"Verlorene Schafe" zurück in die Herde holen

  • ... Ich bin Lehrer geworden, um junge Heranwachsene zu fördern und zu fordern. In den letzten Jahren käme ich kaum noch dazu ( in einem vernünftig vorbereiteten Rahmen) ,wenn ich an allen Konzeptpapieren etc unserer Schule beschäftigt wäre. Verwaltung hier und Verwaltung da.

    Die entscheidene Frage, dich ich mir gestellt habe, mache ich das mit und verliere die Kinder aus dem Blick oder aber ignoriere ich meine SL mit bestem Gewissen und widme mich dem, was wichtig ist: der Bildung und Ausbildung der Heranwachsenden....

    Es fällt mir schwer zu glauben, dass du jeden Abend 3h Unterricht vorbereitest.

    Und welches Konzept hat nicht die Förderung und Forderung der Heranwachsenden zum Ziele?

    Im Ernst, es gehört zu unseren Aufgaben halt mehr als Unterrichten. Aber sich wochenlang in was reinzuknien, wofür andere die höhere Stufe kassieren, dazu hab ich auch keine Lust mehr. Das hat abe überhaupt nichts mit meiner SL zu tun.

  • Kommt drauf an, wie viele Stunden in Korrekturen, Elternarbeit, Dienstbesprechungen, Konferenzen usw. usw. fließen. Das kann ja individuell sehr unterschiedlich aussehen.

    Kann es. Umso wichtiger ist eine individuelle Arbeitszeiterfassung, um das für sich gut steuern zu können.

  • Öhm. Wenn ich am Folgetag 6 Stunden oder mehr Unterricht habe, tue ich das durchaus 🤔

    3 Zeitstunden für 6 Schulstunden vorbereiten? Jedes mal? Boah würde mich das ankotzen.

  • Es fällt mir schwer zu glauben, dass du jeden Abend 3h Unterricht vorbereitest.

    Und welches Konzept hat nicht die Förderung und Forderung der Heranwachsenden zum Ziele?

    Im Ernst, es gehört zu unseren Aufgaben halt mehr als Unterrichten. Aber sich wochenlang in was reinzuknien, wofür andere die höhere Stufe kassieren, dazu hab ich auch keine Lust mehr. Das hat abe überhaupt nichts mit meiner SL zu tun.

    Wer sprach davon, dass ich jeden Abend 3 h Unterricht vorbereite??? Verstehe den Ansatz nicht? Also wenn ich abends Zeit habe, soll ich Konzepte schreiben oder wie ? Tatsächlich habe ich auch als Lehrkraft das Recht auf eigene Erholung und eigene Familie.

    Jedes Konzept hat es zum Ziel. Es ist aber nur ein Konzept. Und ein Konzept steht auf dem Papier. Und vom Papier zur Umsetzung . Zudem wage ich zu behaupten, dass ich auch ohne ein Konzept verstehe, was einen Heranwachsenden fördert und fordert.

    Es liegt für mich vor allem an der Sinnhaftigkeit der Konzepte. Da sind einfach soooo unfassbar unsinnige überflüssige dabei...

  • 3 Zeitstunden für 6 Schulstunden vorbereiten? Jedes mal? Boah würde mich das ankotzen.

    Danke, das dachte ich auch. Wenn ich 30min vorbereite für 45min Unterricht, dann bedeutet das im Regelfall heutzutage, dass ich eine neue/ aktualisierte Präsentation für die nächsten 2-4 Stunden habe, samt zumindest der selbst erstellten Arbeitsmaterialien für die erste Stunde (im Regelfall die ersten zwei Stunden). Damit sind die Vorbereitungen der nächsten Stunde(n) dafür sehr rasant abgeschlossen.
    Alles andere wäre schlicht nicht zeiteffizzient genug für mich, um innerhalb meines „Arbeitszeitbudgets“ für reine Unterrichtsvorbereitung zu bleiben. Gerade als TZ- Beschäftigte achte ich nämlich SEHR genau darauf, dass ich die vielen unteilbaren Aufgaben, die ich voll wahrnehmen muss, an anderer Stelle ausgleiche, damit ich tatsächlich das arbeite, wofür ich bezahlt werde, nicht ständig zusätzlich unbezahlte Mehrarbeit reinbuttere, nur weil ich meine Unterrichtsvorbereitung allzu perfektionistisch gestalte (das bezieht sich ausschließlich auf mich selbst und ist kein Kommentar zur mir unbekannten Vorbereitungsweise anderer).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Der Differenzierungsbedarf ändert sich zudem immer.

