Grundschule in Bayern - nach dem "Pisa-Schock"

    • Offizieller Beitrag

    Hier ist die offizielle Stundentafel Klasse 4, NRW:

    14 - 15 Stunden: Deutsch /Mathe / SU / FU:

    3 - 4 Stunden: Kunst / Musik

    3 Stunden: Englisch

    2 Stunden: Religion

    3 Stunden: Sport


    Die Schule von NRW-Lehrerin ist von dieser Stundentafel dann (wie explizit erlaubt) in begründeten Fällen (D/M/SU/FU und Englisch) abgewichen.Passt aber.

  • Und wenn es doch mehr als der gewohnte kurzfristig gedachte Alkoholismus wird, ...

    Freud`sche Fehlleistung meinerseits beim Bayerischen Kultusminister. :autsch:

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Ich denke immer was erwarte ich als Mutter von der Grundschule? Dass meine Kinder alle Rechenarten sicher beherrschen, dass sie flüssig lesen können und auch verstehen, was sie lesen, dass die Rechtschreibung einigermaßen klappt.

    Der Rest ist tatsächlich für mich auch „nice to have“.

    Das hat dann aber auch was mit Menschenbildern zu tun. Fehlerfreie Rechtschreibung, sinnentnehmend lesen und schriftlich dividieren sind wichtig, aber wenn jemand mit Mitte 20 weder ein Instrument spielt noch zeichnen kann noch Französisch, Spanisch, xyz spricht noch die griechische Mythologie kennt … finde ich das schade. Es geht mir gar nicht um einen festen Bildungskanon: Es können gerne andere Hobbies, Sprachen oder Wissensgebiete sein als die genannten. Aber das Schulwissen in Deutsch und Mathe und sonst nichts … na ja. Und auch für alles andere müssen irgendwo Grundlagen geschaffen oder wenigstens das Interesse geweckt werden. Wenn man das komplett den Familien überlässt, gucken die Kinder aus bildungsfernen Familien in die Röhre.

  • Vielmehr müssen Alltagskompetenzvermittlung wieder zurück in die außerschulische Erziehung geholt werden, sodass Grundschule die eigentlich ausreichende zur Verfügung stehende Zeit sinnvoller zur Wissensvermittlung nutzen kann.

    Super Idee, die du wie genau umsetzen wollen würdest, auf dass sie tatsächlich funktioniert und nicht einfach nur im Endeffekt dazu führt, dass wir die Augen fest zukneifen vor all der Ungleichheit, die elternhausbedingt an den Schulen ankommt? Wenn du dazu tatsächlich sinnvolle Ansätze hast, dann möchte ich diese wirklich unbedingt lesen, denn mir fällt nicht wirklich ein, wie es uns gelingen könnte, die Eltern diesbezüglich erfolgreich in die Pflicht zu nehmen, so dass das tatsächlich in den meisten Familien gut funktioniert.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Vorab, danke für deine Rückfrage. Ich bin ehrlich, dass mir noch keine erfolgsversprechende Maßnahme für die Erreichung dieses Zieles eingefallen ist. Zur Analyse aktueller Probleme schaue ich gerne, wie es "früher" war. Auch früher lief nicht in allen Familien alles glatt; vieles lief sogar deutlich eher "unter dem Radar" als heute. Mir fehlt der Blick weit in die Vergangenheit, aber ich würde behaupten, dass ein größerer Anteil an Kindern heutzutage über basale Alltagskompetenzen verfügt als dies früher der Fall war. Ironisch, wenn man bedenkt, dass heutzutage die Lage viel besser ist: Familien und Kinder haben vor dem Gesetz mehr Rechte, das Bildungs- und Wirtschaftsniveau ist zumindest formal höher, die Anzahl der Kinder pro Frau geringer und das Alter der Frau beim ersten Kind höher. Warum erziehen Eltern ihre Kinder überhaupt? Geht es ihnen im Leben gut, wollen sie, dass die Nachfolgegeneration es auch gut im Leben hat. Geht es ihnen im Leben schlecht, wollen sie es von Anfang an mit den Kindern "richtig" machen, sodass diese es im Leben später mal besser haben. Es geht am Ende um soziale Angepasstheit.

