freiwillige Sonntagsarbeit - eine illegale Grauzone?

  • Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,


    ich habe mal eine allgemeine, vielleicht auch sehr theoretische Frage, die mehr von meinem Mann (ehemaliger BR in der freien Marktwirtschaft) kommt, weil ich mir über das Thema noch nie Gedanken gemacht habe.


    Es geht darum, dass mein Mann in seiner Tätigkeit oft Arbeitsmails am Sonntag bearbeitet hat. Daraufhin wurde er zu einem Mitarbeitergespräch eingeladen und ihm eine Abmahnung angedroht, mit der Begründung, dass auch freiwillige Sonntagsarbeit nicht vom Arbeitgeber geduldet werden kann. Daraufhin gab es natürlich auch Gespräche im BR-Kreis und da wurde festgestellt, dass nach Arbeitszeitgesetz die Sonntagsarbeit nur in sehr begrenzten Fällen erlaubt ist und auch dem Schutz des Arbeitsnehmers dient und somit vom Chef nicht zu dulden ist.


    Nun lachen wir als Lehrer darüber. Wer arbeitet denn nicht auch sonntags? Bei uns an der Schule ist es zumindest üblich, dass Kolleg_innen sich auch sonntags per Mail austauschen und auch die Schulleitung liest und beantwortet Mails am Sonntag. Dass man das Vorbereiten von Unterricht nicht überprüfen kann, ist ja klar, aber die Arbeitszeiten sind anhand der Mails ja durchaus nachvollziehbar.


    Es geht mir nicht um angeordnete Sonntagsarbeit, sondern um die Duldung seitens der Schulleitung. Könnte man so ganz theoretisch dafür Ärger bekommen oder ist die Schulleitung sogar dazu verpflichtet, unsere Sonntagsarbeit zu unterbinden?


    Wie wird das bei euch gehandhabt und/oder habt ihr schonmal damit Erfahrungen gemacht?


    Liebe Grüße

  • Schönes Beispiel für die sträfliche Vernachlässigung des Bereiches Arbeits- und Gesundheitsschutz im Bereich Schule. Leider interessiert das Thema bislang niemanden, daher warte ich ja auch so inständig auf die nationale Umsetzung eines EU Urteils, dass Arbeitgeber zur genauen Erfassung aller Arbeitszeiten verpflichtet.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Es geht darum, dass mein Mann in seiner Tätigkeit oft Arbeitsmails am Sonntag bearbeitet hat. Daraufhin wurde er zu einem Mitarbeitergespräch eingeladen und ihm eine Abmahnung angedroht, mit der Begründung, dass auch freiwillige Sonntagsarbeit nicht vom Arbeitgeber geduldet werden kann.

    Was auch richtig ist. Er könnte dann nämlich einen Sonn- und Feiertagszuschlag verlangen, den der AG verständlicherweise nicht zahlen möchte.


    Dass Lehrer darüber lachen zeigt wieder einmal, dass der Dienstherr die Ausbeutung perfektioniert hat, da die Betroffenen es nicht einmal merken.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen: Ihr werdet für 41 Stunden + Ferienausgleich bezahlt. Arbeitet nicht mehr und verschenkt bares Geld an den Dienstherrn. Ist besser für uns alle. Sich selbst ausbeutende KuK setzen andere unter Druck!


    Zu Deiner Frage:

    Die Schulleitung kann Mails am Sonntag selbstverständlich untersagen. In Corona-Zeiten hat unsere SL Ruhezeiten eingeführt (Wochentags ab 17/18 Uhr oder so - weiß es nicht mehr genau, sowie Samstag und Sonntag). In dieser Zeit durften keine VKs stattfinden oder Mails/Teams-Nachrichten o.ä. an KuK oder SuS geschrieben werden. Erst als das an alle raus ging hab ich gemerkt, wieviel ich gerade in der Anfangszeit gearbeitet habe. Ich bin ihr heute noch dankbar für diesen Schritt.

    • Offizieller Beitrag

    Also: Ich (gerade außerhalb der Schule) bearbeite Mails auch sonntags, weil es MICH entlastet, schicke sie aber erst alle montags früh ab, wenn mein Arbeitstag beginnt.
    Die Arbeitszeit, die ich sonntags investiere, schreibe ich auf und ziehe sie donnerstags oder freitags ab, weil ich keinen vollen Arbeitstag schaffe / möchte (andere Termine).

