• Liebe Kolleginnen und Kollegen,


    ich habe in den letzten Wochen einige Zeit hier im Forum verbracht und viele interessante Fragen und Antworten lesen können. Da bei mir einiges zusammengekommen ist, möchte ich euch um Rat fragen:


    Seit etwas mehr als sieben Jahren bin ich Gymnasiallehrerin (Deutsch + Nebenfach), und ich liebe meine Arbeit eigentlich sehr. Ich habe für mich den richtigen Beruf gefunden. Leider geht es mir seit ca. zwei Jahren immer schlechter. Dies hat unterschiedliche Ursachen.

    Meine zwei Hauptprobleme sind die Arbeitsbelastung sowie meine fehlende Verbeamtung. Vor einem Jahr bin ich entfristet worden, eine Verbeamtung habe ich nicht beantragt (BMI liegt bei 47, früher bei 52). Jede Kleinigkeit, die ich für meine Schule mache – freiwillige Tätigkeiten wie AG Schulentwicklung, Schule ohne Rassismus, Chor und auch die Pflichtaufgaben wie Unterrichtsvorbereitung, Korrekturen – kostet mich mittlerweile sehr viel Kraft. Ich bekomme den Gedanken nicht aus dem Kopf, dass ich meine Tätigkeiten zu einem deutlich geringeren Gehalt durchführe als meine verbeamteten Kolleginnen und Kollegen. Hinzu kommen meine negativen Gedanken über Kolleginnen und Kollegen, die mit zwei Nebenfächern in der Sek I eingesetzt sind und sich – nach eigener Aussage – nach vier Jahren das erste Mal einen Rotstift gekauft haben.


    Nach der Trennung von meinem Mann, die mit einem deutlichen Wohlstandsverlust einherging, empfinde ich alles nur noch als unfair. Ganz schlimm wird es, wenn meine wirklich wunderbaren Kolleginnen und Kollegen von ihren Häusern, den tollen Wohnungen, neuen E-Autos, den drei bis vier Urlauben pro Jahr berichten. Ich habe nichts gegen diese Menschen, ich schätze sie sehr, bin mit einigen privat befreundet. Ich mag an mir mittlerweile selbst nicht, wie sich mein eigener Charakter verändert hat.

    Meine Pflichtaufgaben bearbeite ich stets engagiert. Selbst als ich an Corona erkrankt war, habe ich in den Osterferien (Herbstferien, nicht Osterferien) die Deutsch-GK der Q1, der Q2 sowie meine Siebtklässler korrigiert. In den Ferien habe ich jeden Tag geweint, weil ich so erschöpft war. Ich habe immer alles durchgezogen. In den letzten Jahren hatte ich mehrere Mandelentzündungen (AU i. d. R. 5–7 Arbeitstage) und mehrere Migräneattacken.


    Mittlerweile liege ich im Bett und bekomme keine Luft, wenn ich an meine Korrekturen denke, und fange regelmäßig an zu weinen. Ich schlafe schlecht, ich schleppe mich zur Arbeit. Teilweise werde ich von Kolleginnen und Kollegen gefragt, warum ich so traurig aussehe. Ich begründe dies damit, dass mich die Trennung noch sehr belastet – was auch stimmt. Sie ist aber nicht der Grund dafür, weshalb es mir momentan so schlecht geht und mich alles überfordert. An anderen Tagen bin ich sehr glücklich und dankbar für mein privilegiertes Leben.

    Am Montag hatte ich den letzten Nervenzusammenbruch. Ich bin in diesem Jahr für die ZP 10 eingesetzt (insgesamt 49 Korrekturen). Dazu kommen noch 31 Arbeiten aus der 9. Klasse und noch einmal 24 Arbeiten derselben Jahrgangsstufe.


    Da ich eine Q2 (Nebenfach, weder mündliche noch schriftliche Prüflinge) in dieser Woche abgegeben habe, wurde ich für das mündliche Abitur eingesetzt. Kein Problem. Ich habe erst sechs Stunden Unterricht, eine Stunde Mittagspause und prüfe dann bis abends durch – kein Problem. Jetzt soll ich aber auch noch an einem weiteren Tag acht Prüfungen abnehmen. Diese Zeit hätte ich eigentlich für die Korrekturen benötigt. Von der SL habe ich keine Unterstützung bekommen. Es wurde nur mit der Dienstpflicht argumentiert.


