Immense Nachteile durch vorherige Vertretungsstelle im Ref.

  • Hallo Zusammen.

    Nach nun etwa 5 Monaten in der Ausbildung, muss ich feststellen, dass in manchen Bereichen einiges im Argen liegt. Bevor ich das Ref im Sek II Bereich angefangen habe, war ich ein paar Jahre als Vertretungslehrkraft im Sek I Bereich tätig. Anfänglich dachte ich, dass ich daraus sicher einiges mitnehmen würde, das mir im Ref helfen könnte, da ich dort eigentlich nur gute Rückmeldungen bekommen hatte. Nach Rückmeldung meiner Ausbilder jetzt im Ref (jedoch nur in einem meiner Fächer), ist die Zeit als Vertretungskraft wohl für alles verantwortlich, was man bei mir kritisiert. Dabei haben sich Dinge wie Gesprächsführung, Materialgestaltung, Organisation und Planung als so konträr zum Idealzustand herausgestellt, dass ich mich mittlerweile gänzlich in Frage stelle. Ganz zu Beginn, war ich noch frohen Mutes und habe auch ausgesprochen positive Rückmeldung in einem meiner Fächer erhalten und war ehrlich gesagt erleichtert, da mir vor allem die Probleme bezüglich Planung und Orga sehr bewusst sind. Auch beide Fachleiter sprachen bisher immer von Problemen, die man recht gut in den Griff bekommen würde. Im anderen Fach allerdings gibt es nicht einen Punkt den ich als positiv ansehen würde, was die Situation im Ausbildungsunterricht an der Schule angeht. Täglich denke ich jetzt daran wie ich mit der Situation der Verlängerung des Refs zurecht kommen würde oder was ich dann beruflich alternativ anpeilen müsste wenn ich das ganze abbreche. Ich bin jetzt nach der Kritik in dem einen Fach überzeugt, dass auch sämtliche Gutachten absolut negativ ausfallen werden. Auch die Vorbereitung für den Ausbildungsunterricht in meinem anderen Fach leidet spürbar, da ich alles darauf setze in dem Problemfach zumindest durchschnittlich gute Resultate zu liefern. Meine Mitreferendare scheinen kaum Kritik einzustecken und finden zum jetzigen Zeitpunkt alles super, also das genaue gegenteil von meiner Situation.

    Das Gefühl in der Lehrer-Schülerbeziehung glänzen zu können ist nun auch zerschlagen, da rundum alles kritisiert wird. Eigentlich warte ich täglich auf eine Mitteilung, dass sich Schulleitung und der Rest der Verantwortlichen mit mir zusammen setzen müssten.


    Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Auch in Bezug festgefahrener Probleme durch eine Vertretungsstelle?

    LG und danke im Voraus

  • Vertretungsstellen vor dem Ref haben immer das Risiko, dass sich Gewohnheiten einschleifen, die nicht so optimal sind. Dazu gibt es oft einen deutlichen Unterschied der Schulkultur zwischen den reinen S1-Schulen und den Gymnasien. Sieht man auch manchmal hier im Forum. Auch da kann es sein, dass du dich umstellen musst.


    Am besten fragst du bei deinen Fachleitern und deinen Mentoren bei Kritik sofort konkret nach, was du verbessern kannst und vor allem, ob sie Tipps und Vorschläge haben, wie du das genau umsetzen könntest. Die greifst du dann auf und lässt sie dir explizit widerspiegeln. Du kannst beim nächsten UB auch darauf Bezug nehmen.... also nicht auf den Negativaspekt, sondern auf das was du geändert hast.


    Dieses Vorgehen hat auch den charmanten Nebeneffekt, dass du durch die eingeforderte Konkretisierung elegant ungerechtfertigte Pauschalkritik abstellst, ohne dass der Betreffende das allzu bewusst merkt. Darüber hinaus signalisiert es deutlich, dass du Kritik annimmst und daran arbeitest.


    Bezüglich deiner Mitreffis:

    Viele verschweigen Schwierigkeiten im Ref. Lass dich davon nicht verunsichern. Sie sind nicht so perfekt, wie sie vielleicht tun.

  • Ich hatte auch klar einen Nachteil bei der einen Fachleitung, die hat nämlich immer gesagt, weil sie da ja schon vorher waren hätte ich von ihnen mehr erwartet, aber das auch nie konkretisiert.


