Beamter vs Angestellter

  • Du hättest dich auch anstellen lassen können.

    Danach wurde ich nicht gefragt und da ich bis ein Monat vor der Planstelle davon ausging, NICHT verbeamtet zu werden, muss ich zugeben, dass ich mich eben nie damit beschäftigt hatte. Mein Fehler, das weiß ich. Würde aber nichts daran ändern, dass mein Problem nicht das Kündigen /Entlassen lassen ist, sondern der Verlust von allem aufgrund der unverschämten Auslegung der TV-L.

    Du würdest den Schuldienst verlassen, wenn du Angestellte wärst? Ich verstehe deine Ansicht schon sehr gut, aber das ist doch unlogisch.

    Wenn ich wüsste, dass meine Erfahrungsstufen 1) übertragen / anerkannt werden und 2) nicht verloren gehen, wenn ich zwischendurch woanders arbeite? SOFORT.
    Aber ich unterrichte auch gerne. Nur nicht für TVL-13, Stufe 1 oder 2 (mit Betonung auf den Stufen!) mit 50 Jahren.
    Bei meinen Bewerbungen vor einem Jahr habe ich mich im Vorfeld der Bewerbungen sehr wohl erkundigt, inwiefern Verhandlungsmaße für die Stufe war. Und da, wo keine war, gab es keine Bewerbung. Ansonsten ja.
    Verluste sind kein Problem, unser Leben ist sogar darauf ausgerichtet, dass einer von uns temporär gar nicht arbeitet (Arbeitslosigkeit-Fallhöhe bis gar kein Einkommen), die nehme ich in Kauf, wenn ich für mich diese Wechselmöglichkeit in Anspruch nehme. Aber von (jetzt grob) TV-L 13 Endstufe auf Anfänger und wieder 15 Jahre hochklettern, nee. Aber fast alle Arbeitgeber stufen hoch, denn schließlich wollen sie mich (also abstrakt) und meine Kompetenzen haben.
    Nur die Schule würde zu 99% meine 15 Jahre Schule in den Wind schmeißen, wenn ich 3 Monate aussetze. (Auch hier habe ich mich sehr wohl erkundigt. Ich rede nicht einfach so, sondern die möglichen Ausstiegspläne sind genauso gut durchdacht gewesen, wie die aktuelle Kompromissbereitschaft, einen Job auszuüben, den ich mag, in der Nähe meines Hauses und der größtmöglichen zeitlichen Flexibilität in einem Teil meiner Arbeitszeit. Keine Zwangsehe, aber keine Ehe aus Liebe)

  • Die Einstufung hat aber doch nichts mit dem Beamtentum zutun, sondern mit der Einstufungspraxis der Behörde. Das ist in vielen Fällen, kreativ... Hier könnte/sollte man wirklich mal anpacken.

  • Logisch.
    Wie gesagt, ich habe die Antwort schon erhalten.
    Und die Länder haben eben gar kein Interesse, eine solche Arbeitssituation attraktiv zu gestalten. Sie tun es nicht mal für die Planstelleninhaber*innen (Teilzeit-Einschränkung, Erweiterung des Versetzungsradius, usw..)

  • Das mit den Fesseln konnte ich bisher auch nie nachvollziehen bis wie im Personalrat aktuell den Fall der Lehrerin haben, die wechseln möchte (Funktionsstelle) und von der SL mit Gewalt gehalten wird.

    Erst dann merkt man eigentlich, dass man Leibeigener ist. Versetzungsanträge werden (vor allem bei Mangelfächern) viele jahrelang abgelehnt. Ländertauschverfahren ist eh ein Witz, sofern man Mangelfächer unterrichtet und ab Ende noch in einer BBS arbeitet. Da ist die Chance für einen Lottogewinn vermutlich ähnlich hoch.
    Funktionsstellenbewerbung kann auch mit diversesten Begründungen zunichte gemacht werden und spätestens dann merkt man, dass man an einer Schule, bei einem AG gefangen ist und keine Möglichkeit mehr hat rauszukommen ohne das es wirklich weh tut.

    Das ist in der Wirtschaft einfach nicht der Fall. Ich bin (noch vor meiner Zeit im Schuldienst) von einem AG zum nächsten gewechselt, wenn die Rahmenfaktoren dort besser waren und das war ausnahmslos ohne jeden Schmerz oder irgendwelche Dramen möglich. Dann spielt auch Erfahrungsstufe keine Rolle, sondern das eigene Verhandlungsgeschick.