    Und jetzt weiß ich nicht mehr, was ich machen soll. Ich habe heute seit 14 Uhr Osterferien. Eigentlich wollte ich meine 24 Deutsch-Klassenarbeiten der 9. Klasse korrigieren. Ich sitze aber vor der Korrektur, und es geht nichts. Alles, was ich lese, ist verschwommen. Also habe ich erst einmal einen Nachmittagsschlaf gemacht – und ich bin mit Panik aufgewacht.


    Eine befreundete Kollegin empfahl mir bereits vor Wochen, eine Überlastungsanzeige zu schreiben. Diese habe ich vorgestern begonnen. Ich schreibe alles auf und denke mir gleichzeitig: „Ach, ist doch gar nicht so schlimm. Andere haben noch mehr Korrekturen.“


    Kolleginnen und Kollegen sagen mir regelmäßig, dass ich auf mich aufpassen muss. In diesem Schuljahr habe ich auch noch eine Klassenleitung mit sehr verhaltensauffälligen Schülern (mehrere Suspendierungen, alle drei bis vier Wochen Elterngespräche, in fast jeder Pause werde ich von anderen Kolleginnen und Kollegen auf das teils heftige Fehlverhalten der Schüler hingewiesen...). Die Klasse „liebt“ mich aber (Aussage der SuS, ich habe ein Lehrerzeugnis nur mit Einsen und Zweien bekommen), und ich bin dankbar für diese Klasse. Von den Eltern bekomme ich auch nur positives Feedback.


    Es könnte alles so schön sein – wenn ich mit meinen Problemen nicht wäre.


    Um mal auf den Punkt zu kommen:


    Welche Konsequenzen hat es, falls ich eine Überlastungsanzeige stellen würde? Würde das überhaupt etwas bei der von mir geschilderten Situation bringen? Ich kenne aus meinem Kollegium keine Person, die ich diesbezüglich befragen kann.


    Hat irgendwer Erfahrungen mit Verbeamtungen bei massivem Übergewicht? Da das Thema Gewicht bei mir jeden Tag präsent ist, muss ich mich mit ernsthaften Konsequenzen auseinandersetzen. Mir wurde mehrfach ein Magenband empfohlen. Ich habe stets abgelehnt – mit dem Gedanken, dass ich so niemals die Möglichkeit habe, verbeamtet zu werden (Aussage der Philologen, anekdotische Evidenz). Ich habe bereits nach der Scheidung 40 kg abgenommen, aber das Gewicht konnte ich nicht halten.

    Im Forum habe ich mehrfach gelesen, dass es eine Grenze bei einem BMI von 40 gebe, obwohl sich die Rechtsprechung geändert hat. Da ich noch andere Erkrankungen (u. a. Migräne, Schilddrüsenunterfunktion, Lipödeme) habe, werde ich auf normalem Wege die Verbeamtung sicherlich nicht erhalten. Mir wurde gesagt, dass ich einen Antrag auf Schwerbehinderung stellen könnte. So fühle ich mich aber nicht.



    Ich freue mich über Erfahrungswerte.



    Mit kollegialen Grüßen

    KreideSpuren

  • Ich denke, eine Überlastungsanzeige ist hier nicht der richtige Weg.

    Ich mache mir gerade Gedanken, ob du in einen Burn Out hineinschlitterst, und würde ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Erste Anlaufstelle der Hausarzt, dem ich das alles schildern würde, damit der dir erst einmal die nötige Auszeit verschafft bzw. dir fachkundige Hilfe weitervermitteln kann.


    Sarek

  • Überlastungsanzeige: Lass dich von deiner Gewerkschaft beraten.


    GdB: Wie wäre es, einfach mal einen Antrag zu stellen und abzuwarten, wie dieser beschieden wird? Möglicherweise könnte das ein erster Schritt in Richtung Genesung sein, weil du dir eingestehst und erlaubst, dass du schwerwiegende (keine Gewichtsanspielung) gesundheitliche Probleme hast.


    Verbeamtung: Übergewicht ist kein Hinderungsgrund, selbst Adipositas permagna nicht. Erst vor kurzem hat eine Userin hier im Forum darüber berichtet, dass sie nach einer bariatrischen OP über 30kg abgenommen habe, zwar noch immer einen BMI über 40 habe, aber damit jetzt verbeamtet wurde. GdB liegt meine ich bei der Userin nicht vor. Eine bariatrische OP ist also kein Ausschlussgrund- warum auch?


