irgendein Einfluss hat?

  • Wenn sie [Digitalisierung] nicht stattfindet, kann auch niemand verdummen.

    ...

    TikTok ist irgendwie das gleiche wie Tablet im Unterricht, macht alles dumm.

    Ich sage das nicht. Wer denn? Die Schweden? Spitzer?

    Argumentativ macht das alles keinen Sinn.

    Da stimme ich dir zu. Allerdings habe ich die zitierten Argumente in dieser Form auch noch nie von meinen "Boomerkolleg*innen" gehört.

  • Es kommt genau so rüber: TikTok ist irgendwie das gleiche wie Tablet im Unterricht, macht alles dumm. Null Differenzierung. Ist kein Niveau auf dem man weiter diskutieren muss

    Plattformen oder Gerätschaften (auch wenn ich iPads gerne als Spielzeug bezeichne) sind nicht perse schlecht oder gut. 😉 Kommt halt drauf an was man damit macht.


    Denke das meintest du wohl.

  • Wobei ich noch nicht erlebt habe, dass die Rechenleistung ein Problem war

    NASTRAN oder LS-Dyna zwingt das Ding schon die Knie. OK das läuft auf iOS gar nicht, aber wenn 🤣

  • Wenn es hoch kommt, verbringt vielleicht mal ein Schüler bei uns 30 min am Tag am Bildschirm. Wir haben auch Schüler die durchaus 4-5 + x Stunden zu Hause am Bildschirm verbringen. Wenn ich das auf die Woche hochrechne, komme ich vielleicht auf 1h in der Schule. Da stehen dann privat selbst bei bildungsnahen Familien eine zweistellige Zahl von Stunden gegenüber. Ob dann die Reduzierung der Bildschirmzeit in der Schule noch irgendein Einfluss hat?

    Absolut. Denn das hat in der Grundschule nichts zu suchen. Diese Seuche wird früh genug die Kinder erreichen; in dem Alter entscheiden Eltern über die Bildschirmzeit., nicht irgendwelche Lehrer die sich für digitalen neumodischen Unterricht rühmen wollen.

  • Aber die Kollegin, die jetzt Mitte 50 ist, war in den 80ern selbst noch Schülerin, da sieht Schule anders aus als aus Lehrersicht.

    Ach, es geht gar nicht um Schule. Es geht um die tiefempfundene Sehnsucht, das Leben möge wieder so (vordergründig) einfach sein wie es damals wohl auch nur in der verklärten Erinnerung war. Das fängt schon damit an, dass man sich nur zwischen zwei Fernsehsendern entscheiden musste. Oder dass man auf die Bank gehen musste, um Bargeld abzuheben, und dabei einen netten Plausch mit dem Bankbeamten halten konnte - keine verschluckten oder nicht funktionierenden Karten, keine Automatensprenger, usw. Man könnte die Aufzählung wohl ewig fortsetzen.

    Ich will sie übrigens nicht zurück, die 80er. Auch kein anderes vergangenes Jahrzehnt.

  • Naja, das waren wohl eher die 70iger.

    Und da gabs schon 3 Sender ;)

    Wir waren privilegiert. Wir hatten 5. Österreich und die Schweiz haben "rübergestrahlt" ;)
    DAS war Vielfalt!

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

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