Tiinnitus nicht im Griff

  • Ich habe einen Hausarzt, der Schulmediziner ist und AUCH eine homöopathische Ausbildung hat. Er setzt ein, was nötig ist und bei so was wie diffuse Beschwerden im Oberbauch, bei denen man aber z.B. keine Gallensteine sieht und die Beschwerden trotzdem da sind, helfen seine Globuli.

    Es gibt viele Schulmediziner, die sich dafür aussprechen, dass die Verordnung von homöopathischen Mitteln weiter durch die Krankenkassen bezahlt werden. Begründung: Dadurch haben Sie eine Methode in der Hand, Patienten eine ungefährliche Lösung zur Behandlung ihrer "Beschwerden" zu geben. Wenn Patienten ohne Rezept die Praxis verlassen müssen, fühlen sie sich nicht richtig behandelt. Da ist die Verschreibung homöopathischer Mittel der gern genutzte Ausweg.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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  • Gute Gedanken und Glauben, dass dies hilft, würden genauso gut helfen. Placebo hat schon Krebs besiegt. Mancher Arzt verwendet bewusst Homöopathie aus diesem Grund, vor allem, wenn er nichts finden ksnn. Solange es nicht zu teuer ist, ist es mir relativ egal, wenn dies passiert.

    Ein Problem sehe ich schon vor allem bei Kindern. Sie lernen, Pille einwerfen hilft.

    Wenn ich (starke) Kopfschmerzen habe, denke ich mir Kühle und es hilft auch. Andere müssten sich vielleicht ein Heizkissen vorstellen oder... Ich finde dies besser als Pillen und sie kosten nichts.

    Ergänzung, ich hatte auf Zauberwalds Beitrag geantwortet.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Insgesamt habe ich gute Erfahrungen mit Ärzten gemacht, die Schulmediziner sind und eine Zusatzausbildung in Homöopathie oder Akupunktur gemacht haben.

    Zu reinen Heilpraktiker/innen habe ich mich noch nie getraut zu gehen, weil ich das von meinen Eltern früher kenne und mich als Jugendliche zu Hause schon irgendwelchem Hokuspokus ausgesetzt sah. Da wurde das Pendel über Lebensmitteln ausgeschwungen usw. usw..... Mit 19 habe ich fluchtartig mein Zuhause verlassen. Mir wurde das zu viel. Alle Zimmer bei meinen Eltern wurden nach Wasseradern, Erdstrahlen usw. ausgerichtet und meine Mutter verschiebt heute noch nachts einen Koffer, der die Mondstrahlungen abmildern soll. Am übergriffigsten war, als sie mich, ohne mir was zu sagen, mit meiner damals dreijährigen Tochter zu einen ihrer Freundinnen mitnahmen und man dort gemeinsam im Kreis sitzend anfing, mir irgendwelche Krankheiten ausleiten zu wollen. Als ich checkte, was passiert, habe ich die Kleine geschnappt und bin abgehauen. Stundenlang hat mein Körper gejuckt. Ich weiß bis heute nicht, was die ohne mich da weitergemacht haben und ich finde es immer noch übergriffig.

    Meine Eltern konnten aber tatsächlich Wasser(adern) aufspüren und haben als Rentner für eine Sprudelfirma gearbeitet. Meine Mutter hat bis heute kein WLAN und in der Küche auf dem Boden liegt eine Zeichnung mit Kreisen usw., die die Strahlungen des Mieters abhalten soll, der WLAN hat. Könnt ihr euch vorstellen, dass ich manches zu Hause schräg fand/finde? Wenn ich mal mit meinem Vater einkaufen ging, sah ich, wie er über Lebensmitteln pendelte. Rechts herum = gut, links herum = böse. Mir war das sooo peinlich und ich hatte immer Angst, dass das jemand sieht.

  • Zauberwald

    Interessant, was du schreibst. Anscheinend kann man tatsächlich Wasseradern auffinden, was ich bisher kritisch gesehen habe und bestimmte Dinge können halt doch etwas auslösen.

    Ich war vor vielen Jahren bei einem Arzt, auf den viele schwören und der einen guten Ruf hatte, der aufgrund von irgendeinem Armtest ein Mittel bei mir herausgefunden hatte und mit Bioresonanz arbeitete. Ob das Mittel wirklich zielgenau passte, weiß ich nicht mehr, das ging um irgendwelchen Darmaufbau, also nichts Weltbewegendes. Da war das erst im Kommen, dass man auf den Darm achten sollte, also war die Richtung zumindest einmal richtig. Dass mein Arm so oder so reagierte, fand ich faszinierend. Später stritt ich mit ihm wegen der Rechnung. Weil mir das alles überteuert vorkam, ging ich nicht mehr hin.

