Rückkehr zur bindenden Grundschulempfehlung in BaWü

  • In Bayern haben die Hälfte der Schülys, die auf die Realschule gehen, die Eignung fürs Gymnasium. HIer stimmt es definitiv nicht, dass die Eltern allein den Weg übers GY als einzige Alternative amsehen. Das liegt sicher darin begründet, dass die Realschulen einen guten Ruf haben und deren Abschluss eine ausgezeichnete berufliche Perspektive bieten.

    Könntest du uns dazu einmal eine aktuelle Quelle nennen, bitte. Ich kann mir das ehrlich gesagt nicht vorstellen, wo doch immer die Rede davon ist, dass bei den Eltern bayerischer Grundschüler*innen voll die Panik ausbricht, wenn es um die Empfehlung geht.

  • Die Leute gehören aufgeklärt und nicht von den Linken ständig über anscheinende Bildungsungerechtigkeiten verunsichert.

    Ja, die Leute gehören aufgeklärt, das sagte ich bereits. Und trotzdem ist es ein komplizierter Umweg, verbunden mit Schulwechsel und zunächst der niedrigere Bildungsweg. Was ich davon halte ist total egal, die Eltern, die ihre Kinder trotz anders lautender Empfehlung auf dem Gymnasium anmelden, die will man doch irgendwie erreichen.


    Wen du mit der Linken meinst, weiß ich nicht, für Gesamtschulen in Sachsen hat z.B. eine Volksinitiative gekämpft, das Gesetz haben vor 5 Jahren CDU, SPD und Grüne auf den Weg gebracht. Ob die von den Eltern angenommen werden, die die Schulart unbedingt haben wollten, sei mal dahingestellt.

  • Meine Tochter besucht mit Gymnasialempfehlung die Gesamtschule. Obwohl es auch zwei Gymnasien gibt. Und es ist seit drei Jahren die richtige Entscheidung.

    Ebenso viele Kinder an unserer Grundschule. Die Gesamtschulen hier machen gute Arbeit und sind beliebt.


    Ich gebe Eltern immer den Rat mit: es kommt nicht darauf an, dass das Kind und Eltern in neun Jahren glücklich über den Wunsch-Abschluss sind, sondern viel mehr darauf, dass die Kinder in den neun Jahren vorher zufrieden und erfolgreich in der Schule arbeiten können.... dann klappt es auch mit dem bestmöglichen Abschluss....

  • In Bayern haben die Hälfte der Schülys, die auf die Realschule gehen, die Eignung fürs Gymnasium. HIer stimmt es definitiv nicht, dass die Eltern allein den Weg übers GY als einzige Alternative amsehen. Das liegt sicher darin begründet, dass die Realschulen einen guten Ruf haben und deren Abschluss eine ausgezeichnete berufliche Perspektive bieten.

    Das glaube ich gern. Wo außer in Bayern gibt's eigentlich noch Realschulen? Und darf ich fragen, wie es bei euren Hauptschulen aussieht, welchen Ruf genießen diese in der Mittelschicht?

  • Wo außer in Bayern gibt's eigentlich noch Realschulen?

    BW hat ebenfalls weiterhin Realschulen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • fossi74 , ich finde das nicht polemisch, ich schrieb von Gründen, das Gymnasium zu wählen und das bezieht sich natürlich auf eine allgemeine Zukunftsperspektive und nicht darauf, ob im Einzelfall ein Mensch mit Realschulabschluss gut verdienen kann. Und sich selbst zu überlegen, was man sich für seine Kinder wünscht, ist doch nicht der falscheste Weg zu überlegen, warum sich das Gros der Familien wie verhält.


    Es ist doch eigentlich wie mit der Verteidigung der Förderschulen. Man kann sie als Lehrkraft noch so toll und sinnvoll finden, solange Eltern Inklusion wollen, solange sollte man überlegen, warum Förderschulen einen schlechten Ruf haben. Wenn man die Ängste der Eltern nicht ernst nimmt, kann man deren Einstellung auch nicht beeinflussen und auch tatsächlich vorhandene Probleme nicht ändern.


    Aber ich bin privat eh bald durch mit dem Thema Schule *Halleluja*

    Irgendwann sind die Kinder so groß, dass sie selbst wissen, was gut für sie ist...

