Bildungsgerechtigkeit

  • Ich habe mich immer schon gefragt, warum wir ausgerechnet Russisch im Kanon der möglichen Schwerpunktfächer haben. Das klingt mir nach einer sinnvollen Erklärung: Andere Sprachfamilie als die germanischen und romanischen Sprachen aber dennoch irgendwie erlernbar und von gewisser Alltagsrelevanz.

  • Bzgl. "Altgriechisch": Das wird hier in NDS m. E. nur noch von wenigen Gymnasien angeboten; zwar mancherorts als AG, aber eher selten als wählbare Fremdsprache. Die Töchter eines Bekannten haben in Osnabrück ein Gym. besucht, wo sie Altgriechisch als dritte Fremdsprache hätten wählen können (was sie aber beide nicht getan haben).


    Bzgl. "Französisch" vs. "Spanisch": Ich selbst hatte Französisch als Leistungskurs; Spanisch wurde damals gar nicht angeboten. Gerade in den letzten Tagen habe ich irgendwo gelesen, dass Französisch an den Gymnasien in NDS weiterhin die beliebteste - also am häufigsten gewählte - zweite Fremdsprache ist, an IGSn ist es mittlerweile Spanisch.

    Und tauchte in der Statistik auch auf, wie viele Schüler überhaupt die Wahl haben nach Englisch Französisch oder Spanisch zu lernen. Ich will nicht ausschließen, dass es solche Schulen gibt, aber mir ist hier keine einzige bekannt. (Vielleicht wegen unserer Nähe zu Frankreich.)

  • Ich habe mal in Tschechien einen älteren Herrn nach dem Weg gefragt. Ich habe auf Englisch gefragt, ob er Englisch spreche und er hat auf Deutsch geantwortet, dass er Deutsch kann, aber nur Deutsch mit mir spreche, weil ich nicht wie selbstverständlich auf Deutsch losgequatscht hatte. [...]

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  • An der Uni Basel kannst du absolut alles ohne Latein studieren.

    "Gute Kenntnisse in Latein, Griechisch und Hebräisch sind vorausgesetzt, bzw. können in den ersten Semestern erworben werden."

    https://theologie.unibas.ch/de/studienplanung/


    "Für das Masterstudium in Alter Geschichte sind Latein- und Griechischkenntnisse erforderlich. [...]"

    https://philhist.unibas.ch/de/…r/alte-geschichte-master/


    "Für das Bachelorstudium im Fach Altertumswissenschaften mit Schwerpunkt Gräzistik oder Latinistik sind Griechischkenntnisse auf Maturitätsniveau erforderlich. Im Schwerpunkt Alte Geschichte oder Klassische Archäologie sind Latein- oder Griechischkenntnisse auf Maturitätsniveau erforderlich."

    https://daw.philhist.unibas.ch/de/studium/latinum-graecum/


    ...

  • Ja, scroll mal die Seiten runter. Es ist nicht nötig, es an der Schule gelernt zu haben, es wird lediglich empfohlen. Sprich, man kann sich *ohne* den Nachweis von Latein- und/oder Griechischkenntnissen zum Studium anmelden. Und wenn man dann Latein oder Griechisch studieren will, ist es irgendwie logisch, dass man es lernt, oder? Du musst ja nicht mal irgendein besonderes Niveau an Englischkenntnissen nachweisen um dich für Anglistik einzuschreiben.

  • Es ist nicht nötig, es an der Schule gelernt zu haben, es wird lediglich empfohlen. Sprich, man kann sich *ohne* den Nachweis von Latein- und/oder Griechischkenntnissen zum Studium anmelden.

    Muss es dann aber im Studium - so wie ich das verstehe als Teil des Studiums, nicht zusätzlich - nachholen.


    Ohne Lateinnachweis einschreiben geht in Deutschland ja auch überall und für alles. Entweder "Lateinkenntnisse" oder Latinum muss man dann halt nachweisen bis zur Zwischenprüfung, bis zum Bachelor, bis zu Master o. Ä. bei manchen Studiengängen.

  • Ähm ... Ja, wenn du Latein oder Griechisch im Schwerpunkt an der Uni haben willst musst du es wohl lernen, ne? Das ist jetzt ein bisschen wie Informatik ohne Programmieren oder so. In Zürich müssen z. B. auch die Romanisten noch Latein lernen, in Basel eben nicht.

