Schlechte Noten in der Lehrprobe

  • Es gibt kein Protokoll zur Prüfung, das man einsehen kann?

    Und die Note ist nicht von mehreren Prüfer:innen abhängig?

    Die Prüfungskommission besteht aus drei Mitgliedern: ein Fachleiter, den man sich ausgesucht hat; den Vorsitz und den zweiten Fachleiter kennt man vorher nicht.

  • Ich kenne beide Seiten ... als ich im Ref war, hatten wir den Eindruck, als würden die Noten doch recht willkürlich vergeben. Da passierte es bei Leuten, von denen wir eigentlich dachten, sie würden guten Unterricht halten, dass sie aus "heiterem Himmel" (?) schlechte Noten bekamen.

    Seit Jahren sitze ich nun immer wieder als Mentor in Lehrprobenbesprechungen und habe noch keine einzige erlebt, bei der die Note willkürlich war - was natürlich nur etwas über meine Schule aussagt.

    Abschütteln und weiter machen ... wenn ich eins nach 30+ Jahren sagen kann: Die Lehrprobe sagt nicht viel (bis gar nichts) darüber aus, ob jemand ein guter Lehrer ist / wird.

  • Kopf hoch, es ist eine Lehrprobe, für die du dir viele Gedanken gemacht hast. Natürlich tut es weh, vor allem, da es oftmals ins Persönliche geht. Aber "Persönlich" geht in beide Richtungen.

    Man sieht mal wieder , wie doof Noten sind. Ich habe auch einmal doofe Erfahrungen gemacht- bei der Veramtung (und mir wurde eine Verkürzung nicht gewährt). Da hat bei mir die Folge, dass ich nichts auf Noten gebe. Leider muss ich selber ja auch Noten geben, ich gebe sie aber dosiert. Trotzdem werde ich immer wieder Kinder enttäuschen. ...

  • Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr richtig, wie es bei mir war, aber ich meine, dass der Seminarleiter mir schon erklärt hat wie die Note zustande kam. Und ich habe noch einen Schulrat im Ohr, der bei Lehrproben, die thematisch etwas mit Grammatik zu tun hatten immer gerne sagte: "Was leistet diese Wortart ?", das müssen Sie den Kindern begreiflich machen... Also wusste ich, worauf ich bei den zusammengesetzten Nomen Wert legen musste.

    Ich werde nie vergessen, was das Wort Tomatensuppe alles leistet.

  • Ich glaube, ich wurde erst nach 10 Jahren oder so eine gute Lehrerin, als ich verstanden habe, dass ich Klassen und Kinder nicht miteinander messen darf, sondern versuche, in jedem das Gute zu finden. Ist in der GS vermutlich einfacher, aber da findet man es manchmal auch nicht.

  • Bei meiner Kollegin haben heute Kinder nach der Mathearbeit geweint und ich schreibe morgen die gleiche. :angst: Muss das eigentlich alles sein?

  • Bei meiner Kollegin haben heute Kinder nach der Mathearbeit geweint und ich schreibe morgen die gleiche. :angst: Muss das eigentlich alles sein?

    Jein ... Ich erlebe das jetzt sogar am Gymnasium, dass eine 6. Klasse nach der Mathe-Schulaufabe weint (ich unterrichte allerdings kein Mathe, also an mir liegt's ausnahmsweise nicht). Mir widerstrebt es auch, Kindern "weh" zu tun. Allerdings ... irgendwann müssen sie lernen, dass man mit gewissen "Zumutungen" klar kommt. Und da scheint es mir inzwischen schon so zu sein, dass immer mehr Kinder keine Strategien mehr haben, mit Anforderungen umzugehen, weil ihnen immer alles (von den Eltern) abgenommen wurde.

    Ich musste mir kürzlich von einer Mutter auch anhören, wie hart ich korrigieren würde (Englisch-Schulaufgabe, Schnitt 2,44 ... fast die Hälfte der Klasse hatte eine 1 oder eine 2 ...). Sie ritt dann 40 Minuten auf zwei Lücken rum, bei denen ich zu hart gewesen wäre ... die Hinweise auf Lücken, wo ich Lösungen gelten habe lassen (zumindest teilweise), die man bei "harter" Korrektur auch als völlig falsch hätte werten können, ignorierte sie.

  • Ein Schüler hatte 3 Tage 2 Klassenarbeiten in der Schultasche und hat sich vmtl. nicht getraut, diese zu zeigen: Eine 3 und eine 2-3. In den Augen der Eltern und vmtl. auch Kinder sind das schlechte Noten, aber es gibt doch 6 Noten und nicht 3. Ich finde, das hat sich in den letzten Jahren auch geändert. Es zählen nur noch 1en und 2en bei vielen.

