Nutzt ihr im Unterricht gendergerechte Sprache?

  • Lass dich nicht von den üblichen Stammtisch"witzchen" verunsichern, das ist hier halt so. Habe leider auch im Kollegium einige solcher Oberschlauen, die wissen, dass Frauen dieselben Rechte wie Männer haben und jede Benachteiligung ist eigene Schuld, schon klar. Ist halt nicht jeder woke :pfeif:

    Frauen haben exakt die gleichen Rechte, wie Männer (mit zwei oder drei Punkten, in denen Männer rechtlich benachteiligt sind). Ich kann es nur erneut fragen: an welcher Stelle haben Frauen in Deutschland deiner Ansicht nach nicht die gleichen Rechte wie Männer?

    Von der Frage abzulenken und mit "wokeness" anzufangen, ist ein beliebtes Vorgehen, wenn inhaltlich nichts kommt. Naja, Opfermentalität bekommt man aus Menschen schlecht raus. Daran kannst du nur selbst arbeiten.

  • Ich habe diesbezüglich keine Ahnung (mehr) von der deutschen Gesetzgebung. In der Schweiz bekommt eine Witwe die Rente ihres Mannes ausbezahlt, rumgedreht aber nicht. Lustigerweise sind jetzt seit der Einführung der "Ehe für Alle" homosexuelle Männer doppelt gearscht. Bei einem lesbischen Paar bekommen beide Frauen die Rente der verstorbenen Partnerin ausbezahlt, bei einem schwulen Paar keiner. Das Sorgerecht für unverheiratete Paare wurde erst kürzlich angepasst, bis dahin waren unverheiratete Männer massiv benachteiligt. Im Grunde hatte die Frau das Recht ein uneheliches Kind ohne irgendeine Begründung dem biologischen Vater auf Lebzeit vorzuenthalten. Mir ist ein solcher Fall persönlich bekannt. "Elternzeit" kennen wir hier nicht, der Vater hat seit Kurzem immerhin ein Recht auf ganze 2 Wochen Auszeit mit seinem Neugeborenen. Wird ein Lehrerkind in den Ferien geboren, hat Papi leider Pech gehabt, dann sind die 2 Wochen futsch. Etc. pp. Ich mache mir hier echt keine Sorgen um "Frauenrechte" ;)

  • Ich mache mir hier echt keine Sorgen um "Frauenrechte" ;)

    Also wenn erst 1990 der letzte Kanton das Stimmrecht für Frauen einführt, glaube ich nicht, dass das nichts mit einer Gesellschaft macht...

    Das eine ist, was Gesetz ist und das andere, was die Menschen daraus machen.

    Die Witwenrente geht ja auch auf die Ernährerehe zurück. In so einer Ehe kann man auch nicht gerade von Gleichberechtigung sprechen. Dass da der Gesetzgeber nicht mit der Zeit geht und noch nicht nachgearbeitet hat, kann doch nicht den Frauen angekreidet und als Zeichen der Übervorteilung der Frau gewertet werden.

    Fragen, die sich sowohl für Deutschland als auch Schweiz auftun:

    Wie sieht es denn mit den Löhnen aus für Frauen in der freien Wirtschaft? Wie sind die Einstellungs- bzw. Befördeungschancen für Frauen im gebärfähigen Alter? Nur um ein paar Denkanstöße zu liefern. Bin gespannt auf die Nachteile für Männer, die Schmidt noch unter Verschluss hält.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Also wenn erst 1990 der letzte Kanton das Stimmrecht für Frauen einführt

    Das war klar, dass das kommt. Die Diskussion führe ich nicht weiter.

  • Auch wenn alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, sind wir lange noch nicht gesellschaftlich gleichgestellt.

    POC erfahren Alltagsrassismus, Frauen strukturelle Benachteilung.

    Wenn ich nicht weiß, ob ein Zahnarzt oder eine Zahnärztin morgen in die Schule kommt, sag ich das auch so. Ich mag es nicht, als "Lehrer" angesprochen zu werden, ich bin eine Lehrerin!

    Auf dem Weg zur gendergerechten Sprache finde ich, sollten wir zu erst mal auch die Frauen mit erwähnen!

  • Antimon zitiere bitte den kompletten Satz...