    Psychische Gesundheit: War keines deiner expliziten Themen, spielt aber lesbar an jeder Stelle deines Lebens eine Rolle aktuell. Es geht dir offensichtlich schon seit längerem mental/ psychisch nicht gut, es fällt dir lesbar schwer, dich gesund abzugrenzen oder um dich zu kümmern. Bitte erlaube es dir, dir Hilfe zu suchen und in Form einer therapeutischen Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

    Das hilft bei der Abgrenzung, der GdB- Frage, den Gewichtsproblemen und erlaubt es dir vielleicht auch gesunde Lösungen unabhängig von finanziellen Fragen zu suchen und anzugehen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Hallo KreideSpuren, das hätte ich vor ein paar Jahren teilweise ähnlich schreiben können. Ich habe mich im Angestelltenverhältnis auch immer "geärgert", für die absolut gleiche Arbeit deutlich weniger netto auf dem Konto zu haben. Und das nur, weil ich ein paar Kilo mehr auf die Waage gebracht habe.

    Ja, das Übergewicht ist (allein) kein Grund mehr für eine Nicht-Verbeamtung. Ich wurde auch mit einem BMI knapp über 40 in BaWü verbeamtet. Sind allerdings noch andere Erkrankungen im Spiel, KANN es evtl. knapp werden.

    Von einem Magenband ist eher abzuraten und wird auch kaum noch operiert. Wende dich am besten an ein Adipositaszentrum (AZ) in deiner Nähe und lass dich dort gut beraten.

    Hier ist eine Liste mit den besten AZ in Deutschland: https://www.dgav.de/zertifizie…tabolische-chirurgie.html

  • Ich bin beim Lesen an einigen Stellen hängen geblieben.

    Meine zwei Hauptprobleme sind die Arbeitsbelastung sowie meine fehlende Verbeamtung.

    Leidest du wirklich so unter der fehlenden Verbeamtung? Das sind weniger als 500 € Differenz im Monat, nachdem die Kolleg:innen ihren PKV-Anteil bezahlt haben. Die Häuser, tollen Wohnungen, neuen E-Autos und 3-4 Urlaube im Jahr gehen nicht auf diesen Unterschied zurück. Das sind andere Faktoren wie Einkommen des Partners oder Erbe.


    Ich bekomme den Gedanken nicht aus dem Kopf, dass ich meine Tätigkeiten zu einem deutlich geringeren Gehalt durchführe als meine verbeamteten Kolleginnen und Kollegen. Hinzu kommen meine negativen Gedanken über Kolleginnen und Kollegen, die mit zwei Nebenfächern in der Sek I eingesetzt sind und sich – nach eigener Aussage – nach vier Jahren das erste Mal einen Rotstift gekauft haben.


    (…), empfinde ich alles nur noch als unfair. (…) Ich mag an mir mittlerweile selbst nicht, wie sich mein eigener Charakter verändert hat.

    Ich kann deine negativen Gedanken gut nachvollziehen und kenne jeden einzelnen auch von mir selbst. Allerdings kenne ich auch Phasen, in denen mir der Unterschied zu den Kolleginnen (in Gehalt und Lebensstandard) völlig egal ist. Was sich ändert, ist nicht der finanzielle Unterschied, sondern die eigene Wahrnehmung und das, was sie mit einem macht.


    Weil du am Ende nochmal auf die Verbeamtung eingehst: Ich denke, der Knackpunkt liegt woanders. Du hast zwei Wochen lang jeden Tag geweint? Du hattest mehrere Nervenzusammenbrüche? Nach dem was du schreibst, bist du in einer echten Lebenskrise und hast Krankheitssymptome. Ich denke, dass du dir da Hilfe holen solltest, sprich eine Form von Psychotherapie und evtl. auch Medikamente.

  • Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen,


    vielen Dank für die zahlreichen Nachrichten.


    Ich möchte klarstellen, dass ich nicht vor einem Burnout oder Ähnlichem stehe.


