Jogginghose oder Schule?

  • ...Die Jogginghose war sehr lange Zeichen für "Hausalltag", höchstens noch für Sport. Das ändert sich halt.

    Sagst du, finden einige aber offenbar nicht.

    Aber dass eine Schule die Tür vor einem Kind mit Jogginghose zuschlägt...das ist einfach zu arg. Denn das richtet beim zurückgewiesenen Kind viel mehr Schaden an als das Tragen der Hose es je könnte.

    Andere finden die Kleiderwahl in der Öffentlichkeit wichtig und setzen diese an ihrer Schule um. Warum sollte das "zu arg" sein, es gilt doch dann für alle.


    Eine Hausordnung gibt sich die Schule mit allen Beteiligten selbst, wenn sie eine Kleiderordnung haben will, dann wird keiner daran zu Grunde gehen. Wenn nicht, schreibt sie es nicht rein.


    Wichtiger finde ich eigentlich die Diskussion darüber, ob bauchfreie Tops Mädchen in Gefahr bringen. DIESE Ansicht ist für mich anachronistisch, aber offenbar noch ebenso verbreitet, wie die Schlabberlookabwehr.

  • Sagst du, finden einige aber offenbar nicht.

    So ist das und wird das auch bleiben, da wir nunmal nicht alle gleichermaßen denken. ;)


    Trotzdem kann man objektiv in der Modewelt sehen, dass die Jogginghose eine modische Aufwertung erhalten hat. Nicht nur, wieviele es im Handel gibt und in welcher mannigfaltigen Auswahl, sondern auch, wer sie wann zu welchem Anlass trägt.

    Zitat

    Andere finden die Kleiderwahl in der Öffentlichkeit wichtig und setzen diese an ihrer Schule um. Warum sollte das "zu arg" sein, es gilt doch dann für alle.

    Ich finde es nicht zu arg, dass eine Schule Regeln zu Kleidung hat, auch wenn ich es absolut nicht befürworte, da in meinen Augen übergriffig. Was ich zu arg empfunden habe, ist die Tatsache, es bei dem Kind dann nicht bei einer klaren Ansage (morgen bitte nicht mehr mit Jogginghose, so sehen es die Regeln vor) zu belassen, sondern das Kind heimzuschicken, es also auszuschließen vom Schulalltag. Das halte ich nicht nur für zu arg, sondern insgesamt für höchst fragwürdig (Aufsichtspflicht, verpasster Unterricht etc).


    Schulregeln müssen mir nicht in allen Punkten gefallen, darum geht es hier ja auch nicht. Ich kann eine Meinung haben, die hier ja schon ausgeführt steht, muss aber deshalb kein Revoluzzer sein. Wenn meine Schule das einführen würde, würde ich zwar in der Konferenz klar Stellung dagegen beziehen, aber die Regel achten, wenn sie käme, auch, wenn sie mir nicht gefällt. Aber die Umsetzung der Regeln sollte in einem gewissen Rahmen bleiben. Und für meine Begriffe sprengt ein "Platzverweis" diesen Rahmen, denn das Kind wird nicht nur ausgeschlossen, es kann den Unterricht nicht wahrnehmen, zu dem es gekommen ist und muss alleine wieder heim. Ich möchte nicht wissen, was passiert, wenn es einen Unfall hat und der/die Verantwortliche gesucht wird für die Tatsache, dass das Kind nicht, wie vermutet, im Unterricht war.

  • Naja, die Kinder müssen ja auch zur Schule kommen und auch bei uns in der Grundschule mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, da ist die Sorge um die Sicherheit schon berechtigt.

    Ich wollte nur darauf hinweisen, dass man aufpassen muss, bei dem Thema keine Schuldumkehr zu betreiben. Schuld an sexuellen Übergriffen ist immer die sexuell übergriffige Person. Darüber hinaus stimmt es, soweit ich weiß, einfach auch bei statistischer Betrachtung nicht, dass Menschen dann sexuell belästigt werden, wenn sie sich freizügiger kleiden - Menschen werden in allen möglichen Klamotten sexuell belästigt. Es liegt eben an den belästigenden Personen. Ganz davon abgesehen, dass Gewalt sehr häufig im häuslich-familiären Umfeld geschieht.

    Am I out of touch? :/ No, it's the children who are wrong. :musik:

  • Ganz davon abgesehen, dass Gewalt sehr häufig im häuslich-familiären Umfeld geschieht.

