Leistungsnachweise am Gymnasium in Bayern

  • Hey,


    ich studiere Gymnasiallehramt für die Fächer Deutsch, Politik und Geo in Bayern. Ich habe mein Abi in Baden-Württemberg gemacht, möchte später allerdings gerne in Bayern bleiben. Ich habe daher nur wenig Ahnung von der Art der Leistungsbemessung an bayerischen Gymnasien. Ich weiß, dass es große Leistungsnachweise (Schulaufgaben) in Kernfächern und kleine Leistungsnachweise (Exen, Kurzarbeiten etc) in allen Fächern gibt. Sprich, in Nebenfächern wie Geo oder Politik werden keine Schulaufgaben abgehalten, richtig? Wie viele Exen bzw Kurzarbeiten werden in diesem Fall dann jährlich geschrieben? Falls diese Entscheidung schulintern zu fällen ist, welche Anzahl war während eurer Schullaufbahn üblich? Und gibt es noch andere Arten der Leistungsbemessung, abgesehen von Schulaufgaben, Exen oder Kurzarbeiten? Und meine letzte Frage; wie werden schriftliche und mündliche Leistungen im Verhältnis zueinander gewichtet bzw zählen mündliche Beiträge zu den kleinen Leistungsnachweisen oder stellen diese eine eigene „Kategorie“ dar? Vielen Dank schonmal für eure Antworten, ich hoffe ihr könnt mir ein bisschen weiterhelfen! :top:

  • Kann man alles googlen.

    Einfach ne Schule mal 20 Min. besuchen. Aber wesentlich (pseudo?) standardisiert alles - v.a. im Vergleich.

  • Grundsätzlich sollte man in Bayern nur unterrichten, wenn man Noten und ihre Verwaltung liebt. Siehe dazu auch mein herovrragender, enorm launiger Lexikoneintrag zum Thema "Respizienz".

  • Ich finde es absolut faszinierend, die nicht-bayerische Perspektive auf dieses Thema zu bekommen.

    Für mich (Schulkarriere und Abi in Bayern, Studium und Ref in Bayern, Planstelle in Bayern) war dieses Prozedere bisher völlig normal und nicht zu hinterfragen. Dass es das in anderen BL gar nicht gibt und es von manchen als höchst sonderbar angesehen wird, wäre mir nie in den Sinn gekommen :D

  • Ja, das musste ich nach meinem Weggang aus Bayern auch lernen.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Dass es das in anderen BL gar nicht gibt

    Was genau jetzt? Ich bin auch in einem anderen BL zur Schule gegangen und erst zum Ref. nach BY gekommen. Ich habe aber auch mehrere Klassenarbeiten in den Kernfächern geschrieben und unangesagte "Tests" (= Exen), ich wurde auch "ausgefragt". Daher war mir das hier alles nicht so neu, es hieß nur anders...


    Oder meinst du das mit der Respizienz?

  • Ich habe aber auch mehrere Klassenarbeiten in den Kernfächern geschrieben und unangesagte "Tests" (= Exen), ich wurde auch "ausgefragt". Daher war mir das hier alles nicht so neu, es hieß nur anders...

    Die Ausfragen gab es bei genau einem Lehrer an meiner Schule in RLP damals. Mit Abstand vermute ich, dass der sich aus Bayern hat versetzen lassen:D

  • Naja, das merkt man ja auch so und lässt es in die sonstige Mitarbeit einfließen.


    Aber ja, ich vermute, dass aus "Angst" vor der Abfrage in Bayern mehr Vorbereitung von Schülerseite stattfindet.

  • Ich finde es absolut faszinierend, die nicht-bayerische Perspektive auf dieses Thema zu bekommen.

    Für mich (Schulkarriere und Abi in Bayern, Studium und Ref in Bayern, Planstelle in Bayern) war dieses Prozedere bisher völlig normal und nicht zu hinterfragen. Dass es das in anderen BL gar nicht gibt und es von manchen als höchst sonderbar angesehen wird, wäre mir nie in den Sinn gekommen :D

    Wobei es ja auch nicht mehr so schlimm ist wie vor Jahren, das ist unterschwellig schon viel entspannter geworden. Es geht eher um die oberflächlich dargestellte Verwaltung, die ähm objektiviert wird. Wenn die Noten passen, der Schlüssel und Schnitt ok ist und man nachvollziehbar fair Punkte zählen kann - alles gut.

  • Blöde, wahrscheinlich naive Frage: wie motiviert ihr die Schüler, sich von Stunde zu Stunde vorzubereiten? Ohne Rechenschaftsablage meine ich.