    Es ist einfach in den letzten 2 Jahren alles zu viel geworden. Ich bin aber optimistisch, dass ich mich wieder entspannen kann, wenn ich etwas Luft zum Atmen bekomme. Daher hoffe ich, dass ich ab heute die 9er zügig korrigieren kann und in den restlichen Ferien mal abschalten kann. Eine Korrektur in den Ferien ist übrigens die absolute Seltenheit für mich. Also weiß ich das zu schätzen.


    Der Oberstufenkoordination habe ich eine E-Mail geschrieben, in der ich darum gebeten habe, mich vom 2. Prüfungstag (mdl. Abitur) zu entbinden. Begründet habe ich dies mit der Korrekturbelastung und ich habe auch ganz offen in die E-Mail geschrieben, dass ich mich bereits jetzt am Rande meiner Leistungsgrenze befinde.


    Diese Nachricht wurde an die gesamte Fachschaft weitergeleitet mit dem Hinweis, dass alle ihre Dienstverpflichtungen wahrnehmen müssen. Die Fachschaft soll entscheiden, ob jemand für mich bei den Abiturprüfungen einspringt. Ansonsten habe ich keine Chance.


    Und dieses Vorgehen ärgert mich doch sehr: Die ganze Fachschaft weiß jetzt, dass es mir nicht gut geht. Gleichzeitig wird sich niemand melden und für mich einspringen. Dafür habe ich übrigens auch in einem gewissen Ausmaß Verständnis. Es wissen aber auch alle, dass ich sofort eingesprungen wäre, wenn ich nicht die zahlreichen ZP10 Hefte Ende Mai bekommen würde.


    Deswegen habe ich überlegt, ob mir eine Überlastungsanzeige nicht helfen würde. Aber ich muss mir das sehr gut überlegen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie gewisse Personen in der Schulleitung damit umgehen werden. Und ich möchte auch nicht als die schwache und unzuverlässige Kollegin gelten. Diesen Eindruck könnte man durchaus nach der Mail, die an die Fachschaft weitergeleitet worden ist, bekommen.


    Und das ist nicht meins.



    wieder_da: Du hast Recht, wenn du sagst, dass der Konsum meiner verbeamteten KuK nicht allein durch das eigene Gehalt finanziert werden kann.


    Seit meiner Scheidung, die ich wollte, lebe ich in einer sehr kleinen Mietwohnung und bin in dieser sehr unglücklich. Mit 500 € mehr hätte ich andere Spielräume bei sehr teuren Ortsmieten. Es belastet mich zum Beispiel sehr, dass ich kein eigenes Arbeitszimmer habe.



    Eine Kollegin einer anderen Schule hat gestern den Philologen geschrieben und um Einschätzung gebeten.


    Sie meint, dass die Prüfungstage des mündlichen Abiturs bei uns an der Schule nicht mit dem Arbeitsrecht vereinbar seinen:


    Viele KuK haben am ersten Prüfungstag erst Unterricht (ich z. B. den ganzen Vormittag), eine kurze Mittagspause und dann Prüfungen bis 19:15 Uhr plus die Anfertigungen der Notenbegründungen.


    Am nächsten Tag beginnen die Prüfungen um 7:40 Uhr und enden in meinem Fall um ca. 16:30 Uhr.


    Dieses Vorgehen ist bei uns keine Ausnahme, sondern Standard. Ich hatte auch schon 11 eigene Prüfungen an einem Tag.


    Ich scheue mich nicht vor der Arbeit, sondern vor den Konsequenzen. Nach jedem Prüfungsmarathon bekomme ich Migräne. Seitdem ich Lehrerin bin, ist das so.


    Wenn ich dann aber auch noch Migräne habe, kann ich die ZP 10 Klausuren nicht korrigieren.


    Es macht mich sehr traurig, dass die SL nicht wahrnimmt, dass es für mich echt (zu) viel momentan ist. Ich wünschte mir mehr Fürsorge.

  • Wenn du angestellt bist, dann darfst du eigentlich nicht mehr als 10 Stunden am Stück arbeiten. Wenn du also morgens um 7.30 Uhr deinen Dienst antrittst, dann kann dein Dienst nicht um 20 Uhr enden. Außerdem dürfen zwischen Dienstende und Dienstbeginn nicht weniger als 11 Stunden liegen. Bei Beamten interessiert das nicht. Da hat das Angestelltendasein auch einmal einen Vorteil. Wende dich an deinen Personalrat, der muss sich darum kümmern, dass die geltenden Arbeitsschutzvorgaben eingehalten werden.