    Die Mehrheit der sexuellen Übergriffe findet durch vertraute Personen statt und damit oftmals im eigenen Zuhause.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich wollte nur darauf hinweisen, dass man aufpassen muss, bei dem Thema keine Schuldumkehr zu betreiben. Schuld an sexuellen Übergriffen ist immer die sexuell übergriffige Person.

    Wie kommt man denn darauf so etwas daraus zu interpretieren? Natürlich sind die übergriffigen Personen Schuld, ändert aber nichts daran, dass gerade in unserer Gegend die männlichen Wesen der Meinung sind, wer so rumläuft, der will es. Das diese Schlussfolgerung unsinnig ist, wissen wir, aber das hilft den Kindern auch nicht.

    Sie setzen sich also einer Gefahr aus, die man verhindern könnte, genauso wie man sich einer Gefahr aussetzt, wenn man bei rot über die Ampel läuft oder ohne Fahrradhelm fährt oder oder oder.

    Kann man alles verhindern bzw. minimieren die Gefahren und dazu gehört eben nicht ganz so freizügig sich in bestimmten Gegenden zu bewegen.

  • Die Mehrheit der sexuellen Übergriffe findet durch vertraute Personen statt und damit oftmals im eigenen Zuhause.

    Und es geht hier auch nicht darum, wo solche Übergriffe häufiger stattfinden, es reicht ja, dass sie auch außerhalb des Zuhauses stattfinden.

  • Und es geht hier auch nicht darum, wo solche Übergriffe häufiger stattfinden, es reicht ja, dass sie auch außerhalb des Zuhauses stattfinden.

    Sexuelle Übergriffe finden aber nicht deshalb statt, weil Frauen oder Mädchen sich „zu aufreizend“ kleiden würden. Spar dir einfach die völlig unangemessen Schuldumkehr. Aus meiner Perspektive als Opfer sexueller Übergriffe ist das nämlich einfach nur zum Kotzen, so eine Scheiße auch noch von Frauen zu lesen, die es wirklich besser wissen sollten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • gerade in unserer Gegend die männlichen Wesen der Meinung sind, wer so rumläuft, der will es.

    Die männlichen Wesen sind vermutlich auch in eurer Gegend nicht mit dieser Meinung auf die Welt gekommen, sondern haben sie irgendwo aufgeschnappt und ohne sie kritisch zu hinterfragen selbst übernommen. Hier wäre es vielleicht sinnvoll, Zeit in Ursachenforschung zu investieren oder bist du da eventuell schon einen Schritt weiter und hast eine Idee, woher die männlichen Wesen in eurer Gegend diese Fehlvorstellung haben?

  • hast eine Idee, woher die männlichen Wesen in eurer Gegend diese Fehlvorstellung haben?

    Natürlich, das hat viel mit der Kultur zu tun. Da haben Frauen eben eh immer noch nichts zu melden bei einem Großteil der Familien, die eben nicht deutscher Herkunft sind.


    Und dagegen anzugehen kann man natürlich immer wieder versuchen, ist aber ein Kampf gegen Windmühlen, solange es immer noch Zwangsehen, Blutrache usw. in diesen Kulturen gibt, ist das eines der geringsten Probleme, genau wie das Fasten bei Kindern oder oder oder.

  • Puh.


    Zitat

    "Die erste Frage, die Vergewaltigungsopfer häufig stellen, ist 'Warum ich?' Es ist ein menschliches Bedürfnis, eine Erklärung für Ungerechtigkeit zu finden und sich von dem Gefühl zu distanzieren, dass das Leben von Zufälligkeiten bestimmt wird", erklärt Sandra Shullmann, eine Psychologin, die auf Belästigung und feindliche Arbeitsumgebungen spezialisiert ist, gegenüberYahoo Lifestyle.

    "Die weibliche Kleidungswahl wurde lange dafür benutzt, sexualisierte Gewalt zu entschuldigen, wenn man sich aber die Datenlage ansieht, warum Menschen vergewaltigen, erweist sich das als nicht stichhaltig", sagt Shullmann. "Eine Studie hat gezeigt, dass Vergewaltiger Kleidung als Begründung für ihre Taten herangezogen haben, tatsächlich aber haben die Opfer eine Bandbreite von offenherzig bis hin zu Schneeanzügen getragen. Das sind Argumente, die dafür benutzt werden, die Verantwortlichkeit von Kontrolle und Macht vom Täter auf das Opfer zu übertragen." Bezüglich sexualisierter Gewalt würde Kleidung daher "keine Rolle" spielen.

