Nach "oben" heiraten und sozialer Status von Lehrerinnen

  • Ich löse folgende Beiträge einmal aus dem Thread "Lehrer nicht mehr Beamte?" (p. 33) heraus, weil ich das Thema, allgemein: den sozialen Status von Lehrkräften im Wandel der Zeit, interessant finde:

    Und meine Kritik ist, dass gerade Lehrerinnen zu 99% nach "oben" heiraten, um sich dann die Dauerteilzeit zu gönnen.

    Nur weil das in deiner bubble so ist, musst du hier nicht so alberne, selbst aufgestellte Statistiken aufstellen.

    Ich bin immer wieder erstaunt über dein Frauenbild und frage mich, woher du diese "Erkenntnisse" eigentlich nimmst.

    Vor 50 Jahren haben, würde ich aus dem Bauch heraus schätzen, mindestens 70 Prozent der Lehrerinnen nach "oben" geheiratet, 10 Prozent nach "unten", 5 Prozent einen Lehrer, der Rest gar nicht, oder so ähnlich. Seitdem gab es einen starken gesellschaftlichen Wandel.

    Laut ChatGPT lag vor 50 Jahren, also um 1975, der Frauenanteil an Studierenden bei 35 Prozent, von denen wiederum 70 bis 80 Prozent auf Lehramt studiert haben. Im Fach Medizin waren damals noch 71 Prozent der Studierenden männlich. Da kann man sich gut vorstellen, dass sich viele Lehrerinnen einen Arzt angeln konnten (auch wenn es schon damals deutlich weniger Medizin- als Lehramtsstudierende gab, die Anzahl der Ärzte reichte sogar noch für Krankenschwestern und Arzthelferinnen), oder einen Ingenieur, oder einen Juristen. Wer als Akademiker eine studierte Frau suchte, landete mit hoher Wahrscheinlichkeit bei einer Lehrerin.

    Heute sind 51 Prozent der Studierenden weiblich, ca. 12 Prozent von ihnen studieren Lehramt. Der Anteil der weiblichen Studierenden im Fach Medizin liegt bei 65 Prozent, der Anteil der männlichen Studenten hat sich auf 35 Prozent halbiert. Mehr Ärzte verlieben sich heute in eine Ärztin, da bleiben weniger Ärzte für Lehrerinnen übrig. (Krankenschwestern haben gar keine Chance mehr, höchstens noch auf Alimente.) Und auch Juristinnen, BWLerinnen und Chemikerinnen, die es früher viel weniger gab, können für Männer, die vor 50 Jahren um eine Lehrerin kaum herumkamen, sehr attraktiv sein.

    Lehramt gilt nach wie vor als Beruf, um sozial aufzusteigen. Für Lehrkräfte, deren Eltern kein Abitur haben, stimmt das sicher, auch wenn sie in der Regel nicht, sozusagen oben drauf, noch nach noch weiter "oben" heiraten können. Für Lehrkräfte, deren Eltern selbst schon studiert haben, ist Lehramt in der Regel kein Aufstieg, oft Fortführung oder Abstieg. Hier mag die Chance, einen gutverdienenden Akademiker zu erwischen, ein wenig höher sein. So hoch wie früher aber nicht mehr. Immerhin: Wenn man als Lehrkraft <= A14 einen MINT-Akademiker, BWLer, Juristen oder Arzt heiratet, verdient der fast immer mehr.

    Jetzt könnte man Beispiele aus dem eigenen Umfeld aufführen. Ich fange mal an:

    Den Mann einer Grundschulkollegin, sie Vollzeit, er gelernter Techniker, Kinder im oberen Teenageralter, habe ich diesen Sommer an der Kasse des örtlichen Freibades gesehen - sitzen, nicht stehen. Eine andere Kollegin, GS-Lehrerin in zweiter Generation, unterhälftige Familienteilzeit, fährt mit einem BMW-E-SUV zur Schule, ihr Mann ist Ingenieur. Die Kollegien sind sozial bunter als früher.

  • Früher galt noch das Lehrerinnenzölibat und ein Onkel hat mir sogar unlängst (vor ca. 10 Jahren) vorgeworfen, warum ich denn überhaupt als Lehrerin tätig sei mit 3 Kindern....

    Ich konnte aber gut kontern, denn seine Tochter, meine Kusine, ist Lehrerin und alleinerziehend. Hat ein Haus gebaut für sich und die Tochter und sie schafft das, ohne überhaupt wen zu heiraten. Der Vater des Kindes hat noch eine andere Familie und das wird in unserem familiären Umfeld als so gegeben hingenommen. Meine Tante kocht sogar für oft für alle Kinder....

