BW will bei Lehrkräften Recht auf Teilzeit einschränken

  • Vielleicht wäre es mal Zeit, dass auch das Beamtentum im 21. Jahrhundert ankommt. Und falls es dich und deine, wie du ja selbst sagst, etwas antiquierte Auffassung des Beamtentums tröstet, ich als Jungkollegin habe in keinem einzigen meiner Bewerbungsgespräche Sabbaticals oder Lebenszeitverbeamtung angesprochen. Wohl aber war immer unter den ersten Fragen von Seiten der Schule ganz vorne mit dabei welcher Fächer (Plular!) ich mir denn vorstellen könnte fachfremd zu unterrichten. Das finde ich auch sehr unschön und ehrlich gesagt reichen meine ganzen Kräfte als Berufseinsteiger nicht für ein volles Deputat mit meinen eigenen Fächern und nochmal drei Fachfremden obendrauf. Und das ist ja Usus in der Sek I. Vielleicht kommt der Wunsch nach Teilzeit halt doch nicht von ungefähr.

  • Beide Fragen (also die von mir erwähnten und die von dir erwähnten) sind zulässige Fragen, zeigen aber beide aus meiner Sicht, dass etwas nicht optimal läuft. Ich empfinde deine Replik aber als whataboutism.

  • welcher Fächer (Plular!) ich mir denn vorstellen könnte fachfremd zu unterrichten

    Deutsch und Latein schon mal eher nicht, oder?

  • Dass viele Jungkolleginnen und -Kollegen im Vorstellungsgespräch auf schulscharfe Stellen in den letzten Jahren aber erkennbar eher Schule um die Freizeit herum denken und innerhalb eines Satzes die Frage nach Lebenszeitverbeamtung und Sabbatjahr stellen,

    ...spricht eigentlich für ein sehr gesundes Verhältnis zu Beruf und Privatleben.

  • ...spricht eigentlich für ein sehr gesundes Verhältnis zu Beruf und Privatleben.

    Ja, das kann man so sehen, wenn man nur auf die Arbeit guckt. Dann hätte man aber auch einfach ein Angestelltenverhältnis eingehen können. So ist das aber ein Streben nach maximaler Sicherheit bei minimaler Verbindlichkeit.


    Ist ein bisschen wie heiraten ohne dass man sich „in schlechten Zeiten“ noch gebunden fühlt.


    Ich möchte jetzt aber nicht in die Rolle kommen, das KM in dieser Sache zu verteidigen. Es stimmen meines Erachtens weder die Zahlengrundlage bzgl Teilzeitanteil noch sind die abgeleiteten Maßnahmen schlüssig.


    Abschaffung der DUE für eine lausige Stunde mehr? Dadurch eine noch höhere Gewichtung der Lehrproben oder Schulleiternote im zweiten Examen? Halte ich für den nächsten Nagel im Sarg der Qualitätssicherung in der Lehrerbildung.



  • Ich muss sagen, ich finde den Trend, als Berufseinsteiger gewollt mit weniger als vollem Deputat einzusteigen, mehr als befremdlich. Als ich eingestiegen bin, haben alle meine Mitreferendare gehofft, dass sie direkt mit voller Stelle einsteigen können. Die die es nicht konnten, weil ihnen keine volle Stelle angeboten wurde, haben gleich nach dem ersten Jahr aufgestockt.


    Und heute hocken da in den Bewerbungsgesprächen echt Mitte-20-Jährige, die mit 18 Stunden einsteigen wollen, weil... Ja, warum eigentlich? Vielleicht weil ihnen bei Instagram oder TikTok reihenweise Aussteiger-Lebensstile präsentiert werden und ihnen vorgegaukelt wird, das sei erstrebenswert... Naja... Die Leute sind jung, dynamisch, stehen voll im Saft. Ja, wann wollen sie denn sonst Vollzeit arbeiten? Wenn sie 50 sind? Sicher nicht...

  • Und heute hocken da in den Bewerbungsgesprächen echt Mitte-20-Jährige, die mit 18 Stunden einsteigen wollen, weil... Ja, warum eigentlich? Vielleicht weil ihnen bei Instagram oder TikTok reihenweise Aussteiger-Lebensstile präsentiert werden und ihnen vorgegaukelt wird, das sei erstrebenswert... Naja...

    Also, komm... ich bin kurz davor okay, Boomer zu sagen, so tief hast du da gerade in die Klischee-Kiste gegriffen.

  • Also, komm... ich bin kurz davor okay, Boomer zu sagen, so tief hast du da gerade in die Klischee-Kiste gegriffen.

    Minute 0:49 - 0.59


    Du, jeder kann mit so vielen Stunden einsteigen wie er möchte... Das geht mich nix an. Aber wenn mich Jemand nach meiner Meinung / meinem Rat fragen würde, würde ich genau das antworten.


