Zweitfachwahl für Berufsschule

  • Hallo zusammen,

    ich starte demnächst mein Studium in Wirtschaftspädagogik für berufsbildende Schulen. Dazu muss ich mir noch ein Zweitfach aussuchen. Zur Auswahl stehen bei mir unter anderem:

    Anglistik/ Nordame­rikanistik

    Deutsch

    Evangelische Religionslehre

    Französische Philologie

    Geschichte

    Informatik

    Mathematik

    Philosophie

    Spanische Philologie

    Sportwissenschaft


    Jetzt meine Fragen an euch, vielleicht könnt ihr mir mit euren Erfahrungen ein bisschen Orientierung geben:

    Welche dieser Fächer sind an berufsbildenden Schulen besonders gefragt bzw. weniger vertreten?

    Gibt es Fächer, die eher „übersättigt“ sind?

    Wie sieht es mit dem Korrekturaufwand aus – gibt es Fächer, bei denen dieser eher überschaubar bleibt, und welche wären vielleicht ein Eigentor außer es ist ein Fach dass mich stark interessiert?


    Das einzige Fach, das für mich persönlich leider ausscheidet, ist Mathematik, da sehe ich mich realistisch nicht durchkommen.



    Ich wäre euch sehr dankbar für ein paar Einschätzungen oder Erfahrungsberichte.


    Liebe Grüße :)

  • Welche Fächer besonders gefragt oder übersättigt sind, ist immer auch bundeslandabhängig. Dies geschrieben dürfte Informatik aus der Liste bundeslandunabhängig am gefragtesten sein und Geschichte am besten versorgt.

    Korrekturaufwand: Denk einmal bewusst darüber nach, in welchen dieser Fächer man eher längere Worttexte schreibt und wo es umgekehrt womöglich vor allem fachpraktische Noten gibt, dann weißt du, wie es um den Korrekturaufwand bestellt ist. Anders formuliert : Sprachen und Gesellschaftswissenschaften sind sehr korrekturaufwendig ggf. (kann je nach Bundesland verschieden sein, was dann tatsächlich an schriftlicher Leistungsmessung erfolgt), Sport am wenigsten korrekturaufwendig, MINT - Fächer dazwischen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Um welches Bundesland geht es denn? Geschichte gibt’s am BK in NRW zB gar nicht.

    Möglich ist in nrw zb auch, 2 berufliche Richtungen zu studieren.

    Daher: Bitte BL angeben

  • Was die Chancen, mit dem Zweitfach eine Stelle zu finden, angeht, stimme ich CDL voll zu: Informatik.

    Aber Achtung: Informatik ist sehr mathematisch! Wenn du Mathe ausschließt, ist das vermutlich keine so gute Wahl. Ja, auch BWL nutzt mathematische Konzepte, aber bei weitem nicht so krass.

    Dann: Wird bei euch zwischen (echter ;) ) Informatik und Wirtschaftsinformatik unterschieden? Ich kenne zwar nicht alle Details, bekomme aber mit, dass das an einer BBS mit dem Schwerpunkt Wirtschaft (flapsig formuliert) eher Excel-Unterricht stattfindet, während technische BBSen (oder Bündelschulen mit technischen Klassen) eher "echte" Informatik betreiben.

    Mit dem Erstfach Wirtschaft wäre der reale Unterricht an einer BBS dann eher nicht: OO programmieren, Netzwerke etc. sondern eher Office-Software, ein bisschen Datenbanken etc.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Und noch ein Hinweis: Wenn Reli für dich in Frage kommt:

    Das ist an BBSen recht speziell. Klassisch Reli ist das (was ich von den KuK höre) nicht, eher Ethik. Da ist auch der Raum, viel und offen zu diskutieren.

    Nachteil: Viele verschiedene Klassen in verschiedenen Abteilungen --> viele SuS, ggf. viele Konferenzen.