  • Ja, wenn man Alte Geschichte studiert, geht's um die Griechen und die Römer, steht da doch. Wenn man Informatik studiert, geht's um Python und C++, muss man dann zwangsläufig im Studium lernen. Ich verstehe gerade nicht, worauf du hinauswillst. Es gab früher ein Lateinobligatorium für Medizin, Pharmazie, Anglistik, die romanischen Sprachen, Geschichtswissenschaft, ... ist jetzt einfach nicht mehr. Man muss es nicht mitbringen und man lernt es auch nicht mehr an der Uni.

  • Deutsch-Französische Freundschaft, größtes Nachbarland, zweitgrößtes EU-Land nach Einwohnern

    International aber unbedeutend. Ich bleibe beim Unverständnis 😉

  • Das stimmt jetzt echt überhaupt nicht. Ich erwähnte es bereits, dass insgesamt in 4 Nachbarländern Deutschlands Französisch gesprochen wird, dazu kommen Kanada, der halbe afrikanische Kontinent sowie die Karibik. Nach Englisch und zusammen mit Spanisch ist Französisch ganz sicher die wichtigste und nützlichste Fremdsprache, die man lernen kann. Mandarin hat zwar sehr viele aktive Sprecher, ist aber global bei weitem nicht so verbreitet wie Französisch.

  • Also für die Schweiz kann ich ganz sicher sagen, dass die Liste nicht stimmt. Kein einziges Gymnasium im Baselland bietet noch Griechisch als Schwerpunktfach an, Münchenstein hat auch keine Latein-Klassen mehr. Wer sich dort für Latein anmelden will, wird nach Muttenz geschickt. In Laufen müsste ich mal nachfragen, kann gut sein, dass die Latein unterdessen auch eingestampft haben. Das einzige humanistische Gymnasium weit und breit steht am Münsterplatz in Basel.

  • Das stimmt jetzt echt überhaupt nicht. Ich erwähnte es bereits, dass insgesamt in 4 Nachbarländern Deutschlands Französisch gesprochen wird, dazu kommen Kanada, der halbe afrikanische Kontinent sowie die Karibik. Nach Englisch und zusammen mit Spanisch ist Französisch ganz sicher die wichtigste und nützlichste Fremdsprache, die man lernen kann. Mandarin hat zwar sehr viele aktive Sprecher, ist aber global bei weitem nicht so verbreitet wie Französisch.

    Naja Platz 5 und nicht halb so verbreitet wie spanisch 🤷


  • "Verbreitet" ist was anderes als "viele Sprecher". Hindi ist global betrachtet ziemlich irrelevant auch wenn es in Indien noch so viele Sprecher gibt. Du als Privatperson hat mit weitaus höherer Wahrscheinlichkeit mit einem Franzosen, Schweizer, Belgier,... als mit einem nativ Hindi Sprechendem zu tun.

  • "Verbreitet" ist was anderes als "viele Sprecher". Hindi ist global betrachtet ziemlich irrelevant auch wenn es in Indien noch so viele Sprecher gibt. Du als Privatperson hat mit weitaus höherer Wahrscheinlichkeit mit einem Franzosen, Schweizer, Belgier,... als mit einem nativ Hindi Sprechendem zu tun.

    Naja schlechtes Beispiel, weil jahrelang international gearbeitet hatte und dort oft mit spanischsprachigen, Indern und Chinesen zutun hatte. Das ging natürlich alles mit Englisch. Ich hatte auch einige Jahre einen Inder direkt am Schreibtisch vor Kopf sitzen, der nur Englisch und Hindu sprechen konnte.

  • Ging es nicht anfangs um die Alltagsrelevanz? Da geht es glaube ich weniger um die Tätigkeit in einem Unternehmen, in dem zufällig viel mit Indern gearbeitet wird, sondern um die Aktivitäten, die man vor allem außerhalb der Arbeit betreibt.

  • Naja schlechtes Beispiel, weil jahrelang international gearbeitet hatte und dort oft mit spanischsprachigen, Indern und Chinesen zutun hatte. Das ging natürlich alles mit Englisch. Ich hatte auch einige Jahre einen Inder direkt am Schreibtisch vor Kopf sitzen, der nur Englisch und Hindu sprechen konnte.

    Eben, er konnte Englisch. Du kannst ja Französisch gerne doof finden, ich bin auch kein grosser Fan davon. Aber zu behaupten, eine Sprache, die in über 50 Ländern auf der ganzen Welt gesprochen wird, hätte international keine Bedeutung, ist jetzt schon etwas an der Realität vorbei. Weder Mandarin noch Hindi haben den Status einer Weltsprache da es kaum irgendwo ausserhalb der jeweiligen Länder gesprochen wird.

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