    Ich hatte früh sehr viele Ziele, die ich möglichst schnell erreichen wollte. Da wäre es für mich persönlich niemals infrage gekommen, mit Teilzeit einzusteigen. Aber muss jeder selbst wissen, wie gesagt. Ich hab immer Vollzeit gearbeitet und werde das auch noch eine ganze Weile weiterhin tun.

  • ...spricht eigentlich für ein sehr gesundes Verhältnis zu Beruf und Privatleben.

    Na ja, beide Themen lassen sich problemlos online recherchieren oder zu einem späteren Zeitpunkt klären. Im Vorstellungsgespräch wäre es durchaus in Ordnung andere Dinge zu besprechen, sowohl im Sinne der Selbstdarstellung, als auch um die Zeit der Schulleitungsteams nicht mit Fragen zu füllen, die sich anderweitig klären lassen und auch nicht spezifisch schulbezogen sind (was ein persönliches Gespräch sinnvoll macht), sondern Landesrecht.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich finde den Ansatz, nur das nötige Minimum zu arbeiten, um seinen gewünschten Lebensstil zu finanzieren, völlig in Ordnung. Ich selbst habe nie Teilzeit gearbeitet und momentan ist das auch nicht nötig, an meinem alten Arbeitsplatz hätte ich aber auch definitiv keinen Bock mehr auf Vollzeit gehabt und hatte den Teilzeitantrag bereits eingereicht. Es sollte doch jedem selbst überlassen sein, wie er die sehr begrenzten Minuten seines Lebens füllen möchte. Das bereits im Vorstellungsgespräch zu verdeutlich, finde ich auch nicht verkehrt.

  • Minute 0:49 - 0.59


    Du, jeder kann mit so vielen Stunden einsteigen wie er möchte... Das geht mich nix an. Aber wenn mich Jemand nach meiner Meinung / meinem Rat fragen würde, würde ich genau das antworten.


    Ich hatte früh sehr viele Ziele, die ich möglichst schnell erreichen wollte. Da wäre es für mich persönlich niemals infrage gekommen, mit Teilzeit einzusteigen. Aber muss jeder selbst wissen, wie gesagt. Ich hab immer Vollzeit gearbeitet und werde das auch noch eine ganze Weile weiterhin tun.

    XD den Song hab ich schon lange nicht mehr gehört. Du hast natürlich Recht im Hinblick auf die Pension, das ist nicht von der Hand zu weisen und ich sage auch nicht, dass ich den Rest meines Lebens in Teilzeit arbeiten möchte. Ich finde einfach man sollte die Möglichkeit dazu haben egal aus welchen Gründen mit allen Konsequenzen, die das dann eben eventuell hat. Zwang halte ich für den falschen Weg.


    Wobei ich bin ehrlich, so klassische Ziele wie eine Immobilie zum Beispiel habe ich sowieso nicht, vielleicht ist das daher eher leicht gesagt. Da die Preise überall dort wo ich leben möchte sowas von utopisch sind, könnte ich das auch mit Vollzeit als Single niemals stemmen, selbst mit Partner ist es fragwürdig, wie ich im Freundeskreis mitbekomme.

  • Ersteres sehe ich auch so; ich finde es absolut nicht in Ordnung, dass in einigen BL Lehrkräften nur noch "anlassbezogene" Teilzeit genehmigt wird.

    Bzgl. einer eigenen Immobilie ist es bei uns zum Glück so, dass wir schon vor 14 Jahren ein Haus erworben haben (für uns war das schon ein Lebensziel). Sehr viele aus unserem Umfeld leben in eigenen Häusern; in meinem Kollegium haben sogar einige Singles in den letzten Jahren selbst gebaut oder ein Haus gekauft.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Vielleicht ist es auch so, dass die Ü 50 Teilzeit Frauen, deren Kinder inzwischen aus dem Haus sind, ja inzwischen auch ein paar gesundheitliche Einschränkungen haben. Nicht unbedingt so, dass man eine Schwerbehinderung hat etc. aber man merkt es ja doch, dass man nicht jünger wird. Es gibt ja auch chronische Krankheiten, die nicht generell einschränken, aber durch die man eben doch ein wenig mehr Zeit braucht.

    Frauen in den Wechseljahren schlafen oft auch schlecht. Das alles muss man aber nicht unbedingt diskutieren müssen, wenn man Teilzeit beantragt.

    Ich bin noch knapp unter 50 und darf auch noch kinderbedingte Teilzeit arbeiten. Aber ich würd ein meinem jetzigen Alter gar nicht mehr die ganzen Nachtschichten und durchkorrigierten Wochenenden schaffen, die ich mit 6 Korrekturgruppen hätte. Ich brauche heute viel mehr Erholungsphasen als früher mit 30 oder so.

    Mit meinen 3 Kindern habe ich immer 23/28 oder 25/28 Wochenstunden gearbeitet. Jetzt kümmere ich mich zusammen mit meinem Geschwistern um meine Mutter. Hänge an den Wochenenden oft auf der A 8 im Stau. Anstatt mich in den Ferien zu erholen, helfe ich meiner Mutter. Wenn das geschafft ist, düse ich nach Hause, um alles für den Osterbesuch der sich vergrößerten Familie vorzubereiten.

