Launenhaftigkeit eines Kollegen

Liebes Forum,

ich ärgere mich zunehmend über meinen Kollegen und habe inzwischen entschieden, dass ich den Kontakt mit ihm auf das Nötigste zurückfahren sollte. Sein zuweilen respektlosen Verhalten verletzt mich einfach zu sehr.

Eigentlich bin ich jemand, der gerne im Team arbeitet. Das klappt mit den anderen Kolleginnen auch, doch der besagte Kollege redet immer nur von Absprachen, geht ihnen dann aber aus dem Weg oder vergisst einfach, was wir abgesprochen haben. Wir mussten in drei achten Klassen eine Vergleichsarbeit schreiben, doch er hatte vergessen, auf welches Thema wir uns geeinigt hatten. Er meinte, er würde die Arbeit einfach später schreiben. Doch auch das hat er nicht getan und das ist nur eines der Beispiele, in denen er sich über für alle verbindlich geltende Vorschriften einfach hinwegsetzt. Zu den Schülern sagt er, er würde nicht als Nachhilfelehrer bezahlt und könne deshalb nicht alles erneut erklären.

Die anstehende Klassenfahrt macht mir richtige Bauchschmerzen. Er ist nicht bereit, Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren. Was die anderen Lehrer nicht wollen, möchte er mit seiner Klasse einfach allein machen (z. B. Ausflug in ein Schwimmbad). Wenn man ihm sagt, was einem nicht passt, dann zeigt er keinerlei Emotionen, das tut er generell nicht, weder positiv, noch negativ. Am nächsten Tag tut er wieder freundlich, wie wenn nichts gewesen wäre. Und an anderen Tagen, an denen gar nichts gewesen ist, schaut er plötzlich durch mich hindurch, grüßt nicht, sondern behandelt mich, wie wenn ich Luft wäre.

Kennt ihr solche Leute? Wie geht man am besten und am schmerzfreisten mit ihnen um?

Ich danke euch für euche Antworten!

Zitat von Moebius

Du bist weder dafür verantwortlich, dass der Kollege in seinen Klassen ordentlichen Unterricht macht oder dass er die Arbeiten so schreibt, wie die Schule das möchte, noch dafür, was er auf Klassenfahrten mit seiner Klasse macht. Grenze dich ab, mach du deine Sachen ordentlich und sieh zu, dass sein Handeln dir da nicht reinfunkt (das scheint aber ja auch nicht der Fall zu sein), alles weitere ist Sache der Schulleitung.

Ich sehe auch nicht, dass die Tatsache, dass er keine Emotionen zeigt, damit zu tun hat. Seine Emotionen bei seiner beruflichen Tätigkeit hinten an zu stellen ist professionelles Verhalten.

Ja, das stimmt. Das weiß ich auch und diesbebezüglich gelingt mir das Abgrenzen auch. Dennoch ist es unfair, wenn alle Klassen eine Vergleichsarbeit schreiben, nur seine nicht.

Keine Emotionen im Beruf zu zeigen, ist professionell, das stimmt. Den anderen dann aber auf andere Weise spüren zu lassen, welche Emotionen mat hat, ist es nicht.

Zitat von CDL

Professionell.

Wenn er sich nicht an Pflichtvorgaben hält muss die SL das klären. Also nicht drüber aufregen oder ärgern, sondern Absprachen zu vorgeschriebenen Vergleichsarbeiten etc. ab jetzt immer schriftlich dokumentieren, damit du bei Bedarf nachweisen kannst, deine Arbeit korrekt gemacht zu haben, fertig. Der Rest ist sein Thema und dort lässt du es.

Ob er dich grüßt oder nicht ist letztlich egal (und kann viele Gründe haben). Also einfach ignorieren und selbst weiter normal mit dem Kollegen umgehen.

Klassenfahrt: Wenn er mit seiner Klasse alleine Unternehmungen planen will, soll er das doch machen. Er muss dann halt auch eine Lösung finden für die Beaufsichtigung, zusätzliche Eintrittsgelder, etc. . Den Schuh würde ich mir gar nicht erst anziehen, das zu meinem Problem zu machen, dass ein Kollege sein eigenes Ding machen will. Das muss schließlich auch kein Problem sein.

Ja, aus dem Ablauf dieser Vergleichsarbeit lerne ich. Das wird beim nächsten Mal anders laufen. Grüßen oder nicht, mal so, mal so, klar, auch das kann man einfach ignorieren. Ob man sich wohlfühlt dabei, steht auf einem anderen Blatt. Ich musste erst lernen, wie er ist, er redet schließlich immer ganz gegensätzlich zu seinem Verhalten. Inzwischen erwarte ich schon gar nichts mehr.

Das Einzige ist in der Tat die Klassenfahrt mit den Alleingängen, die schwierig sind. Wir haben Freikilometer, da muss man sich absprechen, da kann nicht jeder machen, was er will. Zumindest in einem bestimmten Rahmen.

