Erstklässler wollen partout nicht zu Kinderliedern singen und tanzen? Wer hat Erfahrungen?

  • Hallo,

    ich bin neu hier und wollte mal eure Einschätzung hören. Ich bin jetzt seit einigen Jahren Grundschullehrerin und habe vor etwa 8Jahren auch das Fach Musik studiert. Schon früh habe ich viel auch als junge Erwachsene/Jugendliche auf Freizeiten mit Kindern auf Gitarre gesungen und habe eine riesige Auswahl an Liedern: Bewegungslieder wie Tanzalarm, Fliegerlied usw... kindergerechte Volkslieder, Zukowski, aber auch lustigere modernere Kinderlieder und Mitmachrhythmen usw... Ich habe es eigentlich immer geschaft, die Kinder zum Singen und Tanzen zu begeistern.

    Seit etwa Ende der Coronazeit beobachte ich allerdings bei uns eine beunruhigende Entwicklung im Musikunterricht und fast ausschließlich in Klasse 1. Am Anfang schob ich es auf die einzelne Klasse, aber langsam erkenne ich Muster. Ich weiß nicht, ob ihr diese auch so erlebt und wie ihr damit umgeht. Ich bin langsam damit überfordert und habe das Gefühl, dass der Imput vom Studium überhaupt nicht mehr auf die Kinder in Klasse 1 passt.

    Auf der einen Seite bringen die Kinder immer weniger musikalische Früherziehung mit: Rhytmus halten klappt selten, Töne treffen auch. Überhaupt wird bei vielen Kindern wenig daheim gesungen oder Musik gehört. Auch Lesen und Schreiben funktioniert erst ab Juni einigermaßen.

    Zeitgleich wollen die Erstklässler (vor allem die Jungs!) keine 'Kinderlieder' und Volkslieder mehr singen oder zu kindgerechten Liedern tanzen und Rhytmen sprechen. Es gibt nur wenige 1. Klassen als Ausnahme. Fast alle fordern das Singen von Liedern aus dem Radio/Youtube und die Mädchen wollen immer YouTube / TikTok Tänze tanzen (wie Barbaras Rhabarberbar, APT usw) Und das als Erstklässler! Wenn ich versuche, die Kinder mit altersgerechten Liedern zu bespaßen, verweigern viele komplett oder machen nur Quatsch! Meistens bin ich dann die Einzige, die singt. Ich habe mich schon einmal breitschlagen lassen, mit den Kindern einmal Major Tom zu singen, damit die Kinder überhaupt mal singen - aber wie erwartet, war das Lied für ihren Tonumfang viel zu schwer und textlastig und der Refrain galt mehr einem Gröhlen. Etwas einfachere - für Kinder konzipierte Tänze kriegen viele auch schon nicht hin. Auch einzelne thematische Inhaltsvorschläge aus dem Lehrplan werden von den Kindern als "Baby" und "Kindergartenlieder" abgestempelt.

    Die Unterrrichtsstunden mit Instrumenten klappen in der Regel ganz gut und die Motivation ist hoch. Aber ich kann ja das Singen und Tanzen nicht komplett aus Klasse 1 ausklammern oder die Kinder dauerhaft überfordern. Klar kann ich die harte Keule auspacken und die Kinder zwingen zu singen und mit Strafen gegen den Quatsch vorgehen, aber das ist auch nicht die Art, wie ich Musik unterrichten will und langfristig bringt es nichts. Und erstaunlicherweise nimmt die Verweigerungshaltung mit Mitte Klasse 2 (mit der gleichen Klasse) wieder häufig ab und altersgerechte Rhythmen, Lieder und Tänze kommen wieder besser an. Für mich macht der Musikunterricht in Klasse 1 so kaum mehr Spaß.

    Daher meine Frage: Erlebt ihr sowas auch? Wie geht ihr damit um? Habt ihr konkrete Umsetzungsvorschläge? Oder wirklich gute Schulungen, die ihr empfehlen könnt?

    Liebe Grüße und danke für euren Input

  • Vielleicht ist es einfach zu viel und zu schwierig?

    Wenn die Kinder auch lange Zeit brauchen, bis sie Lesen/Schreiben, sind ihre Vorerfahrungen gering.

