Nutzt ihr im Unterricht gendergerechte Sprache?

  • Es wird aber sofort mit dem "Argument" Schminktussi abgeschmettert.

    Das sagt etwas über die aus, die das sagen. Sicher. Und du bist sicher, dass das immer die erste Reaktion war, die du darauf erhalten hast?


    Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass nicht auch eine sachliche Auseinandersetzung mit dem, was sie sagt, stattfindet.

  • In der Informatik ist es manchmal schwierig, in Datenbank ein Feld mit "Schüler*innen" oder "Kund*innen" zu beschriften, geht halt nicht, der * macht Probleme.

    Ginge „Kund_innen“?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Da der Doppelpunkt im Wort auch in der digitalen Version als Glottisschlag vorgelesen wird, wurde irgendwo von irgendwem : vorgeschlagen, damit wird es beim Vortrag hörbar.


    Ich denke weiterhin, dass es notwendig ist, Frauen in der Sprache sichtbarer und hörbarer werden zu lassen.

    Wenn also, wie so schön vorgeschlagen, die Sprache Movierungen zulässt, kann man diese nutzen und auch ausweiten oder auf anderes übertragen.

    Machen es viele, entwickelt sich Sprache in diese Richtung, wenn nicht, ist es irgendwann wieder verschwunden.

  • Mal ein anderer Gedanke: Wir reden hier im Zusammenhang von gendergerechter Sprache stets von der Form, aber kann die Form überhaupt "gerecht" sein? Ich kann schließlich auch bestimmte Ausdrücke in einem bewusst sarkastischen Zusammenhang nutzen, um diese Ausdrücke abzuwerten. Ebenso ist es möglich, dass man Ausdrücke lediglich aus einer Gewohnheit oder aufgrund von gesellschaftlichen Erwartungen nutzt, ohne dass man von ihrer Nutzung persönlich überzeugt ist.

    Ist daher nicht der Inhalt einer Aussage eher entscheidend, um die Unterstützung gegenüber einer Bevölkerungsgruppe auszudrücken?

  • Wenn also, wie so schön vorgeschlagen, die Sprache Movierungen zulässt, kann man diese nutzen

    Finde ich auch. Darin widerspreche ich einer Alicia Joe ganz klar. Ich finde die trotzdem gut, weil sie sich vernünftig mit der Sache auseinandersetzt und nachvollziehbare Argumente bringt. Ich bin LehrerIN und ich möchte so auch genannt werden. Oder eben Lehrperson. Ich glaube auch, dass sich diese Versionen langfristig durchsetzen werden. Es gibt zu sehr vielen Berufsbezeichnungen die movierte Form und es spricht für mich eben nichts dagegen, diese auch zu verwenden. Das "Arbeitsblatt-Problem", welches von Alicia Joe im verlinkten Video gezeigt wird, liesse sich auch ganz anders lösen. Ich habe, wie bereits erwähnt, in naturwissenschaftlich-passiv geschriebenen Texten selten bis nie das Problem, dass ich über solche Konstrukte stolpere.

  • Antimon es ist doch schon lange so, dass Frauen von "Gleichberechtigung" sprechen, aber damit die gesellschaftliche Benachteiligung von Männern meinen. Ich sage nur "Wehrpflicht". Jahrzehnte akzeptiert, da hat keine Frau protestiert, dass sie das auch möchte. Von daher wundern mich deine Beispiele nicht im geringsten.

    Frauen bei der Bundeswehr, kein guter Stichpunkt, wenn du gerade auf das Thema der benachteiligten Männer zu sprechen kommen willst.


    https://www.deutschlandfunkkul…0auf%20F%C3%BChrungsebene.

  • Da der Doppelpunkt im Wort auch in der digitalen Version als Glottisschlag vorgelesen wird, wurde irgendwo von irgendwem : vorgeschlagen, damit wird es beim Vortrag hörbar.

    Der Doppelpunkt wird von den meisten Screenreadern als Pause gelesen, weil er für ein Satzzeichen gehalten wird. Damit ist die Pause dann so lang, wie am Satzende. Also zu lang. Es ist insbesondere kein Glottisschlag.


    Auf Braille-Lesern wird der Doppelpunkt wohl korrekt dargestellt, der Stern wohl nicht (sagt Wikipedia).


    Um einen korrekten Glottisschlag bei Screenreadern zu kriegen, müsste man die Software entsprechend anpassen. Aber Informationstechnik ist nicht so auf Innovationen eingestellt. Es dauert lange, bis so etwas umgesetzt wird.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Aber Informationstechnik ist nicht so auf Innovationen eingestellt. Es dauert lange, bis so etwas umgesetzt wird.

    Scheint wohl noch nicht wichtig genug zu sein.


    Gibt es für andere Sprachen ein Glottis-Zeichen, das man nutzen könnte?


    Ich kann selbst suchen: gibt es

    ʔ

    https://de.wikipedia.org/wiki/%CA%94


    Aber es ist einem Fragezeichen recht ähnlich.

    Ob eine 7 im Wort da besser ist?


    Oder ein Saltillo - nettes Wort - spanisch ‚kleiner Sprung‘: Ꞌ

    Dann sind es LehrerꞋinnen.

  • OT

    Du hast nicht gefragt, du hast festgestellt. Ich kann's dir bei Bedarf gerne raussuchen und zitieren.

