"Wiedereinstieg" nach Promotion und Arbeiten in der freien Wirtschaft

  • Hallo,

    meine Vita kurz zusammengefasst:

    • 2013-2017: Lehramtsstudium Gymnasium (Mathematik + Physik) in Hessen, 1. Staatsexamen abgeschlossen mit 1,0
    • 2017-2021: Promotion Theoretische Physik zum Dr. rer. nat., abgeschlossen mit summa cum laude
    • 2022-jetzt: Arbeit als Senior-Softwareentwickler in der Telekommunikationsbranche

    Ich bin 31 Jahre alt, lebe in Hessen, bin verheiratet und habe zwei Kinder.

    Ich verdiene zwar zurzeit als Softwareentwickler sehr gutes Geld, jedoch war die Lehre für mich schon immer eine Herzensangelegenheit und ich überlege, nach meinen paar Jahren außerhalb des Bildungssystems letztendlich doch den Lehrerberuf anzustreben. Ich habe folgende Fragen, vielleicht kann mir jemand etwas Licht ins Dunkle bringen:

    1. Kann ich problemlos ins Referendariat einsteigen, auch wenn das Staatsexamen bereits 8 Jahre her ist?
    2. Im Rahmen meiner Promotion habe ich sehr viel programmiert und durch meine Arbeit als Softwareentwickler seit einigen Jahren habe ich eine hohe Affinität zu Themen der Informatik. Wäre es denkbar, in den pädagogischen Vorbereitungsdienst Informatik "quer" einzusteigen, um ein drittes Fach zu haben? Es handelt sich ja hierbei um ein sehr gesuchtes Fach.
    3. Wie sieht es mit Verbeamtung aus? In Hessen wird zurzeit bis zum 50. Lebensjahr verbeamtet, so weit so gut. Ich bin mit 31 jetzt aber nicht mehr "der Jüngste", wenn ich bald in den päd. Vorbereitungsdienst einsteige. Ist eine Verbeamtung (mit ca. 34 Jahren) noch wahrscheinlich, oder habe ich mit dem Alter bereits einen Nachteil? Gesundheitliche Diagnosen, die der Verbeamtung im Wege stehen könnten, habe ich nicht.

    Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße

    CW

  • Hallo und herzlich willkommen in diesem Forum.


    Wenn ich das so lese, frage ich mich, ob Du wirklich in der Schule so gut aufgehoben bist. Wäre hier eine universitäre Laufbahn nicht ggf. sinnvoller - gerade, wenn Du von der "Lehre" sprichst, die für Dich immer eine Herzensangelegenheit war?

    Im schulischen Kontext ist da eher Pädagogik als Lehre gefragt.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Hallo,

    danke zunächst für die willkommenen Worte.

    "Lehre" ist sehr allgemein ausgedrückt, und Pädagogik wollte ich damit nicht ausschließen. Der schulische Alltag ist mir selbst ja auch nicht fremd. Eine universitäre Laufbahn ist für mich aus verschiedenen Gründen nicht (mehr) erstrebenswert. Meine beruflichen Erfahrungen der letzten Jahre haben mir gezeigt, dass ich mich nach einem lebendigeren Umfeld sehne, wie es z.B. die Schule bietet, in dem das, was ich ursprünglich studiert habe, auch zusätzlich noch Anwendung finden kann.

  • Zu deinen Fragen

    1. Ja, kein Problem

    2. Eher nein, du hast ein Staatsexamen und kannst dein Referendariat in den sehr gesuchten Fächern Mathe und Physik mache. Später wirst du wahrscheinlich problemlos Informatik an deiner Schule unterrichten. Wenn du die Fakulta möchtest, solltest du dich ans Schulamt wenden und fragen, ob es da Möglichkeiten gibt.

    3. Mit 31 bist du jung genug . Mit deiner Fächerkombi wirst du bestimmt eine Stelle bekommen und gesundheitlich wird man dann sehen.


    Ob du glücklich wirst, kann dir keiner sagen. Deine Fächer sind nicht oft die Lieblingsfächer der SuS, viele haben gerade da auch Probleme. Wenn du damit gut umgehen kannst ….w

  • Hallo,

    danke zunächst für die willkommenen Worte.