    Vorteil: Wenn man den Raum zum Diskutieren gerne nutzt, ist das sehr interessant. Und die Reli-KuK klagen jetzt nicht über eine zu hohe Korrekturbelastung.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Und noch ein Hinweis: Wenn Reli für dich in Frage kommt:

    Das ist an BBSen recht speziell. Klassisch Reli ist das (was ich von den KuK höre) nicht, eher Ethik. Da ist auch der Raum, viel und offen zu diskutieren.

    Nachteil: Viele verschiedene Klassen in verschiedenen Abteilungen --> viele SuS, ggf. viele Konferenzen.

    Vorteil: Wenn man den Raum zum Diskutieren gerne nutzt, ist das sehr interessant. Und die Reli-KuK klagen jetzt nicht über eine zu hohe Korrekturbelastung.

    Der Hinweis mit den vielen Klassen stimmt. Allerdings sind die Inhalte laut den Lehrplänen (so zum Beispiel auch in RLP) definitiv nicht mit Ethik zu vergleichen. Alle Bildungsplaneinheiten kreisen um die Themen Gott, Jesus Christus, Kirche und christliche Ethik. Selbst die vermeintlich „weltlichen“ Themen, wie etwa "Leben und Arbeiten", sind laut den Plänen theologisch zu betrachten. Beispiel:

    Lernbereich 4: Arbeiten und leben
    Kompetenzen


    Religiöse Deutungsoptionen für Fragen zu Berufswahl, Arbeitslosigkeit und sozialer Gerechtigkeit wahrnehmen, verstehen und ihre Plausibilität prüfen (CI 2).


    Religiöse Impulse zu den Themen Arbeit, Reichtum, Armut und Schulden erläutern und in gesellschaftlichen Konflikten zur Geltung bringen (CI 1).


    Den religiösen Hintergrund des arbeitsfreien Sonntags erkennen und darstellen (CI 10).


    Quelle: https://bildung.rlp.de/fileadmin/user…Ev_Religion.pdf

  • Der Hinweis mit den vielen Klassen stimmt. Allerdings sind die Inhalte laut den Lehrplänen (so zum Beispiel auch in RLP) definitiv nicht mit Ethik zu vergleichen. Alle Bildungsplaneinheiten kreisen um die Themen Gott, Jesus Christus, Kirche und christliche Ethik. Selbst die vermeintlich „weltlichen“ Themen, wie etwa "Leben und Arbeiten", sind laut den Plänen theologisch zu betrachten. Beispiel:

    Ja das ist richtig. Die Realität, die ich in den Gesprächen mit den Reli-KuK höre, ist aber eine andere. Das liegt auch daran, dass im Reli-U alle Konfessionen, andere Religionen und Atheisten versammelt sind.

    Ob das dann Reli genannt werden sollte oder doch Ethik, das ist die andere Frage. Da dies aber von Reli-Leuten unterrichtet wird, könnte das der Grund für das Reli-Label sein. Von den SuS wird das ohne Diskussion akzeptiert.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Informatik ist sicherlich das krasseste Mangelfach. Mathematik wird aber auch immer noch sehr gesucht. Jedes BK, mit dem ich in Kontakt trat, hätte mich für Mathe genommen. Selbst wenn das Zweitfach (bei mir Physik) wenig bis gar nicht unterrichtet wird.

  • In den BBSen der Umgebung sind die drei technischen Fächer Informatik, Elektro, Metall die krassesten Mangelfächer. Mathe ist auch Mangelfach, aber nicht so extrem, weil viele im QE das als 2. Fach anerkannt bekommen und damit häufiger vertreten ist als das einzelne berufliche Fach. In der BF1 und BF2 wird es auch teils fachfremd unterrichtet, was den Mangel reduziert.

