Wichtigkeit der Fächerkombination

  • Hallo liebes Lehrerforum,


    Mein Name ist Zehra und ich würde gerne im Winter mein Lehramtsstudium in Frankfurt am Main beginnen.


    Ich bin selbst in schwierigen familiären und finanziellen Verhältnissen aufgewachsen. Deshalb war ich ein absolutes Problemkind mit einer Sonderschulempfehlung. Ab der 9ten Klasse hat es bei mir klick gemacht und ich habe gemerkt, dass ich mir selbst alles verbaue und es Menschen gibt, die an mich glauben. Dazu haben zwei Lehrer gehört, der Rest hatte mich schon aufgegeben und mir eine sehr schlechte Zukunft vorhergesagt.


    Seitdem möchte ich Jugendlichen, die wie ich aufgewachsen sind, unterstützen und mich für sie einsetzen, so wie meine zwei Lehrer damals für mich. Deshalb möchte ich an einer Brennpunktschule (Hauptschule/Realschule) unterrichten.


    Ich möchte in erster Linie die Jugendlichen abholen, die andere schon aufgegeben haben. Sie sollen sehen, dass man es trotz schlechter Verhältnisse zu etwas bringen kann und sie nicht alleine sind. Dazu gehört allerdings vieles außerhalb des klassischen Unterrichtens. Ich würde gerne meine Arbeitszeit in die Kinder und Schule investieren, weniger in das Unterrichten (Korrigieren) an sich.


    Meine Fragen (sorry für das weite Ausholen ^^ ) :


    1. Welche zwei Fächer würdet ihr mir dafür empfehlen?

    - Ich bin absolut nicht gut in Mathematik und Naturwissenschaften

    - Ich kann kein Instrument spielen, habe noch nie gezeichnet und bin keine Sportskanone (ziemlicher Lauch ;( )

    - Ich bin gut in Geistes,- und Gesellschaftswissenschaften

    - An meiner Universität sind folgende Fächer beliebig möglich: Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Erdkunde, Evangelische Religion, Französisch, Geschichte, Katholische Religion, Kunst, Informatik, Islamische Religion, Mathematik, Musik, Physik, Politik und Wirtschaft und Sport


    2. Sind trotz zwei Nebenfächer eine garantierte Stelle nach dem Referendariat möglich, wenn man genau in die Schulen möchte, wo viele nicht hin wollen und dann auch noch in Frankfurt a.M? Ich denke die meisten wollen nicht a. In der Großstadt, b. An einer Brennpunktschule, c. An einer BPS in der Großstadt, d. In Frankfurt am Main, unterrichten. Oder irre ich mich?


    3. Wie zeitintensiv (Korrekturen, Vorbereitung, Nachbereitung) ist das Fach Deutsch? Kann man die Korrektur auch "schneller machen" in dem Sinne, Rechtschreibung und Grammatik anstreichen und Inhalt großzügig bewerten, oder ist das zu blauäugig?


    Schonmal vielen Dank, dass DU dir die Zeit genommen hast, dir das durchzulesen und mir deine Meinung mitzuteilen :rose: .

  • Studier das, was dir Freude bereitet, dich begeistert und worin du gut bist, sprich tob dich in dem Fall vorrangig im Bereich der Geisteswissenschaften aus.


    An Schulen der SEK.I gibt es teilweise (je nach Schule und Schulart) das Klassenlehrerprinzip. Mit lediglich zwei Nebenfächern müsstest du dabei eine Menge Fächer fachfremd zusätzlich machen, um genügend Stunden haben zu können in der eigenen Klasse. Ein schulisches Hauptfach wie Deutsch- möglicherweise auch als drittes Fach, um direkt mehr Fächer an der Hand zu haben- an der Hand zu haben kann das etwas leichter machen.


    Ich kenne mich mit der Situation in Hessen, bzw. Frankfurt nicht aus in der Sek.I, möglicherweise können aber Alterra , s3g4 oder auch Schmidt etwas dazu schreiben, auch wenn sie an anderen Schulformen tätig sind. Hier in BW würdest du aber auf jeden Fall im Bereich der SEK.I einen Refplatz erhalten, da BW alle Bewerber: innen ausbildet, nicht nur eine begrenzte Platzanzahl hat, wie manch andere Bundesländer. Möglicherweise könnte also auch das ein Weg für dich in den Beruf sein, ggf. für das Ref erst einmal das Bundesland zu wechseln.


