Zusammenlegung von Kursen Jg. 12/13

  • Kris24

    Traurig würde auch passen, ja, ich kann es ändern. Verwirrt deshalb, weil es meiner eigenen Erfahrung als Schüler - gut, das ist auch einige Jährchen her - diametral entgegensteht.

    Bei uns wurde Latein als zweite Fremdsprache gewählt, weil

    - es die einzige Möglichkeit war, in der Schule noch eine dritte Fremdsprache (zwei Jahre später Französisch) zu belegen. Gut, das mag heute anders sein, wo es auch noch Spanisch oder andere Wahlmöglichkeiten gibt.

    - bei vielen, auch bei mir, ein großes Interesse an der Antike bestand.

    - Latein als Sprache der Kirche und als jahrhundertelange Wissenschaftssprache eine Rolle spielt.

    - auch das Lateinische eine eigene Ästhetik und Schönheit hat.

    - für einige Studiengänge das Latinum benötigt wurde (sind heute weniger, aber es gibt immer noch einige).

    Latein als Mittel, um Französisch zu "vermeiden", habe ich erst hier im Forum kennengelernt. Das finde ich tatsächlich ein trauriges Argument, denn es gibt viele bessere. Ich weiß auch nicht, ob man sich, wenn einem Sprachen schwerfallen, mit der Wahl von Latein einen Gefallen tut.

    Bei uns damals haben diejenigen, die sich mit Sprachen schwertaten, Französisch gewählt, da sie damit dann automatisch im naturwissenschaftlichen Profil waren (und zur Kursstufe dann Französisch oder Englisch wieder abgewählt).

  • Und dann gibt es bei uns einige, die zuhause französisch sprechen (ein Elternteil ist Franzose).

    Das verstehe ich auch nicht ganz. Wenn Französisch die Erst- oder Zweitsprache ist, kann ich sie doch schon und muss sie nicht in der Schule lernen? Klar, dann wird es vielleicht irgendwo interessant, wenn man zu Camus oder Baudelaire kommt, aber davor langweilt man sich doch jahrelang während des Sprachaufbaus im Unterricht?

    • Offizieller Beitrag

    Das verstehe ich auch nicht ganz. Wenn Französisch die Erst- oder Zweitsprache ist, kann ich sie doch schon und muss sie nicht in der Schule lernen? Klar, dann wird es vielleicht irgendwo interessant, wenn man zu Camus oder Baudelaire kommt, aber davor langweilt man sich doch jahrelang während des Sprachaufbaus im Unterricht?

    Haha… du kannst kein Französisch, oder?

    Zwischen zuhause sprechen und richtig sprechen bzw. noch mehr richtig schreiben existieren auf Französisch Welten (gesprochene und geschriebene Sprache -Unterschiede aber vor allem eine extrem komplexe Rechtschreibung)

  • Das verstehe ich auch nicht ganz. Wenn Französisch die Erst- oder Zweitsprache ist, kann ich sie doch schon und muss sie nicht in der Schule lernen? Klar, dann wird es vielleicht irgendwo interessant, wenn man zu Camus oder Baudelaire kommt, aber davor langweilt man sich doch jahrelang während des Sprachaufbaus im Unterricht?

    Wozu hast du dann Deutschunterricht gehabt?

    Abschaffen! ;)

  • Wozu hast du dann Deutschunterricht gehabt?

    Der Deutschunterricht in Deutschland baut im Normalfall darauf auf, dass alle über zumindest grundlegende Sprachkompetenzen verfügen.

    Der Fremdsprachenunterricht baut diese erst auf und geht von keinen Vorkenntnissen aus, was für den Großteil der SuS bei Französisch auch zutreffen dürfte.

  • Chilipaprika hat schon Recht. Muttersprachler haben den Vorteil beim Wortschatzerwerb, dass sie vieles schon vom Hörensagen kennen. Fehlt noch das Schreiben und Lesen. Und Muttersprachlersein heißt nicht automatisch, dass man sich für Sprache begeistert. Es soll auch Muttersprachler geben, die in der Sprache so mittelprächtig sind, aber in Physik und Chemie voll aufgehen.

    Grammatikwissen ist wie bei deutschen Muttersprachlern oft intutiv vorhanden, aber soll natürlich im Unterricht explizit gemacht werden.

    Dann kommt noch Literatur und Landeskunde dazu. Bei letzterem haben Muttersprachler in der Regel schon Vorwissen, aber der Grad der Ausprägung hängt (ähnlich wie deutschsprachigen Muttersprachlern) vom Elternhaus ab. Ein Schüler, dessen Eltern aus Frankreich kommen, wird einen groben Überblick über die Eckdaten haben, aber es gibt natürlich noch weitere frankophone Regionen, die im Unterricht behandelt werden. Von komplexeren Themen wie dem Elyséevertrag mal abgesehen.