    Bei der Sonntagsarbeit der Lehrkräfte (Teil deiner Frage) ist es nunmal die "freie Entscheidung" der jeweiligen Lehrkraft, am Sonntag Unterricht vorzubereiten und Mails zu lesen / zu beantworten, statt dies unter der Woche zu machen. Krux der flexiblen Arbeitszeit.
    Nach mehreren Vorfällen bei meiner Arbeit protokolliere ich halb minutiös meine Arbeitszeit seit März und bin nur am Staunen (zugegeben, jetzt nicht mehr), wie diese "nur 5Minuten-ichschreibekurzeine Mail" doch 40 Minuten dauern kann. Jetzt habe ich erst recht kein schlechtes Gewissen, dass ich mir donnerstags UND freitags freischaufle (und ich habe montags ein 10-Stundentag)

    • Offizieller Beitrag

    Solange es geht, versuche ich, die 41 Stunden unter der Woche in der Schule zu verbringen und alles wegzuarbeiten. Bisher (zweite volle Schulwoche ist um) gelingt mir das, so dass ich am Wochenende nur das absolut notwendige mache - wie jetzt eine in der Tat eine wichtige Rückfrage zu beantworten und das "Problem" zu lösen.

    Mein Ziel ist es, wenigstens einen, wenn nicht zwei freie Tage am Wochenende zu haben, gerade WEIL es auch noch ein Leben ohne bzw. außerhalb der Schule gibt.

  • Bei uns gibt es klar kommunizierte Zeiträume, in denen das Prüfen und Bearbeiten von Mails erwartet wird. Das Wochenende gehört da nicht dazu.

  • Ich würde das so sehen: Es wird erwartet, dass ich eine bestimmte Menge an Arbeit erledige. Wie ich mir das einteile, ist zum Teil meine Sache. Niemand kann erwarten, dass ich am Sonntag arbeite, aber wenn ich es tue, weil ich dafür am Samstag nix tun muss und mir das gerade besser passt, kann auch niemand was dagegen haben (solange ich nicht erwarte, dass die anderen auch am Sonntag arbeiten). Meiner Ansicht nach müssen wir in erster Linie darauf achten, wie viel wir arbeiten ... wann wir das tun, soll sich jeder so legen, wie es günstig ist.

    Wir haben mit der SL vereinbart, dass Mails nach einer bestimmten Uhrzeit wochentags und am Wochenende nicht mehr gelesen (und damit auch nicht beantwortet) werden müssen (es gab Kolleginnen und Kollegen, die auch spät in der Nacht noch Nachrichten verschickten und eine Antwort - oder eine Erledigung eines "Auftrags" bis zum nächsten Tag erwarteten - das war NICHT die SL, das waren ganz "normale" Kolleginnen und Kollegen).

  • Spannendes Thema, bin ja jetzt Teil einer Schulleitung und wir haben beschlossen, dass wir unsere Arbeitszeit mal „tracken“. Guess what! Seit zwei Wochen fahren wir das mit dem Tracking und die stellvertretende Schulleitung hat schon einmal sonntags gearbeitet und wir kommen alle drei auf ü50h Wochenzeit.


    Ich bin ganz klar für eine ordentliche Zeiterfassung und für das bezahlen von Überstunden (mindestens bei der Schulleitung). Unsere Schulleitung hat in den letzten Jahren keine Überstunden bezahlt bekommen oder abgebummelt. Bei 193 Arbeitstagen (Ferien einberechnet, also im vergangenen Jahr 60 Tage „frei“ durch Ferien“ im Vergleich zum normalen Angestellten) kam die Schulleitung jeweils auf ne Menge Überstunden, die der Staat einfach mal geschenkt bekommt.


    Je nach Kollege kommen da auch ordentlich plus dazu. Angeordnete Mehrarbeit über 3h im Monat können ja zumindest beim einfachen Lehrer abgerechnet werden. Auch wenn die Bezahlung lächerlich ist.

    Unsere Schulleitung hat beschlossen dass die beiden plus ich (erweiterte SL) die Stunden anders abbummeln. Es bleibt also jetzt auch erst mal Arbeit liegen. Bin gespannt wie lange wir das durchhalten

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Natürlich haben wir freie Zeiteinteilung und damit selbst die Verantwortung am Wochenende aber auch alle 24h abends/nachts ausreichend lange Ruhezeiten einzuplanen. Das ist bei jedem Selbständigen oder Angestelltem mit Vertrauensarbeitszeit genauso. Trotzdem achtet eine gute Schulleitung auch darauf, z.B. wie bei DeadPoet und reagiert entsprechend.