    Alles selbst Schuld? Kann man so sehen. Ich weiß nicht, wie ich 5 Stunden Unterricht mehr schaffen soll. Bin schon wieder krank (Coronatests aber alle negativ) und habe einen Hexenschuss. Die Ibu 600 lassen einen so schön ins Nirwana fallen und man macht eben weiter. Die letzten Ferien war ich auch immer krank. Andere buchen Fernreisen, fahren Ski und ich fahre zur Mülldeponie.


    Gymshark : Kennst du eigentlich keine männlichen Kollegen, die Teilzeit arbeiten? Ich schon.

    Man hat ja auch weniger Gehalt und Pension, von daher finde ich deine Unterstellung, aus Gewohnheit in Teilzeit zu bleiben, voll daneben. Jeder überlegt sich das doch gut.

  • Ich kenne keine männlichen Kollegen in Teilzeit. Es sollte generell kein Generalverdacht gegenüber Frauen Ü50 sein. Wenn es so herüberkam, dann entschuldige ich mich und betone noch einmal meine Aussage aus Beitrag Nr. 16.

  • Ich habe auch keinen einzigen männlichen Kollegen in Teilzeit und teile die Beobachtungen von Gymshark. An meiner Schule sind ALLE Mütter in Teilzeit, egal ob mit kleinen oder großen Kindern oder solchen, die längst aus dem Haus sind. Das habe ich noch nie verstanden (also, dass Mütter "für immer" in Teilzeit bleiben, aber Väter grundsätzlich in Vollzeit arbeiten). Für mich war immer irgendwie klar, dass ich in Teilzeit arbeite, solange die Kinder klein-mittel sind (ich hätte auch zwischendurch gern mit meinem Mann "getauscht", aber das wollte er nicht), aber nicht für den Rest meiner Berufsjahre.

    Ich habe das mit der "Gewöhnung" eher so verstanden, dass man sich in Teilzeit in dem Sinne zu sehr daran gewöhnt, mit weniger Klassen/weniger Stunden (oftmals ja dennoch mit anteilig mehr Stunden als man bezahlt wird wegen der ganzen unteilbaren Aufgaben) zu arbeiten, dass man alles sehr genau und exakt macht und daher im Verhältnis für eine Klasse oder eine Schulstunde mehr Aufwand betreibt als man es in Vollzeit getan hätte oder hat.


    Nichtsdestotrotz teile ich auch die Meinung, dass jeder das natürlich selbst entscheiden muss!

  • Meist arbeitet ja der Partner in Teilzeit, der weniger verdient. Bei einem Gymnasiallehrer ist es wohl eher seltener, dass er weniger verdient, als seine Partnerin/Partner. Bei Grundschullehrerinnen ist es öfter so, dass sie weniger verdienen, als der Partner/Partnerin und so begeben sie sich bereitwilliger in Teilzeit (dieser Satz freut jetzt bestimmt State), als andere Lehrkräfte anderer Schulformen.

    Das ist ja auch nachvollziehbar, sonst verzichtete man auf Familieneinkommen. Es sei denn, man macht es so schlau wie in NRW und setzt plötzlich die Familienzuschläge so hoch, so dass man sich das mit der Teilzeit dreimal durchrechnet.

  • Ich habe auch keinen einzigen männlichen Kollegen in Teilzeit und teile die Beobachtungen von Gymshark. An meiner Schule sind ALLE Mütter in Teilzeit, egal ob mit kleinen oder großen Kindern oder solchen, die längst aus dem Haus sind.

    Das finde ich erstaunlich. An meiner Schule gibt es eine ganze Reihe männlicher Lehrkräfte, die Teilzeit arbeiten (meist aus familiären Gründen), und viele Mütter mit erwachsenen oder fast erwachsenen Kindern mit Vollzeitstelle. In meiner Abteilung sind auch zwei Mütter mit kleineren Kindern - die Tochter der einen Kollegin ist vier, die beiden Kinder der anderen Kollegin sind fünf und neun Jahre alt -, die Vollzeit arbeiten.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Das finde ich erstaunlich.

    Ich auch!! Ich bin ja nicht in Bayern aufgewachsen, aber manches kommt mir tatsächlich recht konservativ vor (ich wohne nicht auf dem Land), besonders was die Rollenbilder angeht. Ich habe mal die ein oder andere Kollegin gefragt, warum sie "immer noch" Teilzeit arbeitet (einfach, weil mich der persönliche Grund interessiert hat), und es kam eben nicht: weil ich es mir finanziell leisten kann / weil ich einen freien Tag für mein Hobby brauche oder so etwas, sondern weil sie den Haushalt allein schmeißt und abends ihren Mann bekochen "muss". Da habe ich dann nichts mehr dazu gesagt.

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