    Ich bin zwar keine Deutschlehrkraft, aber das Grundziel als Lehrperson besteht nicht darin, dass du den Inhalt großzügig bewertest, sondern dass du sicherstellst, dass dieser bestimmten Kriterien genügt. Gerade in Deutsch und in der SEK.I reicht es auch nicht aus Fehler bei Rechtschreibung und Grammatik lediglich anzustreichen, sondern es ist an vielen Stellen unerlässlich eine - zeitaufwendige- Positivkorrektur zu machen.

    Zumindest in anderen, für dich potentiell interessanten Fächern als Deutsch (Geschichte, PoWi/ Wirtschaft, Ethik, Geo) gibt es aber durchaus Möglichkeiten in der SEK.I korrekturfreundliche Klassenarbeiten zu erstellen, ohne deshalb Noten zu verschenken oder auch zu großzügig zu bewerten bzw. zu korrigieren. Ich arbeite an einer Realschule sowohl im Hauptschulzug, als auch im Realschulzug. Vor allem im Hauptschulzug ist es mit etwas Übung und Erfahrung sehr unproblematisch korrekturfreundliche, aber dennoch anspruchsvolle Arbeiten zu erstellen. Im Realschulzug wird das spätestens ab Klasse 8 erheblich schwieriger, aber auch dort kann man sich zumindest maßgeblich entlasten durch kluge Aufgabenerstellung.


    Mein Hinweis an dich: Mach vielleicht ein Praktikum an einer Schule, um dir noch einmal aus der anderen Perspektive ein paar Fächer anzusehen, vor Ort Fragen stellen zu können und für dich zu prüfen, welche Fächer letztlich tatsächlich infrage kommen für dich.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Hast du schon über Sonderpädagogik nachgedacht? Gerade, wenn du gerne an einer Hauptschule unterrichten würdest und Kinder/ Jugendliche aus/in schwierigen Verhältnissen begleiten möchtest hättest du als Sonderpädagogin die Möglichkeit vielleicht noch näher an den Schülern zu sein. Korrekturen sind da sicher nicht die Hauptarbeit, dafür dann Förderpläne, Gutachten etc. Deine studierten Unterrichtsfach spielen bei Sonderpädagogik quasi keine Rolle, obwohl ansich Hauptfächer für die tägliche Arbeit vermutlich sinnvoll wären, weil man gerade in der Inklusion kaum Zeit für anderes hätte.

  • Ersteinmal meinen höchsten Respekt. Denn am Ende hast DU es geschafft, Verantwortung für dich, dein Leben sowie dein Handeln und Tun zu übernehmen. Dass dich dabei zwei Lehrkräfte so gut unterstützt haben, finde ich wirklich schön zu lesen.


    Bei diesen Zeilen war ich mir dennoch nicht sicher, ob Lehramt das Richtige Studium für dich ist.

    Seitdem möchte ich Jugendlichen, die wie ich aufgewachsen sind, unterstützen und mich für sie einsetzen, so wie meine zwei Lehrer damals für mich. Deshalb möchte ich an einer Brennpunktschule (Hauptschule/Realschule) unterrichten.


    Ich möchte in erster Linie die Jugendlichen abholen, die andere schon aufgegeben haben. Sie sollen sehen, dass man es trotz schlechter Verhältnisse zu etwas bringen kann und sie nicht alleine sind. Dazu gehört allerdings vieles außerhalb des klassischen Unterrichtens. Ich würde gerne meine Arbeitszeit in die Kinder und Schule investieren, weniger in das Unterrichten (Korrigieren) an sich.

    Denn das, was die beiden Lehrkräfte für dich getan haben ist nicht ihr Hauptjob. Es ehrt sie sehr, dass sie es dennich getan haben. Den Umfang an Zeit, die sie zusätzlich investiert haben, kann man anhand deines Posts nicht herauslesen. Ihre Hauptaufgabe ist es jedoch immer noch Wissen zu vermitteln und dieses am Ende leider auch zu bewerten. Dies könnte für dich herausfordernd sein, wenn ich diese Zeilen lese:

    3. Wie zeitintensiv (Korrekturen, Vorbereitung, Nachbereitung) ist das Fach Deutsch? Kann man die Korrektur auch "schneller machen" in dem Sinne, Rechtschreibung und Grammatik anstreichen und Inhalt großzügig bewerten, oder ist das zu blauäugig?

