Nachhilfe in der Grundschule (Mathe) scheitert am Textverständnis

  • Hallo,

    ich hoffe, es ist okay, hier als nicht-Lehrer reinzuschreiben, ich brauche ein paar Tipps von Menschen, die sich auskennen. 😅
    Ich gebe aktuell einer Verwandten von mir Nachhilfe in Mathe, sie ist in der 3. Klasse, aber hat die 2. Klasse wiederholt. Das ganze klappt einigermaßen, auch im 1000er-Bereich kommt sie klar.

    Nur bei Textaufgaben hat sie riesige Probleme, weil sie ziemlich schlecht liest (und nach eigenen Angaben Lesen „hasst“).
    Sie versteht, nachdem sie etwas gelesen hat, gar nicht, was eigentlich drinstand, kann Textaufgaben auch nicht ohne Hilfe in Matheaufgaben „umwandeln“ und ist dann sehr schnell frustriert von den Aufgaben.

    Meine Frage lautet also: Wie übe ich das am besten mit ihr und habt ihr Tipps, wie ich ihr das Lesen an sich näherbringen kann? (Da es ja eher daran, als an den Zahlen scheitert)

    MfG

    Variousfruits

  • Vllt. braucht sie dann eher Nachhilfe im Lesen?

    Ansonsten halt Operationsverständnis üben (EIS-Prinzip). Textaufgaben sprachlich vereinfachen (Kriterien für leichte Sprache). Verständnis gemeinsam erarbeiten: Was genau bedeutet das, was da steht? Was ist die Fragestellung? Welche Informationen und Angaben benötige ich, um diese zu lösen und welche nicht? Markieren, unterstreichen, rausschreiben, nachspielen, Skizze anfertigen, ...

  • Ich würde zuerst sicherstellen, dass das Kind beim Lesen auf den Inhalt achtet, ich nenne es "sich selbst beim Lesen zuhören". Dazu frage ich unmittelbar nach einem kurzen gelesenen Satz, ob das Kind diesen wiederholen kann. Wenn nicht, muss er erneut gelesen werden.

    Erst danach frage ich, ob das Kind erklären kann, was gemeint ist.

    Zur Förderung wird man fündig unter

    https://www.biss-sprachbildung.de/btools/lautles…orisches-lesen/

    https://www.alf-hannover.de/materialien

  • Es ist völlig normal, dass jeder und jede Einzelne unterschiedliche Interessen hat. Der Eine liest gerne, der Andere rechnet gerne, die Dritte malt für ihr Leben gerne.

    Lesen wird jedoch in fast allen Fächern benötigt - je höher die Jahrgangsstufe, desto umfangreicher und komplexer die Texte. Daher sind gute Lesekompetenzen für Bildungserfolg von großer Bedeutung.

    Vielleicht haben die Deutsch- und Grundschulkollegen (m/w/d) Tipps, um die Lesekompetenz und -lust zu steigern.


    Was Mathematik und Textaufgaben angeht: Hier scheint dem Mädchen die Verbindung zwischen bestimmten Wörtern und mathematischer Operationen zu fehlen. Ich würde mir an deiner Stelle mal eine mathematische Operation (z.B. Addition) vornehmen und mit ihr erst einmal zugehörige Signalwörter sammeln, die immer bei Additionsaufgaben vorkommen. Danach könnt ihr euch mal eine sprachlich vereinfachte Aufgabe vornehmen und die in der Aufgabenstellung beschriebene Handlung nachstellen, sodass das Mädchen ein Gefühl dafür bekommt, wie so eine Textaufgabe funktioniert. Irgendwann wird die Handlung nicht mehr nötig sein und die Aufgabe kann auf direktem Weg in eine mathenatische Gleichung übersetzt werden.

    Sobald die vereinfachten Aufgaben verstanden wurden, könnt ihr euch an sprachlich komplexere Aufgaben wagen, im nächsten Schritt dann auch eine andere mathematische Operation.

  • Nur bei Textaufgaben hat sie riesige Probleme, weil sie ziemlich schlecht liest (und nach eigenen Angaben Lesen „hasst“).
    Sie versteht, nachdem sie etwas gelesen hat, gar nicht, was eigentlich drinstand, kann Textaufgaben auch nicht ohne Hilfe in Matheaufgaben „umwandeln“ und ist dann sehr schnell frustriert von den Aufgaben.

    Meine Frage lautet also: Wie übe ich das am besten mit ihr und habt ihr Tipps, wie ich ihr das Lesen an sich näherbringen kann? (Da es ja eher daran, als an den Zahlen scheitert)

    Zu den Textaufgaben:

    Vermutlich sind das alle Arten, z.B. Sachaufgaben und Zahlenrätsel. Ich würde immer gezielt eine Sorte mit ihr üben und systematisch vorgehen. Bei den Sachaufgaben würde ich erst einmal sehr einfache, verständliche Aufgaben üben. D.h., Aufgaben, wo nur eine Rechenoperation notwendig ist. Es soll erst einmal verstanden werden, wie Addition und Subtraktion in Worte übersetzt werden. In meinen Augen wäre das Wiederholung, denn so etwas macht man schon in der 2. Klasse. Dann kannst du diese Rechenoperationen kombinieren bzw. Sachaufgaben machen, wo zwei Rechenschritte vorkommen. Mehr würde ich da noch nicht machen. Die Aufgaben solltest du auf jeden Fall aus dem Erfahrungsbereich nehmen.

