Rückkehr zur bindenden Grundschulempfehlung in BaWü

    • Offizieller Beitrag

    Obwohl (oder gerade weil?) ich Gymnasiallehrer bin, kann ich einem Gesamtschulkonzept, das in sich in den Kernfächern wenigstens vier- oder fünffach differenziert ist, einiges abgewinnen. Wenn wir dann Schulabschlüsse nach einem Credit-Point-System vergeben, berücksichtigen wir auch, dass einige SchülerInnen eben etwas länger brauchen, um eine gewisse Reife (persönlich wie schulisch) zu erlangen. Dann hätte sich das ganze Theater um Schulformempfehlungen erledigt.

    Klar ist natürlich, dass jede Landesregierung, die das in ihrem Bundesland umsetzt, die nächste Wahl nicht überstehen würde. Dafür ist der bürgerliche Block in meinen Augen zu mächtig und zu besitzstandswahrend.

  • Gibt es in Brandenburg keine Möglichkeit, nach dem Sek I-Abschluss eine Oberstufe zu besuchen? Würde mich wundern.

    Gibt es sicherlich. Das ist aber nicht der Punkt.

  • Machr ja nichts, da man auch auf anderem Wege zum Abitur kommt.

    Oder man macht einfach keins.


    90% mit Abitur, bräuchten das heute gar nicht mehr.

  • Wenn ich schon wieder dieses linke Weltbild der Bildungsungerechtigkeit höre:autsch:


    Ich wäre froh wenn es wieder ganz klare Vorgaben gibt hinsichtlich des Übergangs zur Sek I gäbe.

    Abitur kann man ohne Probleme auch über das berufliche Bildungssystem erlangen. Da muss man sein Kind nicht durch die Anfangsjahre im Gymnasium quälen, weil Mama /Papa denkt dass Kevin das schafft.


    Gebundener Ganztag am Gymnasium? Wer es braucht. Als Schüler hätte ich es gehasst. Warum soll ich meinen Kindern das antun? Ab Mai ab ins Freibad, Baggersee anstatt in einem Betonbau.


    Endlich bewegt sich in BW wieder einiges in die richtige Richtung. G9, Grundschulempfehlung.

  • Was haltet ihr davon?

    Ich würde die verbindliche Grundschulempfehlung begrüßen, wenn sich dann auch die Schulträger an diese "Empfehlung" halten müssen. Es darf also nicht eine Empfehlung "Gymnasium oder Gesamtschule", "Real- oder Gesamtschule" bzw. "Haupt- oder Gesamtschule" geben, weil dann der Schulträger ja doch wieder alle Kinder aus politischen Gründen zwangsweise der Gesamtschule zuschiebt und sich die Eltern letztlich nicht dagegen wehren können.

  • Wir sollten über eine verlängerte Grundschulzeit sprechen oder über echte Gesamtschulen bis Klasse 8, wie es vielen (erfolgreichen) Industrieländern der Fall ist, zum Beispiel im hochgelobten Skandinavien.

    Wir sollten in Niedersachsen darüber sprechen, daß an den Gesamtschulen in Klasse 5 bis 8 wieder verbindliche Noten (sehr gut bis ungenügend) eingeführt werden. "E", "TE" und "NE" in Verbindung mit einem Zeugnis, das mitunter 10 Seiten lang ist, hilft niemandem. Jedenfalls wollen sogar ide Betriebe, in denen die Schüler ihre Praktika ableisten sollen, so einen Quatsch nicht sehen.


    In Klasse 1 und 2 sollen Noten die Schüler nicht demotivieren, in Klasse 3 und 4 sind sie ihnen in Niedersachsen zuzumuten und in Klasse 5 bis 8 geht das dann wieder nicht?

  • Wir sollten in Niedersachsen darüber sprechen, daß an den Gesamtschulen in Klasse 5 bis 8 wieder verbindliche Noten (sehr gut bis ungenügend) eingeführt werden.

    Kurze Anmerkung: An den IGS in NDS werden nur in den Klassen 5 bis 7 verbindlich Lernentwicklungsberichte statt Notenzeugnisse erstellt; für die Klasse 8 kann die jeweilige Gesamtkonferenz entscheiden, ob es Notenzeugnisse oder Berichte gibt (bei ersterem werden noch verkürzte Berichte beigelegt).

