Schulische Vorbilder

    • Offizieller Beitrag

    Ich sitze gerade heulend vorm PC.


    Warum? Ich habe mitbekommen, dass ein schulisches Vorbild von mir vor 2 Wochen gestorben ist. Herr H. Schulleiter

    Vor 30 Jahren war ich oft an seiner Schule. Habe mit ihm Musik gemacht.

    Er hat mir gezeigt, wie wichtig die Musik in der Grundschule ist. Das gemeinschaftliche Singen. Der musikalische Spaß. Singen ohne Druck, nur um Spaß zu haben.

    Am meisten sind die Kinder abgegangen, wenn er "Yellow Submarine" sang und er dann ins Deutsche wechselte: "Deutscher Meister wird nur der BVB!!!"


    Habt ihr auch schulische Vorbilder?


    kl. trauriger Frosch


    P.S.: der sich gerade überlegt, ob in 30 Jahren auch jemand denkt - damals, der Frosch, der hat mich beeinflusst. (Nein, das muss nicht sein. Ich frage es mich trotzdem.)

  • zwei Vorbilder:

    Der Hauptschullehrer, den ich als Kind erst lange nach seinem Engagement bei der Stadtranderholung (gab's früher) als solchen realisierte,


    sowie mein Deutschlehrer am Gym, der Atheist war und mich nach nem Unterricht in Klasse 9 mal fragte, was er seinem Sohn sagen könne, der sich vom Reli-Unterricht abmelden wolle, den er selber aber für kulturgeschichtlich wichtig halte.


    Beide zwischenzeitlch verstorben.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

    • Offizieller Beitrag

    Genau aus dem Grund habe ich schon ein paar ehemalige Lehrkräfte angeschrieben und es ihnen gesagt.
    Damit man nicht irgendwann liest, die Person ist tot und erst dann darüber spricht, wie wichtig sie war.

    Ich hatte viele und kann sie nicht aufzählen. Schule war mein Leben und hat mich gerettet. Meine Grundschullehrkräfte haben mich ganz doll geprägt, viele Lehrkräfte haben mir einfach Bildung / Wissen vermittelt, einige haben mal das richtige Wort zur richtigen Zeit gesagt, eine hat meiner Mutter gesagt, sie soll mich in Ruhe lassen (und dabei fand ich die Lehrerin okay, fand aber ihr Fach blöd und wusste nicht mal, dass sie mich registriert hatte. Hat mich zumindest kurzfristig mit Englisch wieder versöhnt.)
    In mindestens jeder Stufe gibt es jemanden, dem ich danach gedankt habe.
    und im Übrigen: Wenn es eine Lehrkraft gab, die mich wirklich nicht geprägt hat: mein Deutschlehrer. Die ersten 4 Jahre Spracherwerb durchgehend den selben Lehrer (es gab nur einen), ein A... sondergleichen, der jede Woche erzählt hat, wie toll er in der Industrie verdient hat und wie doof Lehrersein sei und nicht verstehen konnte, dass ich eine deutsche Brieffreundin hatte und nach Deutschland wollte.
    Also: manchmal kommt es nicht (nur) auf den Lehrer an.

  • Hab ich schon öfter geschrieben. Meine letzte Klassenlehrerin der Grundschule, die meine Mutter davon überzeugt hat, das Kind muss ans Gymnasium. Sie ist leider sehr früh gestorben, ich habe es verpasst, sie noch mal zu kontaktieren.


    Ansonsten hatte ich zwei unterdessen pensionierte Kolleg*innen, die mir zum Berufseinstieg enorm geholfen haben.

  • Aber natürlich denkt jemand an dich, Fröschchen :troest:


    All die kleinen Kaulquappen, die dir jetzt noch hinterherschwimmen und dann bald den Freischwimmer haben ... die ersten Lehrer sind die wichtigsten, da kann ich leider nur mit einem Anti-Vorbild aufwarten, schrecklich. Das ist ja ein bisschen wie bei Jim Knopf, der als erstes Frau Mahlzahn als Lehrerin sieht und sich fragt, ob Schule immer so ist.


    Mir fiel zufällig in der Bücherzelle das Bändchen "Lehrer, die wir hatten" von Ernst Heimeran in die Hände. Sehr rührende und originelle Geschichten von skurillen Lehrern und durchtriebenen Schülern, das letzte Kapitel ist Franz Burger gewidmet, dessen Werk er später sogar verlegt hat. Den Franz Burger hat er jederzeit bewundert.


    So richtig große Vorbilder habe ich nicht, aber ich entdecke tatsächlich oft Eigenschaften, die mich beeindrucken und anspornen und ich trage viele, viele Sätze mit mir rum, die irgendjemand mal gesagt hat und die mir immer noch Orientierung geben.


    Es ist doch bei aller Traurigkeit auch schön, solche Andenken zu pflegen wie du es gerade tust.


    *kerzehinstell*

  • Mein Beileid, Frosch.

    Die Art und Weise, wie ich meine Oberstufenkurse gestalte, ist ganz bewusst nachhaltig von der Philosophie und von der Vorgehensweise einer Lehrerin geprägt, die ich damals selbst im Leistungskurs hatte.