  • Und wenn man dann nach der Lehre noch die Fachschule hinten drauf packt, heimst man sich in der Abendschule den Titel „Staatlich geprüfter Techniker“ ein und hat damit dank Bologna-Prozess einen Abschluss auf Bachelor-Niveau.

    Es gibt auch Fachschulen in anderen beruflichen Bereichen, mit deren erfolgreichen Abschluss man nicht "staatlich geprüfte/r Techniker*in" wird, aber dennoch den "Bachelor Professional" erwirbt :) . Beispiele: "Staatlich geprüfte/r Betriebswirt*in (B. P. in Wirtschaft)" an der zweijährigen Fachschule Betriebs- oder Agrarwirtschaft; "Staatlich anerkannte/r Erzieher*in" (B. P. in Sozialwesen) an der zweijährigen Fachschule Sozialpädagogik, u. a. (Und diese Fachschulen gibt es selbstverständlich auch im "Tagesbetrieb" und nicht nur als Abendschulen)

    Das nur so nebenbei ;) .

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • In der Stadt, in der ich unterrichte, gibt es zwar auch Berufsschulen, die einige solcher Zweige anbieten, aber es sind insgesamt viel zu wenige Plätze.

    Es gibt an diesen beruflichen Schulen in allen Zweigen der beruflichen Gymnasien (und auch allen anderen vollzeitschulischen Bildungsgängen?) zu wenige Plätze? Das kann ich mir gar nicht vorstellen, muss ich sagen. Hier in NDS kämpfen mittlerweile so manche Bildungsgänge im Vollzeitbereich der BBSn - auch an den BG - mit rückgängigen SuS-Zahlen, was schon in den letzten Jahren zur Schließung des ein oder anderen Bildungsgangs geführt hat. An meiner Schule sinken die Anmeldezahlen gerade im technischen Bereich in allen dazugehörigen Bildungsgängen (bei uns: Berufsfachschulen, Fachschulen, Fachoberschule und Berufliches Gymnasium; in letzterem hat der technische Schwerpunkt dieses Schuljahr in der 11. Klasse nur noch 14 SuS, die 11. Klasse der FOS mussten wir komplett "einstampfen").

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  • BW hat ebenfalls weiterhin Realschulen.

    NRW und NDS auch. Wobei die nds. Haupt- und Realschulen seit ca. 10-15 Jahren vermehrt zu Oberschulen umgewandelt wurden.

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  • NRW und NDS auch. Wobei die nds. Haupt- und Realschulen seit ca. 10-15 Jahren vermehrt zu Oberschulen umgewandelt wurden.

    Sind Oberschulen dann solche, die mit der Fachhochschulreife enden als Unterscheidung zum Gymnasium oder wie genau unterscheiden sich sonst Realschulen- Oberschulen- Gymnasien?

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  • Sind Oberschulen dann solche, die mit der Fachhochschulreife enden als Unterscheidung zum Gymnasium oder wie genau unterscheiden sich sonst Realschulen- Oberschulen- Gymnasien?

    Nein, auf einer Oberschule kann nur der Hauptschul-, der Sek. I-Hauptschul-, der Realschul- oder der Erweiterte Sek I-Abschluss erworben werden. "Oberschulen" sind Schulen, die die Klassen 5 bis 10 umfassen und einen Hauptschul- und einen Realschulzweig haben (siehe u. a. hier: Oberschule | Nds. Kultusministerium (niedersachsen.de) und hier: Oberschule (Niedersachsen) – Wikipedia). Es soll auch Oberschulen mit gymnasialem Zweig geben; mir ist allerdings keine bekannt. Gründe für die Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen zu Oberschulen waren zum einen sinkende SuS-Zahlen durch geburtenschwache Jahrgänge und dass immer weniger SuS die Hauptschulen besuchten.

    Es gibt aber durchaus Orte - wie meinen Schulort -, wo es keine Oberschule, wohl aber noch eine Hauptschule wie auch eine Realschule gibt.

    Neben den Oberschulen, Hauptschulen und Realschulen gibt es in NDS im Sek I-Bereich noch das Gymnasium, die IGS, die KGS und Förderschulen.