  • Sowohl zu meiner Schulzeit als auch heute (NRW):

    - es die einzige Möglichkeit war, in der Schule noch eine dritte Fremdsprache (zwei Jahre später Französisch) zu belegen. Gut, das mag heute anders sein, wo es auch noch Spanisch oder andere Wahlmöglichkeiten gibt.

    - bei vielen, auch bei mir, ein großes Interesse an der Antike bestand.

    Ob man in der 7. Französisch nimmt und in der 9. dann Latein oder umgekehrt macht keinen Unterschied. Beides ist möglich und auch bei Latein ab der 9. kann man das Latinum erreichen.

    Interesse an der Antike? Die fand und findet sich bei manchen in der Oberstufe, evtl. schon ab der 9. Das ist aber ein kleiner Seitenaspekt.

  • Das verstehe ich auch nicht ganz. Wenn Französisch die Erst- oder Zweitsprache ist, kann ich sie doch schon und muss sie nicht in der Schule lernen?

    Das denken Schüler (und deren Eltern), die mit Englisch als Erst- oder Zweitsprache in den Englisch Unterricht kommen fälschlicherweise auch.

  • Bei uns wurde Latein als zweite Fremdsprache gewählt, weil

    - es die einzige Möglichkeit war, in der Schule noch eine dritte Fremdsprache (zwei Jahre später Französisch) zu belegen. Gut, das mag heute anders sein, wo es auch noch Spanisch oder andere Wahlmöglichkeiten gibt.

    Bei uns ist die Wahl einer dritten Fremdsprache unabhängig von der zweiten Fremdsprache.

    Zitat

    - bei vielen, auch bei mir, ein großes Interesse an der Antike bestand.

    In jedem Schuljahr gibt es bei uns vielleicht einen oder zwei Schüler, der/die deshalb Latein wählen

    Zitat

    - Latein als Sprache der Kirche und als jahrhundertelange Wissenschaftssprache eine Rolle spielt.

    Das spielt bei uns überhaupt keine Rolle. Nicht mal am Rande.

    Zitat

    - auch das Lateinische eine eigene Ästhetik und Schönheit hat.

    Das ist Gechmackssache und lässt sich über (fast) jede Sprache sagen.

    Zitat

    - für einige Studiengänge das Latinum benötigt wurde (sind heute weniger, aber es gibt immer noch einige).

    Außer Theologie und Geschichte dürften das mittlerweile so gut wie keine Studiengänge mehr sein.

    Zitat

    Latein als Mittel, um Französisch zu "vermeiden", habe ich erst hier im Forum kennengelernt. Das finde ich tatsächlich ein trauriges Argument, denn es gibt viele bessere. Ich weiß auch nicht, ob man sich, wenn einem Sprachen schwerfallen, mit der Wahl von Latein einen Gefallen tut.

    Erfahrungsgemäß: ja, damit tut man sich einen Gefallen. Latein ist nicht auf Kommunikation ausgerichtet und damit anders, als die anderen Fremdsprachen. Das bringt für viele Schüler eine erhebliche Erleichterung.

    Zitat

    Bei uns damals haben diejenigen, die sich mit Sprachen schwertaten, Französisch gewählt, da sie damit dann automatisch im naturwissenschaftlichen Profil waren (und zur Kursstufe dann Französisch oder Englisch wieder abgewählt).

    Wo ist der Unterschied zwischen "Französisch wählen, um in den naturwissenschaftlichen Zweig zu kommen und später eine Sprache wieder abwählen zu können" und "Latein als kleineres Übel wählen um nicht Französisch wählen zu müssen"?

  • Außer Theologie und Geschichte dürften das mittlerweile so gut wie keine Studiengänge mehr sein.

    Na ja,

    Altphilologie (Latinistik/Gräzistik) obviously,

    Klassische Archäologie,

    zumindest an manchen Unis für Philosophie

    und für gymnasiale Lehramtsstudiengänge mit entsprechender Fächerwahl.

    Dass man es für Romanistik überwiegend nicht mehr benötigt, halte ich nach wie vor für sehr seltsam.

  • Chilipaprika hat schon Recht. Muttersprachler haben den Vorteil beim Wortschatzerwerb, dass sie vieles schon vom Hörensagen kennen. Fehlt noch das Schreiben und Lesen. Und Muttersprachlersein heißt nicht automatisch, dass man sich für Sprache begeistert. Es soll auch Muttersprachler geben, die in der Sprache so mittelprächtig sind, aber in Physik und Chemie voll aufgehen.