    Ich setze anders an, mache zu Anfang sehr viele Bewegungslieder, bei denen wirklich nur einzelne mitsingen, das hat auch etwas damit zu tun, dass viele nur schwer den Text lernen (können), aber die meisten machen mit.

    Weihnachtslieder üben wir oft auch mit den Großen gemeinsam, dann klappt es mit dem Text schneller und die Kinder , wie es die anderen machen.

    Wenn es an Albernheiten liegt, kann man auch mal abbrechen, die Regeln und Erwartungen erneut erklären oder etwas anderes einsetzen.

  • Wenn sie keins der Lieder kennen und können, musst du es ihnen kleinschrittiger beibringen. Sie finden es nur doof, weil unbekannt und schwierig. Siehst du daran, dass es ein Jahr später angenommen wird.

    Ich würde nicht zu viel nach Wünschen fragen, sie können ja nur wünschen, was sie kennen und das ist dann eben aus verschiedenen Gründen unpassend.

    Und klar muss man auch auf Regeln achten. Ich hab mal während des Studiums musikalische Früherziehung in Vertretung gemacht und ganz schön doof aus der Wäsche geguckt, was für ein Sack Flöhe das ist. Eine Gruppe muss man nunmal anleiten, zu hoffen, dass alle freiwillig und vernünftig mitmachen, halte ich für utopisch.

  • Ich beobachte beim Vertonen einfachster Klanggeschichten mit Orff-Instrumenten; dass einige meiner Zweitklässler absolut keinen Bock darauf haben, bei der Vertonung mitzuwirken, sei es mit Stimme oder sogar einem Instrumenten-Solo. Beim Singen ist es analog zu dem was bumble95 schildert. Sie verdrehen die Augen, legen den Kopf auf den Tisch oder beginnen zu stören. Ich bin keine ausgebildete Musiklehrkraft und habe unter den genannten Umständen auch keine Lust mehr, den Unterricht fachfremd zu erteilen.

  • Wenn es insgesamt zu viel ist, dann kann man

    - erst mal nur den Refrain üben und die Strophen selbst dazu singen, bis die Kinder wieder mit einsteigen.

    - nur einen Teil des Liedes üben, später (nächste oder übernächste Woche) den nächsten.

    - alles soweit mischen, dass immer bekannte Sachen wiederholt werden und es jedes mal nur 1 oder 2 neue Teile/ Sachen gibt.

    - Lieder mit und ohne Bewegung abwechseln oder sehr viel Wert auf Bewegung (zappeln) und Gesten (gestalten) legen.

    Man kann auch abwechseln und mal etwas vom Band nehmen und anderes wieder miteinander singen.

    Ich finde auch einige der Body-Percussion Sachen gut, da gibt es angeleitete oder einfache Sachen, die man direkt machen kann. Wenn die Kinder dann nicht singen, können sie zumindest die Bewegungen machen. Darüber kann man auch viel variieren: alle machen alles, nur einzelne Kinder machen einzelne Gesten...

    Fachunterricht in Klasse 1 finde ich noch schwieriger, schöner ist es, wenn man mehrere Fächer hat, weil man die Kinder besser kennenlernt und weil man dann täglich etwas machen kann. Dann können die Kinder die Lieder viel schneller.

    Eine Freundin erzählt immer, was sie früher alles in der GS und einer AG/Chor gesungen haben, mit ellenlangen Texten über 32 Strophen ... das geht heute nicht ... und damals ging es auch nur mit bestimmten Kindern. Musikunterricht war früher auch, dass man Lieder von der Tafel abgeschrieben hat.

    Wenn es für die Kinder nicht langweilig sein soll - das beinhaltet alles, was Anstrenung verlangt - dann muss man ihnen vieles in kleinen Häppchen servieren. Gerade bei den Liedern, die wir so von früher kennen, sind unendlich viele fremde Wörter enthalten, die Kinder gar nicht kennen (können), also das Lied nicht verstehen, den Witz nicht erkennen, Sachen wiederholen, die eine sinnlose Aneinanderreihung bilden. Und das ist dann anstrengend und dann schalten die Kinder ab (und nennen es "Langeweile").