  • Kapa Ich mache das - ebenfalls als Teil einer erweiterten SL - schon einige Zeit mit dem Tracking der Zeit und kann dazu sagen, dass mir das unglaublich bei der Organisation meiner Arbeitszeit hilft. Ich habe daher auch ganz gut im Blick, wann Belastungsspitzen auftreten (u.a. zum Schuljahresstart, in den Abschlussprüfungen und rund um die Zeugnistermine) und lege mir dann entsprechend in anderen Zeiten meine Arbeitszeiten so, dass ich dort nicht auf 40 Stunden/Woche komme. Dazu gehört auch eine strikte Priorisierung von Aufgaben und das bedeutet auch, dass unwichtige Dinge auch mal liegen bleiben dürfen.

  • Ich bin ganz klar für eine ordentliche Zeiterfassung und für das bezahlen von Überstunden (mindestens bei der Schulleitung).

    Bei Schulleitungen: Vielleicht, da habe ich zu wenig Einblick.


    Bei normalen Lehrern? Nein danke. Dann bekommt ja der ineffiziente Langsamkorrigierer noch Geschenke, das kann nicht des Rätsels Lösung sein.

  • Dann bekommt ja der ineffiziente Langsamkorrigierer noch Geschenke, das kann nicht des Rätsels Lösung sein.

    Das trifft es auf den Punkt. Das dürfte einer der Gründe sein, warum der ungebundene Teil der Arbeitszeit nicht zu Mehrarbeit führen kann, sondern dieser durch die jeweilige Lehrkraft so zu gestalten ist, dass die damit verbundenen Aufgaben auch innerhalb des Arbeitszeitkontingents erledigt werden können.


    Edit: ....oder eben Aufgaben priorisiert bearbeitet werden und andere dafür liegen bleiben müssen und notfalls Überlastung angezeigt werden muss.

  • Es ist doch nicht nur das beantworten von Mails. Manchmal muss man am Wochenende etwas für die nächste Woche vorbereiten, in den Klassenarbeitswochen ist das Kontrollieren der Arbeiten am Wochenende keine Seltenheit. Da wir mit allen Klassen in der gleichen Woche schreiben, liegen eben viele Klassenarbeiten auf dem Tisch.

    In der Woche mit Nachmittagsunterricht, Arbeitskreisen, Fachkonferenzen Teamtreffen und Lehrerkonferenzen bleibt auch in der Woche wenig Zeit. Bei uns ist der Konferenztag eigentlich immer belegt mit Terminen. Dazu kommen noch 2 Tage Nachmittagsunterricht bis kurz vor 16 Uhr. Da hat man die Wahl, bleib ich in der Woche bis spät Abends am Schreibtisch sitzen oder schiebe ich manches auf den Samstag bzw. Sonntag. Alles unter dem Deckmäntelchen "zum Wohle der Schüler".

  • Ich bekomme regelmäßig Emails am Sonntag von meiner SL.

    Die könnte ich theoretisch erst am Montag anschauen ( aber da sie direkt an meine private Mail weitergeleitet werden sehe ich sie natürlich).

    Früher hab ich dann direkt alles abgearbeitet.

    Das mache ich jetzt nicht mehr.

    Montag reicht doch auch noch. Im Lehrberuf geht es wohl eher selten um Leben oder Tod.

  • Bei normalen Lehrern? Nein danke. Dann bekommt ja der ineffiziente Langsamkorrigierer noch Geschenke, das kann nicht des Rätsels Lösung sein.

    Ich wundere mich immer wieder, dass für den Lehrerberuf so besondere Umstände deklamiert werden, so dass dieses oder jenes angeblich bei uns nicht möglich sei. Ich behaupte, alle Branchen haben das Problem, dass es effizientere und weniger effiziente Mitarbeiter gibt und eben auch echte Minderleister. Was im Büro hinter verschlossenen Türen passiert kann man genau so wenig erfassen wie das, was Lehrkräfte zu Hause im heimischen Arbeitszimmer erledigen. Warum sollte es also schwieriger sein, für Lehrkräfte die Arbeitszeit zu erfassen und mit den Daten entsprechend umzugehen als es für andere Arbeitnehmer ist - insbesondere seit das Home Office sich in vielen Sparten so etabliert hat.

    Das Problem ist weniger die spezifische Art und Weise der Arbeit von Lehrkräften, sondern vielmehr der Beamtenstatus, der es eben schwieriger macht, auf Minderleister entsprechend zu reagieren.

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