• Wir haben das mit dem "du" an die ganze Klasse auch im Seminar gelernt. Ich mische das "du" und das "ihr".

    Wenn ich etwas Schritt für Schritt erkläre, was jeder einzelne tun soll, dann nehme ich das "du": "Du faltest das Blatt in der Mitte."

    Wenn ich ganz allgemein sage, was sie tun sollen, dannn das "ihr": "(Ihr) stellt euch jetzt an der Tür an."

    Das mache ich irgendwie automatisch, da denke ich in dem Moment nicht drüber nach.


    Meine Kinder haben von ihrem Kunstlehrer am Gymnasium berichtet, der auch immer das "du" verwendet hat. Mein Sohn meinte dann: "Da meint man immer, er meint gerade mich." Also Ziel wohl erreicht, aber meine Kinder fühlten sich unwohl dabei.


    Und an eine Aussage der Lehrerin meines Kindes am ersten Elternabend am Gymnasium kann ich mich noch sehr gut erinnern: "Wir arbeiten erstmal an zwei Dingen: am Arbeitstempo und am 'Sie'!"

  • Mich irritiert das in jedem Kontext. Wenn ich eine Gruppe anspreche, verwende ich die Pluralform (ihr/Sie). Wenn ich eine Einzelperson anspreche entsprechend die Singularform (du/Sie).

  • Ich habe dieses kollektive Du auch im Referendariat kennengelernt. Wenn es nicht gerade in einem Prüfungskontext war, habe ich aber gerne darauf verzichtet, da es sich erstens überhaupt nicht mit meinem Sprachgefühl deckt und zweitens ich die beabsichtigte Wirkung ohne klare Studien auch eher bezweifle. Kam mir immer vor wie pädagogischer Hokuspokus, den es ja leider zu häufig gibt.


    Die Frage nach Du und Sie interessiert mich und zwar aus einer fremdsprachlichen Perspektive. Und zwar ist es in Spanien nicht unüblich, dass Schüler ihre Lehrkräfte duzen und beim Vornamen nennen. Ich weiß, dass im Französischunterricht die Schüler den Lehrer mit vous ansprechen und aus meinem Spanischunterricht kenne ich es auch so, dass die Schüler gerne das usted nutzen, sobald sie es mal beherrschen. Etwas seltsam klingt es für mich aber schon und da Spanischunterricht mehr als nur Sprache vermitteln soll, überlege ich immer mal wieder, ob es nicht sinnvoll wäre, da das Du und Vorname als interkulturelle Lernerfahrung mal einzuführen.

  • In Dänemark habe ich kürzlich eine größere Schülergruppe, ca. Klasse 4, bei einem Schulausflug beobachtet. Die SuS haben ihre Lehrer (mehr Männer als Frauen) mit dem Vornamen angesprochen (sicher auch geduzt) und hatten irgendwie auch mehr Körperkontakt als das bei uns üblich ist. Aber sie waren sehr diszipliniert, ruhig und fröhlich und haben sofort gehört. Es war so ähnlich wie wenn Papa mit den Kindern einen Ausflug macht.

    • Offizieller Beitrag

    Die Frage nach Du und Sie interessiert mich und zwar aus einer fremdsprachlichen Perspektive. Und zwar ist es in Spanien nicht unüblich, dass Schüler ihre Lehrkräfte duzen und beim Vornamen nennen. Ich weiß, dass im Französischunterricht die Schüler den Lehrer mit vous ansprechen und aus meinem Spanischunterricht kenne ich es auch so, dass die Schüler gerne das usted nutzen, sobald sie es mal beherrschen. Etwas seltsam klingt es für mich aber schon und da Spanischunterricht mehr als nur Sprache vermitteln soll, überlege ich immer mal wieder, ob es nicht sinnvoll wäre, da das Du und Vorname als interkulturelle Lernerfahrung mal einzuführen.

    Ich bin eine bekennende Du-Meiderin und möchte auch nicht von Lernenden in einer Lerngruppe geduzt werden.
    Und jetzt lese ich den Beitrag und kenne die Ausnahme meines Lebens (ich habe ca. 8-9 Jahre gebraucht, meine Schwiegereltern zu duzen, die 6-7 Jahre davor weder Du, noch Sie. Wie gesagt, ich bin Meid-Expertin)


    Ich hatte eine (Gebärden)sprach-AG und die Gebärdensprache kennt kein Sie. Da einige Wörter "mitgesprochen" bzw. mit dem Mund mitgebildet werden, ist es aber wichtig, das Richtige zu machen und so war es, dass einige 8.-Klässler*innen mich 5 Jahre lang (bis zum Abi) einmal die Woche mit "Du"/"Dein"-Gebärden und Wörtern angesprochen haben, während ich ihnen erst Monate (Jahr?) nach dem Abitur das Du angeboten habe / es sich so eingeschlichen hat.

    Ich halte es also durchaus für eine kulturelle Sache, die man wirklich trennen kann, wenn der Unterricht auch fast einsprachig ist (und es nicht nur darum geht, ab und zu "Rosa, tu" auszusprechen und dann den zweiten Satz auf Deutsch..

    • Offizieller Beitrag

    In Dänemark habe ich kürzlich eine größere Schülergruppe, ca. Klasse 4, bei einem Schulausflug beobachtet. Die SuS haben ihre Lehrer (mehr Männer als Frauen) mit dem Vornamen angesprochen (sicher auch geduzt) und hatten irgendwie auch mehr Körperkontakt als das bei uns üblich ist. Aber sie waren sehr diszipliniert, ruhig und fröhlich und haben sofort gehört. Es war so ähnlich wie wenn Papa mit den Kindern einen Ausflug macht.

    im Dänischen wird aber die Höflichkeitsform quasi ausschließlich für die Königin oder Ähnliches verwendet.

    Ich finde, da muss man immer den Kontext betrachten, wenn die skandinavischen Länder oder Englisch als Beispiel für das Duzen und die gute Beziehung im Klassenraum herhalten müssen (aber jetzt spricht wieder mein konservatisches Ich)

  • Wenn ich etwas Schritt für Schritt erkläre, was jeder einzelne tun soll, dann nehme ich das "du": "Du faltest das Blatt in der Mitte."

    Wenn ich ganz allgemein sage, was sie tun sollen, dannn das "ihr": "(Ihr) stellt euch jetzt an der Tür an."

    Das mache ich irgendwie automatisch, da denke ich in dem Moment nicht drüber

    So mach ich das auch manchmal, aber das hört ab Klasse 2 irgendwann auf. Im ersten Schuljahr habe ich festgestellt, dass das kollektive Du funktioniert. Zuerst war ich echt überrascht. Und ich musste mich konzentrieren, es anzuwenden, weil es eben meinem normalen Sprachgebrauch nicht entsprach.

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