    Wenn ich mir das so durchlese, steckt in dir wahrscheinlich eine Sozialpädagogin. Je nach Betätigungsfeld ist es ihr Hauptjob Jugendliche in ihrer Entwicklung zu begleiten und IHREN Lebensweg zu finden.

    Leider ist dieser Job eher schlecht bezahlt, im Vergleich zu bspw. Lehramt oder auch anderen akademischen Berufen. Insofern will ich ihn dir auch nicht aufschwätzen. Ilse2 hat Sonderpädagogik in den Raum geworfen. Die Idee finde ich auch gar nicht so schlecht. Allerdings ist es sehr unterschiedlich, wie Sonderpädagog*innen an der Regelschule eingesetzt werden. Es kann von eigener Klassenleitung, mit sehr viel Beziehungsarbeit bis hin zu Diagnostik und Förderplänen/Beratung der Lehrkraft und wenig am Kind variieren. Da müsstest du dir dann die jeweilige Schule ansehen. Wobei meine Erfahrung sagt, dass je herausfordernden die SuS und das Umfeld einer Schule sind, umso kreativer die Schulen in ihren Ansätzen sind um das Beste für die SuS rauszuholen.


    In jedem Fall würde ich dir empfehlen, deine eigene Geschichte professionell zu verarbeiten. Sonst läufst du Gefahr, egal ob als Lehrkraft oder als SozPäd, dich für "deine" Jugendlichen aufzutreiben und am Ende Richtung Burnout zu steuern.


    Bezüglich der Fächer hat CDL schon alles gesagt. Zumindest kann ich dem nichts hinzufügen. Außer vielleicht. Dass man in Hessen, sowohl im LA Sonderpädagogik als auch im LA HRS sehr gute Chancen hat, unabhängig von der Fächekombination:

    https://kultus.hessen.de/schul…hancen-in-den-schuldienst

  • Bezüglich der Fächer hat CDL schon alles gesagt. Zumindest kann ich dem nichts hinzufügen. Außer vielleicht. Dass man in Hessen, sowohl im LA Sonderpädagogik als auch im LA HRS sehr gute Chancen hat, unabhängig von der Fächekombination:

    https://kultus.hessen.de/schul…hancen-in-den-schuldienst

    Sonderpädagogik habe ich tatsächlich noch nicht in betracht gezogen. Ich müsste mich darüber informieren, was genau die Aufgaben da sind. Ich dachte immer, das sind Lehrer, die auf eine Sonderschule gehen und Menschen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen unterrichten. Weniger also sozial schwache.


    Bezüglich der Fächer: Ich habe mir die Lehrbedarfsprognose natürlich auch schon durchgelesen gehabt. Aber sie soll ja immer sehr mit Unsicherheiten verbunden sein und gerade Hessen hat da nur paar Zeilen stehen im Gegensatz zu anderen Bundesländern die ganze 50 Seiten Studien haben mit Zahlen.


    Ansonsten Vielen Dank bis jetzt an alle für die Antworten :victory:

  • "Gude" aus Hessen,

    ich habe in Hessen mein Studium und das Ref für Gym gemacht und bin nun an einer Beruflichen Schule tätig.


    Lehrer, die auf eine Sonderschule gehen und Menschen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen unterrichten

    Das wäre Lehramt für Förderschulen, auch als L5 bezeichnet. Zusätzlich gibt es viele Sozialpädagogen an Schulen.Deren Aufgabe ist aber dann auch nicht primär das Unterrichten,


    Wenn du aber ein Lehramt ausübst, wirst du gerade in Deutsch nicht ums Korrigieren herumkommen. Natürlich kann man Klassenarbeiten korrekturfreundlich gestalten, aber nicht immer. Und je näher du an Abschlussklassen kommst, desto höher wird natürlich auch der inhaltliche Anspruch und die Korrekturzeit länger.


    In Hessen gibt es nach bestandenem 1. Staatsexamen keine Garantie auf einen Refplatz. Wenn die Studienseminare keine Plätze mehr in deinen beiden Fächern haben, muss man tw Jahre warten, um das Ref anzutreten. Das ist aber meist nur bei Gym der Fall (bis vor kurzem übrigens auch Grundschule und nun suchen sie händeringend...) mit überlaufener Kombi (Geschichte/Deutsch z.B). HRS wählen recht wenige Lehrämtler, daher gehe ich davon aus, dass das bei dir kein Problem sein sollte. Insbesondere in Frankfurt, Hanau etc werden händeringend LehrerInnen gesucht

  • Aber ich möchte doch anmerken, dass die Lehrer nicht "auf eine Sonderschule" gehen sondern an einer solchen (wie auch immer diese dann ĥeißt, in Bayern zB. jedenfalls nicht mehr "Sonderschule") unterrichten.