    Wie du und auch Quittengelee schreiben, gibt es im Gesundheitsbereich sehr viele Methoden und gerade bei Heilpraktikern muss man genau hinschauen, was da so empfohlen wird. Unbedarft ohne selbst zu recherchieren würde ich da nie hingehen oder etwas einnehmen. Das mache ich auch bei Ärzten so, die mir außergewöhnliche Methoden vorschlagen. Denn manchmal muss man aufpassen, dass man nicht Versuchskaninchen ist (wie es bei meiner Mutter passiert ist).

    Man muss die Zusatzausbildung anschauen (Osteopathen können z.B. nur selbst abrechnen, wenn sie zusätzlich auch Heilpraktiker und auch Mitglied in einem Heilpraktikerverbund sind). Die Empfehlungen der Heilpraktikerin, die ich bei Erkältungskrankheiten und anderen harmlosen Sachen um Rat frage, sind in der Regel zielführend. Sie hat sich auf Homöopathie und ähnliche Therapien, auch pflanzenbasierte, spezialisiert und lange Erfahrung. Sie arbeitet zusätzlich noch als studierte Biologin im Krankenhaus. Die Ärztin, bei der ich vorher war, hat ähnlich gearbeitet, hat aber leider ihre ortsnahe Praxis aufgelöst. Ansonsten bin ich so oder so bei Ärzten, suche mir aber meistens welche, die alternative Methoden anbieten.

  • Ein Problem sehe ich schon vor allem bei Kindern. Sie lernen, Pille einwerfen hilft.

    Hm... wenn ich als Kind in den 60igern krank im Bett war, kam der Hausarzt. Fast egal welche Diagnose, ob Kinderkrankheit (ich habe fast alle durchgemacht) oder Erkältungskrankheit, ich bekam immer Madribon und Penicillin. Meistens hantierte er mit halben Tabletten. Das ist in mir eingebrannt wie ich es auswendig gelernt hätte. Wobei ich nicht das Gefühl habe, dass ich gelernt habe, dass ich immer ein Mittel brauche, es ist eher umgekehrt der Fall. Ich versuche (chemische) Mittel zu vermeiden, wo es nur geht. Schmerzmittel nehme ich keine, nur wenn es nicht mehr aushaltbar wäre.

  • Ich sehe das Problem auch bei sogenannten "Heimwehtropfen", die manche Lehrer ins Schullandheim mitnehmen. Es ist am Ende Apfelsaft, aber was lernen die Kinder? Ich fühle mich schlecht, nehme etwas ein und dann geht es mir besser. Viel vernünftiger wäre es doch, den Kindern zu vermitteln, dass man unangenehme Gefühle auch anders loswird. Ich denke aber, es ist eine Generationensache. Da fand in den letzten Jahren ein Umdenken statt.

    Zurück zum Tinnitus: Ich habe eigentlich immer ein Ohrgeräusch. Das hat sich im laufe der letzten Jahre schleichend entwickelt. In anstrengenden Zeiten wird es lauter und dann stört es mich teilweise auch abends im Bett. In den Ferien und wenn ich entspannt bin, ist es kaum wahrnehmbar.

  • Meinen Tinnitus habe ich vier Jahre, bevor ich in den Schuldienst ging, bekommen. Ich war in ein stressiges Projekt involviert und etwa vier Wochen nach Ende des Projekts kam der Hörsturz und seitdem habe ich verlässliche 10kHz auf meinem linken Ohr.

  • Ich wollte trotzdem ergänzen, dass ich Heilpraktiker/innen nicht bloß abwertend sehe und dass in dem Kreis, in dem meine Eltern sich damals in den 80ern, 90ern bewegten kaum ausgebildete Heilpraktiker/innen waren.

    Mir hat aber das ganze Umfeld damals eher Angst gemacht. Meine Mutter z.B. hat sich auch herausgepickt, was ihr gefiel. Sie nimmt trotzdem seit langen Jahren sehr viele starke (schulmedizinische) Medikamente. Wirklich sehr viele, man richtet ihr täglich ein ganzes Sortiment. Und sie nimmt sehr schnell starke Antibiotika, Schmerzmittel usw., die sie auf Rezepte bekommt, die ihr in der Familie ausgestellt werden.

  • Spannender Faden. Ich hab mein Piepsen vor 20 Jahren von der Formel 1 mitgebracht, weil wer braucht auf einer hinten geschlossenen Tribüne an einer Hochbeschleunigungsstelle schon einen Gehörschutz 🙄 Ein durch Lautstärke ausgelöster Tinnitus ist meines Wissens tatsächlich nicht " heilbar", daher übe ich mich in Ignoranz. Gelingt mal besser, mal schlechter, und ist generell auch sehr stressabhängig.