  • ja ... und bei vielen Eltern zählt nur das Gymnasium. Sämtliche Hinweise, dass es für das Kind nicht gerade ermutigend ist, ständig eine 4 oder 5 zu bekommen und man über die Realschule nachdenken sollte (wo die 2. Fremdsprache weg fallen kann) sind egal. Auch der Hinweis, dass wir an der Schule sogar eine ÜBergangsklasse haben (nach mittlerem Schulabschluss zurück ans Gymnasium und in der 11. Klasse fit gemacht werden für Oberstufe) ... auch egal. Erwähnung von FOS/BOS ... auch egal. Mit dem Kopf des Kindes durch die Wand Gymnasium.

  • Haben die Eltern denn so gar keine realistische Einschätzung ihrer Kinder? Wenn man sein Kind von klein auf kennt (und in seinen bisherigen 25-45 Lebensjahren anderen Kindern in irgendeiner Art und Weise begegnet ist), weiß man als Elternteil doch über die kognitive Leistungsfähigkeit des eigenen Kindes und wie sich diese im Vergleich zu anderen Kindern verhält. Bei allem Stolz, den man als Elternteil haben darf und auch soll, wenn das Kind schlichtweg nur mittelmäßig kognitiv begabt ist, kann man doch nicht aus allen Wolken fallen, wenn es im Mathetest in Klasse 3 für Note 3 reicht, oder?

  • Wo meinst Du kommen denn die Eltern her, die ihr Kind als Prinz/Prinzessin sehen, das ein Genie sein muss und wenn's Probleme (auch mit Fehlverhalten) gibt, muss die Schule dran schuld sein. Ich hatte auch schon Eltern, die mir erzählt haben, das Kind wäre nur bei mir so schlecht ... und dann schaut man in den Notenbogen und stellt fest, dass es noch in drei anderen Fächern eine 5 hat.

  • Dass es solche Eltern gibt, weiß ich (leider), aber woher diese massive Fehleinschätzung kommt, darüber grübele ich schon lange, ohne auf eine für mich plausibel klingende Antwort zu kommen.

  • Meine Schüler sind erschreckend entspannt:

    Wozu die Mühe, eine 1 oder 2 zu erhalten, es gibt doch auch andere Noten?

    Und auch diese Einstellung ist oft genug zum Haare raufen.

    Auf die Beratungsgespräche in Klasse 4 bin ich gespannt, aber ich kenne etliche Eltern schon länger oder genau genug und weiß, dass diese Kinder nicht zum Gym gehen müssen/werden.

    Was ich immer wieder denke: Diese Kinder haben eine besondere Einstellung, die sie in ihrem Leben glücklich sein lässt, gerade weil sie vieles nicht wichtig nehmen.

  • Ist aktuell aber ziemlich egal, weil die Ranglisten ziemlich leer sind. Es gab aber auch schon andere Zeiten (da waren die Noten aber wahrscheinlich auch besser).

    Es hängt immer am Lehrerbedarf. Zu meiner Zeit kam ich mit 2,1 im 2.Stex nur noch auf die Warteliste. Die Einstellungsquote lag bei 5% der Bewerber.
    Heute werden aus der Not heraus KuK mit Abschluss für das Gymnasium an Grundschulen eingestellt und KuK aus Waldorfschulen träumen von der Übernahme ins Beamtenverhältnis.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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  • Wenn du bei sowas schon die Flinte ins Korn wirfst

    (Darf man son Sprichtwort überhaupt noch verwenden?),

    kannst du immer noch Bankberater werden.

    Tu ich nicht, das nagt aber sehr an mir und meinem Kompetenzempfinden. Ich werde trotzdem weiter im Lehrberuf arbeiten. Es ging mir nur darum, andere Erfahrungen und Einschätzungen zu hören!

    Und ja, denke schon, dass man dieses Sprichwort noch benutzen kann 😄 Bankberater stell ich mir grausam vor...

  • Die Note in der Einzellehrprobe hat mich schon auch etwas mitgenommen. Mir wurde erklärt, wie die Note zustandekam. Damals konnte ich das nicht so recht nachvollziehen. Aus heutiger Sicht finde ich sie vollkommen gerechtfertigt.

    An meiner Eignung als Lehrerin habe ich dadurch nicht gezweifelt. Ich bekam immer wieder gesagt, wie toll ich mit der Klasse umgehe und ich hatte damals und seither nie größere Probleme mit Klassen, einzelnen Kindern oder Eltern.

    Solche Noten sind Momentaufnahmen und man muss auch in gewisser Weise ein Prüfungstyp sein, der genau in dieser Stunde seine Topleistung abliefern kann. Ich war das nie und bin das auch jetzt nicht. Dafür bin ich im "Langzeitbetrieb" sehr belastbar.

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