    "Lehre" ist sehr allgemein ausgedrückt, und Pädagogik wollte ich damit nicht ausschließen. Der schulische Alltag ist mir selbst ja auch nicht fremd. Eine universitäre Laufbahn ist für mich aus verschiedenen Gründen nicht (mehr) erstrebenswert. Meine beruflichen Erfahrungen der letzten Jahre haben mir gezeigt, dass ich mich nach einem lebendigeren Umfeld sehne, wie es z.B. die Schule bietet, in dem das, was ich ursprünglich studiert habe, auch zusätzlich noch Anwendung finden kann.

    Danke für die Erläuterung. Turtlebaby hat Dir die ursprünglichen Fragen bereits beantwortet.
    Was Deine späteren Chancen betrifft, so wirst Du Dir mit der Fächerkombi aller Voraussicht nach die Schule aussuchen können. Solltest Du bezüglich Deines künftigen Wohnorts auch bundeslandunabhägig sein, stehen die Chancen sogar noch besser.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Hier ein paar Tipps von jemandem, der auch Informatik studiert hat:

    • Informatik wird je nach Schulform sehr gerne auch fachfremd unterrichtet, manchmal sogar ohne entsprechende Weiterbildung
    • Einzige mir bekannte Ausnahme ist das berufliche Gymnasium, aber auch da wird das nicht so eng gesehen, wenn Informatik an der Schule kein Prüfungsfach ist
    • Je nach Schwerpunkt haben die SuS dort 2 oder 3 Jahre Informatik
    • Davon vielleicht ein halbes Jahr Programmieren (Beispiel Schwerpunkt Wirtschaft in SH)
    • Viele Kollegen und SL betrachten Word und Excel als Informatik

    Wenn Du wirklich "Informatik" unterrichten willst, geht das imho nur an Beruflichen Gymnasien mit Schwerpunkt am besten Informatik/Informationstechnik. Vielleicht gibt es auch eine mehrjährige Berufsfachschule Kaufmännische Assistenz Schwerpunkt Informationsverarbeitung in Deinem BL, aber hier gilt: Da macht die Schule die Regeln fürs Bestehen, d.h. es gibt keine landesweit einheitlichen Anforderungen - jede Schule macht das so, wie sie es für richtig hält. Das kann gut oder schlecht sein, je nach Schule. An meiner Schule haben mein Kollege und ich (Wir beide sind die IT-Fachgruppe...) sehr freie Hand und da gibt es auch mal Klausuren mit Schnitt 5,6 zurück. An anderen Schulen wird sowas von AL oder SL kassiert.

  • Kann ich problemlos ins Referendariat einsteigen, auch wenn das Staatsexamen bereits 8 Jahre her ist?

    Ja, das ist kein Problem.

    Zitat

    Im Rahmen meiner Promotion habe ich sehr viel programmiert und durch meine Arbeit als Softwareentwickler seit einigen Jahren habe ich eine hohe Affinität zu Themen der Informatik. Wäre es denkbar, in den pädagogischen Vorbereitungsdienst Informatik "quer" einzusteigen, um ein drittes Fach zu haben? Es handelt sich ja hierbei um ein sehr gesuchtes Fach.

    Nein

    Aber: in der Mittelstufe darfst du so oder so fast alles unterrichten. Wenn deine Schule keinen/zu wenige Informatik Lehrer hat, kannst du da unter Umständen auch Informatik unterrichten.

    Wenn du in der Nähe einer Uni wohnst, kannst du dir auch überlegen, Informatik nach zu studieren. Das sind ca. 90 CP/3 Semester (plus eine mündliche Examensprüfung) und dürfte fachlich für dich unproblematisch sein. Das kannst du auch begleitend zum Referendariat und zur Lehrtätigkeit machen.

    Es gibt für fertige Lehrkräfte grundsätzlich auch Nachqualifizierungen außerhalb des Studium. Dazu kann ich aber nichts sagen. Ich bevorzuge den universitären Weg.