    Jedenfalls wollen sogar ide Betriebe, in denen die Schüler ihre Praktika ableisten sollen, so einen Quatsch nicht sehen.

    Gibt es tatsächlich Schulen, wo die SuS schon in der 5. bis 7. oder 8. Klasse Praktika absolvieren?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Gibt es tatsächlich Schulen, wo die SuS schon in der 5. bis 7. oder 8. Klasse Praktika absolvieren?

    Bei mir privat absolvieren die SuS am Anfang der Klasse 9 Praktika. Dafür brauchen sie das Zeugnis der Klasse 8 erstes Halbjahr (dank Schulkonferenz in Berichtsform) für ihre Bewerbung und da kommt es dann so "richtig gut", wenn dort steht:

    • E = erfolgreich
    • TE = teilweise erfolgreich
    • NE = nicht erfolgreich

    Und die Betriebe (mitunter in NRW, Landesgrenze ist 3 Minuten mitm Fahrrad entfernt), weil sie es von der IHK so kennen, daraus dann lesen:

    • erfolgreich = ausreichend = Note 4
    • teilweise erfolgreich = mangelhaft = Note 5
    • nicht erfolgreich = ungenügend = Note 6
  • Ach so, das ist wieder so ein "Platty-Privat-Sonderfall", der für andere Teile Niedersachsens nicht unbedingt gilt ;) .

    Ich kann für "meine" Region nur sagen, dass es mit den Lernstandsberichten der IGSn hier - wenn sie denn überhaupt welche in der 8. Klasse (statt Notenzeugnissen) ausstellen - anscheinend keine Probleme bei der Praktikumsplatzsuche mit den Betrieben gibt. Ich habe von dieser "Problematik" zumindest bislang weder von SuS, die von einer IGS im Landkreis an unsere BBS kommen, gehört noch von einem Bekannten, der Lehrer an einer IGS in meinem Wohnort ist, oder von Betrieben hier im Umkreis, die natürlich auch Praktikant*innen verschiedener IGSn aufnehmen.


    Wie übrigens Betriebe darauf kommen, dass ein "erfolgreich" mit der Note "ausreichend" gleichzusetzen sein könnte, erschließt sich mir auch nicht wirklich. Ich würde "erfolgreich" eher mit Note 1 bis 2, "teilweise erfolgreich" mit 3 bis 4 und "nicht erfolgreich" mit 5 bis 6 (eher letztere Note) gleichsetzen.

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  • Wie übrigens Betriebe darauf kommen, dass ein "erfolgreich" mit der Note "ausreichend" gleichzusetzen sein könnte, erschließt sich mir auch nicht wirklich.

    Ich würde "erfolgreich" eher mit Note 1 bis 2, "teilweise erfolgreich" mit 3 bis 4 und "nicht erfolgreich" mit 5 bis 6 (eher letztere Note) gleichsetzen.


    Denk einfach mal an die Sprache der Arbeitszeugnisse:

    • Note 1: stets zu unserer vollsten Zufriedenheit
    • Note 2: stets zu unserer vollen Zufriedenheit
    • Note 3: zu unserer vollen Zufriedenheit
    • Note 4: zu unserer Zufriedenheit
    • Note 5: größtenteils erfüllt
    • Note 6: konnte den übertragenen Aufgaben nicht gerecht werden

    Und jetzt sortiere da sprachlich mal "erfolgreich", "teilweise erfolgreich" und "nicht erfolgreich" ein und du landest bei den Noten 4, 5 und 6.

  • Das ist doch überhaupt nicht vergleichbar, wenn es einmal sechs Abstufungen und einmal nur drei Abstufungen gibt!


    Das Einzige, was ich an den Lernentwicklungsberichten kritisieren würde, ist, dass jede IGS da ihr eigenes System hat auch. Bei der einen IGS werden vier Abstufungen als Symbole verteilt (also ++, +, +- und -), bei anderen gibt es vier Abstufungen (wie "erreicht", "überwiegend erreicht", "teilweise erreicht" und "noch nicht erreicht") oder nur drei Abstufungen (dann bspw. nur "erreicht", "teilweise erreicht", "nicht erreicht") und bei wieder anderen gibt es reine Textform ohne Abstufungen. Das ist tatsächlich etwas unübersichtlich.

