Lobby für Schulleitung - Gehalt unter aller Kanone?

  • Das Gehalt ist unter aller Kanone, wenn man sich den Stundenlohn selbst versaut, indem man für das nur wenig höhere Gehalt plötzlich viel länger arbeitet.

    In dem von mir schon häufiger erwähnten Seminar für Schulleitungen/Abteilungsleitungen wurde auf die Arbeitszeitfalle hingewiesen. Auch Schulleiter haben eine 41 Stunden Woche in Baden-Württemberg.

    Das heißt delegieren, delegieren, delegieren und vertrauen. Viele können das nicht und haben eine 50 Stunden Woche.

    Und dann stimmt das Gehalt eben nicht mehr.

  • In Thüringen gibt es A13 für alle und damit A14 für keinen.


    Ich bin an einem Gymnasium, 600-700 SuS, ca. 50 KuK.


    Es gibt eine reguläre A14 (OSL) und zwei A15/16, nämlich SL und Stlv. SL.


    Kann sein, dass noch ein paar alte Kader dabei sind, die vor zig Jahren mal ne A14 bekommen haben, aber sowas wie Koordinatorenstellen oder so haste nicht. Heißt aber auch: Die ganze Arbeit bleib entweder an der SL hängen oder liegen.


    Ist ja scheinbar so gewollt. Die Schulpauschale an Abminderungsstunden ist ausgeschöpft, wer soll es also machen?


    Und ne SLQ ist momentan nicht möglich, weil dem Lehrerfortbildungsinstitut die Mittel gekürzt wurden und erstmal noch die hunderte von Leuten nachqualifiziert werden müssen, die schon auf den Posten sitzen ohne die SLQ absolviert zu haben.

  • Na wenn die Boomer in Rente/Pension gehen, wie das alles noch gestemmt werden? Meine leicht pessimistische Vermutung ist, dass der Laden dann zusammenbricht.

    So ein Unsinn. Welcher laden denn? Alsob das Land pleite gehen könnte. Der Schuldenberg wächst natürlich weiter. Aber das wird sich eh nie ändern bis zur nächsten Währungsreform. Und dann fängt das Spiel von vorne an.

  • So ein Unsinn. Welcher laden denn? Alsob das Land pleite gehen könnte. Der Schuldenberg wächst natürlich weiter. Aber das wird sich eh nie ändern bis zur nächsten Währungsreform. Und dann fängt das Spiel von vorne an.

    Es braucht keine Glaskugel, um sich klar zu machen, dass ein Pensionsniveau von 71,75% nicht zu halten sein wird. Dass eine Absenkung des Höchstsatzes durchaus erfolgen kann, konnte man Anfang der 2000er Jahre gut beobachten.

  • Rechtlich ist die Pension wie keine andere Altersversorgungsform geschützt (man sieht es ja auch mit der Besoldung, aktuelle Diskussion mit 'Amtsangemessenheit')


    Ich sehe da eigentlich keinerlei politische Bestrebungen, da am Versorgungsniveau irgendetwas zu ändern - Kosten werden halt aus Einnahmen des Staates finanziert, ggfs. werden diese einfach erhöht (und in anderen Bereichen Einsparungen vorgenommen).

  • Rechtlich ist die Pension wie keine andere Altersversorgungsform geschützt (man sieht es ja auch mit der Besoldung, aktuelle Diskussion mit 'Amtsangemessenheit')

    Diese Gewissheit nimmst du genau woher? Das Bundesverfassungsgericht hatte bereits 2005 entschieden, dass der Gesetzgeber weder verpflichtet ist, bei Anpassung der Bezüge auch eine strikte parallele Anpassung der Versorgungsentwicklung zu gewährleisten noch dass der Höchstversorgungssatz mindestens 75% der ruhegehaltfähigen Bezüge betragen müsse, wie es vorher noch war. Das Gesetz zur Änderung des Beamtenversorgungsgesetzes, welches zu dieser Anpassung mit Ziel einer zur damaligen Rentenform adäquaten Kostensenkung kam, wurde damit für verfassungsgemäß erklärt.


    Dabei wurde u.a. darauf abgestellt, dass die Frage der amtsangemessenen Alimentierung nicht an der (durch einfachgesetzliche Änderung mögliche) Ausgestaltung des prozentualen Höchstsatzes hängt, sondern am zur Verfügung stehenden Nettoeinkommen und dass die Beurteilung der Amtsangemessenheit einen gewissen Ermessensspielraum hergibt. Es wurde explizit auch darauf eingegangen, dass die absehbare Verringerung des Versorgungsniveaus im Hinblick auf die Entwicklung des Alterseinkommens der Rentner gerechtfertigt sei.

  • Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Pensionen auf dem bisherigen Niveau gehalten werden können.

    Laut https://www.faz.net/aktuell/rh…slasten-tun-17505522.html kostet dem Land Hessen die Beamtenpension + Beihilfen 96 Milliarden Euro (Stand 2020). Und 2030 rechnet man mit 125 Milliarden Euro Pensionslasten. Das ist mehr als das Sondervermögen für die Bundeswehr und das nicht nur einmalig. Und das bezieht sich nur auf Hessen.


    Mir ist nicht klar, wie das finanziert werden kann, wenn nicht gleichzeitig die Einnahmen stark erhöht werden. Aktuell geht man ja eher nicht davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland massiv verbessert, wodurch höhere Einnahmen generiert werden könnten. Und wenn dem tatsächlich nicht so ist, dann bleibt ja nur eine Erhöhung der Steuern übrig, um mehr Geld in die Kassen zu bekommen. Kaum jemand in einem Angestelltenverhältnis in der freien Wirtschaft hat Netto so viel wie ein A13er und von der Rente ganz zu schweigen. Sollen diese Menschen noch mehr Steuern zahlen als jetzt schon, damit die im Vergleich zu Renten sehr hohen Pensionen weiterhin bezahlt werden können? Ich mache mir da Sorgen um das soziale Miteinander in unserer Gesellschaft.


    Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie das gelöst wird. Irgendwas muss ja gemacht werden.

  • Seph: Nuja, es bedurfte schon einer Reihe 'historischer Rentenreformen' (nicht so freudlich formuliert: Kürzungen), bis die Pensionskürzung von 75% auf 71,75% des letzten Bruttogahalts möglich war...(von wirkungsgleicher Übertragung kann da übrigens kaum die Rede sein).In Berlin werden die Beamten zur Zeit übrigens immer noch mit 65 regulär pensioniert.


    Dann nenne mir doch mal eine Altersversorgungsform die besser geschützt ist...

  • Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Pensionen auf dem bisherigen Niveau gehalten werden können.

    Laut https://www.faz.net/aktuell/rh…slasten-tun-17505522.html kostet dem Land Hessen die Beamtenpension + Beihilfen 96 Milliarden Euro (Stand 2020). Und 2030 rechnet man mit 125 Milliarden Euro Pensionslasten.

    3% Inflation über 10 Jahre und die Pensionslast wäre genauso hoch wie heute, solange die Pensionen nicht angepasst werden.

    Das wäre die politisch unsichtbarste Lösung.

  • 3% Inflation über 10 Jahre und die Pensionslast wäre genauso hoch wie heute, solange die Pensionen nicht angepasst werden.

    Das wäre die politisch unsichtbarste Lösung.

    Ja, nur gehen gleichzeitig nicht nur überdurchschnittlich viele Beamte in Pension, sondern auch überdurchschnittlich viele normale Angestellte in Rente. Das Problem, dass immer weniger Arbeiter immer mehr Rentner finanzieren müssen, hat ja auch die Rentenversicherung. Und da die Beamtenpensionen aus dem laufenden Haushalt finanziert werden, müsste man also diesen Leuten noch mehr wegnehmen, um die gestiegene Anzahl an Pensionären abzudecken. Weiß nicht, ob das der Weg sein sollte. Ich hoffe, es traut sich doch noch mal jemand an das ganze Rententhema ran und reformiert es sinnvoll.

  • Weiß nicht, ob das der Weg sein sollte. Ich hoffe, es traut sich doch noch mal jemand an das ganze Rententhema ran und reformiert es sinnvoll.

    Was soll da denn gezaubert werden? Der Absatz deutscher Industrie im Ausland schrumpft, die Steuerzahler werden weniger, Geldempfänger werden mehr.

    Die Reform kann doch nur heißen: Weniger. Da wird es noch ganz heiße Verteilungskämpfe geben.

  • "heißer Verteilungskampf" in Lehrersprache: "Wir fänden es schon ganz schön, wenn unser jahrzehntelanger Einsatz ein bisschen mehr honoriert würde..."

  • Hast du für diesen Zusammenhang Belege?

    Alleine in NDS sind seit Jahren um die 150-170 SL-Stellen vakant (natürlich nicht immer die gleichen). Das betrifft die Sek II Schulen - insbesondere die Gymnasien - kaum, sondern eher sehr ländliche Schulen und dabei v.a. Grundschulen.


    (vgl. u.a. https://www.haz.de/der-norden/…55MMF2L6CGL2VZO33ETU.html von 2019 und auch 2 Jahre später nahezu das gleiche Bild https://www.haz.de/der-norden/…TWMYHL4P45XBCRF56SSY.html).


    PS: Mich würde wundern, wenn das in den anderen Bundesländern signifikant anders wäre.

    PPS: Das Gehalt mag dafür nicht der alleinige Grund sein. Wir hatten hier im Thread aber bereits schon, dass sich die wenigsten durch die paar Hundert Euro mehr davon locken lassen, wenn sie es nicht ohnehin schon vorhaben, SL zu werden. Mich persönlich schreckt das Missverhältnis von zusätzlicher Bezahlung zu zusätzlicher Verantwortung und Belastung jedenfalls ab.

  • Mich persönlich schreckt das Missverhältnis von zusätzlicher Bezahlung zu zusätzlicher Verantwortung und Belastung jedenfalls ab.

    Aber der Ruhm! Vergiss die leuchtenden Kinderaugen und den Respekt und die Verehrung durch KuK nicht. Immer diese Leute, die für Geld arbeiten…

  • Aber der Ruhm! Vergiss die leuchtenden Kinderaugen und den Respekt und die Verehrung durch KuK nicht. Immer diese Leute, die für Geld arbeiten…

    Ich mag leuchtende Kinderaugen, das ist nicht das Thema. Ich bin aber auch Profi und mache das nicht als Hobby :)

  • Nuja, die offenen Schulleiterstellen rühren ja auch daher, dass keine ADÄQUATEN Bewerber zur Verfügung stehen.


    Man darf ja nicht vergessen, dass die Auswahl von ungeeigneten Bewerbern fatale Folgen haben kann und kaum rückgängig gemacht werden kann. Da kann man ein 'Zögern' der Schulbehörden bei der Auswahl gut nachvollziehen.


    Spielt natürlich auch eine Rolle, dass A13 schon ganz auskömmlich ist und auch die weitgehende Feminisierung des Lehrerberufs. Für tarifbeschäftigte Lehrkräfte ist zudem 'Karriere' finanziell völlig uninteressant.


    Man kann jetzt aber auch Grundschulleitern schlecht per se A16 geben, da fehlt einfach die Relation zur Besoldung anderer Führungspositionen im öffentlichen Dienst (jenseits des Schuldienstes).

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