  • Ich würde gerne meine Arbeitszeit in die Kinder und Schule investieren, weniger in das Unterrichten (Korrigieren) an sich.

    Wie wäre es mit einem Sozialpädagogikstudium?

    Da würdest du dann nicht Lehrerin im Unterricht, sondern würdest dich als Multiprofessionelle Fachkraft/Sozialpädogoge um die Schwierigkeiten der Schüler um die Schule drumherum kümmern. Leider verdient man etwas weniger. Dafür ist die Jobbandbreite größer, da du auch mit Erwachsenen arbeiten könntest und nicht auf Kinder/Jugendliche festgelegt bist, falls du später mal Veränderung willst.


    Als Lehrerin wird dein Schwerpunkt immer der Unterricht sein. Alles was du noch darum herum tust, dient lediglich dem Ziel, dass die Schüler erfolgreich lernen und der Unterricht gut läuft. Ist ein anderer Fokus.

  • Uns wurde mal auf einer Inklusionsfortbildung gesagt, dass die überwiegende Masse der Förderschüler mit dem Schwerpunkt Lernen nicht "wirklich" lernbehindert ist, sondern aus Familien mit sehr suboptinalen Verhältnissen stammt, in denen weder eine kindgerechte Frühförderung noch eine angemessene Begleitung der Schullaufbahn stattfindet. Insofern könnte ich mir durchaus vorstellen, dass die Arbeit als Sonderpädagoge zur beschriebenen Motivation passen könnte.

  • Zehra, es gibt unterschiedliche Fachrichtungen in der Sonderpädagogik, die man studieren kann. Für dich wären sicher die Förderschwerpunkte Lernen und Emotionale und Soziale Entwicklung (so heißen sie in NRW, kann in Hessen etwas abweichen) interessant. Man studiert 2 Fachrichtungen plus Unterrichtsfächer und macht ein Referendariat. Der Einsatz als Lehrer für Sonderpädagogik ist dann in der Regel entweder an einer Förderschule/ einem Förderzentrum oder in der Inklusion an einer allgemeinen Schule. In der Inklusion ist man häufig für fast alle Förderschwerpunkte zuständig und man ist manchmal ein bisschen eine Mischung aus Lehrer und Sozialpädagogik.

    Sonderpädagogen sind aber Lehrer .

  • Aber ich möchte doch anmerken, dass die Lehrer nicht "auf eine Sonderschule" gehen sondern an einer solchen (wie auch immer diese dann ĥeißt, in Bayern zB. jedenfalls nicht mehr "Sonderschule") unterrichten.

    Nicht ausschließlichh. In Hessen gibt es die Beratungs-und Förderzentren (BFZ) , die die Lehrkräfte an Regelschulen entsenden. Diese sollen dann dabei unterstützen SuS inklusiv zu beschulen.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • als Multiprofessionelle Fachkraft/Sozialpädogoge um die Schwierigkeiten der Schüler um die Schule drumherum kümmern. Leider verdient man etwas weniger

    Ja, wenn man „circa die Hälfte“ noch unter „etwas weniger“ verbuchen mag, stimmt das sicher.

  • Nicht ausschließlichh. In Hessen gibt es die Beratungs-und Förderzentren (BFZ) , die die Lehrkräfte an Regelschulen entsenden. Diese sollen dann dabei unterstützen SuS inklusiv zu beschulen.

    Ja, das gibt es in Bayern auch.

    Dennoch "gehen die Lehrer" nicht "auf solche Schulen", sondern unterrichten, fördern, beraten und testen AN ebensolchen.

  • Ja, das gibt es in Bayern auch.

    Dennoch "gehen die Lehrer" nicht "auf solche Schulen", sondern unterrichten, fördern, beraten und testen AN ebensolchen.

    Hab ich etwas anderes geschrieben. Exakt das gleiche mit anderen Worten hast du bei mir doch zitiert. Oder hab ich da etwas anders verstanden?

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Ich wollte auf die richtige Wortwahl hinweisen: Wir Lehrer gehen nicht "auf die Schule" sondern unterrichten/arbeiten/beraten/... "an der Schule".

    Schüler gehen auf/an/zur Schule.

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