  • Das Thema an sich ist sicher interessant, eher amüsant ist die Art einiger Formulierungen. :)

    Da kann man sich gut vorstellen, dass sich viele Lehrerinnen einen Arzt angeln konnten

    Wer als Akademiker eine studierte Frau suchte, landete mit hoher Wahrscheinlichkeit bei einer Lehrerin.

    Mehr Ärzte verlieben sich heute in eine Ärztin, da bleiben weniger Ärzte für Lehrerinnen übrig. (Krankenschwestern haben gar keine Chance mehr, höchstens noch auf Alimente.)

    Und auch Juristinnen, BWLerinnen und Chemikerinnen, die es früher viel weniger gab, können für Männer, die vor 50 Jahren um eine Lehrerin kaum herumkamen, sehr attraktiv sein.

    Herr Bernd, was treibt dich an?

  • Ich möchte eine Sache ergänzen zu dem Startbeitrag bzgl. Aufstiegsstudium:

    Das Studium einer Ingenieurswissenschaft gilt gemeinhin als Aufstiegsstudium, in dem Mitglieder aus nichtakademischen Haushalten den Aufstieg schaffen. Anekdotische Evidenz: Im KuK-Kreis kenne ich viele Lehrkräfte, die den Weg: Ausbildung, FH-Reife, Studium, QE gegangen sind. So führt dieses Studium auch manchmal zum Aufstieg zur Lehrkraft.

    Das klassische Lehramtsstudium hatte ich in dieser Kategorie bisher so nicht gesehen (gelesen) bzw. eingeordnet.

    Nicht-anekdotische Evidenz: Ein interessanter Beitrag aus der Zeit (zwar aus 2010, aber die Strukturen sind heute noch ähnlich):

    https://www.zeit.de/studium/hochsc…iale-aufsteiger

    Zitat

    Nagl: Die Ingenieure zählen nicht zum klassischen Bildungsbürgertum. In den Ingenieurwissenschaften braucht man Mathematik und Naturwissenschaften. Deren Inhalte zählen nicht zu dem, womit ein Bildungsbürger protzt. Außerdem studieren Abkömmlinge kleiner Leute gerne etwas Handfestes, und die Ingenieurwissenschaften bieten das.

    Gerhard Müller: Unsere Untersuchung hat ergeben, dass überdurchschnittlich viele der Professoren aus handwerklich geprägten Familien stammen. Die Verankerung der Inhalte der Ingenieurwissenschaften im täglichen Leben ist ganz unmittelbar. Ein Kind aus einer Handwerkerfamilie findet in technische Studiengänge leichter Einstieg als in geisteswissenschaftliche.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Aufstieg zur Lehrkraft.

    Oder Abstieg, weil man wieder in der Schule landet, wo man ja hergekommen ist ;)

    Das Studium einer Ingenieurswissenschaft gilt gemeinhin als Aufstiegsstudium, in dem Mitglieder aus nichtakademischen Haushalten den Aufstieg schaffen.

    Ein Professor hat immer scherzend vom akadamischen Proletariat gesprochen (gemeint Ingenieurinnen und Ingenieure [sich selbst eingeschlossen]).

    Ich kann das selbst gar nicht einordnen, denn mit universitärer Ausbildung hatte ich keine Berührung.

  • Ich finde diese Diskussion seltsam.

    Ich glaube ich kenne niemanden in meinem Alter (immerhin auch schon Mitte 40) und auch niemand jüngeres, der/die beim Heiraten über den Beruf des Partners und sozialen Auf- oder Abstieg nachgedacht hat. In meiner Bubble heiratet man aus Liebe bzw. aufgrund von Kindern, die gemeinsam groß gezogen werden.

    Und das Schöne ist: Als Lehrerin muss ich mir darum keine Gedanken machen und bin frei in meiner Entscheidung, mit wem ich zusammen sein möchte. Eben weil ich finanziell problemlos für mich selbst plus eventuelle Kinder aufkommen kann.

    Ich kenne auch in meinem Kollegium keine Frau, die aufgrund ihres gut verdienenden Mannes in Teilzeit gegangen wäre.

    Sondern höchstens welche, die wegen Kindern und aus purem Selbstschutz Teilzeit arbeiten (der Job ist einfach extrem fordernd und nicht jeder schafft es überhaupt Vollzeit zu arbeiten, erst Recht nicht, wenn es familiäre Verpflichtungen gibt).

  • Ach....
    "aus Liebe"...
    Natürlich ist man mit jemandem aus Liebe und natürlich denken die allerwenigsten bei der Einladung zu einer Party, ob die gerade begangene Ausbildung des Eingeladenen irgendwann einen Abschluss mit Aufstieg bedeutet.
    Trotzdem trifft man seine Entscheidungen nicht aus der Luft gegriffen, sondern würde dann aus einem Pool an Möglichkeiten wählen. Diese Möglichkeiten bewegen sich milieunah. Und wenn man zum Beispiel nach Sicherheit strebt , dann guckt man nach sicheren Berufen. Leute trifft man entweder in Real Life bei Hobbies, die auch etwas über einen aussagen oder im nicht realen Leben nach Stichworten, die eben auch gemeinsame Interessen oder Werte aufzeigen.