    Dämliche Pute, aber egal, ich habe sie dann reden lassen und war froh als das Ref um war.

  • Schon mal danke für eure Tipps! Das baut etwas auf! Heute kam der nächste Kritikpunkt. Mein Ausbildungslehrer in dem Problemfach meinte es hätte sich bereits rumgesprochen wie schlecht ich alles mache und auch die Schulleitung hätte wohl jetzt behauptet man müsste mich intensiv beobachten. Also läuft wohl alles auf einen Schrecken ohne Ende hinaus…

  • Mein Ausbildungslehrer in dem Problemfach meinte es hätte sich bereits rumgesprochen wie schlecht ich alles mache und auch die Schulleitung hätte wohl jetzt behauptet man müsste mich intensiv beobachten.

    Ja, das sind so die ganz typischen Pauschalanwürfe von jemandem, der eigentlich nichts in der Hand hat. Siehe oben: Konkretisierung einfordern.

    "Meinen sie das wörtlich? Mache ich wirklich alles schlecht? Das kann ja eigentlich kaum sein. Falls doch, müssen wir uns wohl zusammensetzen und in Ruhe Punkt für Punkt durchgehen. Ich werde auch die Schulleitung darauf ansprechen, wie sie mich sieht, sie hat sicher auch hilfreiche Tips für mich."

  • Nach 5 Monaten wird Dir sicher keine Verlängerung aufgedrückt, oder um welches BL geht es?


    Ich schließe mich den Vorrednern an: Frage konkret einzelne Punkte nach: Was genau hab ich da falsch gemacht? Können Sie mir eine Möglichkeit nennen, was ich stattdessen besser hätte tun sollen? Wo kann ich noch weiter nachlesen, um mich zu verbessern? etc etc.

    • Offizieller Beitrag

    und gibt es PUnkte, wo du selbst merkst, dass der Kritikpunkt gerechtfertigt ist?
    (Ist das "schwache" Fach das Fach, wo du Vertretung erteilt hast? eine ganze andere Fachdidaktik? Hast du fachliche Defizite?)
    Bevor sich alles in eine selbst erfüllende Prophezeiung entwickelt: such dir konkrete Beobachtungspunkte aus, die jemand beobachten soll.

  • Nach 5 Monaten wird Dir sicher keine Verlängerung aufgedrückt, oder um welches BL geht es?


    Ich schließe mich den Vorrednern an: Frage konkret einzelne Punkte nach: Was genau hab ich da falsch gemacht? Können Sie mir eine Möglichkeit nennen, was ich stattdessen besser hätte tun sollen? Wo kann ich noch weiter nachlesen, um mich zu verbessern? etc etc.

    Befinde mich in NRW, habe in beiden Fächern Unterrichtserfahrung, wobei ich sagen muss, das erste meiner Fächer bei mir in der Vergangenheit mehr Gewicht hatte, da es ein Hauptfach ist und ich mich da auch eher drauf konzentriert hatte. Fachliche Defizite sind auch vorhanden aber dennoch aufholbar. Das Studium hat nicht wirklich auf die Thematik abgezielt die in der Schule gefragt ist. Also natürlich werden auch gute Verbesserungen vorgeschlagen jedoch mit erschlagender Erwartungshaltung. Bewirkt hat es allerdings schon, dass ich mich schlau mache, wofür man ein Lehramtsstudium alternativ beruflich nutzen könnte.

  • und gibt es PUnkte, wo du selbst merkst, dass der Kritikpunkt gerechtfertigt ist?
    (Ist das "schwache" Fach das Fach, wo du Vertretung erteilt hast? eine ganze andere Fachdidaktik? Hast du fachliche Defizite?)
    Bevor sich alles in eine selbst erfüllende Prophezeiung entwickelt: such dir konkrete Beobachtungspunkte aus, die jemand beobachten soll.

    Habe deine Fragen auch im Beitrag oben versucht zu beantworten.

  • Befinde mich in NRW, habe in beiden Fächern Unterrichtserfahrung, wobei ich sagen muss, das erste meiner Fächer bei mir in der Vergangenheit mehr Gewicht hatte, da es ein Hauptfach ist und ich mich da auch eher drauf konzentriert hatte. Fachliche Defizite sind auch vorhanden aber dennoch aufholbar. Das Studium hat nicht wirklich auf die Thematik abgezielt die in der Schule gefragt ist. Also natürlich werden auch gute Verbesserungen vorgeschlagen jedoch mit erschlagender Erwartungshaltung. Bewirkt hat es allerdings schon, dass ich mich schlau mache, wofür man ein Lehramtsstudium alternativ beruflich nutzen könnte.