  • Wenn du angestellt bist, dann darfst du eigentlich nicht mehr als 10 Stunden am Stück arbeiten. Wenn du also morgens um 7.30 Uhr deinen Dienst antrittst, dann kann dein Dienst nicht um 20 Uhr enden.

    Guten Morgen,


    ich habe zwischen Unterricht und Prüfbeginn ca. eine Stunde Mittagspause.


    Zudem wird argumentiert, dass man dem ersten Prüfling die Aufgabenstellung gibt und dann auch noch einmal 30 Minuten Pause hat.

  • Ich bin beim Lesen an einigen Stellen hängen geblieben.

    Leidest du wirklich so unter der fehlenden Verbeamtung? Das sind weniger als 500 € Differenz im Monat, nachdem die Kolleg:innen ihren PKV-Anteil bezahlt haben. Die Häuser, tollen Wohnungen, neuen E-Autos und 3-4 Urlaube im Jahr gehen nicht auf diesen Unterschied zurück.

    Das finde ich jetzt aber wirklich unangemessen, wie du dieses reale Problem herunterspielst.

    500€ monatlich, 6000€ im Jahr, 180.000€ in 30 Jahren sind also kein relevanter Unterschied für dich? Und 500€ ist noch konservativ gerechnet, die GEW ist der Meinung, dass eine fehlende Verbeamtung auf ein Lehrerleben ganze 300.000€ kostet.


    Ich gebe dir Recht, dass das "Luxusleben" der Kollegen nicht daran liegt, aber das Problem ist real und würde mich nervlich sehr belasten. Wäre ich nicht verbeamtet, würde mir die Energie und Lust fehlen, diesen Beruf noch auszuüben. Über diese Ungerechtigkeit käme ich persönlich nicht hinweg.

  • Liebe Kreidespur,

    ich hoffe, dir geht es nach dem Down von gestern heute etwas besser. Wirkliche Tipps zu den vielen Aspekten, die von dir genannt wurden, kann ich dir gar nicht geben. Ich möchte dir aber zumindest mitteilen, dass ich deine Frustration nachvollziehen kann.

    Auch ich hadere immer wieder mit der (für mich) mangelnden Fairness/Gleichheit im Schulsystem. In deinem Fall kommt on top die Differenz zwischen Anstellung und Verbeamtung hinzu, für meine Frustration reichte hingegen schon z.B. die hohe Korrekturbelastung in bestimmten Fächern, der vermehrte Einsatz in Abschlussprüfungen und Unterschiede in der Stundenplangestaltung.

    Bis vor ca. 5 Jahren hätte ich einigen Kollegen/Kolleginnen am liebsten meine Korrekturstapel auf den Tisch geknallt, wenn sie von ihren wahnsinnig schönen Urlauben in den Ferien berichtet haben. Ich habe auch zum Beispiel noch im Ohr, wie ein Mathe-Kollege sich über eine Konferenz am Nachmitag aufgeregt hat, weil er morgens in der Schule eine Klausur schrieben ließ und er diese gerne nachmittags "wegkorrigiert" haben wolle, bevor er abends zum Sport gehe. Von solchen Korrekturdauern kannst du nur träumen... ebenso erinnere ich mich noch an eine Kollegin, die vor dem Abitur "in zeitliche Bedrängnis kam", weil sie in diesem Jahr ja zwei mdl. Abiturprüfungen aufsetzen müsse. Anstatt Mitleid bekam sie von mir das Angebot, wirklich jedes Jahr ein Mehrfaches davon machen zu müssen. Ich könnte noch eine Vielzahl an Situationen und Beispielen nennen, die mich frustriert haben und ja, auch heute noch lässt mich sowas nicht kalt.

    ABER, und das ist das einzige, was ich dir raten kann: mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass es nie wirklich fair zugehen wird und nun suche ich mir selbst meine Inseln, die ich beeinflussen kann. An der Anzahl von Klausuren kann ich nichts ändern, ich lese sie aber wirklich nur 1x und lege direkt die Note/Punktzahl fest. AGs/freiwillige Aktivitäten habe ich komplett eingestellt, weil ich dafür einfach kein Zeitfenster habe. Punkt. Ich kann mir vorstellen, dass der Chor für dich ein Herzensprojekt ist. Du solltest aber für dich abwägen, ob du daraus positive Energie ziehen kannst oder der Aufwand doch höher ist!

