Nutzt ihr im Unterricht gendergerechte Sprache?

  • Das generische Maskulinum hat den Nachteil dieser Zwitterstellung eben sowohl Maskulinum als auch generisch zu sein. Verwendet man etwas anderes als geschlechtsneutrale Form. Könnte das Maskulinum ganz Maskulinum sein.


    Wer auf dem generischen Maskulinum beharrt, sorgt eben dafür, dass die armen ohnehin so zurückgesetzen männlichen Personen noch nicht mal eine eigene grammtikalische Form haben, nachdem ihnen ja sonst schon alles vorenthalten wird.

    Das mit der Doppelfunktion des Maskulinums ist mir alles bekannt. Wäre das alles so missverständlich, ob man bei einer konkreten Aussage einen Mann oder irgendeine Person jedweden Geschlechts meint, hätte die Sprachgemeinschaft vermutlich den Weg einer Movierung für Männer gewählt. Das wurde ja auch alles schon so oft von verschiedenen Leuten (u.a. Mathias Behlert, B.-P- Liegert, http://www.gendern-ändern.de ) vorgeschlagen:

    allgemein: der Lehrer

    weiblich: die Lehrerin

    männlich: der Lehreron, -er, -ich, -us, -is usw.

    divers: das Lehrerix, -an, -il usw.


    Ich hätte damit überhaupt kein Problem. Für einen natürlichen Sprachwandel müsste jedoch eine Vielzahl an Männern ein ähnliches Empfinden entwickeln wie die Frauen der feministischen Bewegung, dass die Bezeichnung in einer movierten Form identitätsstiftend wirkt und man auf diese besteht. Historisch untypisch wäre es für Männer allemal und eine „Männerbewegung“ würde ziemlich sicher misstrauisch beäugt, wenn nicht sogar als antifeministisch angegriffen. Die Hürde wäre für Männer sogar ungleich größer als die für Frauen.

    Es bleibt außerdem die Frage, wieso man überhaupt eine movierte Form wie Lehrerich für Männer übernehmen sollte? Die bereits etablierte kurze Form (der) Lehrer wäre erstens ökonomischer und zweitens schlicht nicht falsch. Sowohl geschlechtsspezifisch als auch geschlechtsneutral in Bezug auf die Rolle könnte man auf eine bekannte männliche Person verweisen.



    Ich "beharre" überhaupt gar nicht auf dem generischen Maskulinum, sondern sehe die Alternativvorschläge als schlechtere Lösung an, falls sie überhaupt in die deutsche Sprachstruktur passen. Noch einmal als Grammatikgrundkenntnis für dich: Ursprünglich gab es nur zwei Genera in unserer Vorgängersprache, nämlich Maskulinum und Neutrum zur Unterschiedung von belebt/unbelebt. Das Femininum kam als weiteres Genus für Belebtes hinzu. Es hat keine gleichwertige Funktion in der Sprache im Vergleich zu den beiden anderen. Das kann man bedauerlich finden oder nicht, aber es ist nunmal so. Ich hab's mir nicht ausgedacht.



    GenusBelebtheitPronomen
    Maskulinumbelebtwer?, irgendwer, jemand, niemand
    Neutrumunbelebtwas?, irgendwas, etwas, nichts
    Femininumbelebt-


    Jemand und niemand müssen mit Maskulina fortgeführt werden. "Jemand, der ...", "Niemand, der ..."

  • Ich glaube, es gibt schlichtweg wenig Bedarf an einem Lehrerich, weil man in den allermeisten Sachzusammenhängen gar keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen aufmachen, sondern einfach nur der Person an der Tafel da vorne eine Bezeichnung geben möchte.

  • Warum sollte ich versuchen jemandem ihre Religion zu erklären?

    Wenn jemand nicht mit möchte, jamei, dann bleibt s’ halt zu Hause.

    1. Ich erkläre denen nicht ihre Religion.

    2. Manche wollen ja gerne, aber wenn der Gemeindevorsteher (oder wie der sich auch immer nennt) das nicht möchte, dann geraten die Eltern unter Gruppenzwang und "wollen" es auch. Sie haben von mir gute Hinweise bekommen, warum ich mich in allen Punkten genau an ihre Religion halte.

    Darf ich dir den Text einmal per PN zuschicken? Dann kannst du es dir besser vorstellen.

  • Zitat

    Ja, stimmt. Das liegt daran, dass Gendern nur elitäres Getue ist. Also von den überakademisierten Personalabteilungen.

    Grünwählende, überakademisierte, PR-ängstliche, männerhassende, behaarte Personalabteilungen sind das allesamt 8)

  • ich gebe in allen foren, falls nötig, als geschlecht "männlich" an, weil mir das (traurig, aber wahr) viel rechtfertigungsarbeit erspart und recht zuverlässig vor unnötigen shitstorms, belehrungen und ironischen tränenlachsmileys schützt.

