Fiktives Szenario: Schwarz-blaue Landesregierung

  • Konservative cis Männer, die sich nicht genug gesehen fühlen? Mein Mitleid hält sich in Grenzen.


    (Geschlechtergerechte Sprache zu verbieten, ist halt Teil rechter Kampagnen.)

    Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit kennt keine Grenzen.

  • Der Begriff funktioniert aus verschiedenen Gründen nicht so wirklich für Gruppen der Mehrheitsgesellschaft, die strukturell machtvoller sind als marginalisierte Personen. Auch da ist es Teil rechter Erzählungen, sich als Opfer zu generieren. So wie zB. behaupteter Rassismus gegen Weiße. Aber wir schweifen hier ab.

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Der Begriff funktioniert aus verschiedenen Gründen nicht so wirklich für Gruppen der Mehrheitsgesellschaft, die strukturell machtvoller sind als marginalisierte Personen. Auch da ist es Teil rechter Erzählungen, sich als Opfer zu generieren. So wie zB. behaupteter Rassismus gegen Weiße. Aber wir schweifen hier ab.

    Der Begriff funktioniert ziemlich gut, auch wenn natürlich die Leute, die beispielsweise der Critical Race Theory nahe stehen, versuchen diesen Begriff neu zu interpretieren. Dann kann man natürlich sagen, dass es keinen Rassismus gegen Weiße gibt oder dass Männer nie sexistisch diskriminiert werden. Nur das alleine ändert eben nichts an konkret erlebten Diskriminierungserfahrungen. Und auf welcher Ebene überhaupt soll man die Mehrheitsgesellschaft sehen? Ist das auf Deutschland bezogen oder auf die Welt oder auf Kreuzberg oder auf ein Klassenzimmer in Flensburg, wo alle dänisch reden? Und kann es in Subgruppen dann andere Machtverhältnisse geben?


    Rassismus ist Rassismus. Gibt es in Deutschland systemischen Rassismus gegen Weiße? Wohl kaum. Aber das heißt nicht, dass andere Formen des Rassismus nicht auftreten und auch Weiße treffen.

  • Ich könnte mir vorstellen, dass der letzte Satz aus DeadPoets Beitrag auch auf viele Beamte, die die Machtergreifung (bzw. Machtübertagung) miterlebt haben, zugetroffen haben dürfte - mit dem entscheidenden Unterschied, dass der Spuk eben nicht nach einer Legislaturperiode vorbei war.

    Noch ein Unterschied: Es sollte damals den Beamten sehr schnell klar geworden sein, dass das nicht nach einer Legislaturperiode vorbei sein wird (Gesetz gegen Neugründung von Parteien etc). Da würde ich keine 4-5 Jahre abwarten, das wäre nicht mehr der Staat / das Grundgesetz, dem ich verpflichtet bin.

    • Offizieller Beitrag

    Dann kann man natürlich sagen, dass es keinen Rassismus gegen Weiße gibt oder dass Männer nie sexistisch diskriminiert werden. Nur dass alleine ändert eben nichts an konkret erlebten Diskriminierungserfahrungen.

    ach ja?
    Selbst wenn es eine anekdotische Evidenz dafür gäbe, kannst du doch einzelne persönliche Erfahrungen nicht vergleichen mit systemischem Rassismus oder Sexismus
    Als Nichtbetroffene/r kann man einfach nicht mitrden, schon gar nicht vollmundig.


    "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fr.... halten" (Zitat von ich weiß nicht mehr wem).

  • ach ja?
    Selbst wenn es eine anekdotische Evidenz dafür gäbe, kannst du doch einzelne persönliche Erfahrungen nicht vergleichen mit systemischem Rassismus oder Sexismus
    Als Nichtbetroffene/r kann man einfach nicht mitrden, schon gar nicht vollmundig.


    "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fr.... halten" (Zitat von ich weiß nicht mehr wem).