    Es gibt Tage (wie deiner gestern), an denen man einfach nicht in der Lage ist zu korrigieren, das kenne ich. Man ist so fix und fertig, dass man dem Geschriebenen auch gar nicht mehr folgen kann. Lass zu, dass dein Körper und Geist gerade eine Pause brauchen! Ich weiß, dass das nicht einfach ist. Selbst wenn man dann etwas anderes macht, hat man ständig Gedanken an die Arbeit, die noch zu erledigen ist. Mittlerweile gelingt es mir aber oft, diese Gedanken wegzuschieben. Das gelänge mir persönlich z.B. nicht beim Spazieren gehen, dabei bin ich zu nachdenklich. Ich habe aber ein paar Aktivitäten, die dagegen helfen. Hast du etwas, was dich gut abschweifen lässt?

  • Liebe KreideSpuren, ich habe bei deinem Beitrag heute ein Daumen hoch gesetzt, weil ich es absolut nachvollziehen kann, was du schreibst, nicht, weil mir deine Situation gefällt. Ich glaube dir, dass du nicht vor einem Burnout stehst, sondern, weil du wirklich extrem viel zu tun hast, ich hatte deine Situation vor einigen Jahren auch erlebt. Lasse dir nicht das Gegenteil einreden.


    Ich weiß auch nicht, was ich dir zur Überlastungsanzeige raten soll. Ich kannte damals das "Zauberwort" noch nicht, bin so zur SL, um die Menge an Arbeit darzustellen (auch Abiturprüfung (in Baden-Württemberg sind die Fristen teilweise extrem kurz), 6 Vertretungsstunden in derselben Woche bei vollem Deputat), wurde abgewimmelt, bin dann zu einem Mitglied unseres Personalrates, um mich zu informieren, ob so viele Vertretungsstunden in Ordnung sind (andere hatten in dieser Woche eine), und dort weinend zusammen gebrochen. Zum Glück habe ich ein phantastisches Kollegium, das einsprang (so wie ich gerade für einen Kollegen, der ebenfalls an Migräne leidet, einspringe). Das hilft dir aber nicht.



    Ich denke, dass du richtig gehandelt hast. Suche dir bewusst Dinge, die dir gut tun, die dir eine Auszeit schaffen. Bei mir hat sich diese Situation von damals nicht wiederholt, wenn es zu viel wird, bleibt bei mir heute eine Klassenarbeit liegen (zum Glück gibt es in Baden-Württemberg keine Fristen). Ich muss daher in den Osterferien korrigieren (und mache dazwischen bewusst Tagesausflüge, die mir gut tun).


    Ich wünsche dir viel Kraft. (Und überlege dir nach der Belastung, wie du sie in Zukunft vermeiden kannst. )

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Bei uns ist es so, dass der Personalrat Korrekturtage rausverhandelt, wenn die Korrekturfrist sehr kurz ist. Das bedeutet dann eine Mehrbelastung für die Kollegen, die nicht beim Abitur korrigieren und Vertretung leisten, aber die Kollegen, die korrigieren, bekommen 1-2 unterrichtsfreie Tage, an denen sie sich konzentriert an die Abiklausuren setzen können.

  • Wir kriegen auch Korrekturtage, aber erst ab einer bestimmten Anzahl von Abiturklausuren (wir müssen also nicht verhandeln). Ich hatte damals eine zu wenig, also keinen Korrekturtag, und keine 6 Tage inkl. Wochenende, Zeit zu korrigieren (Erstkorrektur, bei uns gibt es ja 3 unabhängige Korrekturen an 3 verschiedenen Schulen, man kann daher keine Minute überziehen, sonst klappt der anonyme Umschlag nicht). Dazu kamen in dieser Woche die 6 Vertretungsstunden (2 sogar an meinem sonst unterichtsfreien Nachmittag).


    Heute würde ich deutlicher Grenzen ziehen, damals war ich zu unsicher, hatte auch Sorge, nicht belastbar zu erscheinen.


