Smartphone in der Grundschule

  • Ich komme gerade aus Hamburg zurück.

    Großes Thema in der Zeitung war da die Frage, ob man Smartphones an Grundschulen verbieten soll.

    Ist das echt ein relevantes Problem?

    Mein Sohn war vor 6 Jahren in der Grundschule in der 4. Klasse. Da hatte noch keiner überhaupt ein Smartphone. Manche bekamen eines in der 5. Klasse, weil die weiterführende Schule in der Stadt war. Meiner bekam es in der 8. Klasse.

    Hat sich das in den letzten Jahren so extrem verändert? Dann ist für mich kein Wunder, dass Konzentration und Lesefähigkeit von Grundschülern abnimmt.

    Oder war es schon damals so, nur bei mir auf dem Dorf nicht. Hamburg ist ja schließlich auch kein Dorf:)

  • Ich arbeite in einer GS auf dem platten Land und auch bei uns sind Smartphones und Smartwatches verboten. Es haben zwar zum Glück längst nicht alle Kinder eines dieser Geräte, aber doch schon einige - und das auch schon in Klasse 1. Finde ich auch katastrophal, aber die Eltern begründen es immer mit "für Notfälle" und fühlen sich wohl sicherer, wenn ihre Kinder immer die Möglichkeit haben, sich bei den Eltern zu melden und umgedreht. Aber wie gesagt, bei uns ist die Nutzung verboten. Dass Kinder so ein Gerät im Ranzen dabeihaben, wird geduldet, aber dann nur im "Schulmodus" (so heißt das wohl, wenn quasi alle Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt sind, wurde mir gesagt).

    • Offizieller Beitrag

    GS, Paradies, Dorf, NRW. (Ach, dass wisst ihr ja.)


    "Bei uns sind Smartphones verboten" - würde ich jetzt explizit nicht sagen. Denn: man kann den Kindern nicht verbieten, ein Handy oder eine Smart-Watch mitzubringen. Selbst wenn die Schulkonferenz sich aus dem Fenster lehnt und es verbieten würde, würde ich mich als Schulleiter damit auf ein sehr dünnes Brett wagen. Sobald ein Vater / eine Mutter sagt "Mein Kind nimmt ein Handy mit zur Schule" ... tut es das. Denn ich kann es nicht verbieten, egal was die Schulkonferenz beschließt.


    Aber: die Nutzung im Unterricht ist schon verboten, denn das ist schulrechtlich abgedeckt.

    Also - Handy in der Tasche und stumm. Smartwatch im Schulmodus. (Als Uhr darf sie verwendet werden.)


    ----


    Zwei wichtige Punkte dabei noch:

    1. Sprachaufnahmen / Videos / Fotos / "Überwachung" sind natürlich aus Datenschutzgründen verboten. Klar. Darauf sollte man die Eltern und Kinder auch hinweisen.

    2. "Ich sammele die Handys aus Sicherheitsgründen ein und lege sie aufs Pult": böse Falle, denn wenn dabei ein Handy kaputt geht oder verschwindet ist der Lehrer privat dafür verantwortlich. Der Dienstherr würde die Verantwortung ablehnen.


    ---


    Noch eine Anmerkung: ja, vielleicht hat es Auswirkungen auf die Konzentration und die Lesefähigkeit. Keine Ahnung. Ich denke mal, da gibt es noch viele andere Faktoren, die sich darauf auswirken. Aber - Face Reality. Wir leben im 21. Jahrhundert. Handys und Smartwatches gehören einfach dazu. Sind Alltagsgegenstände. (Ich weiß noch, wie ich vor 20 Jahren irritiert angeschaut wurde, wenn ich mit dem Palm V oder dem Treo 680 gearbeitet habe. Heute ist sowas Alltag.

  • Ok, aber sind das Einzelfälle oder beobachtest du, dass auch viele Grundschüler schon ein Smartphone besitzen.

    Das Alter ist es ja, was mich überrascht.

    Dass Handys Alltagsgegebstände sind - bei manchen gar schon Körperteile, ohne die sie nicht aus dem Haus gehen, ist mir klar.

    Mir geht es um das Alter und für 6 bis 10jährige sind Handys sicher nicht empfohlen.

    Da ich eben selbst ein Kind habe, las ich viele Artikel zu diesem Thema. Und damals hieß es frühestens ab der 5. Klasse.

    • Offizieller Beitrag

    Ok, aber sind das Einzelfälle oder beobachtest du, dass auch viele Grundschüler schon ein Smartphone besitzen.

    Das Alter ist es ja, was mich überrascht.

    Hm. Ich würde mal sagen, dass bestimmt 40 % der Kinder schon ein Handy haben. In der Klasse 1 und 2 weniger. In Klasse 3 und 4 mehr.

    Smartwatches sind ähnlich verbreitet. *heul* Nur ich habe keine. Dabei bin ich doch ein Nerd. .... (Hat jemand einen Tipp für eine gute Smartwach, die nicht von Apple ist?)