    Und dann? Hat das kantonale Stimmrecht in einem Halbkanton mit 17000 Einwohnerinnen und Einwohner immer noch keine gesamtgesellschaftliche Relevanz. Das letzte Mal als ich mich an einer solchen Diskussion hier beteiligte, erklärte mir eine Userin, ich habe für meinen Bildungsweg "kämpfen" müssen.


    ich bin eine Lehrerin

    Diese Diskussion kenne ich ausschliesslich aus diesem Forum. In echt bin ich entweder Lehrerin oder Lehrperson. Angesprochen werde ich als Frau S. Ich ärgere mich nur alle Ritt lang darüber im eMail-Verkehr als Herr angeschrieben zu werden weil mein Vorname im Italienischen männlich ist.

  • Ehepaar sitzt beim Frühstück.


    Sie: Der Kollege, bei dem du gestern abend warst, ist eine Kollegin!


    Er: Jetzt fängst du auch noch an mit diesem Genderkram.

  • Das letzte Mal als ich mich an einer solchen Diskussion hier beteiligte, erklärte mir eine Userin, ich habe für meinen Bildungsweg "kämpfen" müssen.

    Nein, die Userin fragte, ob dem so gewesen sei, bezugnehmend auf Aussagen, die du getätigt hattest. Dann hast du alle angeführten Daten und Infos für falsch erklärt und die Userin hat sich aus der Diskussion zurückgezogen, weil es ihr zu aggressiv wurde. Aggressiv wurden vor allem diejenigen, die nach eigener Aussage nicht von Ungleichheit betroffen sind.


    Wenn Väter ihre Kinder nicht sehen dürfen, ist das schlimm. Ich frage mich, ob das im Grunde aus demselben Patriarchatsdenken stammt, aus dem auch die Benachteiligungen von Frauen herrühren. Dass nur die Mutter sich um Kinder kümmern könne und zu Hause bleiben müsse etc. pp.


    Betrifft das hier jemanden persönlich? Plattyplus hat schon öfter von seinen negativen Erfahrungen im Zivildienst aufgrund seines Geschlechts berichtet. Auch das ist schlimm, wir sollten in der Diskussion m.E. aber nicht einen Fehler gegen einen anderen aufrechnen, sondern lieber überlegen, was man dagegen tun kann und vielleicht nach gemeinsamen Aspekten und Ursachen suchen, um die Ungerechtigkeiten wahrzunehmen und zu verändern.


    Bei der Frage, ob Alltagsrassismus existiere, rufen viele Menschen auch gerne, dass sie damit nichts zu tun hätten. Auch dies ein Reflex, der das Problem eher zementiert, nicht verbessert. Bewusstmachen und Reflektieren ist doch immer der erste Schritt.

  • Ich frage mich wie ihr das Gendern in eurem Unterricht oder in eurer Klasse handhabt.

    Gar nicht, ich bleibe bei den Vorgaben des Dudens. Sollten Gendersternchen, -doppelpunkte etc. in Klassenarbeiten auftauchen, werden sie als Fehler angestrichen. Einen Punktabzug gibt es dafür aber nicht, auch wenn wir als fachfremde Kollegen ja auch die Leistungen in der Deutschen Sprache mit in die Bewertung einfließen lassen sollen.


    Bei vielen Klassen fällt mir zudem auf: Die Azubis in den einfachen zweijährigen Ausbildungen sind von der Sprache überfordert. Sie liefern regelmäßig bei den gebundenen Aufgaben (Multiple-Choice) schlechtere Ergebnisse ab als bei den ungebundenen Aufgaben (offene Fragestellung). Bei der Besprechung fällt dann regelmäßig auf, daß nicht die Beantwortung der Frage sondern das Textverständnis, wonach wird eigentlich gefragt, das zentrale Problem ist. Sie sind von den politisch korrekten und gegenderten Fragestellungen einfach überfordert.


    In den Vollzeitklassen ist es das gleiche Spiel. Wir haben den Mathematik Förderunterricht schon abgeschafft und bieten ausschließlich Deutsch Förderunterricht an, weil wir feststellen mußten, daß die Sprachleistungen so extrem schlecht sind, daß die Schüler deswegen in allen anderen Fächern scheitern, weil sie die Fragen gar nicht verstehen.


    Oder, wie es meine Abteilungsleitungen formulieren: "Wir bekommen hier Analphabeten mit Fachoberschulreife. Die Zeugnisse der Sek 1 Schulen sind heute nichts mehr wert!"