    Nein. Wir leben in einer offenen und freien Gesellschaft, in der jeder eine Meinung haben kann und kundtun darf. Dies ist unabhängig von Rasse, Geschlecht, Alter, sozioökonomischen Hintergrund, vorhandenen körperlichen Einschränkungen, Sexualität oder anderen Merkmalen. Jemandem die Partizipation am Diskurs zu verbieten widerspricht dem einfach in jeder Hinsicht. Sowas kommt meistens von rechts (typischer Ausspruch: "Wenn es dir hier nicht gefällt, dann geh doch in dein Land zurück"). Aber es kommt eben nicht nur von rechts. Du kannst das ja gerne mal überdenken.


    Was stimmt ist, dass ich als "Nicht-Weißer" in der Regel keinen Rassismus gegen Weiße erfahren kann, außer man hält mich fälschlicherweise für Weiß oder ich gerate aus welchem Grund auch immer in die Schusslinie von rassistischem Verhalten gegen Weiße. Trotzdem kann ich mich natürlich gegen solchen Rassismus stellen, so wie sich auch viele Weiße glücklicherweise gegen andere Rassismus stellen.

    • Offizieller Beitrag

    Nein. Wir leben in einer offenen und freien Gesellschaft, in der jeder eine Meinung haben kann und kundtun darf.

    In der Tat. Manche Äußerungen sind jedoch keine Meinung, sondern z.B. Volksverhetzung. Zu Rassismus kann man keine Meinung haben, das ist keine Ansichtssache. Rassismus ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

    Wenn man jedoch ernst genommen will, sollte man schon wissen, worum es geht. Die Erfahrungen, die ganze Volksgruppen als diskriminierend erleben, kann man als Nichtbetroffener einfach nicht wirklich teilen.
    Dein Recht auf freie Meinungsäußerung würde dir beispielsweise nicht gesetzlich verbieten, als Mann Meinungen zum Thema Gebären zu verkünden. Nur: ernst genommen wirst du damit nicht.

  • In der Tat. Manche Äußerungen sind jedoch keine Meinung, sondern z.B. Volksverhetzung. Zu Rassismus kann man keine Meinung haben, das ist keine Ansichtssache. Rassismus ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

    Wie man mit Rassismus umgeht ist aber eben sehr wohl eine gesellschaftliche Frage, siehe Gesetzgebung gegen Hate Speech oder zu affirmative action, zum Beispiel Quotenregelungen.


    Dass man als Nicht-Betroffener entsprechende Erfahrungen nicht erleben sondern allenfalls miterleben kann, ist ja klar. Da sehe ich in dieser Diskussion auch keinen Dissens.

  • Angenommen, die Lehrpläne würden geändert und ich sollte Verfassungsfeindliches vermitteln, würde ich den Beamtenstatus definitiv aufgeben. Ich werde von meinem Bundesland alimentiert, selbst meine Kinder bekommen Beihilfe usw. Wie könnte ich noch Teil dessen sein?


    Genau so lief es doch in der DDR, jeder hat heimlich das gemacht, was er für richtig hielt, mancher hat ordentlich mitgemischt und insgesamt hat "das Volk" über viele Jahrzehnte dieses System am Laufen gehalten. Gerade durch das still und heimlich was anderes machen, das Kuschen, das Westradio hören... Nö, laut demonstrieren oder gehen. Einfach weitermachen- hoffentlich niemals!

  • Jede/r sollte sich überlegen, warum aktuell 21%-23% (je nach Quelle) die AFD wählen würden. Man sollte nicht die Torheit besitzen AFD-Wähler (ausschließlich) als bildungsferne, asoziale Nazis aus dem Osten abzutun. Dafür ist der Aufschwung zu groß. Auch würde ich nicht den Fehler begehen, dies nur auf die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung zu münzen und mit der Taktik fortzufahren, diese zu ignorieren und zu hoffen, dass die "Protestwähler" wieder in ihre ursprünglichen Lager zurückkehren, sobald es mit der Wirtschaft wieder bergauf geht. Betrachtet man die Entwicklung auf dem Energiemarkt und co. kann sich jede Person sicher sein, dass der aktuelle Wohlstandsverlust in den nächsten 2 Jahren nicht rückgängig gemacht wird.