    Rhythmus halten klappt selten, Töne treffen auch.

    Die Kinder können ja auch anderes nicht, in Silben sprechen oder einen Rhythmus nachahmen - wie sollen sie ihn dann halten?

    Die Kinder hören nicht, was sie tun, sie nehmen die Töne nicht wahr, etliche werden noch gar nicht gesungen haben, es sei denn, jemand im Kindergarten macht es.

    Eigentlich schreibst du, bumble95 , von vielen Möglichkeiten, demnach ist dein eigenes Repertoire riesig. Frag doch die Kinder, welches sie mögen, und mische es dann mit anderen Sachen.

  • Okay, danke für die Rückmeldung, allerdings helfen die mir leider nicht wirklich weiter. Denn natürlich beherrsche ich als Studierte die Didaktik. Ich führe alles sehr kleinschrittig ein. Erst Refrain, dann Strophen und oft mit Bewegungen und über mehrere Stunden. Ich biete eine Auswahl von bereits "erlernten" Liedern an. Und auch die Volkslieder sind vorausgewählt. Also mit kaum alten Wörtern und wenn, erkläre ich sie vorher. Ein Teil der Mädchen macht auch mit und lernt das Lied schnell. Bekannte Lieder wollen aber oft auch nicht gesungen werden. Bewegungen nutzen viele Kinder dann aus, um durch den Raum zu flitzen oder die Bewegungen absichtlich ins Lächerliche zu ziehen und freuen sich, wenn die anderen Kinder da miteinsteigen. Egal ob "Die Affen rasen durch den Wald", "Der Papagei ein Vogel ist" "In der Weihnachtsbäckerei" oder "Alle Vögel sind schon da..." Die Kinder singen beim Einüben nicht einmal mit und beschäftigen sich anders. Die ersten Wochen habe ich fast nur geschimpft und diszipliniert und es hat nichts gebracht. Nur war die Motivation zum Singen noch geringer. Die Wünsche nach modernen Liedern aus Radio und Internet kamen von allein. Ja, es stimmt oft habe ich diese Klassen nur in Musik und Religion für eine Stunde die Woche und weniger für Beziehungsarbeit. Meine Dreier singen heute noch total gerne, weil ich es seit Klasse 1 mit Ihnen gemacht habe und zwar alle zwei, drei Tage - nicht einmal die Woche. Die Klassenlehrerin der Einser singt so gut wie gar nicht mit ihnen. Ich leite auch einen Kinderchor und da gehe ich gleich vor (sogar schneller und kompliziertere Texte) Da klappt alles tadellos.

  • Egal ob "Die Affen rasen durch den Wald", "Der Papagei ein Vogel ist" "In der Weihnachtsbäckerei" oder "Alle Vögel sind schon da..."

    Das ist aber schon alles sehr textlastig, wir machen einen Teil jetzt Ende Klasse 3, da können aber viele einigermaßen gut lesen.

    Wobei - Weihnachtsbäckerei kennen sie meistens, zumindest die 1. Strophe, das boykottiere ich dann ab und zu.

    Was, wenn du mit ihnen zu Beginn der Reli-Stunde auch ein Lied singst … oder ein Reli-Lied in Musik?

  • Okay, danke für die Rückmeldung, allerdings helfen die mir leider nicht wirklich weiter. Denn natürlich beherrsche ich als Studierte die Didaktik. Ich führe alles sehr kleinschrittig ein. Erst Refrain, dann Strophen und oft mit Bewegungen und über mehrere Stunden. Ich biete eine Auswahl von bereits "erlernten" Liedern an. Und auch die Volkslieder sind vorausgewählt. Also mit kaum alten Wörtern und wenn, erkläre ich sie vorher. Ein Teil der Mädchen macht auch mit und lernt das Lied schnell. Bekannte Lieder wollen aber oft auch nicht gesungen werden. Bewegungen nutzen viele Kinder dann aus, um durch den Raum zu flitzen oder die Bewegungen absichtlich ins Lächerliche zu ziehen und freuen sich, wenn die anderen Kinder da miteinsteigen. Egal ob "Die Affen rasen durch den Wald", "Der Papagei ein Vogel ist" "In der Weihnachtsbäckerei" oder "Alle Vögel sind schon da..." Die Kinder singen beim Einüben nicht einmal mit und beschäftigen sich anders. Die ersten Wochen habe ich fast nur geschimpft und diszipliniert und es hat nichts gebracht. Nur war die Motivation zum Singen noch geringer. Die Wünsche nach modernen Liedern aus Radio und Internet kamen von allein. Ja, es stimmt oft habe ich diese Klassen nur in Musik und Religion für eine Stunde die Woche und weniger für Beziehungsarbeit. Meine Dreier singen heute noch total gerne, weil ich es seit Klasse 1 mit Ihnen gemacht habe und zwar alle zwei, drei Tage - nicht einmal die Woche. Die Klassenlehrerin der Einser singt so gut wie gar nicht mit ihnen. Ich leite auch einen Kinderchor und da gehe ich gleich vor (sogar schneller und kompliziertere Texte) Da klappt alles tadellos.