    Wäre es dann nicht besser, wenn eine Autorin nicht auch besser auf ihr Buch "Autor C. Müller" schreibt um soetwas zu vermeiden?


    Ich verstehe natürlich den Grund. Meine Anfrage war eher in der Hinsicht gemeint, dass viele unbedingt auf das weibliche "in" bestehen, aber wenn ich den jetzt mal selbst gerne Wissen würde ob es eine Frau ist, mir hier die Angabe eines "in" "verwehrt" wird. Eigentlich ein Widerspruch, oder?


    Aber du hast schon recht. Ich kann es verstehen, dass es manchmal sinnvoll sein kann das "in" weglassen.

    In anderen Foren habe ich zum Teil andere Namen aus dem man das Geschlecht nicht so einfach raten kann und ich gebe dort auch nie ein Geschlecht an und lasse es unbeantwortet. Weil es i.d.R. einfach eine unnötige Information ist.

  • Wie kommst du denn auf diese irrige Schlussfolgerung? Es GIBT Busfahrerinnen und Busfahrer und es GIBT jeweils ein Wort dafür. Es gibt aber KEIN Wort für buddhistische Busfahrerinnen.


    Und Mensch und Person sind geschlechtsneutral, auf welcher Grundlage willst du das denn infrage stellen?


    Meinungen kann ja jeder haben, auch ohne Argumente kann man was doof finden. Aber etwas zu konstruieren, das nicht existiert, um seine Meinung zu belegen ist echt sonderbar.

    Hier beißt sich die Katze aber leider in den Schwanz. Welches Wort gilt als geschlechtsneutral und welches nicht? Derzeit sieht man es beim Wort der Gast, das immer häufiger zu Gästin moviert wird. Historisch belegt ist es auf jeden Fall, genau wie eigentlich ungrammatische Formen wie Lieblingin und auch die Blindin (statt die Blinde). Die Menschin ist auch im Duden eingetragen. Zur Häufigkeit der Movierung gab es historisch schon immer Moden, die dann auch den Familien- und Mädchennamen betrafen. Theoretisch könnte es genau so gut einen Personer oder Lehrkräft(er)ich geben. Diese Formen sind bildbar und letztendlich konsequent.

    Hier liegt einfach der Widerspruch zwischen der Sichtbarkeitsmethode, um auch alle "mitzumeinen", und der Neutralisierungsstrategie, um Sprache pragmatisch zu halten. Da werden dann die eigentlich geschlechtsneutralen Partizipien plötzlich moviert oder zur Doppelnennung: die Delegierten -> die Delegiert:innen (so gesehen bei phoenix) und die Vortragenden -> die Vortragenden und Vortragendinnen (so gehört bei einem Prof). Anglizismen müssen dann auch dran glauben, Fan -> Fanin (gehört bei Maybrit Illner).


    Erfreulicherweise - zumindest für mich - sehe ich bei Stellenanzeigen, die ich so im öffentlichen Raum sehe, einen Rückgang der Movierung, seitdem alle das (m/w/d) dahintersetzen. Statt Schreibe mit Schrägstrich oder Stern steht da nur noch die Grundform. Mittlerweile hat sich ja rumgesprochen, dass das nicht "männlich, weiß, deutsch" heißen soll. :D

    Dieses "Mitmeinen" und Konsorten ist auch so eine Art Kampfbegriff. Wenn jetzt bei Alltagssaussagen wie "Am Montag haben alle Schüler frei." oder "Alle Kollegen treffen sich um 14 Uhr zu einer außerordentlichen Dienstbesprechung." aus Verständnisgründen wirklich Mädchen am Montag in die Schule kommen und die Frauen nicht zur Dienstbesprechung kommen, könnte man ja wirklich mal darüber reden. Dass dies ernsthaft passiert, bezweifel ich. Glaubt man den Untersuchungen zur Sprachverarbeitung (mittels Eyetracking), ist das einfach kein Ding. Sätze wie "Die Ärzte kommen zur Visite. Frau Müller ergreift das Wort." erzeugen beim Lesen kein Augenflackern/Zurückspringen der Augen, was ein Indiz für Irritation wäre. Das wird glatt durchgelesen. Es wäre auch sehr verwunderlich, wenn das generische Maskulinum seit Anbeginn unserer Sprachaufzeichnung nachweisbar wäre, es käme dadurch ständig zu Missverständnissen und die Sprachgemeinschaft ändert nichts daran, z. B. eine movierte Form für Männer. Das ist einfach nicht glaubhaft!
    Bei sehr konkreten Fragen zu großen Gruppen, bspw. zum Lieblingssänger, würde ich persönlich ein "männlich, weiblich, divers" hinterschieben, weil das Maskulinum hier sehr referenziell ist.