    Der Mühe nicht wert, ich erinnere mich, denke ich, recht gut. Es ging darum, dass du ein wissenschaftliches Thema bearbeitet, aber ihm nicht die Bedeutung beigemessen hattest, irgend ein forschender männlicher Kollege hat das dann aber veröffentlicht. So hatte ich die Story jedenfalls in Erinnerung und fragte, ob es nicht sein könne, dass du deiner Arbeit in dem Moment zu wenig Bedeutung beigemessen hattest und nicht dem Thema. Damit lag ich offenbar falsch und das ist ja okay. Die Anekdote wäre aber sowieso nur anekdotisch evident gewesen :P


    Was natürlich keine Anekdote ist, ist die Anzahl der Professorinnen im Vergleich zur Anzahl der Professoren in Deutschland. Und dass in Osteuropa wesentlich mehr Frauen in der Forschung tätig sind und woran das liegt etc. pp., wir wiederholen uns.


    Kürzlich gefunden... Da geht's allerdings auch nicht ums Gendern. Trotzdem passend :)


  • Gibt es für andere Sprachen ein Glottis-Zeichen, das man nutzen könnte?

    Ich glaube nicht, dass ein für Deutsch programmierter Screenreader Zeichen aus anderen Sprachen zu interpretieren weiß.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Es ging darum, dass du ein wissenschaftliches Thema bearbeitet, aber ihm nicht die Bedeutung beigemessen hattest, irgend ein forschender männlicher Kollege hat das dann aber veröffentlicht.

    Ich weiss gar nicht mehr, ob es Männer oder Frauen waren, die das veröffentlich haben und nein, darum ging es in *dieser* Diskussion überhaupt nicht. Dass das damals so passiert ist, lag nota bene an meinem Chef, der war der eigentliche Hosenscheisser, nicht ich. Die ganze Story hat insgesamt mit Frauen vs. Männer wenig zu tun, es ist nur ein Beispiel dafür, wie man in der Wissenschaft sicher keine Karriere macht. Hat mein Chef ja auch nie gemacht. Ich hab's irgendwann eingesehen, dass ich unfähig bin und ärgere seither junge Menschen an der Schule :P


    Ich habe meine jetzige Stelle an meiner Schule übrigens unter anderem weil ich eine Frau bin. Frau, promoviert, zwei "harte" Naturwissenschaften. Da konnte meine Chefin nicht anders als zuschlagen. Die "alten Säcke" in der Fachschaft wollten mich gar nicht haben. Was mir meine Chefin irgendwann mal erzählt hat und was ich den zwei alten Säcken instantan aufs Brot geschmiert habe. Die bekamen dann ganz rote Ohren und meinten, naja, sei ja dann jetzt doch ganz OK. :P:P

  • Ich nutze eine neutrale Form oder beides. Den Glottisschlag bekomme ich sprachlich nicht hin, ich schreibe aber mit dem Doppelpunkt.


    Allerdings tritt der Fall selten auf.

  • Ich bin hier etwas "late to the party"...


    Ich bin da ganz bei platty, steht nicht im Duden, ist also sowieso kein anerkanntes Deutsch.

    Das ist doch kein Argument. Wenn es ausreichend viel genutzt wird, steht es in ein paar Jahren vielleicht drin. Der Duden erlebt ja durchaus Neuauflagen.

    "Ganz bei jemandem sein" beispielsweise dürfte vor 30 Jahren auch noch* nicht im Duden gestanden haben, das ist ein Neologismus (offenbar der 2000er-Jahre). Pass bloß auf, dass du nicht andere Floskeln verwendest, die immer noch nicht drin stehen!


    um Stereotype aufzubrechen, statt diese zu unterstützen durch meinen Sprachgebrauch. So spreche dann statt über Erzieherinnen und Elektriker über Erzieher und Elektrikerinnen beispielsweise.

    Das mache ich auch häufig so und geht mir persönlich auch leichter von der Hand bzw. über die Lippen als immer bewusst alle Geschlechter zu inkludieren, gebe ich zu. Ich probiere da selber noch viel aus und habe meinen einen Weg noch nicht gefunden. Denke aber, man sollte in jedem Fall nicht zu verbissen sein bei dem Thema (das betrifft beide Seiten), sondern entspannt herangehen, wo immer möglich.


    *Edit: Steht es jetzt überhaupt drin? Habe gerade keinen zur Hand und die Onlineversion mag meinen Adblocker nicht...


    „Meine Tante ist Arzt“ bedeutet meistens „Meine Tante arbeitet bei einer Ärztin in der Praxis als medizinische Fachangestellte“.

    ^^ Das erinnert mich jetzt an diese Stilblüte "Mein Papa ist ein Spekulatius, der verdient Geld an der Börse."

  • Ginge „Kund_innen“?

    Nein, ich mache schon genug Rechtschreibfehler. Da brauche ich net auch noch extra welche dazu machen.

  • Es wird "gendergerechter Sprache" (Wer bestimmt eigentlich, wann Sprache gerecht ist?) oft vorgeworfen, ein Elfenbeinturmthema zu sein. Sprache dient ja vor allem dazu, Dinge eindeutig und vor allem für alle verständlich zu benennen. Wir hatten es letztens von der Grundschule in Ludwigshafen. Wäre eine Anwendung dieser Sprachform auch in solchen Settings praktikabel nutzbar?

  • Weil dann die Datenbank Probleme macht?

    Die Sonderzeichen im Wort sind formal Rechtschreibfehler. Der Duden gilt für uns alle.


    Abgesehen davon ist der Unterstrich der LaTeX-befehl für Tiefstellen.


    Wenn es unbedingt sein muss, dann KundInnen. Wenn du es schreiben willst.


    Bei dieser Diskussion wünsche ich mir in einem englischsprachigen Land zu leben. Da macht man seine Sprache nicht mit Sonderzeichen kaputt. Ich werde dabei nicht mitmachen, denn Sprache lebt von seinen und durch seine Verwender. Und so möchte ich es nicht haben.

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