  • Ok, aber sind das Einzelfälle oder beobachtest du, dass auch viele Grundschüler schon ein Smartphone besitzen.

    Das Alter ist es ja, was mich überrascht.

    Dass Handys Alltagsgegebstände sind - bei manchen gar schon Körperteile, ohne die sie nicht aus dem Haus gehen, ist mir klar.

    Mir geht es um das Alter und für 6 bis 10jährige sind Handys sicher nicht empfohlen.

    Da ich eben selbst ein Kind habe, las ich viele Artikel zu diesem Thema. Und damals hieß es frühestens ab der 5. Klasse.

    Bei uns an der Grundschule haben auch viele Kinder ein Handy (kleine Dorfschule aber viele Einzugsgebiete). Unser Hort befindet sich 3 Dörfer weiter und ein anderes Dorf sogar 13km. Da öfter Mal ein Bus ausfällt kann ich die Sorge der Eltern verstehen.


    Mein Sohn (8 Jahre) hat auch ein Handy. Das ist aber nur an, wenn wir Eltern einen Weg haben, wo er nicht mit möchte und zu Hause bleiben darf.


    Wie kleiner Frosch schon sagt, würde ich es nicht zu eng sehen. Ich find es gut, wenn die Kinder mit der Technik aufwachsen. Aber auch an unserer Schule muss das Handy und die SmartWatch sicher in der Mappe verstaut sein. Und wenn etwas verloren geht (aus der Mappe geklaut) dann haftet die Schule dafür nicht.


    Der Hort erlaubt sogar das Handy und die Kinder dürfen auch ihre Musik über eine Bassbox hören.


    Wir haben 80 Schüler und davon haben bestimmt 60 schon ein Handy.

  • Das Handy erst in der achten Klasse zu bekommen erinnert mich an die Eltern von Kai-Julius.


    Ich finde so ab der 5. Klasse ist okay. Ehrlich gesagt vielleicht auch früher. Als ich in die 5. Klasse kam waren Handys Telefonierklötze wo man mit Glück Snake spielen konnte. Was ist denn am Smartphone schon wieder so schlimm? Ich hatte seit der ersten Klasse (oder früher?) einen Gameboy und den, wie fast alle in den späten 90ern, auch oft mit in die Schule gebracht. Das war normal, deshalb weiß ich auch nicht, wieso das Smartphone jetzt so viel böser ist.

  • Hat sich das in den letzten Jahren so extrem verändert?

    Ich habe den Eindruck ja. Bei Kind 1 liegt die GS ein paar Jahre zurück, da waren es eher "Einzelfälle", so wie ich das mitbekommen habe, bei Kind 2 (GS gerade fertig) sind Smartphones deutlich präsenter. Aber natürlich erfahre ich das nur durch die Erzählungen der Kinder, kann also auch subjektiv sein.


    Ich finde es auch ab Klasse 5 in Ordnung, dass Kinder ein Handy / Smartphone bekommen unter der Voraussetzung, dass die Eltern mit den Kindern thematisieren, was man darf, was nicht, was mögliche Gefahren sind, dass sie nicht gleich sofort alle Apps zur Verfügung haben, sondern man gemeinsam altersgerecht auswählt, was Sinn macht, dass man die Zeit mit dem Handy beschränkt - leider passiert das bei vielen überhaupt nicht.

    Kind 1 hat immer noch kein WhatsApp und beschwert sich nicht ("Ist halt erst ab 16, ist halt so."), Tik Tok und Instagram auch nicht.

  • Ich denke, der Schwerpunkt sollte nicht auf der Frage Smartphone GS ja/nein liegen, die Dinger sind nunmal da und hier in meinem Umfeld üblicherweise auch in der GS. Wichtig ist es, den Umgang und das Abgeben (!!!) zu lernen.

    Wie schön wäre doch ein Unterrichtsfach Medienkompenz mit ausgebildeten Fachlehrerinnen die technisch voll ausgestattet sämtliche Möglichkeiten und Gefahren des #neulands lehren .... :)

  • Bei uns haben viele Kinder ein Handy,

    zum Ende der 4. Klasse sind es einzelne Kinder, die noch keines haben.

    Viele Kinder sind in Klasse 3/4 nachmittags auf TikTok unterwegs, haben WhatsApp auf den Handys und gucken Youtube-Videos.

    Einige Familien reglementieren es, andere gar nicht, es bräuchte mehr Begleitung, gerade wenn Kinder selbst Filme einstellen.


    In Vorbereitung auf die weiterführende Schule, Buskinder und Ausfall, den weitreichenderen Umgang dort, denke ich, dass es sinnvoll ist, im 2. Halbjahr der 4. Klasse zu üben, was man dann täglich braucht.


    Zur Schule bringen bisher nur wenige Kinder das Handy mit, aber auch das nimmt zu.