    Kleiner Exkurs zu den Moden: Früher wurden auch die Familiennamen moviert. Die Frau von Peter Müller konnte bspw. als Gabriele Müller, Gabriele Müllerin oder die Müller usw. bezeichnet werden. Es wurden auch die Hexenverhörsprotokolle dahingehend untersucht, auf welche Weise die verschiedenen Formen benutzt wurden. Es zeigte sich, dass die movierten Familiennamen (Müllerin, Schmidtsche) oder Artikelmarkierungen (die Müller) verwendet wurden, um die jeweiligen Frauen zu diskreditieren.

    Irgendwann gab es der Adel auf, den Familiennamen bei Frauen zu movieren und der Rest zog nach. Irgendwann galt es als unschick.

  • Ja, stimmt. Das liegt daran, dass Gendern nur elitäres Getue ist. Also von den überakademisierten Personalabteilungen.

    Nö. Man will aber nicht als Unternehmer von den Medien zerrissen werden. Reiner Selbstschutz.


    Wobei ich die Art des Genderns in der Mehrzahl der Stellenanzeigen überhaupt nicht schlimm finde. Da lässt man nämlich die Sonderzeichen dort wo sie hingehören.

  • Und das kriegt man jetzt durchs Gendern geändert?


    Außerdem:

    Von den Gender-Verfechtern wird m.E. behaupted, dass das grammtikalische, das biologische und das soziale Geschlecht unabhängig voneinander sind. D.h. es wird ein dreidimensionaler Raum mit den Achsen Genus, Sexus und Gender eröffnet. Wenn ich jetzt also wie bisher das generische Maskulinum nutze, lege ich die Position auf der Achse Genus fest, aber eben nicht auf den anderen Achsen.

    Inwieweit führt also die Verwendung des generischen Maskulinums zu einer Zuschreibung/Diskriminierung etc. bei den beiden anderen unabhängigen Größen?

    Das ist genial! So hab ich das ganze noch nie betrachtend xD
    Damit erübrigt sich die ganze Diskussion

  • Klar ist Gast geschlechterneutral, aber ist Euch schon mal aufgefallen, dass es für negativ besetzte Wörter keine Gendersprache gibt, die bleiben hübsch männlich: Einbrecherin? schonmal gehört? Vergewaltigerin? Betrügerin gibt es glaub ich.. aber Nazi*innen?

  • schonmal gehört?

    Ja, sicher. Wenn es sich um eine delinquente Frau handelt, wird es in den Medien auch so geschrieben. In mehr als 90 % der Fälle handelt es sich bei den Tätern aber um Männer, daher wird auch die männliche Form verwendet.


    Nazi*innen

    In der Regel wird "Nazibraut" geschrieben. Ich könnte dir jetzt einen Artikel über eine ehemalige Schülerin meiner Schule verlinken. Mache ich aber nicht, kannst selber danach googeln.

  • Nein, das wurde nicht. Einbrecherin und Vergewaltigerin sind Wörter, die exklusiv für Frauen gebraucht werden.

  • Stimmt. Ist in der ursprünglichen Frage unlogisch. Das "*"-Zeichen irritiert mich da und hatte mich beim alleinigen Zitat auf die falsche Fährte geführt. Das "*"-Zeicheen macht da überhaupt keinen Sinn. Ja, den Begriff Nazibraut kenne ich schon lange. Und Einbrecherin habe ich auch schon oft gehört. Ebenso wie Betrügerin (Das Wort benutze ich ja sogar in meinem eigenen Wortschatz aktiv ab und zu).

  • In mehr als 90 % der Fälle handelt es sich bei den Tätern aber um Männer, daher wird auch die männliche Form verwendet.

    Ganz so schlimm ist es nicht. Es sind etwa 82% in Deutschland.


    https://de.statista.com/statis…er%20Erwachsenen%20wieder.


    (ok. Das ist kein strenger Beweis. Vielleicht sind die Frauen nur viel besser/schlechter im "Verstecken" und werden öfter/seltener erwischt (Unterschiedlich streng verurteil schließe ich jetzt mal aus dem Bauch heraus als Grund aus).)

  • Laut Kriminalstatistik des Bundesinnenministeriums gehen mehr als 98 % der Verbrechen gegen die sexuelle Selbstbestimmung auf männliche Täter zurück. Wer das Wort "Vergewaltigerin" als "Argument" in diese Diskussion schmeisst hat sich selbst wirklich komplett diskreditiert. Das ist an Geschmacklosigkeit dermassen nicht zu überbieten, dass ich wirklich nur noch kotzen möchte. :uebel:

  • Sucht man den Begriff "Vergewaltigerin" bei Google News, findet man bereits auf der ersten Seite teilweise Links zu jahrealten Artikeln. Der Begriff wird äußerst selten verwendet, auch weil, und da hat Antimon Recht, sexueller Missbrauch fast ausschließlich durch Männer begangen wird.

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