    OT Drittkorrekturzeitraum ist dieses Jahr in Baden-Württemberg wieder Pfingstferien (Erhalt der Klausuren 2 Tage vor den Ferien, Abgabe 1. Tag nach den Ferien, ich habe 2 Kurse zu korrigieren). Ferien frei gibt es bei uns also auch offiziell nicht. (Reise buchen in den Pfingstferien tue ich daher seit langem nicht mehr. ) Ich erhalte einen Korrekturtag (also den letzten Schultag vor den Ferien, geht ja nicht anders und Eltern werfen uns dann wieder vor, die Ferien verlängern zu wollen, weil über 20 KollegINNen fehlen werden).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Das finde ich jetzt aber wirklich unangemessen, wie du dieses reale Problem herunterspielst.

    500€ monatlich, 6000€ im Jahr, 180.000€ in 30 Jahren sind also kein relevanter Unterschied für dich? Und 500€ ist noch konservativ gerechnet, die GEW ist der Meinung, dass eine fehlende Verbeamtung auf ein Lehrerleben ganze 300.000€ kostet.


    Ich gebe dir Recht, dass das "Luxusleben" der Kollegen nicht daran liegt, aber das Problem ist real und würde mich nervlich sehr belasten. Wäre ich nicht verbeamtet, würde mir die Energie und Lust fehlen, diesen Beruf noch auszuüben. Über diese Ungerechtigkeit käme ich persönlich nicht hinweg.

    Ich spiele nichts herunter. Vielleicht kannst du einmal zitieren, welche Stelle du konkret meinst.


    Ich habe eine konkrete Summe benannt. Wenn kreidespuren seit 7 Jahren arbeitet, beläuft sich die Differenz auf rund 40.000 €. Das reicht für ein neues E-Auto oder für die genannten 3-4 Urlaube im Jahr oder für eine 1-Zimmer-Eigentumswohnung … na ja, wenigstens in manchen Teilen Deutschlands. Ich habe darauf hingewiesen, worauf die Unterschiede in Haushaltseinkommen, Vermögen, Lebensstandard eher zurückgehen: Einkommen von Partner, Partnerin oder Erbe.


    Ich selbst arbeite jetzt im sechsten Jahr für E10, meine Kolleginnen bekommen A12. Dazu kam es, weil ich mich „erst“ mit 26 für den Lehrerberuf entschieden habe. Viel finanzielle Unterstützung von zuhause gab es nicht und ich bin irgendwann mit drei Jobs neben meinem Zweitstudium an Grenzen gestoßen. Das hat mich ziemlich umgehauen, hatte vor Jahren auch bei mir eine Trennung zufolge und jetzt eben deutlich weniger Geld für die gleiche Arbeit. Zum Glück kann ich jetzt berufsbegleitend noch was draufsetzen und bekomme ab dem nächsten Herbst E13.


    Für eine eigene Immobilie oder einen tollen Neuwagen wird es bei mir nie reichen. Ich werde wohl auch nie einen Traumurlaub für 4.000 € machen, weil ich die Rücklagen noch aufbauen muss, die meine Kolleginnen in meinem Alter bereits hatten.


    Ich weiß aber aus eigener Erfahrung in vielen Jahren, a) welchen Unterschied bei der eigenen Zufriedenheit die eigene Haltung macht und b) dass man diese Haltung auch ein stückweit beeinflussen kann. Man ist ihr nicht völlig ausgeliefert. Darum geht es mir: Manche äußeren Umstände können wir nicht beeinflussen. Wir können uns dann entweder mit ihnen arrangieren und trotzdem möglichst zufrieden und glücklich leben oder wir erzählen uns selbst immer wieder, wie ungerecht alles ist und wieviel besser unser Leben wäre mit 500 € mehr im Monat (?).

  • Ich weiß aber aus eigener Erfahrung in vielen Jahren, a) welchen Unterschied bei der eigenen Zufriedenheit die eigene Haltung macht und b) dass man diese Haltung auch ein stückweit beeinflussen kann. Man ist ihr nicht völlig ausgeliefert. Darum geht es mir: Manche äußeren Umstände können wir nicht beeinflussen. Wir können uns dann entweder mit ihnen arrangieren und trotzdem möglichst zufrieden und glücklich leben oder wir erzählen uns selbst immer wieder, wie ungerecht alles ist und wieviel besser unser Leben wäre mit 500 € mehr im Monat (?).