    Zitat

    Wie sieht es mit Verbeamtung aus? In Hessen wird zurzeit bis zum 50. Lebensjahr verbeamtet, so weit so gut. Ich bin mit 31 jetzt aber nicht mehr "der Jüngste", wenn ich bald in den päd. Vorbereitungsdienst einsteige. Ist eine Verbeamtung (mit ca. 34 Jahren) noch wahrscheinlich, oder habe ich mit dem Alter bereits einen Nachteil? Gesundheitliche Diagnosen, die der Verbeamtung im Wege stehen könnten, habe ich nicht.

    Nein, das Alter ist kein Nachteil, zumal du ja nicht mal an der Grenze kratzt, also passt. Mit diesen Fächern dürftest du auch zügig nach dem Referendariat eine Planstelle (= den Beamtenstatus) bekommen.


    Ich würde mir das an deiner Stelle aber sehr gut überlegen. Hast du wahrscheinlich.

  • Wenn Du wirklich "Informatik" unterrichten willst, geht das imho nur an Beruflichen Gymnasien mit Schwerpunkt am besten Informatik/Informationstechnik.

    Merkwürdig, was unterrichte ich denn dann?

    :ohh:

    Ich muss das wohl nochmal prüfen.

  • Woher soll ich das wissen?

    Ich schrieb doch, dass das nur meine Meinung ist. Bist Du an einem allgemeinbildenden Gymnasium? Welche Themen werden denn da behandelt?

    Ok. Wenn ich mir Eure Lehrpläne angucke, dann ändere ich meine Einschätzung. Da steckt schon viel Informatik drin.

    https://kultus.hessen.de/sites/kultus.h…nformatik_0.pdf

    https://kultus.hessen.de/sites/kultus.h…/informatik.pdf

  • Vielen Dank schon einmal für die ganzen Antworten.

    Ich nehme mit:

    1. Einstieg in den Vorbereitungsdienst mit meinen (studierten) Fächern auch einige Jahre nach abgelegtem 1. StEx ist kein Problem.
    2. Quereinstieg in den Vorbereitungsdienst mit Informatik ist wohl nicht ohne Zusatzstudium möglich. Ich würde gerne auch Informatik in der Oberstufe/bis zum Abi unterrichten dürfen. Einerseits stärkt das mein Profil (2 stark gesuchte Fächer mit Physik/Info) und andererseits bringe ich gewisse Qualifikationen faktisch bereits mit, sogar basierend auf Praxiserfahrung.
      Ich habe mal eine Mail an die Schuldienst-Beratungsstelle geschrieben und anhand meiner Qualifikationsnachweise gefragt, ob es doch möglich wäre, quer einzusteigen. Sobald ich eine Antwort habe, werde ich sie hier zur Info mitteilen.
    3. Rascher Einstieg ins Beamtenverhältnis nach dem Vorbereitungsdienst ist auch in meinem Alter in Verbindung mit der Fächerkombi sehr wahrscheinlich. Durch Familie ist der Radius aber begrenzt (keine freie Wahl des BL).
    1. Quereinstieg in den Vorbereitungsdienst mit Informatik ist wohl nicht ohne Zusatzstudium möglich. Ich würde gerne auch Informatik in der Oberstufe/bis zum Abi unterrichten dürfen. Einerseits stärkt das mein Profil (2 stark gesuchte Fächer mit Physik/Info) und andererseits bringe ich gewisse Qualifikationen faktisch bereits mit, sogar basierend auf Praxiserfahrung.
      Ich habe mal eine Mail an die Schuldienst-Beratungsstelle geschrieben und anhand meiner Qualifikationsnachweise gefragt, ob es doch möglich wäre, quer einzusteigen. Sobald ich eine Antwort habe, werde ich sie hier zur Info mitteilen.

    Erkundige dich auch einmal ob es in Hessen die Möglichkeit gibt, Info parallel zum Ref bzw. im Anschluss berufsbegleitend zu machen.

    In Bayern gibt es z.B. an Realschulen die Möglichkeit sich im Ref zusätzlich für Info ausbilden zu lassen.

    Edit das habe ich auf die Schnelle für Hessen gefunden.

    https://lehrkraefteakademie.hessen.de/ausbildung-von…kurs-informatik

  • Woher soll ich das wissen?

    Ich schrieb doch, dass das nur meine Meinung ist. Bist Du an einem allgemeinbildenden Gymnasium? Welche Themen werden denn da behandelt?

