Nutzt ihr im Unterricht gendergerechte Sprache?

  • Und heißt es jetzt der, die oder das Nutella?

    DAS Nutella. Selbiges ist aber, wie Sonne, Mond und Sterne, keine Person. Insofern dürfte es wurscht sein, wie man von ihnen spricht. Bei Menschen kann das durchaus anders sein.

  • Es *gibt* den Coiffeur und die Coiffeuse. Was willst du denn da trennen? Die Möndin existiert einfach gar nicht.

  • Die movierte Form „Lehrer“ wird als generische Form benutzt und wenige scheinen darüber zu stolpern,

    nutzt man die ebenso movierte Form „Lehrerin“ generisch, ist es für manche befremdlich, dass sich darüber alle benannt fühlen sollen.


    Das ist ja einer der springenden Punkte: fallen Frauen ins generische Maskulinum, sollen sie das hinnehmen und „normal“ finden,

    ist es anders herum, darf man die gleiche Akzeptanz nicht erwarten?

  • ... Anekdote am Rande: Ich habe letzte Woche Post von der Bezirksregierung bekommen, an Herrn Lehrerin "pepe"... genial, oder? Inzwischen wird schriftlich schon so dämlich/herrlich herumgegendert, dass so etwas vor dem Absenden nicht mehr auffällt.

  • Und heißt es jetzt der, die oder das Nutella?

    Kein bzw. jeder Artikel ist falsch/richtig. Laut Ferrero hat es gar keinen Artikel. Es gibt dazu sogar eine Erhebung und das/die Nutella sind in der Waage. Substanzen (wie chem. Elemente, Wasser, Holz usw.) wird meist das Neutrum zugewiesen und auf -a auslaufende erhalten meist das Femininum. In einem kleinen Teil Westdeutschlands und dem deutschsprachigen Teil Belgiens heißt es jedoch "der Nutella", weil es im Französischen wohl "le nutella" ist (Sockelgenus).

  • Sprachlogik und Semantik voneinander zu trennen

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass das überhaupt geht. Dass man über Menschen anders spricht als über Dinge, halte ich für selbstverständlich.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Die movierte Form „Lehrer“ wird als generische Form benutzt und wenige scheinen darüber zu stolpern,

    nutzt man die ebenso movierte Form „Lehrerin“ generisch, ist es für manche befremdlich, dass sich darüber alle benannt fühlen sollen.


    Das ist ja einer der springenden Punkte: fallen Frauen ins generische Maskulinum, sollen sie das hinnehmen und „normal“ finden,

    ist es anders herum, darf man die gleiche Akzeptanz nicht erwarten?

    Es gibt im Sprachgebrauch kein generisches Femininum. Lehrerinnen sind nur weibliche Lehrer. Lehrer sind weibliche, männliche und alle anderen Lehrer. "Lehrerinnen" macht aus dem gefühlten, aber nicht existenten sprachlichen Ausschluss von Frauen, einen tatsächlichen Ausschluss von Männern. Das scheint ok zu sein. Kann man so sehen, ist dann aber durchaus heuchlerisch.


    Wer sich am generischen Maskulinum stört und tatsächlich Interesse an Gleichberechtigung und nicht nur am "Zurückzahlen" hat, kann von vorneherein geschlechtsneutrale Begriffe verwenden. So wie Antimon mit "Lehrperson" oder mit dem im Deutschland Deutsch eher gängigen "Lehrkraft".

  • Es gibt im Sprachgebrauch kein generisches Femininum.

    Es gibt für den aktuellen Sprachgebrauch keine in Stein gemeisselten Gesetze. Das ist ein weit verbreitetes Missverständnis bei diesem Thema. Sprache ist das, was ihre Sprecher draus machen.

  • Wenn man weiß "OK, die Person verwendet immer das generische Femininum.", kann man denke ich als Dritter einigermaßen damit umgehen. Schwieriger ist es eher, wenn man eine Person nicht kennt und daher nicht weiß, wie ein Ausdruck gemeint ist, oder die Verwendung von einer Person kommt, die diese Sprachform normalerweise nicht verwendet.

    Hier lässt sich fürchte ich keine allgemeingültige Lösung finden, da von einer Personengruppe das generische Maskulinum als rein grammatikalisch geschlechtlich und daher semantisch geschlechtsneutral empfunden wird und die Gegenseite wiederum mit movierten Substantiven argumentiert.

  • Die "allgemeingültige Lösung" ist immer dann gefunden, wenn sich irgendein Konstrukt halt in der Gesellschaft durchgesetzt hat. Natürlich könnte das auch das generische Femininum sein, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es das wird. Geschlechtsneutrale Bezeichnungen finden eine breitere Akzeptanz obwohl sie in der Regel eher die Bezeichnung "Konstrukt" erfüllen als die ohnehin schon lange existierenden movierten Formen. Begriffe wie "Lehrperson" oder "Studierende" sind ganz klar Wortkreationen, die in den letzten ca. 10 Jahren erst entstanden sind.

  • Begriffe wie "Lehrperson" oder "Studierende" sind ganz klar Wortkreationen, die in den letzten ca. 10 Jahren erst entstanden sind.

    Eine einfache Suche im DeReKo ergibt, dass der Begriff "Studierende" bereits ab 1790 belegt ist (und dann sogar noch bei Goethe). Ist ein bisschen länger her als 10 Jahre, ein ca. ändert das auch nicht. Für Lehrperson findet sich der erste Nachweis im DeReKo für 1950, für Lehrkraft ab 1940.

  • Gibt es die "Lehrperson" nicht im schweizerischen Sprachgebrauch bereits länger?

    "Studierende" ist noch recht neu, aber irgendwie scheint den Verwendern dieses Begriffs noch nicht aufgefallen zu sein, dass er grammatikalisch häufig falsch verwendet wird, da er voraussetzt, dass jemand just in dem Moment studiert - und das ist bereits dann nicht der Fall, wenn jemand zwar sein Buch aufgeschlagen hat, aber statt zu lesen/lernen mit Quatschen, Comic zeichnen oder Tagträumen beschäftigt ist.

  • dass er grammatikalisch häufig falsch verwendet wird

    Noch mal: Sprache ist das, was die Gesellschaft als ihre Sprecher draus macht. Dass z. B. der Genetiv aus der der gesprochenen Sprache zunehmend verschwindet ist einfach so, egal ob du das für "falsch" hältst. Deutsch wird von über 100 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen und es gibt mehr als das dir geläufige "Hochdeutsch". Das Schweizer Schriftdeutsch unterscheidet sich hiervon in einigen Merkmalen deutlich und gilt dennoch als ebenso "korrekt" - ob's dir passt oder nicht. Du kommst ein bisschen so arrogant daher wie die Pariser Franzosen, die den Schweizern und Belgiern immer erklären wollen, dass "septante" aber ganz arg falsch sei.


    "Studierende" ist noch recht neu

    Offensichtlich nicht, siehe Beitrag Nr. 237.

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