Rückkehr zur bindenden Grundschulempfehlung in BaWü

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    Statt einer Seite mit den bekannten Noten in Ziffernform über ein Dutzend Seiten mit was aussieht wie die Partitur für ein kurzes Musikstück. Wem soll das helfen?

    Man hat als Lehrkraft auch für die "Note 2" Kriterien, da man für jede Leistungskontrolle Bewertungskriterien hat, die sich an den Zielen des Lehrplans orientieren. Eine "2" in Deutsch sagt erst mal weder dem Kind noch der Mutter etwas, außer dass sie sich keine allzu großen Sorgen machen müssen. Bei einer "4" will man's halt dann doch genauer wissen, etwa was geübt werden muss...


    So ein Raster sollte m.E. allerdings so sein, dass sowohl Kind als auch Eltern etwas mit anfangen können. Wenn es so kryptisch ist wie im von dir verlinkten Beispiel sehe ich auch keinen Mehrwert, eher Mehrarbeit für die Bewertenden.

  • In Bayern hat sich doch die Mittelschule (frühere Hauptschule) auch konsolidiert, eben weil es noch die verbindliche Empfehlung gibt. Hier besuchen immer noch ca. 30 Prozent eines Jahrgangs diese Schulform.

    Viele gehen aber nicht freiwillig auf die Mittelschule, sondern weil der Schnitt für andere Schularten nicht erreicht ist.

    Ich würde behaupten, dass die Mittelschule auch deswegen ein gutes Ansehen in Bayern hat, weil Betriebe wissen, dass hinter einem Mittelschulabschluss auch wirklich Qualität steckt.

    In der Mittelschule macht man verschiedene Abschlüsse: siehe Link Nicht alle der Abschlüsse haben "wirkliche Qualität".


    Und so sieht es auch in Bayern so aus, dass fast alle Eltern der Grundschule die Mittelschule für ihre Kinder vermeiden wollen. Nur wenige sind der Mittelschule als Schulform gegenüber von vorneherein positiv gestimmt und sehen die spezifischen Vorteile dieser Schule (praxisbetont, lernen in kleinen Schritten). Mein Eindruck, den ich in einer Hospitation gewonnen habe, ist, dass auch hier das Niveau im Lauf der Jahre abgesunken ist. Vor 20 Jahren hatte ich selbst in der Mittelschule für längere Zeit unterrichtet.


    Letztendlich geht jeder, der es irgendwie schafft, mindestens auf die Realschule. Dort ist allerdings ebenso der Trend erkennbar, dass vermehrt Schüler nur sehr grenzwertig mitkommen und eigentlich den Anforderungen nur schlecht gewachsen sind.

    Die Einstellung zur Mittelschule ändert sich dann, wenn Schüler die Realschule nicht packen und dann auf den M- Zweig der Mittelschule gehen. Wenn man auf den M- Zweig (mittlerer Abschluss) kommt, dann wird das in der Regel wieder positiv gesehen.


    In der Grundschule haben wir in den letzten Jahren eine verstärkt heterogene Schülerschaft. Viele, die früher eine Förderschule besucht haben, gehen jetzt eher auf die Grundschule und weiter auf die Mittelschule. Um diese Schüler mitzunehmen, muss sich die Mittelschule anpassen. Nach der 6. Klasse, geht jeder, der es irgendwie schafft, auf den M- Zweig, der einen guten Ruf hat. Dort treffen sie dann auf abgegangene Realschüler.

  • Ich stimme dir komplett zu, Eliza100, ich bin immer Klassenleitung in der Erprobungsstufe in NRW und nach meiner anekdotischen Erfahrung stimmen die Empfehlungen oft nicht.


    Dazu kommen unterschiedliche Auffassungen der Grundschulen. Da gibt es welche, an denen jedes Jahr über 50% der Kinder eine Gym-Empfehlung bekommen und dann gibt es die mit ähnlichem Einzugsgebiet, die pro Jahr 3-5 Gym-Empfehlungen vergeben.


    Das ist alles nicht objektiv und/oder objektivierbar und solange das so ist und die Entscheidung so früh getroffen wird, sollte es auf keinen Fall eine verpflichtende Empfehlung geben!

    Mir fällt es vor allem bei unterschiedlichem Einzugsgebiet auf. Schulen mit tendenziell schwächerer Klientel schickt Kinder aufs Gymnasium, die an Schulen mit tendenziell stärkerer Schülerschaft keine Empfehlung bekommen hätten. Das hat auch nichts mit gutem oder schlechtem Job der Grundschullehrkräfte zu tun, sondern mit mangelnder Objektivierbarkeit. Es gibt schlicht keine Kriterien, die von Zehnjährigen erfüllt sein müssen, damit das Abitur vorhersehbar bestanden wird.