    (darüber hinaus wird aber auch in vielen anderen beruflichen Fachrichtungen wie Päd, Psych, Pflege etc. gesucht)

    Insofern mein Tipp an den TE, dass Informatik - wenn machbar und Interesse da - im von ihm genannten Paket die beste Wahl ist bzgl. Einstellungschancen (es geht ja nicht nur um die Stelle an sich sondern auch um die Möglichkeit, sich ggf. eine Schule aussuchen zu können).

    edit: Die Hauptfrage ist aber, was interessiert mich? Wo bin ich talentiert?

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Ja das ist richtig. Die Realität, die ich in den Gesprächen mit den Reli-KuK höre, ist aber eine andere. Das liegt auch daran, dass im Reli-U alle Konfessionen, andere Religionen und Atheisten versammelt sind.

    Ob das dann Reli genannt werden sollte oder doch Ethik, das ist die andere Frage. Da dies aber von Reli-Leuten unterrichtet wird, könnte das der Grund für das Reli-Label sein. Von den SuS wird das ohne Diskussion akzeptiert.

    Das ist dann aber wirklich schulabhängig. An meiner Schule (BS, BaWü) ist es zum Beispiel gar nicht so. Wo Religionslehre draufsteht, ist auch Religionslehre drin. Wir bieten aber auch Ethik als Alternative an. Und am beruflichen Gymnasium wird sowieso sehr lehrplankonform unterrichtet.

  • Was die Chancen, mit dem Zweitfach eine Stelle zu finden, angeht, stimme ich CDL voll zu: Informatik.

    Aber Achtung: Informatik ist sehr mathematisch! Wenn du Mathe ausschließt, ist das vermutlich keine so gute Wahl. Ja, auch BWL nutzt mathematische Konzepte, aber bei weitem nicht so krass.

    Dann: Wird bei euch zwischen (echter ;) ) Informatik und Wirtschaftsinformatik unterschieden? Ich kenne zwar nicht alle Details, bekomme aber mit, dass das an einer BBS mit dem Schwerpunkt Wirtschaft (flapsig formuliert) eher Excel-Unterricht stattfindet, während technische BBSen (oder Bündelschulen mit technischen Klassen) eher "echte" Informatik betreiben.

    Mit dem Erstfach Wirtschaft wäre der reale Unterricht an einer BBS dann eher nicht: OO programmieren, Netzwerke etc. sondern eher Office-Software, ein bisschen Datenbanken etc.

    Einspruch! Ich, FR Wirtschaft, UF Informatik, unterrichte in BFS und BG OOP, Netzwerke etc. und Anwendungsprogramme und Datenbanken.

  • In den BBSen der Umgebung sind die drei technischen Fächer Informatik, Elektro, Metall die krassesten Mangelfächer. Mathe ist auch Mangelfach, aber nicht so extrem, weil viele im QE das als 2. Fach anerkannt bekommen und damit häufiger vertreten ist als das einzelne berufliche Fach. In der BF1 und BF2 wird es auch teils fachfremd unterrichtet, was den Mangel reduziert.

    Mathe bei uns überhaupt nicht. Die ganzen quereingestiegenen Ingenieure, inkl mir, haben fast alle Mathe als Zweitfach.

  • Einspruch! Ich, FR Wirtschaft, UF Informatik, unterrichte in BFS und BG OOP, Netzwerke etc. und Anwendungsprogramme und Datenbanken.

    Darum schrieb ich "eher" ;)

    An einer BBS mit kaufmännischen Berufen bspw. ist das eben nicht der Fall. Da werden halt eher Anwendungsprogramme und Datenbanken genutzt. Dass dann die Datenbank programmiert wird oder dass ernsthaft OO programmiert wird, passiert da nicht.

    An einem BGym wird in Informatik natürlich wirklich Informatik unterrichtet.

    Meinst du mit BFS BF 1 und BF 2 oder eine HBF (so heißt bei uns eine zweijährige Schulform -> Fachabi und Assistent)? Ich habe selbst auch in kaufmännischen BFen und HBFen unterrichtet und da war von "echter" Informatik keine Spur. Das ist in eurem BL dann eventuell anders.