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  • Gibt es tatsächlich Schulen, wo die SuS schon in der 5. bis 7. oder 8. Klasse Praktika absolvieren?

    Ja, gibt es. Sozialpraktika finde in der Sek. I teilweise schon in Klasse 6 statt oder spätestens in Klasse 7. Zumindest Hauptschüler absolvieren Berufspraktika dann spätestens in Klassenstufe 8, damit das mit ausreichend Vorlauf zudem zu den Prüfungen geschieht, um sich ggf. umorientieren zu können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Autofill nervt

  • Aus unserem AG-Bereich kenne ich es, dass "mit großem Erfolg teilgenommen" = Note 1, "mit Erfolg teilgenommen" = Note 2/3, "teilgenommen" = Note 4.

    Ich kenne es so ähnlich, 1 heißt allerdings mit sehr großem Erfolg teilgenommen, 2 dann mit großem Erfolg usw.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Das Einzige, was ich an den Lernentwicklungsberichten kritisieren würde, ist, dass jede IGS da ihr eigenes System hat auch. Bei der einen IGS werden vier Abstufungen als Symbole verteilt (also ++, +, +- und -), bei anderen gibt es vier Abstufungen (wie "erreicht", "überwiegend erreicht", "teilweise erreicht" und "noch nicht erreicht") oder nur drei Abstufungen (dann bspw. nur "erreicht", "teilweise erreicht", "nicht erreicht") und bei wieder anderen gibt es reine Textform ohne Abstufungen. Das ist tatsächlich etwas unübersichtlich.

    lol, z. B.

    https://www.igs-lengede.de/ler…t%20JG%205-8%20Muster.pdf


    Statt einer Seite mit den bekannten Noten in Ziffernform über ein Dutzend Seiten mit was aussieht wie die Partitur für ein kurzes Musikstück. Wem soll das helfen?

  • lol, z. B.

    https://www.igs-lengede.de/ler…t%20JG%205-8%20Muster.pdf


    Statt einer Seite mit den bekannten Noten in Ziffernform über ein Dutzend Seiten mit was aussieht wie die Partitur für ein kurzes Musikstück. Wem soll das helfen?

    Also für mich liest sich das nach einer deutlich differenzierteren Rückmeldung als klassische Notenzeugnisse das zu leisten vermögen. Ich bin zwar sehr dankbar dafür, dass wir an den Realschulen- anders als die KuK an Gemeinschaftsschulen hier in BW- diese Arbeit nicht haben und klassische Notenzeugnisse ausgeben dürfen, erkenne aber durchaus die Vorteile einer derart differenzierten Leistungsrückmeldung.


    Nachdem du als Schulart Grundschule angibst, sollten dir doch ganz grundlegend Zeugnisse die mehr enthalten als reine Notenrückmeldungen nicht fremd sein. Was genau würdest du also wie verbessern wollen basierend auf deiner Erfahrung im Erstellen von Wortzeugnissen (so du über wenige Erfahrung verfügst)?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Also für mich liest sich das nach einer deutlich differenzierteren Rückmeldung als klassische Notenzeugnisse das zu leisten vermögen. Ich bin zwar sehr dankbar dafür, dass wir an den Realschulen- anders als die KuK an Gemeinschaftsschulen hier in BW- diese Arbeit nicht haben und klassische Notenzeugnisse ausgeben dürfen, erkenne aber durchaus die Vorteile einer derart differenzierten Leistungsrückmeldung.


    Nachdem du als Schulart Grundschule angibst, sollten dir doch ganz grundlegend Zeugnisse die mehr enthalten als reine Notenrückmeldungen nicht fremd sein. Was genau würdest du also wie verbessern wollen basierend auf deiner Erfahrung im Erstellen von Wortzeugnissen (so du über wenige Erfahrung verfügst)?