    Ja, manches kann man wieder einsetzen, manches haben wir an der Schule als Modul-Lehrgang im Regal, aber dennoch braucht es immer wieder Anpassung.

    Das stimmt natürlich und dadurch wird es auch nach sehr vielen Jahren nicht so sein, dass man ganz ohne Vorbereitung auskommt. Diese ist nur dennoch sehr viel schneller erledigt, als zu Beginn.

  • Wenn ich einen Jahrgang zum xten Mal unterrichte, geht das natürlich auch schneller. Bei neuer Erarbeitung, mit Differenzierungsbedarf und ohne vorhandenes Schulbuch sitze ich aber gerne auch mal länger.

    Ja das dauert manchmal länger, gerade wenn der Bereich neu ist.

  • Da stimme ich zu. Es geht mir gerade in diesem Schuljahr so, dass ich in zwei Klassen bzw. Qualifierungsbausteinen der Berufseinstiegsschule eingesetzt bin, in denen ich vorher noch nie tätig war und daher recht viel neu erstellen muss (habe dazu allerdings einige Materialien von KuK bekommen, die in den letzten Jahren dort unterrichtet haben). Auch unterrichte ich einen Profilbaustein in unserer im letzten Jahr neu entstandenen "BFS dual", der für mich vom Thema her neu ist; dort erstellen wir aber unsere Unterlagen im Team (wir haben vier Klassen, in denen wir parallel unterrichten), so dass die einzelnen KuK jeweils einen Themenbereich übernehmen.

    Ich versuche allerdings, meine Unterrichtsvorbereitung auf die Ferien für die Wochen danach oder auf meinen unterrichtsfreien Tag zu legen. Dann brauche ich nicht am Vortag für den nächsten Tag vorzubereiten (das liegt mir einfach nicht und abends geht bei mir gar nichts mehr...).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Die Zeiterfassung wird zu ganz vielen Problemen führen - sofern sie überhaupt annähernd realistische Werte für einzelne Tätigkeiten ausweist.

    Es läuft dann alles auf zu wenig Personal hinaus, das eben nicht auf Bäumen wächst. Also muss dann getrickst werden, dass das Ganze trotz Zeiterfassung wieder passt. Es wird dann Pauschalen für einzelne Tätigkeiten geben, die lächerlich gering bemessen sein werden. Beispielsweise 10 Minuten durchschnittliche Korrekturzeit für eine vierstündige Deutsch-LK-Klausur.

    Das Ganze wird vielen derjenigen, die noch motiviert und engagiert sind, den Rest geben.

    Das ist eine sehr verdrehte Sicht der Dinge. Die Zeiterfassung wird in erster Linie bereits existierende Probleme evident machen. Jetzt wird eben noch nicht mal "getrickst", sondern stillschweigend hingenommen, dass das Pensum eben enorm hoch ist (wenn man seinen Job gut machen will).

    Und genau deshalb finde ich es überhaupt nicht verwunderlich, dass manche Kolleg*innen sich nicht wesentlich über den Unterricht hinaus engagieren.

    Davon abgesehen: Woher kommt deine Annahme, dass die Motivation der Kolleg*innen sich in Drittel einteilen lässt? Ich hätte da jetzt viel eher eine Normalverteilung vermutet...

  • Die Zeiterfassung wird zu ganz vielen Problemen führen

    Nö. Die wird Probleme offenbaren, die es schon gibt. Die Zeiterfassung ist aber deren Ursache nicht.

    sofern sie überhaupt annähernd realistische Werte für einzelne Tätigkeiten ausweist.

    Du meinst die Kolleginnen schreiben falsche Zeiten auf? Ja, es steht zu befürchten, dass einige sich ihre Ausbeutung schön rechnen.

    Es läuft dann alles auf zu wenig Personal hinaus, das eben nicht auf Bäumen wächst.

    Wenn man zu wenig Personal hat, hat man zu wenig Personal. Unabhängig davon, ob die Zeiterfassung das offenbart. Indizien dafür gibt es übrigens jetzt schon.

    Also muss dann getrickst werden, dass das Ganze trotz Zeiterfassung wieder passt.

    Nein. Erstens muss nicht getrickst werden und zweitens darf es das gar nicht. Dass so eine Idee von Seiten einer Schulleitung kommt, ist bezeichnend. Eigentlich sollte eine solche dafür sorgen, dass Gesetze und Vorschriften eingehalten werden, dass die Zahlen stimmen.