  • Das Handy erst in der achten Klasse zu bekommen erinnert mich an die Eltern von Kai-Julius.


    Ich finde so ab der 5. Klasse ist okay. Ehrlich gesagt vielleicht auch früher. Als ich in die 5. Klasse kam waren Handys Telefonierklötze wo man mit Glück Snake spielen konnte. Was ist denn am Smartphone schon wieder so schlimm? Ich hatte seit der ersten Klasse (oder früher?) einen Gameboy und den, wie fast alle in den späten 90ern, auch oft mit in die Schule gebracht. Das war normal, deshalb weiß ich auch nicht, wieso das Smartphone jetzt so viel böser ist.

    Es geht nicht um gut und böse, sondern ums Alter. Und bei meinem Sohn in der Klasse hatten auch in der 5. Klasse die wenigsten ein Smartphone.

    Darauf habe ich schon geschaut, ein Außenseiter sollte er nicht sein. Auch heute haben nicht alle in seiner 10. Klasse ein Smartphone. Das ist allerdings nur ein Kind. Und das bekommt wohl auch keine blöden Sprüche ab. Ein Leben ohne Smartphone ist immer noch möglich:)

  • Ich finde, es kommt auch auf das Kind an. Kind 1 ist bei uns bzgl. Medien sehr verantwortungsvoll, Kind 2 zeigt m. E. jetzt schon Suchtverhalten, da sind wir sehr vorsichtig. Es ist oft eine schwierige Entscheidung für Eltern, weil man nicht möchte, dass das Kind "Außenseiter" ist. Ich sehe aber auch, dass manche Kinder Klasse 5/6 auch manchmal noch "übergangsweise" ältere Handys (Tastenhandys) haben, finde ich auch keinen so schlechten Kompromiss.

  • Wenn es nur darum geht, dass ein Kind seine Eltern erreichen kann, wenn während der Heimfahrt was schiefgeht, dann tut‘s auch ein altmodisches Handy. Das haben einige in meiner 5. Klasse im letzten Jahr gehabt: Telefonieren, SMS schreiben und Musik hören, das war‘s. Blöde Sprüche von anderen hat es da auch nicht gegeben.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Kein Kind würde ich jetzt nicht sagen. Es gibt auch schon Grundschulkinder, die mit Bus & Bahn unterwegs sind. Weil es keine Telefonzellen mehr gibt, ist ein einfaches Handy, mit dem man im Notfall telefonieren kann, schon sinnvoll.

  • Ich vermute, dass es eher die Eltern sind, denen etwas daran liegt ihre Kinder immer erreichen zu können. Grundschulkinder kommen in der Regel sehr gut ohne Smartphone aus, wenn sie nie eines hatten.


    Kenne eine Drittklässlerin, die ihre Freundin und deren Schwester um Smartphone und Smartwatch beneidet hat. (Die jüngere Schwester der Freundin hatte bereits im Kindergarten ein Smartphone.) Die Freundin meinte aber nur: Dafür hast du sogar zwei Taschenmesser und darfst alleine Fahrradfahren. Die Freundin hätte sehr gerne auf das Smartphone verzichtet und dafür mal mit einem Taschenmesser geschnitzt.

  • Ich vermute, dass es eher die Eltern sind, denen etwas daran liegt ihre Kinder immer erreichen zu können.

    Das kann ich schwer leugnen ;) Bei uns war der Moment, wo das Kind zunehmend auch allein unterwegs war (also abseits vom üblichen Schulweg) der, wo wir ein Handy als wichtig erachtet haben, dass es sich melden kann, wenn nötig.

  • Das kann ich schwer leugnen ;) Bei uns war der Moment, wo das Kind zunehmend auch allein unterwegs war (also abseits vom üblichen Schulweg) der, wo wir ein Handy als wichtig erachtet haben, dass es sich melden kann, wenn nötig.

    Ich weiß nicht, wie alt dein Kind ist, aber ab der 5. Klasse war ich froh, wenn meine Eltern nicht immer wussten, wo ich bin und erreichbar war ich logischerweise auch nicht. Das gehört doch zur Entwicklung dazu, oder?

  • Ich weiß nicht, wie alt dein Kind ist, aber ab der 5. Klasse war ich froh, wenn meine Eltern nicht immer wussten, wo ich bin und erreichbar war ich logischerweise auch nicht. Das gehört doch zur Entwicklung dazu, oder?

    Naja früher war auch alles ein bisschen ruhiger. Heute gibt es leider viel mehr negative Möglichkeiten. Vom Mobbing bis zum Stalking. Da will ich schon gerne wissen, wo meine Kinder sind. Und wenn man offen kommuniziert, dürfte das auch kein Problem sein.


    Ich bin Anfang der 90er geboren und meine Eltern wussten trotz nicht vorhandenen Handy wo ich war. Und das störte mich auch nie. Mist konnte man je trotzdem machen.

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