Zitat von chemikus08

Um nochmal Pispers zu zitieren: 1/3 sind Vollidioten "

Du wirst im Berufsleben noch viele Menschen kennen lernen, die komische Sachen machen. Solange es nicht in Deine Zuständigkeutrn feingreift kümmer Dich nicht drum. Dies ist Sache der SL. Dafür bekommt sie u.a. Ihr Schmerzensgeld.

Diese Vorgehensweise erspart Dir viel Ärger.

Naja, wir haben keine Schulleitung mehr, nur eine stellvertretende. Und das ist auch alles eine Klüngelei und Cliquenbildung, da wird jedem Konklikt aus dem Weg gegangen.

Zitat von WillG

Du brauchst halt breite Schulter. Lass nicht zu, dass die Schüler euch gegeneinander ausspielen.
Wenn deine Schüler fragen, warum sie Thema XY in der Vergleichsarbeit machen musste, und die andere Klasse das andere Thema, das ja bestimmt so viel einfacher ist, zuck mit den Schultern und sag, dass der Kollege sicherlich gute Gründe für seine Entscheidung hatte.
Wenn deine Klasse fragt, warum die andere Klasse ins Schwimmbad darf und sie nicht, zuck mit den Schultern und sag, dass der Kollege vielleicht andere Qualifiktionen hat, du aber halt mit ihnen nicht gehn darfst. Lass dich dich nicht auf Diskussionen ein.

Das weiß ich. Seine Klasse hat kein anderes Thema in der Vergleichsarbeit geschrieben, sondern einfach gar keine Vergleichsarbeit. An einen verbindlichen Notenschlüssel hält er sich nicht. Der dreht jede Arbeit immer so, dass er sie nicht wiederholen muss. Aber das ist auch innerhalb des rechtlichen Rahmens, nur in der Vergleichsarbeit nicht, da müssten wir es alle gleich machen.

Auf Diskussionen lasse ich mich nicht ein. Und ich weiß inzwischen auch, dass ich an der ganzen Situation nichts ändern kann. Ich brauche breite Schultern. Damit hast du vollkommen recht.

Der Kollege geht übrigens gar nicht selbst ins Schwimmbad, dazu fehlt ihm die Qualifikation. Deswegen hat er sich eine Begleitung gesucht, an die er das delegieren kann.

Zitat von Zauberwald

Hat er überhaupt den Rettungsschwimmer? Sonst darf er überhaupt nicht ins Schwimmbad gehen. Bademeister beaufsichtigen keine Schulklassen. Zumindest ist es hier so geregelt.

Nein, er hat den nicht. Deswegen hat er sich eine Begleitung gesucht, die den Rettungsschwimmer hat. Er geht trotzdem nicht mit ins Bad, er behauptet, er müsse den Rest seiner Klasse beaufsichtigen. Was gar nicht stimmt, es sind schließlich noch vier weitere Lehrer dabei und er könnte ohne Probleme mit ins Schwimmbad, auch ohne Rettungsschwimmer. Das will er aber irgendwie auch partout nicht. In dieser gesamten Argumentation seinerseits sind so viele Widersprüche und logische Brüche, dass ich das alles auch gar nicht nachvollziehen kann.

Zitat von Zauberwald

Diese ganze Situation kommt mir leider sehr bekannt vor, liebe Anastasia. Ihr seid ja drei achte Klassen, da hast du ja noch eine weitere Parallellehrkraft. Leider habe ich das nicht, sondern nur Ärger, aber ich möchte nichts dazu schreiben. Halte dich an die 3. Person, ihr seid zu zweit. Lass den anderen in seinem Lotterleben und halte dich an die andere Person.

Gottlob hab' ich das. Und die Kollegin in der dritten Klasse ist wunderbar. Der unliebsame Kollege tut nach außen hin so, als wäre alles ganz harmonisch und diese Verlogenheit geht mir auch auf die Nerven. Wir sind sogar zu viert in den beiden Klassen, wir haben ja jeweils noch eine Begleitung dabei. Das muss ich sehen und den Rest ausklammern. Das Lästige ist nur, dass der Problemkollege den Kontakt zum Anbieter der Klassenfahrt hat. Und seine Aussagen über die Korrespondenz mit diesem sind spärlich, dauernd hat er irgendwelche Ausreden (einmal war die Dame krank und er in seiner Größe meinte, sie solle erst mal wieder gesund werden, dann war die Ansprechpartnerin völlig verstört, weil ihre Lebenspartnerin am Tag zuvor verstorben sei und all sowas).

Ich tu' mich einfach schwer damit, ein solches Verhalten nachvollziehen zu können. Warum verhalten sich Menschen so? Frustriert? Einsam? Midlife-Crisis?

Danke für deine Antwort, Zauberwald. Es ist zwar nicht schön, aber es tut gut zu wissen, dass man nicht allein ist, die man solche Situationen aushalten muss.