Gesamte Ausbildung der Grundschullehrkräfte "neu denken"

  • Er ist ja auch der Meinung, dass 6 Semester ausreichen.

    Die Studienpläne der Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg geben nicht mehr her als das

    In BW ist die Regelstudienzeit für das Grundschullehramt schon eine ganze Weile (nämlich seit das Lehramt eigenständig und getrennt vom Hauptschullehramt studiert wird) bei 8 Semestern: früher 8 Staatsexamen, jetzt 6 Bachelor + 2 Master.

  • Hattet ihr eigentlich zu Beginn eures Referendariats den Eindruck, das Studium hätte euch (ausreichend) auf die Tätigkeit als Lehrer vorbereitet?

    Nein, ich hatte den Eindruck, es hätte mich fachwissenschaftlich auf das Referendariat vorbereitet. Ich habe zwei Staatsexamen und die halte ich für eine ziemlich ideale Kombination.

  • Raindrop, was ist daran verwirrend?!? Steht so hier zumindest im Lehrplan, wenn auch evtl. ganz anders als das sich einige vorstellen.

    Mir war nicht so ganz klar, warum du das so betonst. Wir machen das in der Grundschule, ist nur nicht so komplex, das man dafür Analysis in der Uni belegt haben muss.

  • Mir war nicht so ganz klar, warum du das so betonst. Wir machen das in der Grundschule, ist nur nicht so komplex, das man dafür Analysis in der Uni belegt haben muss.

    Naja, weil immer wieder von einigen betont wurde, dass das ja erst Oberstufenlerninhalte sind, was sie eh schon lange nicht mehr sind. Aber inzwischen sind sie eben auch Stoff der Grundschule und nicht mehr nur der Mittelstufe.


    Naja, um die Zusammenhänge dafür zu verstehen, bleibe ich dabei, dass man das in der Uni belegt haben sollte.

  • Weil es so ist.


    Wer Mathe Sek 2 nicht geschafft hat, hat dann Grundschule oder Sek1 gemacht.

    Ich kenne allein aus meinem nächsten Umfeld tatsächlich zwei L, die von Mathe-Gym auf HS/Real umgesattelt haben, weil es zu schwer war.

    In den Studienberatungen wird dies den Abbrechern Mathe-Gym oft direkt empfohlen. Warum auch nicht, ist doch naheliegend.

  • dass das ja erst Oberstufenlerninhalte sind, was sie eh schon lange nicht mehr sind.

    wir machen damit simple Folgen und was wir mit Reihen machen, kann man nicht wirklich so nennen. In der Oberstufe werden Grenzwerte und Konvergenzen betrachtet, im besten Fall. Für uns in der Grundschule reicht ein simpler Kurs in elementarer Zahlentheorie, keine Analysis. Ich weiß nicht, ob du wirklich weißt, was Mathematiker zusammen mit den gymnasialen KollegInnen in Analysis machen. Ich erwähnte vorher schon mal das Buch von Forster, quasi die Bibel der Hochschulvorlesungen zum Thema Analysis, das was du so verwirrend fandest. Was dort Standardmäßig gemacht wird, ist so meilenweit entfernt von dem was wir brauchen.

    Wir brauchen etwas vertiefendes Wissen, auch zu Folgen und Reihen, aber nicht so viel.

    Wenn wir das verpflichtend für alle machen würden, hätten wir bald nicht mehr viele Lehrkräfte in der Grundschule. An dem Grundkurs Analysis scheitern schon die meisten Studienanfänger in Mathe.

    Aber damit haben wir ja unsere Standpunkte klar gemacht und zum Glück wird es wahrscheinlich nie dazu kommen, das Grundschullehrkräfte Analysis lernen müssen.

  • und zum Glück wird es wahrscheinlich nie dazu kommen, das Grundschullehrkräfte Analysis lernen müssen.

    Nochmal, bei uns im Studium mussten sie es, für die Sekundarstufe I, die wir ja auch unterrichten dürfen, muss man es auch immer noch. Wie das nun verteilt wird, kann ich nicht sagen.