    Eine Erhebung von Daten sollte genau das sein. Etwas „passend“ machen zu wollen, bedeuten lügen.

    passt. Es wird dann Pauschalen für einzelne Tätigkeiten geben, die lächerlich gering bemessen sein werden.

    Das widerspricht der Idee der Zeiterfassung.

    Das Ganze wird vielen derjenigen, die noch

    Nö. Wie immer weise ich darauf hin, dass sich als erstes jede um sich selbst kümmern muss. Ob nun ein braves Schaf oder eine durchschnittliche Kollegin, muss jede daselbst „Nein!“ sagen BEVOR es zu viel wird.

    Und ja, wenn bestimmte Dinge eine bestimmte Zeit brauchen, bleibt für alles andere nichts mehr übrig.

  • Davon abgesehen: Woher kommt deine Annahme, dass die Motivation der Kolleg*innen sich in Drittel einteilen lässt? Ich hätte da jetzt viel eher eine Normalverteilung vermutet...

    Die Form der Verteilung ist doch völlig egal. Irgendwo musst du eine Grenze ziehen.

    Bei der Betrachtung der "verlorenen Kollegen" gibt es nicht nur die, die eigentlich ein Disziplinarverfahren wegen Missachtung der Dienstpflichten bräuchten, sondern auch einen Bereich derer, die deutlich unter dem Durchschnitt arbeiten. Um die geht es hier glaub ich. Die Grenze zu ziehen ist nicht immer ganz einfach, siehe die hier vereinzelt durchscheinende Ansicht der Beschränkung das Dienstgeschäfts auf das Unterrichten.

    Die Zeiterfassung wird in erster Linie bereits existierende Probleme evident machen.

    Auch wenn ich die Zeiterfassung begrüßen würde, glaube ich ebenfalls, dass die relativ schnell zu Arbeitsnormen führen wird, bei denen sich der eine oder andere dann doch sehr umgucken wird. Vielleicht ist das auch nicht schlecht...

  • Bei der Betrachtung der "verlorenen Kollegen" gibt es nicht nur die, die eigentlich ein Disziplinarverfahren wegen Missachtung der Dienstpflichten bräuchten, sondern auch einen Bereich derer, die deutlich unter dem Durchschnitt arbeiten.

    Was ist denn "der Durchschnitt"? Woher weist du, wer "deutlich unter dem Durchschnitt" arbeitet? Die Lästerei über Kollegen und deren vermeintlichen Arbeitsumfang ist wirklich ein Kropf.

  • Das wehemente Aehren gegen eine Zeiterfassung ist irritierend. Lehrer ist ein ganz normaler Beruf. Im öffentlichen Dienst ist es an allen anderen Stellen normal, dass die Arbeitszeit erfasst wird und nach Möglichkeit ein Ausgleich stattfindet. Im "schlimmsten" Fall findet vielleicht wieder eine Konzentration auf das Kerngeschäft statt. Vor allem macht es Ansprüche von Lehrkräften durchsetzbar.

  • Die Zeiterfassung wird zu ganz vielen Problemen führen - sofern sie überhaupt annähernd realistische Werte für einzelne Tätigkeiten ausweist.

    Es läuft dann alles auf zu wenig Personal hinaus, das eben nicht auf Bäumen wächst. Also muss dann getrickst werden, dass das Ganze trotz Zeiterfassung wieder passt. Es wird dann Pauschalen für einzelne Tätigkeiten geben, die lächerlich gering bemessen sein werden. Beispielsweise 10 Minuten durchschnittliche Korrekturzeit für eine vierstündige Deutsch-LK-Klausur.

    Das Ganze wird vielen derjenigen, die noch motiviert und engagiert sind, den Rest geben.

    Wie kommst du denn darauf? Bislang hat jede Zeiterfassung in etwa dasselbe ergeben.

    Und ich finde es verwunderlich, dass du immer noch davon sprichst, dass es die Motivierten und Engagierten gibt und den faulen Rest (den habe ich ergänzt, aber der bleibt ja offenbar übrig).

    Habt ihr an eurer Schule mal eine Umfrage gestartet, wer welche Aufgaben erfüllt? Ich meine nicht eine Liste mit A14ern zusammenstellen, sondern dass jede*r seine Tätigkeiten aufschreibt, die er oder sie nach dem Unterricht noch macht.

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