  • Antimon es ist doch schon lange so, dass Frauen von "Gleichberechtigung" sprechen, aber damit die gesellschaftliche Benachteiligung von Männern meinen. Ich sage nur "Wehrpflicht". Jahrzehnte akzeptiert, da hat keine Frau protestiert, dass sie das auch möchte. Von daher wundern mich deine Beispiele nicht im geringsten.

  • Oder, wie es meine Abteilungsleitungen formulieren: "Wir bekommen hier Analphabeten mit Fachoberschulreife. Die Zeugnisse der Sek 1 Schulen sind heute nichts mehr wert!"

    Offenbar haben sich diese Lehrkräfte weder mit Analphabetismus beschäftigt noch Kontakt zu solchen Personen.

  • Nein, die Userin fragte, ob dem so gewesen sei

    Du hast nicht gefragt, du hast festgestellt. Ich kann's dir bei Bedarf gerne raussuchen und zitieren.



    Aggressiv wurden vor allem diejenigen, die nach eigener Aussage nicht von Ungleichheit betroffen sind.

    Aggressiv werden bei dem Thema vor allem Mütter die mit ihrer eigenen Vita irgendwie unzufrieden sind. Es endet immer mit "du hast ja keine Kinder". Ich lasse mir einfach ungerne einreden, dass ich meines Geschlechts wegen unzufrieden oder benachteiligt sein soll. "Gleich" bin ich indes ganz sicher nicht und will ich auch gar nicht sein. Ich bin ne Frau und das ist ganz OK so.


    Anekdote am Rande: Ich kommuniziere gerade mit der BASF weil ich im Juni eine Exkursion dorthin mit einer meiner Klassen plane. Auch nachdem ich auf den Fehler bereits hingewiesen habe, werde ich immer noch als "Herr S." angeschrieben. Ja, sowas regt mich auf, ich weiss nämlich, warum das passiert. Ich traue mich fast zu wetten, dass ich mir am Besucherzentrum vor Ort einen entsprechenden Spruch fange. Ist mir *hier* nota bene noch nie passiert, es kommentiert auch keiner, wenn ich als Frau mit einer Physikklasse ins Kernkraftwerk gehe. Weise ich im eMail-Verkehr auf den Fehler hin, kommt eine Entschuldigung zurück und ich bin infolge Frau S. Trotz der bösen Appenzeller scheint das Problem im Bauernstaate dann doch weniger ausgeprägt zu sein als 5 km weiter nördlich.

  • In den Vollzeitklassen ist es das gleiche Spiel. Wir haben den Mathematik Förderunterricht schon abgeschafft und bieten ausschließlich Deutsch Förderunterricht an, weil wir feststellen mußten, daß die Sprachleistungen so extrem schlecht sind, daß die Schüler deswegen in allen anderen Fächern scheitern, weil sie die Fragen gar nicht verstehen.

    Und das liegt am Gendern? Oder ist das nur eine Strohfrau?

  • Ja, sowas regt mich auf

    Dich stört es also, mit dem falschen Geschlecht angesprochen zu werden? Verstehe ich das richtig? Und dann bittest du oder verlangst mit dem richtigen Geschlecht angesprochen zu werden? Und das klappt meistens, dass dem Wunsch entsprochen wird, aber manchmal nicht?

  • Und das liegt am Gendern?

    Nicht nur, <ber das Gendern verschlimmert die Situation nur noch.


    Früher hieß es in den Prüfungen "Meister und Lehrling", das waren komplett andere Worte. Dann kam "Meister und Azubi", was auch noch kein Problem war. Danach ging es dann los mit "Ausbildende und Auszubildende", was für die Azubis ein großes Problem darstellt, weil nur diese kleine Silbe "zu" in den Worten den Unterschied macht. Das klingt im Prüfungsstreß einfach alles zu gleich. "Lehrende und Lernende" macht es für die Azubis und/oder Schüler aber auch nicht einfacher. Die Worte klingen zu ähnlich und sehen geschrieben zu ähnllich aus.

  • es ist doch schon lange so, dass Frauen von "Gleichberechtigung" sprechen, aber damit die gesellschaftliche Benachteiligung von Männern meinen.

    Was ist denn ist denn, wenn Männer von Gleichberechtigung sprechen? Wenn diese also feststellen, dass sie selbst aufgrund ihres Geschlechts Vorteile haben? Was meinen die denn damit?

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