    Und jetzt alle: Kleidung spielt bei sexuellen Übergriffen keine Rolle. Kleidung spielt bei sexuellen Übergriffen keine Rolle. Kleidung spielt bei sexuellen Übergriffen keine Rolle. Können wir also bitte heute damit aufhören, schon Kindern diese Erzählungen weiterzugeben?


    Ich empfehle die Ausstellung "Was ich anhatte...".


    Außerdem ist betreibst du, Susannea , Othering. Sexuelle Gewalt ist leider in allen Kulturen verbreitet und bittere Normalität.

    Am I out of touch? :/ No, it's the children who are wrong. :musik:

  • Auf jeden Fall "Sandra Shullmann, eine Psychologin, die auf Belästigung und feindliche Arbeitsumgebungen spezialisiert ist": "Bezüglich sexualisierter Gewalt würde Kleidung daher "keine Rolle" spielen."

    Am I out of touch? :/ No, it's the children who are wrong. :musik:

  • Susannea hat doch deutlich gesagt, dass diese Schlussfolgerung unsinnig ist.

    Sie hat aber auch im selben Post folgendes geschrieben:


    Sie setzen sich also einer Gefahr aus, die man verhindern könnte, genauso wie man sich einer Gefahr aussetzt, wenn man bei rot über die Ampel läuft oder ohne Fahrradhelm fährt oder oder oder.

    Kann man alles verhindern bzw. minimieren die Gefahren und dazu gehört eben nicht ganz so freizügig sich in bestimmten Gegenden zu bewegen.

    Das ist eine implizite Schuldzuweisung, dass die Bekleidung angeblich maßgeblicher Auslöser wäre. Bei sexueller Gewalt geht es aber um andere Aspekte, die unabhängig von der Bekleidung der Opfer sind, wie Macht, Kontrolle, Sexualtrieb, Verfügbarkeit potentieller Opfer, passende Zielgruppe für entsprechende Gewaltphantasien. Relevant ist bei Kinder auf dem Schulweg also nicht deren Bekleidung, sondern wenn, dann die Frage, ob Täter situativ bedingt dieser habhaft werden können, ohne direkt geschnappt zu werden.


    Bekleidung zum Thema zu machen ist immer eine Form der Schuldumkehr, da man das als Opfer schlichtweg nicht anders interpretieren kann, als ob man qua Bekleidung zumindest mitverantwortlich wäre, weil man das ja in Bekleidung XYZ vielleicht doch noch abwenden hätte können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • Neu
    • Offizieller Beitrag

    Sie hat aber auch im selben Post folgendes geschrieben:

    Ich bin jetzt auch verwirrt. Eigentlich fand ich ihren Standpunkt eindeutig und klar.


    Aber gerade eben hat sie geschrieben, dass sie nicht sagen würde, dass "Kleidung ... bei sexuellen Übergriffen keine Rolle" spielen würde.


    *kopfkratz*

  • Leute!

    Sexuelle Übergriffigkeit findet überall statt. Es geht ja nicht ausschließlich um das Extrem "Vergewaltigung", sondern der Übergriff fängt mit Blicken, Worten oder Hinterherpfeifen an und geht mit diversen Bewegungen und Antatschen weiter. Wenn wir hier über "reizende" Kleidung von Schulkindern sprechen, reden wir doch nicht über daraus folgende Vergewaltigungen. Um sie geht es - zum Glück - nicht vorrangig. Im öffentlichen Raum finden sie nämlich eher selten statt.

    Die anderen anzüglichen sexuellen Belästigungen hingegen meistens.

  • Ich bin jetzt auch verwirrt. Eigentlich fand ich ihren Standpunkt eindeutig und klar.


    Aber gerade eben hat sie geschrieben, dass sie nicht sagen würde, dass "Kleidung ... bei sexuellen Übergriffen keine Rolle" spielen würde.


    *kopfkratz*

    Das habe ich doch deutlich geschrieben, dass zumindest bei uns hier dann die Kinder als Freiwild betrachtet werden. Natürlich ist die Kleidung oder das Kind nicht Schuld für die Denkweise, aber die Kleidung spielt natürlich schon eine Rolle.

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