    Es gibt ja auch Bundesländer, die nichtmal Altersgeld gewähren und ich finde mit Anfang 20 kann man einfach nicht sein gesamtes Leben vorausplanen und daher empfinde ich es auch als schwierig, dass man derart abgestraft wird wenn man wechseln bzw kündigen möchte.
    Mit Informatik/Elektrotechnik usw. mag das noch verkraftbar sein, sofern man bedeutend mehr in der Wirtschaft verdient um die Pensionslücke abzufangen aber wer bitte verdient mit Geschichte/Deutsch/Biologie/Gesellschaftskunde/Sport/Englisch usw. in der Wirtschaft bedeutend mehr als ein A13/A14er mit hoher Erfahrungsstufe? Das sind dann die Einhörner unter den vielen.

    Daher überlegt sich das ein frustrierter Germanist 3x ob er die Bezahlung aufgibt um ins bodenlose zu fallen. Für diese Personen habe ich größtes Mitleid und man kann ihnen auch wie bereits im vorherigen Absatz geschrieben keinen Vorwurf machen, dass die Lebensplanung auf Jahrzehnte nicht die optimale war.

    Auch ich habe mich 2-3x im Leben umentschieden und die Sparte bzw. den Bereich gewechselt und so etwas Menschen zu verwehren oder künstlich zu erschweren ist gelinde gesagt eigentlich die Sauerei im System. Dann kettet man diese Personen lieber ins System und hat am Ende frustrierte Querulanten da sitzen, die bei jeder Gelegenheit entweder "krank" sind oder Störaktionen fahren aus Rache und Frust heraus. Das brauchen weder Kollegen, noch Eltern, noch Schüler.

  • wer bitte verdient mit Geschichte/Deutsch/Biologie/Gesellschaftskunde/Sport/Englisch usw. in der Wirtschaft bedeutend mehr als ein A13/A14er mit hoher Erfahrungsstufe?

    Sehr wenige, deswegen landet man damit auch im Schuldienst. Das weiß man vorher aber alles. Sich hinterher über die eigenen Entscheidungen zu beklagen ist schon ziemlich komisch.


    Wir haben in Deutschland freie Berufswahl, nicht aber Garantie auf ich suche mir die besten Konditionen für meine Tätigkeit (und auch meine Tätigkeit) aus. Man kann auch noch mal studieren, eine Ausbildung machen, sich selbständig machen und so weiter. Ja ist nicht einfach, aber der Dienstherr ist nicht dafür zuständig dir einen Ausstieg angenehm zu gestalten. Daran hat er, zu recht, gar kein Interesse.

  • Also, ich wusste vorher tatsächlich nicht, dass ein Wechsel so schwer und manchmal unmöglich ist. Nennt mich gern naiv, aber ich hab das vor der Verbeamtung nicht gewusst.
    Ist jetzt kein Thema für mich, ich mag meine Schule, aber eben für viele andere.
    Und dass es echt manchmal nach Willkür aussieht, zeigt die Versetzungspraxis als die Brücke in Lüdenscheid gesperrt wurde. Da war ziemlich viel möglich. Und zwar sehr schnell.

  • Wenn man schon über utopische Situationen redet, kann man auch ruhig davon ausgehen, dass der Angestellte meinetwegen weiterhin keine üppige Pension und Absicherung im Krankheitsfall bekommt, aber Netto dasselbe wie ein Beamte erhält. Man kann ja neue Tabellen erfinden.
    Und dass man am Alimentationsprinzip, das einen ernährt, festhält, ist alles schön und gut, aber außer dafür zu sorgen, dass der Lehrermangel im Rahmen des Erträglichen bleibt (WEIL man dann Lehrkräfte aus anderen BL oder Leute aus der Wirtschaft abgreift), hat die Verbeamtung (als Prinzip, nicht als Lohnhöhe) keine gesellschaftliche Notwendigkeit mehr.
    Wenn ein Staat wie Deutschland sich eh all seiner Infrastruktur nach und nach entledigt (und privatisiert), ist es fast lustig, dass Lehrkräfte noch dabei sind.

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