    Ich möchte dir ausdrücklich zustimmen, dass man mit Umständen, die man erst einmal nicht beeinflussen kann, umgehen muss / sollte.


    Gleichwohl habe ich hier extra die fehlende Verbeamtung aufgenommen, da sie mich negativ beeinflusst. Mit 500 € mehr könnte ich mir eine Wohnung mit 3 Zimmern anmieten und hätte zum Beispiel ein abgetrenntes Arbeitszimmer. Jetzt habe ich ein offenes Wohnzimmer mit Küche und Arbeitszimmer.


    Aus finanziellen Gründen ist eine Vergrößerung momentan aber nicht möglich.


    Meine Gedanken sind so negativ, weil ich zu engagiert bin und keine Grenzen setzen kann. Und dafür deutlich weniger Geld bekomme als andere KuK.

    Bei der letzten Mandelentzündung habe ich mit Fieber eine Klassenarbeit erstellt, damit die SuS diese noch vor den Ferien schreiben können.


    Das war sicherlich keine gute Entscheidung, aber meine. Und jetzt geht das alles einfach nicht mehr. Auch heute saß ich pünktlich um 8 Uhr am Schreibtisch. Nicht eine KA ist fertig.


    Abschalten kann ich so gut wie gar nicht. Wenn ich in der Therme bin, und die Zeit nehme ich mir, denke ich an Schule. Ich finde keine Ruhe.


    Anstatt mich über die 2 Wochen Ferien zu freuen, weine ich vor Wut, weil ich mich darüber aufrege, dass meine Mail an die Fachschaft weitergeleitet worden ist. Anstatt das einfach abzuhaken.


    Daran muss ich definitiv arbeiten.

  • Anstatt mich über die 2 Wochen Ferien zu freuen, weine ich vor Wut, weil ich mich darüber aufrege, dass meine Mail an die Fachschaft weitergeleitet worden ist. Anstatt das einfach abzuhaken.

    Wenn ich in der Situation wäre, würde ich das nicht schlucken, sondern ein Gespräch mit der/demjenigen suchen (auch wenn Ferien sind, man könnte auch anrufen) und rückmelden bzw. darüber reden, dass du das nicht gut fandest. Du hörst ja dann, was sich die- oder derjenige dabei gedacht hat. Ich halte das Weiterleiten einer solchen Mail ohne Einverständnis übrigens für einen Vertrauensbruch - das macht man einfach nicht. Das Gespräch sollte zur Klärung beitragen.

  • Wäre ein Umzug in einen Ort mit günstigerem Mietspiegel vielleicht möglich? Dann könntest du dir die von dir gewünschte Drei-Zimmer-Wohnung ggf. leisten.


    Ansonsten finde ich gut, dass du das Verhalten deiner Kollegen analysierst, ohne gleichzeitig neidisch zu werden, da man in solchen Situationen schnell mal dazu tendiert.

    Die Scheidung war sicher emotional aufreibend und man liest heraus, dass dir dein Übergewicht zu schaffen macht. Ich würde dir den Tipp geben: Auch wenn es aktuell viele Baustellen in deinem Leben gibt, würde ich mit einem (!) persönlichen Projekt anfangen und wenn dieses erfolgreich absolviert ist, mich dem nächsten zuwenden.

    Es kommen wieder bessere Zeiten. Gehe jetzt den ersten Schritt und der Rest wird nach und nach kommen!

  • Es tritt mir wirklich sehr leid, dass es dir so schlecht geht und als DKFL verstehe ich die Probleme mit den Korrekturen.


    Wenn ich aber lese, dass es dir so schlecht geht, dass du weinen musst, dann gehen bei mir die Alarmglocken an, denn das kenne ich. Auch wenn du sagst, dass du „nicht vor dem Burnout stehst“, klingt das, was du beschreibst, nicht gesund. Ich weiß aus Erfahrung, dass man lange eine Station ertragen und sich immer irgendwie raus retten kann, bis irgend wann nichts mehr geht. Ich würde dir empfehlen, in der Situation Hilfe zu suchen. Zumindest erstmal eine „Auszeit“ von 4 Wochen macht in der Regel auch der Hausarzt. Einfach um mal runter zu kommen und auch zu schauen, wie gut oder schlecht es dir geht.


    Das Weiterleiten der Mail ist eine Schweinerei… .

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