    Was sollen Eltern mit der Information anfangen, dass das Kind z. B. bei "Du untersuchst Gründe und Folgen sowie Einflüsse auf das Kaufverhalten und

    betrachtest Aspekte des Marktgeschehens" B2 ist. Welches Gewicht hat das gegenüber den anderen Kategorien in dem Fach? War das überhaupt in mehr als einer UE Thema?


    Teilweise sind die Kategorien sehr konkret, an anderer Stelle extrem breit, dazu sind sie auch nicht trennscharf. Beruhen die Bewertungen im Fach Englisch in den Kategorien "Zielgerichtetes Arbeiten in Einzelarbeit", "Du kannst Inhalte aus Texten entnehmen" und den drei Kategorien des eigenverantwortlichen Lernens zu großen Teilen auf den selben Beobachtungen?


    Wer eine wirklich differenzierte Rückmeldung möchte, für den ist es viel sinnvoller, konkret beim Fachlehrer nachzufragen.


    Grundschule beginnt für mich erst im Mai, deswegen habe ich keine Erfahrungen im Erstellen, nur im Lesen der Zeugnisse meiner Kinder. Dabei ziehe ich übersichtliche Noten vor. Ich kann zusammen mit den schriftlichen Arbeiten ableiten, wie gut das Kind eventuelle Schwächen/Stärken beim Stoff im Unterricht durch seine Mitarbeit bzw. sein Verhalten kompensieren kann/verspielt.

  • Wer eine wirklich differenzierte Rückmeldung möchte, für den ist es viel sinnvoller, konkret beim Fachlehrer nachzufragen.


    Grundschule beginnt für mich erst im Mai, deswegen habe ich keine Erfahrungen im Erstellen, nur im Lesen der Zeugnisse meiner Kinder. Dabei ziehe ich übersichtliche Noten vor. Ich kann zusammen mit den schriftlichen Arbeiten ableiten, wie gut das Kind eventuelle Schwächen/Stärken beim Stoff im Unterricht durch seine Mitarbeit bzw. sein Verhalten kompensieren kann/verspielt.

    Ist bei uns nicht anders. Am Elternsprechtag nach den Zeugnissen werden sämtliche Lehrer abgeklappert mit der Frage: „Welche Note (1-6) wäre das?“

  • Ich bin etwas zwiegespalten, was die bindende Grundschulempfehlung angeht.

    Einerseits denke ich, dass die Grundschullehrer sehr gut einschätzen können, für welche Schule ein Schüler geeignet ist, andererseits denke ich, dass SuS sich in einem bestimmten Umfeld (z.B. dem Gym) auch anpassen und weiterentwickeln können.


    Zudem entscheidet sich ja auch spätestens Ende der Erprobungsstufe, ob das Kind letztendlich geeignet ist. Da ist das Schulsystem durchlässig genug, zumindest in NRW.

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich mir als Lehrerin manchmal wünschen würde, es gäbe eine bindende Empfehlung der Grundschulen. Aus persönlicher Sicht (bin selbst Mama), bin ich froh frei wählen zu können. Mein Kind hatte eine eingeschränkte Gymnasialempfehlung und hat die Erprobungsstufe am Gymnasium problemlos und mit sehr guten bis guten Noten geschafft.

  • Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich mir als Lehrerin manchmal wünschen würde, es gäbe eine bindende Empfehlung der Grundschulen. Aus persönlicher Sicht (bin selbst Mama), bin ich froh frei wählen zu können.

    Ich persönlich wäre froh entweder frei wählen zu können oder zumindest die Grundschulempfehlung überhaupt zu bekommen. Wie an anderer Stelle bereits erwähnt, sieht es bei uns so aus, daß der Schulträger die Schüler de facto in die Schulform zuweist, die er aus politischen / ideologischen Gründen für richtig hält. SPD und Gesamtschule halt.


    --> https://www.nw.de/lokal/kreis_…aum-der-Wunschschule.html


    Daher auch meine Forderung oben, daß die Schulempfehlung dann aber auch für den Schulträger bindend sein muß!

    Wobei sich dann natürlich wieder die Frage stellt, ob der Schulträger Druck auf die Grundschulen ausübt den weiterführenden Schulen eine gewisse Quote zuzuweisen, damit es dann wieder paßt.

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