    Ich denke dein letzter Punkt ist wahrscheinlich der wirkliche Grund. Wie du selbst sagst, klappt es einfach mit vielen Klassen im reinen ein- oder zweistündigen Fachunterricht nicht oder sehr lange nicht, weil man die Klasse zu wenig sieht um zügig eine stabile Beziehung aufzubauen. Ich musste ähnliche Erfahrungen im Kunstunterricht machen und hab dann leider auch erkennen müssen, dass dann eben ganz viele Dinge einfach (noch) nicht gehen und es extrem strukturierten, immer gleichen, absolut verlässlichen Unterrichts bedarf, der aus meiner Sicht zwar langweilig war, aber letztendlich das einzige war, womit die betreffenden Klassen klarkamen. Jeder Versuch von mehr Öffnung oder Wahlfreiheit führte immer nur zu Chaos, ist traurig, aber leider inzwischen oft so. Wenn man die Klasse dann schon mal ein zwei Jahr hatte, geht es oft dann wieder besser, aber das erste Jahr ist immer sehr anstrengend.

  • Es ist grundsätzlich schwierig, in der 1. Klasse eine Unterrichtsstunde Fachunterricht Musik zu machen. Die Konzentrationsspanne ist ja auch noch nicht hoch. Wenn eine Klassenlehrkraft den Unterricht gibt, kann sie immer wieder kleine Einheiten zwischendurch einbauen und der Bewegungsdrang wird dadurch auch kompensiert. Man kann ja auch die Lieder von der Konserve abspielen.

    Als ich noch erstes Schuljahr hatte, gab es ein schönes Musikbuch nur für Lehrkräfte. Da waren ganz einfache Lieder bzw. Bewegungslieder mit Hörbeispielen darin. Die Lieder, die du angeführt hast, machte ich bis auf "Alle Vögel sind schon da" eher in Klasse 3/4. "Die Affen rasen" habe ich wegen des ursprünglichen Textes nie mehr gemacht, aber ich habe gesehen, dass es jetzt einen alternativen Text gibt.

    Ich weiß nicht, welche Materialien du nutzt. Gerade die neueren Musikbücher haben sehr schöne moderne Lieder mit Ohrwurmcharakter. Es gibt Verlage, wo sich die Einspielungen wirklich gut anhören und nicht gespart wurde und sich die Gesänge und Arrangements monoton anhören. Meine Kolleginnen von 1/2 schwören auf Lieder vom Helbling Verlag oder sie nutzen die Musikzeitschrift, die dieser Verlag herausgibt. Ansonsten hat meine Schule Fidelio. Da sollen für 1/2 auch ganz gute Anregungen drin sein. Ich selbst habe für 3/4 weniger Materialien vom erwähnten Verlag benutzt, mir gefiel anderes besser - z.B. aus Fidelio und der Zeitschrift "Grundschule Musik".

  • ... Ich leite auch einen Kinderchor und da gehe ich gleich vor (sogar schneller und kompliziertere Texte) Da klappt alles tadellos.

    Und welche Familien schicken ihre Kinder in einen Chor?