    Also wahrscheinlich nie dazu kommen, ist einfach falsch, denn es war ja so ;)


    Die Uni begründet eben auch gut (und mit ähnlichen Argumenten, wie ich), warum dem so sein muss.

  • Nochmal, bei uns im Studium mussten sie es, für die Sekundarstufe I, die wir ja auch unterrichten dürfen, muss man es auch immer noch.

    und nochmal, ich habe den Blick auf die Grundschule, 1. bis 4. Klasse. Was du damals machen musstest ist eine Ausnahme im System. Eine Zeitlang wurde man z.B. in NRW auch nicht speziell für die Grundschule sondern für Grundschule, Hauptschule und Realschule ausgebildet. Selbst zu der Zeit haben sie nicht die gleichen Kurse wie die Mathematiker belegt. Für die Grunschulausbildung ist das weit über das Ziel hinaus.

    Die Uni begründet eben auch gut (und mit ähnlichen Argumenten, wie ich), warum dem so sein muss.

    Die Begründung ist in keinster Weise plausibel im Hinblick auf die Ausbildung für die Grundschule, sie in die gleichen Kurse zu stecken, wie die Mathematiker.

    ich finde es ja schon übertrieben, dass die GymnasialKollegInnen fast die gleichen Kurse belegen müssen wie die Mathematiker. So kann man Lebenszeit verschwenden, die man lieber für die Didaktik verwenden sollte.

  • ich finde es ja schon übertrieben, dass die GymnasialKollegInnen fast die gleichen Kurse belegen müssen wie die Mathematiker

    Die sitzen zwar häufig in den gleichen Kursen, aber letztlich nicht mal ansatzweise in der gleichen Menge.


    Ein Bachelor hat 180 CP. Reine Mathematik hat entsprechend 180 CP Mathe (n paar Grundlagenveranstaltungen wie wiss. Arbeiten oder sowas mal ignoriert).


    Lehramt Mathe GyGe hat, mit Berücksichtigung des zweiten Faches sowie der ganzen Pädagogik-Anteile vielleicht 60 CP reinen Matheanteil. Also 1/3 dessen, was ein reiner Mathe-Student macht.




    Aber auch hier gibt es da von Uni zu Uni riesige Unterschiede. Manche haben das Zweitfach im gleichen Anteil, manche zu 1/3.

    • Offizieller Beitrag

    und zumindest in einzelnen Kursen an meiner Uni ist es so, dass die Abschlussprüfung eine andere ist. Oder ab der Mitte des Semesters getrennt wird.
    Rein formal: selber Kurs besucht, aber andere Prüfung (und dann wundern sich ein paar Chemiker*innen, dass man ihnen nach 2 Semestern den Wechsel von Sek1 auf Sek2 verwehrt und ihnen sagt, sie sollen alles neu belegen.

  • Und das kann ja auch gar nicht anders sein. Wie lange sollte sonst ein Lehramtsstudium dauern, wenn man z. B. ein komplettes Mathematikstudium, ein komplettes Chemiestudium und Bildungswissenschaften studieren sollte?

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • In NRW studieren die angehenden Grundschullehrer_innen drei Lernbereiche: Mathematische Grundbildung, sprachliche Grundbildung und einen weiteren Lernbereich oder ein Unterrichtsfach. Das Studium selbst dauert genauso lange wie das Lehramt GyGe, aber ich hoffe doch sehr, dass die Inhalte andere sind.

    Da alle Beamtenlaufbahnen auf der erreichten Ausbildung beruhen ist die Forderung der Kolleg_innen, bei gleicher Studienlänge und gleichem Prüfungsumfang auch A13 zu bekommen, auch verständlich.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Und das kann ja auch gar nicht anders sein. Wie lange sollte sonst ein Lehramtsstudium dauern, wenn man z. B. ein komplettes Mathematikstudium, ein komplettes Chemiestudium und Bildungswissenschaften studieren sollte?