  • Würde mich ja jetzt mal interessieren, welche Berufe die Partner/innen der männlichen Kollegen hier haben. Heiratet ihr nach oben oder nach unten?

  • Ach....
    "aus Liebe"...
    Natürlich ist man mit jemandem aus Liebe und natürlich denken die allerwenigsten bei der Einladung zu einer Party, ob die gerade begangene Ausbildung des Eingeladenen irgendwann einen Abschluss mit Aufstieg bedeutet.
    Trotzdem trifft man seine Entscheidungen nicht aus der Luft gegriffen, sondern würde dann aus einem Pool an Möglichkeiten wählen. Diese Möglichkeiten bewegen sich milieunah. Und wenn man zum Beispiel nach Sicherheit strebt , dann guckt man nach sicheren Berufen. Leute trifft man entweder in Real Life bei Hobbies, die auch etwas über einen aussagen oder im nicht realen Leben nach Stichworten, die eben auch gemeinsame Interessen oder Werte aufzeigen.

    Oder es eben überhaupt nicht wie du beschreibst.

  • Würde mich ja jetzt mal interessieren, welche Berufe die Partner/innen der männlichen Kollegen hier haben. Heiratet ihr nach oben oder nach unten?

    Ich habe meine Frau geheiratet, weil wir super zusammen passen. Keine Ahnung ob nach oben oder unten. Ich finde diese Einstufung hier ziemlich unpassend und es interessiert mich heute wie vor 18 Jahren nicht.

    Entropy is a bitch, embrace her.

    Einmal editiert, zuletzt von s3g4 (30. September 2025 20:35)

  • Ich habe meine Frau geheiratet, weil wir super zusammen passen. Keine Ahnung ob nach oben oder unten. Ich finde diese Einstufung hier ziemlich unpassend und es interessiert mich heute wir vor 18 Jahren nicht.

    Ich habe damit nicht angefangen.

  • Ist es so? Du hast deine Frau nicht nach Interessen oder Gemeinsamkeiten kennengelernt?

    Hmm nein. Wir haben auch nur sehr sehr selten gleiche Interessen. Gemeinsam haben wir, dass wir so ziemlich alles zusammen machen können, wir können gut streiten ohne nachtragend zu sein. Keiner muss sich verstellen. Wir vertrauen uns eben ohne Bedingungen. Da brauche ich keine gemeinsamen Hobbies oder Interessen. Das kann ich auch mit Freunden machen.

  • Würde mich ja jetzt mal interessieren, welche Berufe die Partner/innen der männlichen Kollegen hier haben. Heiratet ihr nach oben oder nach unten?

    Da wir uns vor dem Studium kennengelernt haben, ist das berufliche Ergebnis Zufall. :D

    BBS vs GS, QE vs klassisches Studium, in welcher Richtung ist das nach oben/unten? ;)


    Tatsächlich ist im Bekanntenkreis sehr häufig: Studium + Studium, Ausbildung + Ausbildung. Ausnahme: Medizinerin und Hotelkaufmann. Ist GS-Lehrerin + Anwalt, GS-Lehrerin + Arzt irgendwie mit oben/unten zu betrachten? Ich denke nein. Lustigerweise kennen wir drei mal die Kombi: GS-Lehrerin + Polizist :D

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Bei Teilzeit aus familienpolitischen Gründen und Elternzeit liegt der Anteil von Frauen an Schulen im Regierungsbezirk Düsseldorf bei 99% (Quelle: Gleichstellungsplan 2021-2025). Da es ja eher selten der besser verdienende Partner ist, der die Betreuung übernimmt, finde ich schon naheliegend, dass viele Lehrerinnen nach oben heiraten. In meinem Dunstkreis fällt mir exakt ein Fall ein, wo Frau Lehrerin die Besserverdienende ist, aber da wurde auch bereits im Studium geheiratet.

    Das ist aber nicht wirklich lehrerspezifisch, sondern allgemein nach wie vor weitverbreitet zu beobachten, oder? Weder in meiner Familie noch im Freundeskreis gibt es Gegenbeispiele.

  • Meine Nachbarn sind das auch. Ist das so ein Ding?

    Hm, ähnliches Business ;) Deine Kunden haben nicht freiwillig mit dir zu tun, du musst immer hellwach sein und jeden Scheiß dokumentieren, manchmal versuchen deine Kunden dich zu verarschen und wenn du sie erwischst, machen sie einen auf unschuldig...

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
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