    Ich verstehe deinen Frust bis zu einem gewissen Grad, Einstundenfächer sind oft enttäuschend. Nicht so richtig verstehe ich, was du dir erhoffst, denn offenbar hast du Erfahrung und Ahnung. Bestätigung, dass alles schlimmer wird, kann ich nicht beisteuern: Manche Kinder stören, andere machen mit, ich finde das normal.

  • Ich leite auch einen Kinderchor und da gehe ich gleich vor (sogar schneller und kompliziertere Texte) Da klappt alles tadellos.

    Naja, das ist ein bissl wie wenn sich der Sportlehrer beschwert im Fussballverein würden alle viel vesser mitmachen...In den Kinderchor gehen ja wahrscheinlich Kinder, die gerne singen.

    Wenn du "nur" Fachlehrerin bist, hast du dich denn mal mit der Klassenleitung beraten? Ich hab mit meinen 1. Klässlern recht häufig gesungen, auch wenn ich weder Ahnung von Musik habe noch singen kann. Teilweise haben wir dann auch Lieder aus dem Musikunterricht gemacht, wenn meine Kollegin dies wollte.

    Als "nicht-Musiklehrerin" war es mir recht egal, ob einzelne Kinder jetzt immer mitgesungen haben oder nicht. Das kam mit der Zeit. (Genauso, wie einige bei ner Bewegungspause lieber nicht beim Yoga mitmachen wollten...Ist halt nicht für jeden.)

    Ich muss ganz ehrlich sagen, mein Sohn singt auch nicht gerne und hat dann auch im Musikunterricht immer mal keinen Bock. Der war in der musikalischen Früherziehung und fand das damals toll. Er spielt auch Gitarre, ist also nicht total unmusikalisch. So langsam kommt das mit dem Singen jetzt wieder...aber so mit 6/7 war das nix.

  • Ich beobachte beim Vertonen einfachster Klanggeschichten mit Orff-Instrumenten; dass einige meiner Zweitklässler absolut keinen Bock darauf haben, bei der Vertonung mitzuwirken, sei es mit Stimme oder sogar einem Instrumenten-Solo. Beim Singen ist es analog zu dem was bumble95 schildert. Sie verdrehen die Augen, legen den Kopf auf den Tisch oder beginnen zu stören. Ich bin keine ausgebildete Musiklehrkraft und habe unter den genannten Umständen auch keine Lust mehr, den Unterricht fachfremd zu erteilen.

    Ich kann das persönlich voll nachvollziehen. Ich hatte sowohl als Schüler als auch heute gar keine Lust auf singen, tanzen oder Musikinstrumente.

  • Okay, danke nochmal.

    Ich denke, dass ich mich wohl damit abfinden muss, dass die Kinder einfach immer weniger Lust aufs altersgerechte Singen und Tanzen haben werden. Ich habe immer damit gerechnet, aber dass der Cut durch vermutlich Coronaverstärkung so extrem ist, finde ich sehr frustrierend.

    Bezüglich der Schwierigkeit bin ich schockiert. Dass die oben angegeben Lieder schon zu schwer sein sollen, finde ich beunruhigend. Das würde bedeuten, dass ich den ganzen Studiumsinhalt aus 2018!!! in die Tonne kloppen kann. Ggf noch einzelne Inhalte aus 1/2 in 3/4 machen. Eigentlich haben die Inhalte für Klasse 2, die wesentlich schwerer waren, bis jetzt immer funktioniert. Und die Kinder freuen sich jedes Mal total auf Musik. Aber gut: Ich gehe nochmal eine Stufe an Liedern in 1 zurück und schaue was passiert. Mal schauen, ob mehr mitmachen oder noch mehr "Langeweile" kommt. Ich schaue mich auch mal nach der angegeben Literatur um.

    Die Sache mit der persönlichen Beziehung zu Musik ist natürlich schwierig. Wir haben kaum fachfremde Klassenlehrer, die mit ihren Kindern singen. Alle drücken das an die Musiklehrer (die Experten) ab, weil sie selbst keine Lust auf Musizieren haben. Das geben sie auch ohne Umschweife zu. Das ist sehr schade, aber wohl leider auch nicht zu ändern.