    Ok. Wenn ich mir Eure Lehrpläne angucke, dann ändere ich meine Einschätzung. Da steckt schon viel Informatik drin.

    https://kultus.hessen.de/sites/kultus.h…nformatik_0.pdf

    https://kultus.hessen.de/sites/kultus.h…/informatik.pdf

    hä? Im Fach Informatik steht viel Informatik drin?

    Also in NRW haben wir auch das Fach Informatik an den allgemeinbildenen Schulen. Und surprise: die Menschen haben Informatik studiert (gut, zugegeben, in der Praxis die meisten nicht, sondern "nur" einen Zertifikatskurs gemacht, aber in der Theorie ...)

  • Hallo und herzlich willkommen in diesem Forum.


    Wenn ich das so lese, frage ich mich, ob Du wirklich in der Schule so gut aufgehoben bist. Wäre hier eine universitäre Laufbahn nicht ggf. sinnvoller - gerade, wenn Du von der "Lehre" sprichst, die für Dich immer eine Herzensangelegenheit war?

    Im schulischen Kontext ist da eher Pädagogik als Lehre gefragt.

    Danke, das war auch mein Gedanke. Du bist ein "Schaffer" - in der Schule geht es oft nicht so voran wie geplant/gewünscht.

  • Hier ein paar Tipps von jemandem, der auch Informatik studiert hat:

    • Informatik wird je nach Schulform sehr gerne auch fachfremd unterrichtet, manchmal sogar ohne entsprechende Weiterbildung
    • Einzige mir bekannte Ausnahme ist das berufliche Gymnasium, aber auch da wird das nicht so eng gesehen, wenn Informatik an der Schule kein Prüfungsfach ist
    • Je nach Schwerpunkt haben die SuS dort 2 oder 3 Jahre Informatik
    • Davon vielleicht ein halbes Jahr Programmieren (Beispiel Schwerpunkt Wirtschaft in SH)
    • Viele Kollegen und SL betrachten Word und Excel als Informatik

    Wenn Du wirklich "Informatik" unterrichten willst, geht das imho nur an Beruflichen Gymnasien mit Schwerpunkt am besten Informatik/Informationstechnik. Vielleicht gibt es auch eine mehrjährige Berufsfachschule Kaufmännische Assistenz Schwerpunkt Informationsverarbeitung in Deinem BL, aber hier gilt: Da macht die Schule die Regeln fürs Bestehen, d.h. es gibt keine landesweit einheitlichen Anforderungen - jede Schule macht das so, wie sie es für richtig hält. Das kann gut oder schlecht sein, je nach Schule. An meiner Schule haben mein Kollege und ich (Wir beide sind die IT-Fachgruppe...) sehr freie Hand und da gibt es auch mal Klausuren mit Schnitt 5,6 zurück. An anderen Schulen wird sowas von AL oder SL kassiert.

    Das hört sich aber nicht sehr motivierend an ...

  • Woher soll ich das wissen?

    Ich schrieb doch, dass das nur meine Meinung ist. Bist Du an einem allgemeinbildenden Gymnasium? Welche Themen werden denn da behandelt?

    Die Meinung muss doch irgendwie begründet sein. Wenn du nicht weißt, was an allgemeinbildenden Gymnasien des Landes im Fach Informatik unterrichtet, wird, woher kommt dann diese Meinung? Das ist im Moment irgendwie so ein Ding, dass Menschen Meinungen zu Themen haben, über die sie so wenig wissen, dass sie gar keine reflektierte Meinung bilden können.

    Zitat

    Ok. Wenn ich mir Eure Lehrpläne angucke, dann ändere ich meine Einschätzung. Da steckt schon viel Informatik drin.

    https://kultus.hessen.de/sites/kultus.h…nformatik_0.pdf

    https://kultus.hessen.de/sites/kultus.h…/informatik.pdf

    Was!? Im Fach Informatik steckt Informatik und nicht EDV oder ein Excel Kurs!? Wer hätte das gedacht.

  • Hallo,

    eure Aussagen haben sich durch die Antwort der Beratungsstelle bestätigt:

    Danke nochmals für eure Rückmeldungen.

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