    Dass sich vor allem Jungen auch später noch entwickeln ist zudem bekannt, dass der soziale Hintergrund einen großen Faktor bei Schulleistung darstellt, weiß man ebenso.


    Wenn man die Entscheidung schon so früh treffen will, dann erscheint mir eine Aufnahmeprüfung fast sinnvoller.

  • ...Jemand, der den Mittelschulabschluss in Bayern schafft, kann auch tatsächlich lesen, schreiben, rechnen, ist in den allermeisten Fällen ausbildungsfähig. In anderen Bundesländern werden teilweise Abschlüsse vergeben, bei denen wir eigentlich wissen, dass die Schüler (m/w/d) über die ausgewiesenen Kompetenzen eigentlich gar nicht verfügen, was entsprechend auch Betriebe mitbekommen, sobald sie zu Bewerbungsgesprächen einladen...

    Wer ist wir? Hast du Belege für diese Behauptung?

    M.W. haben Betriebe auch andere Probleme beim Finden von Nachwuchs als deren mangelnde Lesefähigkeiten.

  • ... In der Heterogenität die es quer durch alle Elternhäuser gibt: Trauen wir wirklich allen Eltern zu, dass sie eine fundierte Entscheidung entsprechend der Stärken und Schwächen im Sinne ihrer Kinder treffen können?

    Schon wieder "wir", sprich doch bitte für dich. Was hat deinem Gefühl nach die Heterogenität der Menschen damit zu tun, dass ihr Gefühl sich wiederum für eine Schulart bzw. konkrete Schule entscheidet? Gerade an Oberschulen haben mir Eltern gesagt, dass sie die Schule gewählt haben, weil sie selbst dort waren oder weil sie sich einen Ausbildungsberuf für ihr Kind künftig wünschen, da sie sich nicht vorstellen können, dass 12 Jahre Schule und Studium sinnvoll sind. Beweggründe für Entscheidungen sind vielfältig und nicht automatisch falsch, weil jemand anders anders entscheiden würde, auch wenn der andere intelligenter ist, falls du darauf hinauswillst.

  • Wer ist wir? Hast du Belege für diese Behauptung?

    M.W. haben Betriebe auch andere Probleme beim Finden von Nachwuchs als deren mangelnde Lesefähigkeiten.

    Source: bayrische Überheblichkeit.


    Ich hatte schon einiges bayerische Menschen bei mir im Unterricht sitzen. Konnte wirklich keinen Unterschied feststellen.

  • Trauen wir wirklich allen Eltern zu, dass sie eine fundierte Entscheidung entsprechend der Stärken und Schwächen im Sinne ihrer Kinder treffen können?

    Bei uns in der Umgebung (örtlich wie sozial) kenne ich kaum ein Kind, welches durchgehend eine Klassenlehrerin hat (durchgehend = von Anfang bis Ende eines Schuljahres). Bedingt durch Langzeiterkrankung, Schwangerschaft und Elternzeit sowie Lehrerinnenmangel gibt es in der Regel zahlreiche Klassenleitungswechsel, auch in der 3. Klasse und/ oder 4. Klasse.

    Zudem werden die Klassen immer größer und heterogener. Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass eine Primarstufenlehrkraft im Regelbetrieb die richtige Entscheidung trifft, das möchte ich wirklich nicht in Frage stellen, aber in manchen Schlulen - zumindest hier- kann man nicht mehr von Regelbetrieb sprechen ...

  • Quittengelee: Das sind zu viele Fragen auf einmal. Welche möchtest du zuerst beantwortet haben?


    sunshine_:-) : Ich traue Primarstufenlehrkräften diese Entscheidung zu. Auch Primarstufenlehrkräfte machen in Einzelfällen Fehler, aber ich finde grundsätzliches Vertrauen in die Fachexpertise von Fachkräften wichtig, um überhaupt gesellschaftliches Miteinander ermöglichen zu können.

  • Wie äußert sich die Praxisbetonung an bayerischen Mittelschulen? Aus Sachsen kann ich dazu leider nichts Positives berichten.

    Das kann vielleicht besser jemand von der Mittelschule beantworten.

    Es gibt doch einige Inhalte und Fächer, die auf die Berufsorientierung und auch die Alltagskompetenz ausgerichtet sind. Zudem gibt es an der Mittelschule mehr Unterstützung und das Klassenlehrerprinzip.

    Hier sind die Fächer der Mittelschule aufgelistet. Unter 1.3. findest du hier die profilbildenden Elemente der Mittelschule.

  • Quittengelee: Das sind zu viele Fragen auf einmal. Welche möchtest du zuerst beantwortet haben?

    Drei Fragen sind dir "zu viele auf einmal"?! Na, dann...