    Vor Jahren hätte ich geschätzt, dass in meinem Lehrerzimmer 0-10% die AFD wählen und sich der Rest auf Grün/SPD/CDU/FDP aufteilen. Seitdem wir eine ganze Reihe Willkommensklassen bekommen haben, die unsere Schule zu einem gefühlten Brennpunkt hat werden lassen, schätze ich die Anzahl der AFD und CDU Wähler auf eine gute Mehrheit. CDU hier nur, weil ihnen dann die AFD doch zu radikal ist aber selbst die hoffen auf einen konservativen Umschwung in der CDU und sind wohl auch bereit die AFD zu wählen, sollte eine merkelähnliche Person sich als Kanzlerkandidat aufstellen lassen.


    Der aktuelle Bildungsetat sieht (wenn ich es richtig gelesen habe) eine Kürzung vor. Wenn man über die Hälfte seiner Zeit mit seinem Beruf verbringt und plötzlich in Brennpunktklassen eingesetzt wird in denen man nicht glücklich ist und verheizt wird, kann ich die Wahl einer Partei verstehen, die zumindest in diesem Feld - für diesen Wähler - eine Verbesserung verspricht. Ich habe mich gerade vor kurzem mit einer Person unterhalten, die vor dem Burnout steht, weil es ihr zu sehr an die Substanz geht, wie eine Berufsvorbreitungsklasse durchdreht und Frauen behandelt, als wären sie minderwertiger Dreck. Die Person wird auch die CDU/AFD oder irgendwas wählen, was ihr verspricht die Lage zu verbessern und ich kann sie verstehen und käme nie auf die Idee diese zu verurteilen.


    Man sollte auch andere Positionen einnehmen und sich überlegen warum jemand eine radikale Partei wählt und wenn es Kollegen sind, die vermutlich nicht bildungsfern sind oder von Armut betroffen sind, dann wird es Gründe haben die man ernst nehmen sollte.


    Wenn ich sehe was die SPD/Grünen in der letzten Zeit so fabriziert haben, würde es mich nicht wundern, wenn die es noch schaffen, die AFD auf 30% bis zur nächsten Wahl zu hieven.

    • Offizieller Beitrag

    Und gerade die gebildeten KollegInnen sollten doch wissen, dass gerade radikale und vermeintlich heilsbringende Versprechungen noch weniger eingelöst werden (oder wurden) als die Wahlversprechen der anderen Parteien. In der Gesamtbetrachtung des Parteiprogramms der AfD bzw. der Aussagen einiger Mitglieder dieser Partei ist für mich zweifelsfrei erwiesen, dass diese Partei, käme sie eines Tages in eine Regierung, die größte Tragödie Deutschlands seit dem Dritten Reich darstellen würde.

  • Selbst wenn eine größere Mehrheit Nazis wählen möchte, macht es das nicht irgendwie richtig oder verteidigenswert. Daran hat sich seit damals nichts geändert. (Das hat in vielen Gegenden sogar Kontinuität seit damals.)

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • @Markus40 Was wünschen sich denn Deine Kolleg*innen, wenn sie Nazis wählen? Was wären die Maßnahmen, die sie gerne von Nazis umgesetzt hätten?

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • @Markus40 Was wünschen sich denn Deine Kolleg*innen, wenn sie Nazis wählen? Was wären die Maßnahmen, die sie gerne von Nazis umgesetzt hätten?

    Ich glaube die speziell in meinem Beitrag genannte Kollegin wünscht sich Unterricht in Klassen, in denen ein Integrierungswille erkennbar ist, die sich nicht zu (fast täglichen) Schlägereien auf dem Pausenhof verabreden und Sprüche gegenüber weiblichen Kolleginnen fallen lassen, dass man nur noch sprachlos ist. Letzte Woche meinten mehrere dieser Sorte, ein Klo derart zu zerstören, dass die nächsten Monate kein Toilettengang dort mehr möglich sein wird.

    Selbst die abgehärteten, sehr links eingestellten Kollegen sehen absolut keine Chance, einen guten Teil dieser (männlichen) Personen aus entsprechenden Kulturkreis integrieren zu können.


    2 Stunden pro Woche in so einer Klasse ist je nach Körperbau/Geschlecht und Wehrhaftigkeit schon eine Herausforderung. Bei vollem Deputat (100%) in so einer Klassen prophezeie ich, dass ein Großteil der Kolleg/innen sich in den Krankenstand verabschiedet, was bei uns auch schon Realität ist.