    Neu sind für die Schüler meistens Sachaufgaben, wo man multiplizieren und dividieren muss. Auch hier würde ich einfach anfangen und dann Aufgaben mit allen 4 Rechenoperationen kombinieren.

    Mit welchen Hilfen man Aufgaben versteht, ist in anderen Beiträgen schon erklärt worden. (unterstreichen, Signalwörter, Skizzen machen, nachspielen usw.) Ergänzend könntest du noch in eigenen Worten erzählen lassen, was eigentlich drinsteht.

    Ansonsten kannst du versuchen, die Sachaufgaben unkonventionell angehen: Z.B. zwei Fragen zu den Sachaufgaben anbieten und fragen, was die richtige Frage ist, Rechnungen zu Sachaufgaben zuordnen lassen, Fragen zuordnen lassen, Antworten zuordnen lassen. Fehlerhafte Antworten geben, zu Rechnungen Aufgaben erfinden ....

    Sind es reine Zahlenrätsel - da gibt es auch unterschiedliche Arten - dann mit sehr einfachen Aufgaben anfangen. Z.B. Gesucht ist eine Zahl, die hat.... Da muss das Kind lesen und es trotzdem in Zahlen übersetzen. Es gibt auch Zahlenrätsel mit Rechenoperationen, die sind wesentlich schwieriger und da muss man abstrakt denken.

    Wenn es mit dem Lesen prinzipiell Probleme gibt, würde ich ihr beim Lesen vorerst helfen oder sogar die Aufgaben vorerst vorlesen, wie man das bei Legasthenikern macht. Das wäre aber nur eine vorübergehende Lösung.

    Zum Lesen:

    Wenn es ein allgemeines Problem ist, muss man das mit Hilfe der Lehrkraft angehen. Die hat sicher Empfehlungen dazu und falls bezüglich hier etwas aufgefallen ist, hat sie eine Testung auf Leseschwäche etc. empfohlen. Du kannst eigentlich nur mit dem Kind üben. In solchen Fällen hat nach meiner Erfahrung nur das regelmäßige tägliche laute Leseüben (das können nur 10 min sein) geholfen - am besten mit geeigneten Materialien. Später bzw. parallel kommt noch das Leiselesen dazu. Die Kinder, die es geschafft haben, da durchzugehen, haben sich tatsächlich verbessert und am Ende des 4. Schuljahrs merkte man ihnen die Leseschwäche kaum mehr an. Es hat halt länger gedauert wie im normalen Tempo. Auffallend war, dass diese Schüler ab einem gewissen Leseniveau dann plötzlich gerne Bücher gelesen haben.

  • Sprich am besten mit der zuständigen Lehrkraft, die kennt das Kind, die Schwierigkeiten und Förderbedarf. Das Kind hat nicht umsonst das zweite Schuljahr wiederholt.

  • Sprich am besten mit der zuständigen Lehrkraft, die kennt das Kind, die Schwierigkeiten und Förderbedarf.

    Das geht nicht so ohne Weiteres. Dazu bräuchte man eine entsprechende Erlaubnis. In meinen Augen ist es die Aufgabe der Eltern erstmal deswegen in die Sprechstunde zu kommen und nicht die Aufgabe der Nachhilfelehrerin. Vielleicht könnte man dann etwas bezüglich der Nachhilfe arrangieren und sich gemeinsam weitere Schritte überlegen.

  • Du kannst zum Üben der Textaufgaben mit einem Operatorenkreis anfangen. Da ordnest du jeder Rechenart die gängigen sprachlichen Signalwörter zu. Das hilft den meisten Kindern.

    Sowas gibt es dann als Liste für die späteren Jahrgangsstufen auch noch für die generellen mathematischen Kompetenzen, die bei Textaufgaben gefragt sind. Beispiel aus Niedersachsen. Das ist aber eher nicht für die Grundschule.

  • Das geht nicht so ohne Weiteres. Dazu bräuchte man eine entsprechende Erlaubnis. In meinen Augen ist es die Aufgabe der Eltern erstmal deswegen in die Sprechstunde zu kommen und nicht die Aufgabe der Nachhilfelehrerin. Vielleicht könnte man dann etwas bezüglich der Nachhilfe arrangieren und sich gemeinsam weitere Schritte überlegen.

    Ich traue dem/der TE zu, einen Kontakt herzustellen, insbesondere weil das Kind verwandt ist.

    M.E. Sinnvoller als eine Tippsammlung, bei der dem Laien unklar ist, was er in welcher Reihenfolge wie lange oder überhaupt tun soll.

  • Ich traue dem/der TE zu, einen Kontakt herzustellen, insbesondere weil das Kind verwandt ist.

    Ich will doch schwer hoffen, dass die allermeisten Lehrkräfte keine personenbezogenen Daten über Schüler rausgeben, nur weil jemand eine Mail schreibt und meint, er wäre die Großcousine der kleinen Emma. Für solche Anfragen sind die Eltern zuständig, da hat Caro völlig recht.

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