    Wie wäre es, die Fragen einfach der Reihe nach zu beantworten bzw. auf die beiden an dich gerichteten Beiträge Nr. 105 und 106 von Quittengelee einfach nacheinander einzugehen?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Quittengelee: Das sind zu viele Fragen auf einmal. Welche möchtest du zuerst beantwortet haben?


    sunshine_:-) : Ich traue Primarstufenlehrkräften diese Entscheidung zu. Auch Primarstufenlehrkräfte machen in Einzelfällen Fehler, aber ich finde grundsätzliches Vertrauen in die Fachexpertise von Fachkräften wichtig, um überhaupt gesellschaftliches Miteinander ermöglichen zu können.

    Es sind zwei Fragen, such dir eine aus oder beantworte keine von beiden, wie soll ich das entscheiden.


    Zum zweiten Teil: da behauptest du einfach noch mal genau dasselbe, wiederum ohne konkret zu werden. Die offizielle Empfehlung beruht auf Notenschnitt und auf individuell angenommenen, mehr oder weniger bewussten Erwartungen. Wenn wenigstens ein IQ-Test gemacht würde oder irgend ein halbwegs vergleichbares Kriterium, das den Gütekriterien entspricht.


    Oder anders: ein Kind hat im zweiten Halbjahr der 3. Klasse in Mathe eine 2 in Deutsch eine 4. (Da gehen nämlich die ersten Beratungsgespräche los.) Welche Schulart empfiehlst du? Oder würdest du doch ganz gerne noch mehr Infos haben wollen und wenn, welche wären das?

  • Du solltest dein Anliegen an eine Primarstufenlehrkraft stellen. Als Lehrkraft an einer weiterführenden Schulform traue ich, ich wiederhole mich da gerne, den Kollegen eine fachlich versierte Entscheidung zu. Ich gehe davon aus, dass Leistungsfähigkeit und -wille gleichermaßen berücksichtigt werden.

    Bei der Beratungsfrage würde ich an die Primarstufenkollegen verweisen. Eine 4 alleine zeigt, dass die absoluten Grundlagen des vermittelten Stoffes durch den Schüler erworben wurden und reproduzierbar sind. Eine 2 wiederum zeigt, dass der Stoff hier schon tiefgehender durchdrungen wurde, komplexere Anwendungs- und erste Transferaufgaben in Ansätzen oder mit Hilfe auch bereits möglich sind.

  • Source: bayrische Überheblichkeit.


    Ich hatte schon einiges bayerische Menschen bei mir im Unterricht sitzen. Konnte wirklich keinen Unterschied feststellen.

    Gymshark ist doch aber nicht in Bayern tätig als Lehrkraft und kommt auch nicht von dort, sondern erzählt an der Stelle nur, was er vermutet oder halt irgendwo mal aufgeschnappt hat.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Bei uns in der Umgebung (örtlich wie sozial) kenne ich kaum ein Kind, welches durchgehend eine Klassenlehrerin hat (durchgehend = von Anfang bis Ende eines Schuljahres). Bedingt durch Langzeiterkrankung, Schwangerschaft und Elternzeit sowie Lehrerinnenmangel gibt es in der Regel zahlreiche Klassenleitungswechsel, auch in der 3. Klasse und/ oder 4. Klasse.

    Zudem werden die Klassen immer größer und heterogener. Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass eine Primarstufenlehrkraft im Regelbetrieb die richtige Entscheidung trifft, das möchte ich wirklich nicht in Frage stellen, aber in manchen Schlulen - zumindest hier- kann man nicht mehr von Regelbetrieb sprechen ...

    Ich versuche es nochmal anders zu erklären ....


    Ich habe mal eine Klasse 6 Ende November übernehmen müssen. Ab März standen die Erprobungsstufenkonferenzen an. Ich habe 3 Fächer in der Klasse unterrichtet und war dann auch Klassenleitung.


    Niemals, wirklich niemals hätte ich mir angemaßt, eine Schülerin als nicht geeignet einzuordnen. Weder auf der Basis meiner Noten und Beobachtungen, noch auf den Noten der vorherigen Kolleginnen.


    Also: solange kein stabiles System gegeben ist, bin ich nach wie vor absolut gegen eine verbindliche Empfehlung (die Empfehlungen in der Erprobungsstufe sind im übrigen auch nicht verbindlich in NRW).

  • Inzwischen empfinde ich es als äußerst unangenehm, dass die immer gleichen User jeden einzelnen Beitrag von Gymshark hinterfragen, zerlegen, kritisieren, ins Lächerliche ziehen, sich an einzelnen Wörtern aufhängen, ... Ignoriert ihn doch einfach, statt jeden Thread damit zu kapern!

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