    Ich finde aber insgesamt auch interessant/erschreckend, wie viele Leute mittlerweile betroffen sind.Danke für den Thread - einige Anregungen finde ich durchaus hilfreich 😊 Der TE alles Gute!

  • Soweit ich weiß, muss man, um eine Gesundheitsleistung anbieten zu dürfen, die Heilpraktiker-Ausbildung machen, damit man ein Grundverständnis des Körpers und seiner Funktionen hat und lebensgefährliche Erkrankungen erkennt und Patient*innen dann in die Arztpraxis weiterschickt.

    Nein. Es gibt keine vorgeschriebene Ausbildung.

    Lediglich eine "Prüfung", die den größten Schaden verhindern soll, die aber von Gesundheitsamt zu Gesundheitsamt sehr variieren soll, was Inhalte und Schwierigkeit betrifft.

    Es gibt zwar "Institute", die eine "Heilpraktiker-Ausbildung" gegen teures Geld anbieten, aber jeder kann sich jederzeit für diese "Prüfung" anmelden.

    Einzige Voraussetzungen: mindestens 25 Jahre alt, Hauptschulabschluss, Führungszeugnis.

    Das Heilpraktiker-Gesetz ist übrigens aus dem Jahr 1939.

    Zusatzausbildung für Vernünftiges wie Akupunktur haben

    Wer Akupunktur anbieten will, dafür ein Zertifikat hat und die Heilpraktikerausbildung absolviert hat, der soll das gerne tun. Leuten aber ausgedachte Bauchgefühlmethoden anbieten zu lassen sollte jedoch untersagt werden.

    Auch Akupunktur ist eine "Bauchgefühlmethode" (sehr euphemistischer Ausdruck für viele der Verfahren).

  • Für bestimmte Beschwerden hilft sie wohl nachgewiesenermaßen und wird auch von der Kasse übernommen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Akupunktur

    PKV und Beihilfe zahlen auch für Homöopathie und anderen unwissenschaftlichen Unsinn. Insofern ist die Übernahme durch die Kasse kein Beleg für irgendeine Wirksamkeit über den Placebo-Effekt hinaus.

  • Hm... wenn ich als Kind in den 60igern krank im Bett war, kam der Hausarzt. Fast egal welche Diagnose, ob Kinderkrankheit (ich habe fast alle durchgemacht) oder Erkältungskrankheit, ich bekam immer Madribon und Penicillin. Meistens hantierte er mit halben Tabletten. Das ist in mir eingebrannt wie ich es auswendig gelernt hätte. Wobei ich nicht das Gefühl habe, dass ich gelernt habe, dass ich immer ein Mittel brauche, es ist eher umgekehrt der Fall. Ich versuche (chemische) Mittel zu vermeiden, wo es nur geht. Schmerzmittel nehme ich keine, nur wenn es nicht mehr aushaltbar wäre.

    Ich habe jetzt Madribon gegoogelt und verstehe nicht genau, was das für ein Medikament sein soll. Es stand da was von Chemotherapie...usw.

  • Madribon war ein Sulfonamid, die eine Zeitlang - ich glaube, auch schon vorher - als Alternative zu den Antibiotika verwendet wurden, dann aber von denen abgelöst wurden.

    Ich bekam damals bei der geringsten Temperaturerhöhung sofort ben-u-ron-Zäpfchen. Antibiotika wurden mir erst in den 90ern aufgedrängt - vor allem Klacid.

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Akupunktur

    PKV und Beihilfe zahlen auch für Homöopathie und anderen unwissenschaftlichen Unsinn. Insofern ist die Übernahme durch die Kasse kein Beleg für irgendeine Wirksamkeit über den Placebo-Effekt hinaus.

    Bei der PKV muss man einen Vertrag nehmen der dies auch beinhaltet.

    Die Beihilfe zahlt das wohl weil die GKV den Mist bezahlt.

    Hier könnte man sicherlich einiges an Ausgaben einsparen, denn in unserem Berufsstand gibt’s genug Leute die Globulis nehmen…

  • Krass, wie viele hier Tinnitus haben. Ist das bei Lehrern besonders häufig? Falls ja, nach wie vielen Dienstjahren ist das bei euch erstmals aufgetreten?

    Ja, das gehört zu den psychosomatischen Erkrankungen, die berufsbedingt besonders häufig bei Lehrkräften auftreten können.

    In meinem Fall hängt der Tinnitus aber mit meiner PTBS zusammen. Ich hatte den also beim Einstieg in den Schuldienst bereits, habe aber festgestellt, dass in Hochstressphasen speziell Unterstufenunterricht den Tinnitus kurzzeitig eskalieren lassen kann. Die hohen Frequenzen sind dann einfach schnell zu viel.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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