    Grammatikwissen ist wie bei deutschen Muttersprachlern oft intutiv vorhanden, aber soll natürlich im Unterricht explizit gemacht werden.

    Dann kommt noch Literatur und Landeskunde dazu. Bei letzterem haben Muttersprachler in der Regel schon Vorwissen, aber der Grad der Ausprägung hängt (ähnlich wie deutschsprachigen Muttersprachlern) vom Elternhaus ab. Ein Schüler, dessen Eltern aus Frankreich kommen, wird einen groben Überblick über die Eckdaten haben, aber es gibt natürlich noch weitere frankophone Regionen, die im Unterricht behandelt werden. Von komplexeren Themen wie dem Elyséevertrag mal abgesehen.

    Ich hatte schon einige bilinguale SuS mit Französisch als einer der beiden Sprachen im Unterricht. Die kannten manche Wörter und Wortschatzbereiche, aber längst nicht alles, was man im Anfangsunterricht macht, auch wenn natürlich von Beginn an das Verständnis und der eigene, gesprochene Satzbau den anderen weit voraus waren.

    „Intuitives Grammatikwissen“: Das geht auch vielen komplett einsprachig aufgewachsenen Bio- Deutschen im hohen Maße ab und ist bei den Franzosen nicht anders, die auch ebenso wenig wie wir Deutschen qua Pass über irgendwelches Vorwissen in Literatur und Landeskunde verfügen. Auch mit der Muttermilch saugt das niemand auf..

    Rudimentäre Landeskundekenntnisse haben bisher noch alle gehabt- auf demselben Niveau, wie meine SuS, die schon ein paar Mal Urlaub in Frankreich gemacht haben. Literaturkenntnisse, die darüber hinausreichten, dass ihnen mal jemand ein französischsprachiges Kinderbuch vorgelesen hat: Fehlanzeige. Zweisprachig aufzuwachsen bedeutet schließlich nicht, dass die Kinder mehr lesen würden in irgendeiner Sprache als andere Kinder ihrer Generation.

    Ich weiß nicht, welche „Eckdaten“ du dir vorstellst, dass SuS der SEK. I generell über das Land haben könnten, dessen Pass sie zufällig auch noch haben, in dem sie aber nicht leben, ich versichere dir aber, dass frankophile SuS, die mehrfach im Urlaub in Frankreich waren im Schnitt bislang noch immer deutlich mehr Fakten über Frankreich parat hatten, als meine bilingualen Hasen, die dafür aber zumindest zur Frage, wie Fest X traditionell gefeiert wird manchmal einen Schwank aus ihrer Familie parat hatten, wobei sie dann aber nicht einzuschätzen wussten, was davon auch vergleichbar in anderen französischen Familien läuft und was z.B. eine Eindeutschung ist.

    Was allen gemeinsam war ist, dass sie aufgrund ihrer Vorkenntnisse massiv unterschätzen, wie viel Lernaufwand dahintersteckt, um Französisch korrekt schreiben zu können. Ich habe deshalb meist erhebliche Diskrepanzen zwischen den mündlichen und schriftlichen Noten dieser SuS (mündlich meist Noten zwischen 1 und 2, schriftlich üblicherweise zwischen 3 und 5) und zwar bis zur Abschlussprüfung.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • Offizieller Beitrag

    Was allen gemeinsam war ist, dass sie [...] massiv unterschätzen, wie viel Lernaufwand dahintersteckt, um Französisch korrekt schreiben zu können. [zu unterrichten]

    Zitat durch mich angepasst.
    Ich kämpfe seit über 20 Jahren dagegen, aber: ich bin nicht Französischlehrerin, weil ich zufällig von Muttersprachler*innen aufgezogen wurde, sondern, weil ich Grammatik echt spannend fand, immer schon eine gute Rechtschreibung hatte und stets nachvollziehen konnte, warum es so ist (historisch, lexikalisch, grammatikalisch), französische Literatur grob okay fand, ein ziemlich vielseitig interessierter Mensch bin und deswegen landeskundtechnisch und historisch mithalten kann.
    Ein Sprachstudium mag nicht so anspruchsvoll wie ein NaWi-Studium sein (unterschreibe ich leider, erst recht, wenn ich sehe, wer "nachkommt".), aber meinen Abschluss habe ich nicht in der Überraschungstüte bekommen. (und passend zum Thema: Ich habe von der Schule ein Latinum und durfte Altfranzösisch lernen, sowie altfranzösische Literatur "untersuchen". (Und selbstverständlich auch Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch im Germanistikstudium, komischerweise waren alle Deutsch-Muttersprachler*innen da auch keine Genies)

  • Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

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