    Die gefühlt „erschlagende Erwartungshaltung“ erlebst aber nicht nur du, sondern alle Refis, das ist nämlich der Normalfall im Ref, da man nun einmal nur eine äußerst begrenzte Zeit zur Vefügung hat, um möglichst viele verschiedene Aspekte der Unterrichtsplanung, Unterrichtsführung, Klassenführung, Elternarbeit, Zusammenarbeit mit externen Partnern bzw. Schulleitung und KuK möglichst gut zu erlernen, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wo tatsächlich eigene Stärken sind, die es auszubauen gilt, aber eben gerade auch echte Schwächen, an denen konstant weitergearbeitet werden muss. Dazu gilt es zu realisieren, dass der fachliche Lernprozess nicht mit dem Studienende abgeschlossen ist, sondern konstant weitergeführt werden muss, auch in Form von Fortbildungen. Am Ende des Refs hast du, wenn alles klappt wie erhofft, zwar eine volle Lehrbefähigung, bist aber noch mitten in deiner Professionalisierung, die noch mehrere Jahre andauern wird, ohne dass dich dabei aber Mentoren beraten würden zu noch vorhandenen blinden Flecken. Auch dafür gilt es von deinem Wissen und deinen Handlungsstrategien her gerüstet zu sein, bzw. zu werden im Laufe des Refs.

    Deine Vertretungstätigkeit hat dir ganz bestimmt manche Routinen verschafft, über die manche zu Beginn des Refs nicht verfügen. Dieser Vorsprung relativiert sich aber sehr schnell, wenn du nicht konsequent an deinen Schwächen arbeitest, sowie Fehler, die sich bei den meisten, die ohne entsprechende Ausbildung Vertretungen übernehmen einschleichen, angehst.

    Was mir im Ref geholfen hat im Umgang mit den gefühlt 1000 Kritikpunkten (wohingegen das, was schon gut lief immer ratzfatz abgehakt war, nicht, weil es nicht gezählt hätte, aber weil ich daran eben nicht mehr so sehr arbeiten musste), war es mir in der Folge konsequent 2-3 Punkte herauszupicken, an denen ich dann in jeder Stunde gearbeitet habe. Wenn ich diese Punkte gut beherrscht habe kamen die nächsten 2-3 Punkte dran usw. So konnte ich das systematisch angehen und hatte nicht das Gefühl erschlagen zu werden ob der schieren Menge an Verbesserungsmöglichkeiten. Dieser Herangehensweise kann ich dir empfehlen, um gerade auch mit der Erwartungshaltung deiner Mentorinnen und Mentoren konstruktiv umzugehen, ohne daran zu verzweifeln.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Nochmals danke für eure Ratschläge. Ich vermute, dass das was mich momentan sehr nachdenklich macht, die Intransparenz ist. Ist das normal, dass man zu hören bekommt , alle würden einen hinterfragen, man würde in gewisser Weise abgestempelt worden sein aber niemand richtet sich mal an einen ? Das ist meines Erachtens eine sehr grenz-und fragwürdige Weise des Umgangs. Oder ist das ein lustiger Nebeneffekt einen LAA so lange ins offene Messer laufen zu lassen bis dann durch irgendwelche Gutachten der laute Knall eintritt?

  • Dass alle einen kritisch hinterfragen gehört zum Ref dazu, abgestempelt zu werden nicht. Wenn dir jemand das sagt, dann frag direkt nach, worum es konkret gehe für diese Person, welche Probleme sie konkret wahrnehme und wie du diese ihres Erachtens angehen könntest. Das reduziert pauschales Gelaber und hilft dir zu verstehen, worum es tatsächlich geht. Selbst nachzufragen darf man aber von dir erwarten, auch wenn es bedeutend freundlicher wäre, umgekehrt auch mit dir zu sprechen über Probleme, statt nur über dich.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Schon mal danke für eure Tipps! Das baut etwas auf! Heute kam der nächste Kritikpunkt. Mein Ausbildungslehrer in dem Problemfach meinte es hätte sich bereits rumgesprochen wie schlecht ich alles mache und auch die Schulleitung hätte wohl jetzt behauptet man müsste mich intensiv beobachten. Also läuft wohl alles auf einen Schrecken ohne Ende hinaus…

    Das ist ein Unding und auch nicht normal. Viele Menschen geben scheinbar gerne ihre schlechten Erfahrungen und "Reftraumata" weiter. Schließlich hatten sie es ja auch nicht besser... Stattdessen sollte man doch versuchen, den Teufelskreis zu durchbrechen und es besser machen, als man es selbst erlebt hat. Aber viele Menschen können das nicht.