    Dass ich immer die harte Tour fahren soll gegen Quatsch und Verweigerung ist auch die Meinung der Klassenlehrer. Natürlich bin ich allgemein streng genug, sonst würden mir die anderen Klassen ja auch entgleiten. Es ist nur so schade zu sehen, dass ich dann immer die böse Musiklehrerin bin, die einmal die Woche drin ist, während andere Lehrkräfte in der Klasse mit wesentlich weniger Disziplinierung auskommen, weil einfach grundsätzlich die Motivation und Konzentration bei SU, M und D vorhanden ist. Und so macht ausgerechnet Musik weniger Spaß für alle Kinder als die anderen Fächer.

    Möglicherweise ist Klasse 1 Musik auch nicht mehr meine Stärke und ich muss versuchen, mich eher wieder als 2/3/4 Lehrerin in Musik zu sehen. Muss ja auch ehrlich bleiben.

  • Du konfrontierst höchstwahrscheinlich eine große Zahl deiner Schüler mit etwas Fremdem. In immer weniger Familien und Kindergärten wird gesungen. Und wenn, dann häufig so tief und brummelig, dass es eben auch nicht wirklich singen ist. Das zeigen deine Schüler dir, indem sie verweigern und das Singen als "Babykram" abtun. An Überforderung glaube ich nicht so recht, wenn Kinder sich dem Singen öffnen ist das eigentlich ein Selbstläufer.

    An deiner Stelle würde ich das Singen mal 2 Wochen sein lassen und dann Lieder für Rituale einbringen (Begrüßungslied, Aufräumlied, Bewegungslied für die Mitte der Stunde). Und diese Lieder würde ich nicht einführen wie im Chor, sondern du singst sie einfach, Stunde für Stunde und lässt die Kinder das nach und nach übernehmen.

    Am besten auch mit Absprache der Klassenlehrerin, die ist für ein Aufräumlied vielleicht auch dankbar.

    Ich würde mit den Schülern auch gar nicht über das Singen und die Liedauswahl sprechen. Ihr tut es, und dann macht ihr im Unterricht eben noch was anderes. Karneval der Tiere gibt es mit netten Geschichten verpackt, die Stücke sind kurz, sie können das entsprechende Bild ausmalen. Ihr könnt über den Charakter des Tieres sprechen, euch dazu im Raum bewegen. Erst einzelne Kinder, dann mehrere. Viel höher würde ich meinen Anspruch nicht hängen.

    Auch da wird der Kommentar "Babykram" kommen, stell dich darauf ein. Wichtig ist das nicht unterbinden zu wollen, sondern wie selbstbewusst du in die Klasse trägst, dass das Musikunterricht in der Schule ist. Lass dich nicht verunsichern, die Kinder zeigen die gerade lediglich ihre Verunsicherung.


    Habt ihr einen Musikraum? Ich bin während meiner Zeit an der Grundschule gerne auch das erste halbe Jahr in 1 im Klassenraum geblieben.

    Wie ist die Sitzordnung im Musikraum? Worauf sitzen die Kinder?

  • Okay, danke nochmal.

    Ich denke, dass ich mich wohl damit abfinden muss, dass die Kinder einfach immer weniger Lust aufs altersgerechte Singen und Tanzen haben werden. Ich habe immer damit gerechnet, aber dass der Cut durch vermutlich Coronaverstärkung so extrem ist, finde ich sehr frustrierend.

    Bezüglich der Schwierigkeit bin ich schockiert. Dass die oben angegeben Lieder schon zu schwer sein sollen, finde ich beunruhigend. Das würde bedeuten, dass ich den ganzen Studiumsinhalt aus 2018!!! in die Tonne kloppen kann. Ggf noch einzelne Inhalte aus 1/2 in 3/4 machen. Eigentlich haben die Inhalte für Klasse 2, die wesentlich schwerer waren, bis jetzt immer funktioniert. Und die Kinder freuen sich jedes Mal total auf Musik. Aber gut: Ich gehe nochmal eine Stufe an Liedern in 1 zurück und schaue was passiert. Mal schauen, ob mehr mitmachen oder noch mehr "Langeweile" kommt. Ich schaue mich auch mal nach der angegeben Literatur um.