    Hauptfach bis zum Master, Beifach bis zum Bachelor macht inklusive Didaktik und Erziehungswissenschaften 7 - 8 Jahre. Das ist die typische Ausbildungsdauer einer Sek-II-Lehrperson in der Schweiz. Die meisten fangen allerdings schon an zu arbeiten während sie die Lehramtsausbildung noch machen, also man hat vielleicht schon den Master im Hauptfach und bringt den Rest dann eben berufsbegleitend zu Ende.

  • Die eigentliche Lehramtsausbildung ist Vollzeit in 1 Jahr "abgesessen", so habe ich es z. B. gemacht. Wir haben relativ wenig begleitete Berufspraxis, man geht einfach davon aus, dass die Leute dann schon irgendwie klarkommen und einfach mal loswursten. Meistens klappt das auch da man üblicherweise an der Schule, an der man angestellt ist, im 1. Jahr mentoriert wird.

  • Ich weiss nicht, ob es an anderen Schulen feste Vorgaben gibt, wir machen das vom Bedarf abhängig. In jedem Fall wird erwartet, dass die neue Lehrperson beim Mentor hospitiert, eigentlich sollte sie auch bei anderen KuK mindestens in der gleichen Fachschaft hospitieren. Dann schaut man sich natürlich als Mentor den Unterricht der neuen Lehrperson an und gibt Feedback. Ansonsten halt der ganze administrative Kram, der ja an jeder Schule etwas anders läuft, da erklärt man eben, wann man wo zu sein und was zu tun hat.

  • Wenn ich da auch kurz einhaken darf, da ich das Studium erst gerade beendet habe und aus der Erfahrung von Mitstudenten berichten kann:

    Das läuft an jeder Schule anders ab, manchmal (idealerweise) läuft es so wie bei Antimon, manchmal bekommt man aber auch nur die Einführung für den Administrativen Kram und wenig bis keine Rückmeldung zum Unterricht. Allenfalls kommt mal noch der Schulleiter vorbei oder es wird geschaut ob sich die neue Lehrperson im Kollegium engagiert oder selber auf die Idee kommt sich Feedback zu holen und ob sie damit produktiv umgehen kann oder nur allen auf die Nerven geht und/oder ob es Beschwerden von Schülern und Eltern gibt. Falls es Beschwerden gibt ist man nach einem Jahr wieder weg (am Anfang sind die Verträge hier eigentlich immer befristet) falls nein wird der befristete Vertrag verlängert oder man bekommt irgendwann einen unbefristeten... Es hängt sehr von der Schule ab.

    Ich habe nach dem Sek II Studium auf Sek I angefangen zu unterrichten.

    Stufenfremd, teilweise Fachfremd und mit wenig Berufspraxis, mehr oder weniger nach dem Motto:

    Hier sind deine Klassen, deine Fächer, schwimm oder sauf ab, Friss oder stirb. (Nicht ganz, mein Kollegium ist nett und auf Nachfrage haben alle geholfen, die ich gefragt habe und theoretisch hätten wir ein Götti, Gotte System, da ich aber unter dem Jahr angefangen habe hat das nicht gegriffen und ich war mehr oder weniger auf mich alleine gestellt.) Man lernt schnell oder ist nach einem Jahr halt wieder weg.

  • am Anfang sind die Verträge hier eigentlich immer befristet

    Es sei denn, du kannst Mathe und Informatik, dann bist du nach der Probelektion direkt gewählt. Wenn du Deutsch und Geschichte unterrichtest, bleibst du gerne auch mal die nächsten 6 Jahre noch befristet. Ich glaube, das ist das Maximum, was das Personalrecht zulässt.



    Es hängt sehr von der Schule ab

    Eher von der Schulform, zumindest bei uns im Kanton. Die 5 Gymnasien "leisten" sich schon etwas mehr Fürsorge ;)



    Stufenfremd, teilweise Fachfremd und mit wenig Berufspraxis, mehr oder weniger nach dem Motto:

    Hier sind deine Klassen, deine Fächer, schwimm oder sauf ab, Friss oder stirb.

    Auch das ... Ihr habt mein uneingeschränktes Mitleid an der Sek I. Glaub mir, die Wut beim LVB ist gross, wir machen so viel Krawall wie nur irgendwie geht.

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