    Im Lehrplan der HBF W gibt es zwar das Fach MINT im Beruf, das ist aber mit 80h so winzig, dass da informatische Inhalte nur in winzigen Dosen Platz finden.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Danke erstmal für eure Antworten! :)

    Zum Bundesland: Ich bin in Schleswig-Holstein.


    Bei Informatik bin ich ehrlich gesagt unsicher. Klar, das wäre vermutlich die klügste Wahl, aber ich müsste dafür erst noch echtes Interesse entwickeln. Ich hätte auch die Sorge, am Ende fast nur noch Informatik zu unterrichten und kaum Wirtschaft, das würde mich auf Dauer wahrscheinlich nicht glücklich machen. Mein technisches Interesse ist eher oberflächlich und bezieht sich aktuell vor allem auf KI, und ich weiß für mich, dass reine Naturwissenschaften wie Mathe, Chemie oder Physik für mich realistisch nicht machbar wären im Studium.


    Englisch ist zwar meine zweite Muttersprache, aber ich bin mir unsicher, wie gefragt Sprachen in 10 Jahren überhaupt noch sind, und ich hab hier oft gelesen, dass davon abgeraten wird wegen Korrekturen

    Religion fällt für mich eher raus, da ich selbst nicht religiös bin.

    Philosophie finde ich spannend, aber ich habe Zweifel, ob das an berufsbildenden Schulen wirklich nachgefragt ist.


    Wenn Ihr sonst noch Einschätzungen oder Erfahrungen habt, bin ich euch sehr dankbar :)

  • Philosophie finde ich spannend, aber ich habe Zweifel, ob das an berufsbildenden Schulen wirklich nachgefragt ist.


    Wenn Ihr sonst noch Einschätzungen oder Erfahrungen habt, bin ich euch sehr dankbar :)

    Ich komme aus dem allgemeinbildenden System und eh anderes BL, aber: da wo Reli angeboten werden muss, muss ja quasi auch ein Ersatzfach geben.
    Vielleicht ist es wieder meine NRW-getrübte Perspektive, aber wir haben eine Mehrheit an nicht-christlichen Kinder, die eben in Philo und Islamischer Religion sind. Da nicht jede Schule IR anbietet / anbieten wird, ist Philo das Ersatzfach für alle ohne Reli-Unterricht.

  • Studier was, womit du im Zweifel auch außerhalb von Schule Geld verdienen kannst.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Bei uns ist es ähnlich wie bei Chili, wobei auch immer mehr christlich getaufte SuS aus dem Religionsunterricht austreten. Aktuell haben wir in jedem Jahrgang des beruflichen Gymnasiums drei Parallelkurse in Ethik und nur zwei Relikurse. Letzteres auch nur, weil es eben einen katholischen sowie einen evangelischen Kurs geben muss. Philosophie/Ethik wird bei uns definitiv immer wieder gesucht.

    Zu Englisch: In BaWü hättest du die Möglichkeit BWL/VWL bilingual zu unterrichten. Vielleicht gibt es das bei euch auch. Möchtest du in deinem Bundesland bleiben?

  • Studier was, womit du im Zweifel auch außerhalb von Schule Geld verdienen kannst.

    Ich mach ja wie gesagt sowieso Wirtschaftspädagogik, damit könnte ich ja zur Not was anderes machen, hab ich aber nicht vor insofern alles klappt :) Würde also nicht nur deswegen Informatik wählen, falls es darum geht.

    Und ich würde gerne in Schleswig-Holstein oder Hamburg bleiben, aber wenn ich dann woanders hin müsste, hab ich ja letztendlich auch erstmal keine Wahl.

    Das Philsophie anscheinend nicht komplett überlaufen ist, und dass potenziell auch bilingual unterrichtet wird, hätte ich nicht gedacht! Aber gilt das nur für berufliche Gymnasien?
    Und weiß jemand vielleicht wie es um Sportwissenschaften steht?

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