    Selbst, wenn ein Referendar ganz viel falsch machen sollte, würde ich dem doch nicht sagen, dass "er intensiv beobachtet wird". Wie krank ist das denn?


    Das Problem ist, dass dieses Verhalten an einigen Schulen Usus ist. Das fällt den Beteiligten nichtmal mehr auf, dass das nicht okay ist. Die Idee ist ja, dass du deinen Job gut machst und nicht, dass die Leute dir das Gefühl geben, dass man von dir nichts hält.


    Wie sieht es mit den Ausbildungsbeauftragten/Mentoren aus? Stehen diese dir unterstützend zur Seite? Kann man mit der SL reden?

  • In der Regel sind unsere Ausbildungsbeauftragten engagiert und freundlich. Allerdings wurde wohl auch einem Kollegen erzählt wie viele Fehler ich doch machen würde. Also auch da ist das Vertrauen etwas erschüttert. Unsere Schulleitung ist eigentlich auch sehr umgänglich. Nicht jede Partei, aber überwiegend würde ich schon sagen, dass man sich gut mit vielen auseinander setzen kann. Traurig, dass die Situation so ist wie sie ist.

  • Dass Kollegen sich austauschen ist das eine. Das lässt sich nicht verhindern.


    Letztendlich geht es aber darum, wie man mit dir umgeht.


    Das würde ich an deiner Stelle auch so ganz klar kommunizieren, wie hier auch schon empfohlen wurde. Wenn ein Kollege zu dir hinkommt und sagt, dass man dich genau im Blick hat, geht das nunmal gar nicht.

  • Ich fühle mit Dir!

    Ich habe auch vorher VZ als Vertretungslehrkraft gearbeitet in der Zeit von der Austellung der Masterurkunde bis zum Ref-Beginn. Davor neben dem Studium auch. Dazu habe ich eigene Kinder und 27 Jahre Berufserfahrung. Darunter auch 10 Jahre als Schulsekretärin.

    Ich bin fachlich sehr gut, habe einen 1,0 Abschluss, hatte eine Promotionsstelle etc. pp.

    Den Fl macht es dann Spaß am Papier zu kritteln und dabei so Sätze fallenzulassen wie: „Sie haben doch Germanistik studiert!?“

    Ich schreibe zu wissenschaftlich, zu vage, zu viele Fachbegriffe, zu viel „Namedropping“, nicht ausführlich genug … dabei habe ich 10 Seiten, 28-31 Zeilen, die gezählt werden, und eine extrem heterogene Schülerschaft.

    Meine Mentor:innen lesen gegen, sogar die SL. Im Dienst sind alle sehr zufrieden. Nur die Leitungen nicht. Manchmal aber doch.

    Es gab auch schon Doppelhospitationen mit getrennten Nachbesprechungen. A meinte x geht gar nicht und b meinte x war klasse.

    Ich mache jetzt einfach noch das, was ich für richtig halte, spreche mich mit den Mentoren ab und hoffe auf das Beste.

    Die Kritikpunkte habe ich mir entsprechend notiert und versuche, das zu verbessern/ändern etc.

    Z. B. hieß es, ich habe eine sehr dominante Körpersprache, ich soll weniger präsent sein.

    Dann versuche ich das halt.

    Im Perspektivgespräch gab es das erste und einzige Mal Lob und das richtig viel. Danach war ich erst recht verwirrt.

    Vielleicht hat meine Mentorin recht. Wer gut ist, wird noch mehr kritisiert, damit er sich steigert.

    Oder die SL hat recht. Egal, was du machst, eine 1 wird’s nicht, mach dir nichts draus.

  • Ich hole das mal hoch, weil es mir sicher ähnlich gehen wird.

    Ich hab mehrere Jahre mit Kindern an Schulen gearbeitet und ich denke auch, dass man irgendwann Automatismen entwickelt, die sich einschleichen und die man dann mitunter schwer wegbekommt.

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