    Gar nicht. Unsere Notengebung ist im Vergleich zu Deutschland (und Bayern erst recht...) schon einiges "schülerfreundlicher". Wer nicht kontinuierlich, wenigstens mit nem halben Auge, dabei ist, kassiert in meinen Fächern halt recht zuverlässig eine ungenügende Maturnote. Das System verlangt unseren Schöfli einiges an Weitsicht ab und wer das nicht checkt, "stirbt". Ist ein Überlebenstraining der anderen Art ;)

  • Blöde, wahrscheinlich naive Frage: wie motiviert ihr die Schüler, sich von Stunde zu Stunde vorzubereiten? Ohne Rechenschaftsablage meine ich.

    Blöde, wahrscheinlich naive Antwort: Wie armselig ist es denn, Schüler nur über die Notenangst zur Mitarbeit motivieren zu wollen?


    Sorry, das war jetzt nicht persönlich gemeint, aber dein Beitrag zeigt schon sehr schön, wie das bayerische System die Menschen verbiegt.

    • Offizieller Beitrag

    Dass es das in anderen BL gar nicht gibt und es von manchen als höchst sonderbar angesehen wird, wäre mir nie in den Sinn gekommen

    das merke ich immer, wenn man mit Bayern über die Ferienregelungen spricht. Vielen Bayern scheint nicht bekannt zu sein, dass die anderen BL rotieren bei den Ferienterminen, sie gehen davon aus, dass in anderen BL die Ferientermine jährlich dieselben sind.

  • Gar nicht. Unsere Notengebung ist im Vergleich zu Deutschland (und Bayern erst recht...) schon einiges "schülerfreundlicher". Wer nicht kontinuierlich, wenigstens mit nem halben Auge, dabei ist, kassiert in meinen Fächern halt recht zuverlässig eine ungenügende Maturnote. Das System verlangt unseren Schöfli einiges an Weitsicht ab und wer das nicht checkt, "stirbt". Ist ein Überlebenstraining der anderen Art ;)

    Wie gut klappt das denn? Diese Art von liberaler "Disziplinierung". Ich habe so viele Schüler, bis hin zur Oberstufe, die sich der Konsequenzen ihrer Handlungen nicht über die nächsten 10 Minuten hinaus bewusst sind.

  • Blöde, wahrscheinlich naive Antwort: Wie armselig ist es denn, Schüler nur über die Notenangst zur Mitarbeit motivieren zu wollen?


    Sorry, das war jetzt nicht persönlich gemeint, aber dein Beitrag zeigt schon sehr schön, wie das bayerische System die Menschen verbiegt.

    Erklär mir gerne, wie ihr eure Schüler in Fächern, auf die sie gar keinen Bock haben, und die sie einfach nicht interessieren, motiviert. Stell ich mir schwierig vor, wenn ich an mich selbst als Jugendliche zurückdenke. Für Physik habe ich damals nur gelernt, weil ich keine Lust auf schlechte Noten hatte. Interessiert hat es mich null, dass es in irgendeiner Weise für mich relevant sein könnte, hatte ich auch nicht auf dem Schirm. Am liebsten hätte ich es ganz gelassen. Was machst du mit Schülern wie mir als Teenager?


    Warum bist du dem ganzen bayerischen Schulsystem gegenüber eigentlich so furchtbar verbittert?

  • Was machst du mit Schülern wie mir als Teenager?

    Gar nichts? Sorry aber am Gymnasium, insbesondere in der Oberstufe, ist das dein Problem als Teenager dann auch eben mit den entsprechend schlechten Noten klar zu kommen.


    Am liebsten hätte ich es ganz gelassen

    Dann hätte ich dir als Lehrperson geraten, entweder an die Fachmittelschule oder in die Berufslehre zu wechseln. In jedem Fall hätte ich dich auf die Tür zu meinem Schulzimmer verwiesen und dir sehr freundlich erklärt, dass du die jederzeit von aussen zumachen darfst.


    Wie gut klappt das denn?

    Gut, sie sind es nicht anders gewöhnt. Wenn ich denen mit Abfragen oder unangekündigten Prüfungen käme, würde ich einen grausamen Tod sterben.



    rklär mir gerne, wie ihr eure Schüler in Fächern, auf die sie gar keinen Bock haben, und die sie einfach nicht interessieren, motiviert.

    Gar nicht. Ich halte mich für eine sehr gute Lehrperson, ich kann insbesondere sehr unterhaltsam erzählen. Im Grundlagenfach reicht das, dass die meisten es bei mir im Unterricht wenigstens lustig finden. Es interessiert sie aber trotzdem nicht. Wer sich nicht selbst disziplinieren kann, der fliegt wirklich raus. 3 Schülerinnen in einer meiner Physik-Klassen hat genau dieses Schicksal gerade ereilt. Unsere Maturquote liegt im Baselland halt auch nur bei 23 %.

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