    Wie gesagt betrifft mich die Problematik nur am Rand aber ich kann durchaus Kollegin und co. nachvollziehen die aus Frust heraus eine radikale Partei wählen.


    Man kann argumentieren, dass man keine Partei aufgrund einer einzelnen Position in einem Bereich wählen sollte, da man im Zweifel das Gesamtprogramm wählt. Aus der Perspektive dieser Kollegin und co. ist es aber nachvollziehbar. Es macht mich persönlich auch traurig zu sehen, wie die Kollegin dort derart gesundheitlich an die Wand gefahren werden und ich keine Lösungsmöglichkeiten sehe.

    2 Lehrer pro Problemklasse? Keine Chance, da wir jetzt schon personell am Limit sind und das Land keinen Cent dafür rausrücken würde, da dort offiziell verlautet wird, dass es keine Probleme gibt.


    Problemschüler rauswerfen? Keine Chance nach aktueller Gesetzeslage.


    Sanktionen/Ordnungsmittel? Interessiert entsprechendes Klientel 0,0.


    Die betreffenden Kollegen sind vollkommen machtlos/ohnmächtig und sehen den einzigen Ausweg in einem großzügigen Krankenstand + Wahl einer Partei die Abhilfe verspricht. Wie gesagt, darin sehe ich nichts verwerfliches auch wenn ich mir wünschen würde, dass die Person sich vllt. das Gesamtprogramm anschaut und sich überlegt was es bedeuten würde, aus der EU auszutreten und den Euro abzuschaffen.

  • ... als wäre eine AFD-Regierungsbeteiligung ein Problem für deutsche Schulen in Anbetracht der von anderen verursachten Katastrophen.

  • Danke Markus40 für deine differenzierte und nachvollziehbare Beschreibung, weshalb und wie konkrete (Schul-) Erfahrungen Menschen=Lehrer zu AfD-Wählern machen bzw. machen können.

    Auch ich höre im Lehrerzimmer in den vergangenen Monaten sehr verstärkt Statements, in denen eine direkte Verbindung zwischen "ausländischen Problemschülern" (bzw. deren kultureller Andersartigkeit, Renitenz, mangelndem Mitarbeitswillen, schlechtem Deutsch usw.) und dem Verständnis für die Forderungen der AfD bzw. dieser Partei allgemein formuliert wird.

    Ich finde das - ähnlich wie du - durchaus nachvollziehbar. Was sonst soll zur Zustimmung für eine (extreme) Partei führen, wenn nicht alltäglich erlebte soziale Konflikte, die diese Partei zu lösen vorgibt.

    Und auch hier gilt: die für jeden, der erkennen will, auf der Hand liegenden Schulprobleme, werden von den etablierten Parteien nur am Rande erwähnt oder totgeschwiegen. Jeder, der in einer Schule mit mehr als 5 Prozent Migrationsanteil arbeitet, kann die Zunahme von Macho-Kultur, Gewalt und asozialem und oft auch rassistischem Verhalten ganz konkret erleben.

    Zumindest dann, wenn man diese einfachen Wahrheiten nicht aus ideologischen Gründen leugnet oder tabuisiert.

  • in denen ein Integrierungswille erkennbar ist, die sich nicht zu (fast täglichen) Schlägereien auf dem Pausenhof verabreden und Sprüche gegenüber weiblichen Kolleginnen fallen lassen, dass man nur noch sprachlos ist.

    Sanktionen/Ordnungsmittel? Interessiert entsprechendes Klientel 0,0.

    Offenbar habt ihr eine KK nach der nächsten.

    Problemschüler rauswerfen? Keine Chance nach aktueller Gesetzeslage.

    Sollte die Erlasslage in anderen BL so anders sein?

    Es gibt über Ordnungsmaßnahmen einige Möglichkeiten, wenn man sie ausschöpft, sind die Schüler:innen nicht mehr an der Schule.


    Warum soll man auf die Versprechen einer rechtsradikalen Partei warten, wenn einem die Erlasse doch selbst die Möglichkeit zum Handeln geben?

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