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  • Vielen Dank für die Erklärung Humblebee . Darf ich noch fragen, was ein „erweiterter SEK.I- Abschluss“ in Unterscheidung um Rwaöschulabschluss ist? Wofür benötigt man diesen, was kann man ohne diesen und nur mit einem klassischen Realschulabschluss zumindest an niedersächsischen Schulen nicht?

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  • Der "erweiterte Sek. I-Abschluss" ist sozusagen der "bessere Realschulabschluss" bzw. der höchste Abschluss, den man in NDS in der Sek I erwerben kann. Diesen benötigt man z. B. um im Anschluss an die 10. Klasse der Oberschule oder Realschule (oder die 10. Klasse Gymnasium, IGS, KGS oder auch die 10. Klasse Hauptschule, denn dort kann man diesen Abschluss ebenfalls erwerben, genauso wie in einigen Bildungsgängen der BBS) in die Oberstufe des allgemeinbildenden Gymnasiums oder an ein Berufliches Gymnasium zu kommen.

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  • Der "erweiterte Sek. I-Abschluss" ist sozusagen der "bessere Realschulabschluss" bzw. der höchste Abschluss, den man in NDS in der Sek I erwerben kann. Diesen benötigt man z. B. um im Anschluss an die 10. Klasse der Oberschule oder Realschule (oder die 10. Klasse Gymnasium, IGS oder auch die 10. Klasse Hauptschule, denn dort kann man diesen Abschluss ebenfalls erwerben, genauso wie in einigen Bildungsgängen der BBS) in die Oberstufe des allgemeinbildenden Gymnasiums und an ein Berufliches Gymnasium zu kommen.

    Ok, interessant. Ist das dann eine Frage der Noten, ob man am Ende den einfachen Abschluss oder doch den erweiterten Abschluss erhält? Und wie geht ihr mit Bewerber: innen aus anderen Bundesländern um, in denen es diese Trennung gar nicht gibt? Entscheidet bei denen dann ebenfalls einfach das Notenbild („bis Durchschnitt XYZ gibt es einen erweiterten SEK.I- Abschluss in NDS, ergo auch einen Platz für Wechsler aus BW mit gleichem Schnitt“)?

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  • Ja, genau, das hängt mit den Noten zusammen (diese Realschule bspw. hat es auf ihrer Homepage gut zusammengefasst: Abschlüsse - Realschule Wedemark (realschule-wedemark.de)) .

    Bzgl. Bewerbungen aus anderen BL: Da würde ich meinen, dass einfach das Notenbild entscheidet oder die Lehrkräfte, die in den Aufnahmeausschüssen sind, nochmal nachschauen/fragen müssen, ob es im "abgebenden" BL einen ähnlichen Abschluss gibt. An meiner Schule haben wir allerdings nur äußerst selten Bewerber*innen aus anderen Bundesländern ;) .

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  • Vielen Dank liebes Hummelchen. 🐝🐝🐝

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  • Gut, das fällt dann aber unter "keine andere Wahl",

    Doch. Wir haben 2 Gymnasien. Die Schüler aus dem Nachbarort können auch hierher kommen. Ist ziemlich nah dran und mit einer Haltestelle mit dem Zug erreichbar.

  • Was sind denn die Motive der Eltern dafür?

    Die Erreichbarkeit der Schule kann ein Motiv sein oder gute Erfahrungen mit der Schule/Schulform.


    Immer wieder hört man auch, dass die Eltern wünschen, dass die Kinder noch Freiheiten für anderes haben und nicht die gesamte Zeit lernen müssen - selbst wenn die Kinder in der GS gute-sehr gute Noten haben.


    Es gibt auch Eltern, die selbst schlechte Erfahrungen am Gym gemacht haben und es deshalb für ihre Kinder nicht wählen mögen.


    Auch die Wahl der Freunde spielt Ende 4 eine große Rolle, selbst wenn sich die Freundschaften dann in Klasse 5 schnell wandeln können.


    Eltern, die lieber Noten wünschen, wählen hier eher die Oberschule, andere die IGS, wo es erst später Noten gibt.


    Dazu haben die Schulen einen unterschiedlichen Ruf hinsichtlich weiterer Angebote sowie Förderung und Herausforderung, auch das kann den Ausschlag geben.


    Eine Übersicht der möglichen Schulformen, allerdings von 2017, gibt es unter https://www.bpb.de/fsd/schulformen/schulformen.html

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