    Ein Lehrer aus einem Grundkurs war für mich auch prägend, obwohl ich nicht genau benennen könnte, in welcher Form.

    An beide muss ich oft mal denken.

  • Dieses traurige Gefühl des Verlustes eines Lehrervorbildes kenne ich leider auch. Ich hatte immer das starke Verlangen meinem Lehrer, den ich im Leistungskurs hatte, zu danken für das, was ich bei ihm gelernt habe und ihm zu sagen, wie sehr seine Haltung und sein Vorbild mich geprägt haben. Vor allem die ehrliche Wertschätzung, die er uns Schülern entgegen gebracht hat, hat mich immer beeindruckt und gestärkt. Und wie so oft im Leben schiebt man Dinge auf, bis es eines Tages zu spät ist. Vor 2 Jahren schlug ich morgens die Zeitung auf und sah die Todesanzeige. Ich habe Rotz und Wasser geheult und zutiefst bereut mich nie bei ihm bedankt zu haben. Aus dieser großen Trauer heraus, habe ich mich hingesetzt und habe alles, was ich gerne Herrn B. gesagt hätte, den Angehörigen geschrieben. Das hat ein klein wenig geholfen, aber lieber hätte ich es ihm selbst gesagt...

    • Offizieller Beitrag

    Fühl Dich gedrückt, Frosch.

    Ich hatte auch meine Vorbilder und habe ab und an an meine alte Klassenlehrerin in der Grundschule gedacht. Vermutlich ist sie schon lange tot, ansonsten hätte sie die 100 Jahre sicherlich jetzt erreicht.

    Meinen ehemaligen Musiklehrer vom Gymnasium, den ich mit nur einer Unterbrechung von der fünften Klasse bis zur Abiturprüfung hatte, habe ich letzten Sommer noch besucht. Er hatte auf mich den prägendsten Einfluss - ohne ihn wäre ich kein Musiklehrer geworden.

    Einige ehemalige SchülerInnen von mir sehen in mir (aus welchen Gründen auch immer) ein wie auch immer geartetes Vorbild. Das sind dann die Momente, wo man weiß, dass man den richtigen Beruf ergriffen hat. Vielleicht denkt auch der eine oder die andere in 30 Jahren noch einmal an die Schulzeit und an mich zurück.

    Bei mir ist es dann aber zusätzlich noch so, dass ich lieber für meine Kinder Vorbild sein möchte und ich mich freuen würde, wenn man auch in 100 Jahren noch wüsste wer (Ur)Opa Bolzbold war.

    • Offizieller Beitrag

    Meine Grundschullehrerin hatte einen Nachruf in der Stadtzeitung. Meine Mutter hat mir ein Bild geschickt, ich war den ganzen Tag sehr betroffen.
    Durch den Nachruf habe ich erfahren, dass sie viel jünger war, als gedacht (mit 56 pensioniert worden! (regulär wohl)), das heißt, sie war gerade 50, als ich sie hatte und sie wirkte so alt und wie aus einer anderen Zeit!

    Als ich zu Beginn der 4. Klasse ihren Namen an dem Fenster auf der Liste entdeckte, wo auch mein Name war, hätte ich fast geweint. Die Schulleiterin! Sie hatte so einen Ruf! Sie war sehr streng aber eigentlich sehr menschlich zugleich. Ich habe sie vergöttert und sie ist die erste Person, die mir erklärt hat, dass Regeln doof sein können, man sie aber befolgen muss (auch wenn sie selbst wusste, dass diese Regel für mich sinnlos war). Also habe ich brav meine Strafarbeit gemacht, weil ich im Unterricht einen Roman gelesen habe, weil das an der Tafel einfach viel zu einfach war.
    Wir haben als Fünftklässler*innen Scrabble mit ihr gespielt, während der Rest der Klasse Englisch lernte (Eine Stunde die Woche Spass und Spiel), und während wir Mini-kleine Gruppe Deutsch lernten, haben die Anderen Grammatik gelernt und wir brauchten es nicht. Eine der ersten (und einzigen) Differenzierungserfahrungen meines Lebens.
    Wunderschöne 2 Schuljahre, ein sehr schwieriger Abschied von der Grundschule, ich kam also regelmäßig wieder vorbei...

    Zu ihrer Pensionierung 3 Jahre später ließ das Schulkollegium über meine Schwester anfragen, ob ich ein Gedicht als Rede verfassen könnte. Es war eine der größten Ehren, die ich bekam und ich war so glücklich, auf einer kleinen Liste der Ehemaligen zu sein (sie war über 20 Jahre Lehrerin und Schulleitung bei uns gewesen, und es wurden um die 30 Leute eingeladen)...
    Sie zog weg, ich schrieb ihr zur Mittleren Schulreife und zum Abitur, sie gratulierte und betonte, die Zeitung durchsucht zu haben, um jeweils die ehemalige Klasse unter den Absolvent*innen zu suchen. Mein letzter Brief ist fast 10 Jahre her, zum Antritt der Planstelle. Sie gratulierte, wünschte mir Glück zu diesem wunderbaren Beruf, den sie aber heutzutage nicht wieder ausüben würde.

    Tschüss Madame Allard!

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