    So, warum ist das aber bei einem immer größer werdenden Teil der Familien nicht mehr der Fall? Hier kann ich nur Vermutungen anstellen. Erfahren Familien wirklich erhebliche Nachteile, wenn sie ihren Kindern nicht zeigen, wie man gescheit eine Schere hält? Wenn wir ehrlich sind: nein. Im Zweifelsfall übernimmt diese Aufgabe ein Anderer und das ist häufig die Schule. Du wirst mir zustimmen, dass die Schule viele Aufgaben in den letzten Jahren übernahm, die davor klassisch vom Elternhaus übernommen wurden - und auch vom Elternhaus übernommen werden können, da die Vermittlung von Alltagskompetenzen unabhängig von Bildungsstand und wirtschaftlicher Ausgangslage ist. Wir, als einzelne Lehrkräfte, nicht einmal einzelne Schulen, können hier wenig erreichen, aber vermutlich müssen wir uns mit der Frage auseinandersetzen:

    Wenn Eltern ihren Kindern nicht zeigen, wie man eine Schere hält, übernehmen wir diese Aufgabe, auf dass Familien sich ggf. darauf ausruhen, dass im Zweifelsfall die Schule "schon macht", oder lehnen wir das ab mit der Konsequenz, dass dies zum Nachteil der Kinder ist, die noch am allerwenigsten etwas für die Erziehungsentscheidungen ihrer Eltern können?


    Es ist eine schwierige Ausgangslage, aber vielleicht hast du eine Idee hierzu.

  • Das hat dann aber auch was mit Menschenbildern zu tun. Fehlerfreie Rechtschreibung, sinnentnehmend lesen und schriftlich dividieren sind wichtig, aber wenn jemand mit Mitte 20 weder ein Instrument spielt noch zeichnen kann noch Französisch, Spanisch, xyz spricht noch die griechische Mythologie kennt … finde ich das schade. Es geht mir gar nicht um einen festen Bildungskanon: Es können gerne andere Hobbies, Sprachen oder Wissensgebiete sein als die genannten. Aber das Schulwissen in Deutsch und Mathe und sonst nichts … na ja. Und auch für alles andere müssen irgendwo Grundlagen geschaffen oder wenigstens das Interesse geweckt werden. Wenn man das komplett den Familien überlässt, gucken die Kinder aus bildungsfernen Familien in die Röhre.

    Grundsätzlich bin ich bei dir.

    Wenn ich aber Prioritäten setzen muss in der Grundschule dann sind das ganz klar Deutsch und Mathe .

    Denn ohne die wichtigen grundlegenden Kompetenzen wird es für die komplette Schullaufbahn schwierig.

    Ich denke, wenn du etwas weniger in der Schule malst oder singst- (Fremdsprachen sind außer Englisch- was ich tatsächlich auch zu früh halte- nicht vorgesehen) wirst du an der weiterführenden Schule keine schulischen Schwierigkeiten haben.

    Es geht ja auch nicht darum komplett zu streichen, sondern zu kürzen.

    Im Endeffekt ist uns das gleiche in NRW passiert.

    Die 3x20 min Lesezeit führen natürlich im Umkehrschluss dazu, dass ich überall etwas wegnehmen muss .

    Ich „kürze“ konsequent in Deutsch/Mathe/ SU 20 min pro Woche. Wobei im Deutsch „kürzen“ hört sich vielleicht komisch an.. Ich meine damit ich nehme die Zeit aus den 3 Hauptfächern. Dass Lesen zum Bereich Deutsch gehört ist mir schon klar.

    Einmal editiert, zuletzt von NRW-Lehrerin ()

  • Berlin hat 8 Stunden Deutsch in Klasse 3 und 4... Ich bin gerade sehr erstaunt, dass ihr alle weniger habt. Ich merke deutlich, wie viel weniger Zeit man hat wenn meine SuS in die fünfte wechseln (5 Stunden) und auch die Kinder sind immer traurig über Kürzung.


    Mathe sind bei uns 5 Stunden, Musik und Kunst 2, Sport 3, Englisch 2 bzw 3, SU 3 bzw 5.


    Bei uns ist Religion/Lebenskunde ein zusätzliches Fach und darf nicht von Lehrkräften erteilt werden. Das schafft natürlich sinnvolle Kapazitäten.

  • Das Lesen zum Bereich Deutsch gehört

    Komische Satzstellung. Oder meintest du "Dass Lesen zum Bereich Deutsch gehört"?

    [Nein, das ist kein Flüchtigkeitsfehler.]

  • Komische Satzstellung. Oder meintest du "Dass Lesen zum Bereich Deutsch gehört"?

    [Nein, das ist kein Flüchtigkeitsfehler.]

    Mich irritiert dein Nachsatz … was möchtest du mir mitteilen…

  • Ich finde Deutsch auch am wichtigsten. Bei Mathe bin ich schon nicht mehr so sicher. Aber es gibt und gab an der Grundschule in NRW ja schon immer fünf, sechs Stunden Deutsch und vier, fünf, sechs Stunden Mathe in der Schule. Die Schwerpunktsetzung war immer schon da, ohne dass bei anderen Fächern gekürzt werden musste.


    Die nächste Frage wäre für mich, in welchem Umfang ein eher lernschwaches Kind überhaupt profitiert, wenn es eine siebte oder achte Deutschstunde in der Woche bekommt. Ob Kunst und Musik nur einmal in der Woche oder aber doppelt so oft stattfinden, macht dagegen einen echten Unterschied.

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