    Die Sache mit der persönlichen Beziehung zu Musik ist natürlich schwierig. Wir haben kaum fachfremde Klassenlehrer, die mit ihren Kindern singen. Alle drücken das an die Musiklehrer (die Experten) ab, weil sie selbst keine Lust auf Musizieren haben. Das geben sie auch ohne Umschweife zu. Das ist sehr schade, aber wohl leider auch nicht zu ändern.

    Dass ich immer die harte Tour fahren soll gegen Quatsch und Verweigerung ist auch die Meinung der Klassenlehrer. Natürlich bin ich allgemein streng genug, sonst würden mir die anderen Klassen ja auch entgleiten. Es ist nur so schade zu sehen, dass ich dann immer die böse Musiklehrerin bin, die einmal die Woche drin ist, während andere Lehrkräfte in der Klasse mit wesentlich weniger Disziplinierung auskommen, weil einfach grundsätzlich die Motivation und Konzentration bei SU, M und D vorhanden ist. Und so macht ausgerechnet Musik weniger Spaß für alle Kinder als die anderen Fächer.

    Es ist einfach total normal, dass die Klassenlehrkräfte sich durchsetzen können und Ruhe im Raum haben, während Fachlehrpersonen ihren Stand erarbeiten müssen.

    Klasse 1/2 ist im Umgang zudem speziell, da hilft manchmal mehr kindgerechtes Tralala als "Rummeckern". Ich würde, wenn möglich, ab und an bei Kolleginnen hospitieren oder gemeinsam was mit den Klassen machen. Es gibt so viele Arten, mit Klassen umzugehen und gerade wenn man frustriert ist, wird man eher engstirniger als offener für Ideen- andersrum könntest du deine Art und deine Musikbegeisterung mit einbringen. Ich persönlich lerne jedenfalls auch nach bald 20 Jahren im Job von anderen.

    Tut mir leid, ich vermute, du wolltest keine Verhaltens-Tips hören. Aber ich lese viel Frust und "aufgeben" aus deinen Beiträgen und für mein Empfinden siehst du deine Arbeit im Moment zu negativ, weil Erwartungen nicht ganz zur Realität passen. Und da insbesondere schwierige SuS die Stimmung der Lehrkraft sofort registrieren wie ein Seismograph und darauf reagieren, kann sich das Problem verschärfen.

  • In immer weniger Familien und Kindergärten wird gesungen.

    Die Frage ist tatsächlich, wie die Vorerfahrung vom Kindergarten her ist. Ist dir bekannt, was dort bezüglich Musik und Singen gemacht wurde? Ich habe mich immer gewundert, dass dort teilweise Lieder, die eigentlich für die Grundschule vorgesehen waren, schon gemacht wurden.

    Du schriebst ja, dass die Kinder durch Instrumente motiviert sind. Wie wäre es, wenn du das Pferd sozusagen von hinten aufzäumst? Erst mit einem einfachen Rhythmus mit Körperinstrumenten oder Orff anfangen, dies dann als Begleitung zu einem abgespielten Lied. Oder solche Musikspiele wie im Kreis einen Rhythmus weitergeben, das könnte man auch mit Rufterzen oder kurzen Singsequenzen usw. machen.

    Zwar nicht Singen, aber tolle Rhythmen. Kennst du Bodypercussion von Richard Filz? Hier hätte man schon einmal Sprechen und Rhythmus. In den Beispielen findest du auch einfache Sachen, z.B. Mini bum Bum Clap als Einsteig.

    Übersicht Videos

    Einmal editiert, zuletzt von Caro07 (10. Juli 2025 11:37) aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Das würde bedeuten, dass ich den ganzen Studiumsinhalt aus 2018!!! in die Tonne kloppen kann.

    Das bedeutet, dass diejenigen, die an der Uni ausbilden, schon lange nicht mehr selbst 8n der Schule (in Klasse 1 als Fachlehrkraft) waren.

    Der Vergleich zu Sportlehrkräften/ Trainern fiel mir auch ein. Unterricht bedient nicht allein die Könner, in keinem Fach, es geht immer auch um die anderen - oder auch nur, je nach Standort.

    Das sollte man beim Ausbilden und auch beim Verfassen von Curricula bedenken.

  • Als Förderschullehrerin nehme ich auch beim Kindergarten Anleihen... etwa so:

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