Es gibt keinen Förderunterricht - Daher Klassenwiederholung sehr wahrscheinlich

  • Hallo alle zusammen,

    zurzeit denke ich wieder stark über folgende Situation nach:

    Kinder kommen im Matheunterricht nicht mit. Förderunterricht gibt es an der Schule nicht. Wenn ich Glück habe, kommt alle paar Wochen ein Förderlehrkraft für eine Stunde in die Klasse.

    Ich muss nun frühzeitig den Eltern sagen, dass die Kinder das Klassenziel evtl. nicht schaffen werden (am besten mit Unterschrift, damit ich mich absichern kann - beweisen kann, es rechtzeitig gesagt zu haben). Die Kinder sollen nun Förderaufgaben mit Hilfe der Eltern zu Hause machen.

    Es fühlt sich für mich so falsch an. Warum gibt es keine Hilfe für die Kinder in der Schule?

    Ich selbst muss den Stoff durchkriegen. Wenn ich beginne, zieldifferent zu unterrichten, bekomme ich auch Probleme:

    - Zeitprobleme (wie soll ich das für die Kinder individuell vorbereiten und sie im Unterricht zieldifferent unterstützen?

    - Angenommen, ich finde ein Systhem, um zildifferent die Kinder dort abzuholen, wo sie stehen. Dann bekomme ich ja auch Probleme. Denn wenn die Kinder dann (vielleicht sogar mit Freude) dazulernen, aber das Klassenziel nicht erreichen, dann bekomme ich den Stress und den Ärger, weil ich falsch unterrichtet habe ... :(

    Wie geht ihr mit diesem inneren Konflikt um? Oder habt ihr das gar nicht? Bin ich die Einzige, die so etwas hat?

  • Meine Vorstellung von Grundschule ist: Jedes Kind lernt individuell so gut, wie es eben kann dazu.

    Susanne Schäfer (Zaubereinmaleins) macht das so. Wenn sie gefragt wird, wie sie damit umgeht, dass die Kinder am Ende der 4. Klasse nicht alle gleiche Kompetenzen haben, ist sie erstaunt, denn das ist ja gar nicht möglich. Die Kinder sind so unterschiedlich, sie können am Ende einer Klasse nicht alle auf dem gleichen Stand sein.

    Vielleicht beruhigt das Deinen inneren Konflikt und Du schaust mal nach Möglichkeiten der Individualisierung

  • Um welche Klassenstufe geht es denn?


    Ich habe dabei keinen Konflikt.

    Wenn das Kind die Inhalte noch nicht begreifen kann, differenziere ich.
    Wenn das nicht ausreicht, spreche ich mit den Eltern und wir besprechen die nächsten Wege.


    Dann kommt es sehr auf die Möglichkeiten im Bundesland an, wie stark man individualisieren darf.

  • Ich selber gehören noch zu den wenige Quereinsteigern, die mit zwei Fächern in der PE geschult wurden. Habe dann auch zwei Jahre Mathematik unterrichtet. Ich fand es ganz furchtbar, dass es nicht möglich war die Kinder da abzuholen wo sie sind. Was soll ich einem Schüler die Auflösung gemischter quadratischer Gleichungen erklären, wenn er nicht in der Lage ist, einfache Gleichungen mit ein oder zwei Unbekannten sinnvoll umzustellen. Das macht keinen Sinn.

    Zum Glück ist mein eigentliches Fach Chemie und ich bin dankbar in meinen bisherigen Schulen dann fast ausschliesslich Chemie und manchmal auch Physik zu unterrichtet haben. Hier ist man doch wesentlich flexibler in dieser Frage.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Es handelt sich um Zweitklässer. Ab der dritten Klasse gibt es Noten.

    Und weil ab der dritten Klasse die Noten kommen, ist es nicht so einfach, zieldifferent zu unterrichten. Schon in der zweiten Klasse nicht :( Denn wenn die Kinder das Klassenziel nicht erreichen, dann kommen sie ja mit dem Notendruck in der dritten Klasse gar nicht zurecht und schreiben nur schlechte Noten.

    Teilweise habe ich sogar Ideen, wie man den Kindern helfen könnte. Aber es geht nicht. Wenn ich zieldifferent etwas anbiete, bekomme ich am Ende Konflikte, wenn das Klassenziel trotzdem nicht erreicht wurde :(

  • Susanne Schäfer (Zaubereinmaleins) macht das so. Wenn sie gefragt wird, wie sie damit umgeht, dass die Kinder am Ende der 4. Klasse nicht alle gleiche Kompetenzen haben, ist sie erstaunt, denn das ist ja gar nicht möglich. Die Kinder sind so unterschiedlich, sie können am Ende einer Klasse nicht alle auf dem gleichen Stand sein.

    Das ist so wahr!

    Aber das passt dann doch auch gar nicht zu einem Schulsysthem mit Noten? Wenn ich Schulnoten geben muss, ist von allen Seiten der Druck da, den Lernstoff durchzukriegen, egal ob die Kinder ihn verstehen und mitkommen?

  • Ich muss nun frühzeitig den Eltern sagen, dass die Kinder das Klassenziel evtl. nicht schaffen werden

    Welches Schuljahr? Was heißt frühzeitig oder rechtzeitig? Du kannst die Förderung selbst dann nicht den Eltern überlassen, wenn du dich überlastet und hilflos fühlst.

    Das Klassenziel in Mathe? Auch in diesem Fach gibt es mehrere Ziele, vor allem in Klasse1/2 kann man durch gezieltes Beobachten und Fördern doch herausfinden, wo der Wurm drin ist. Wie lange kennst du denn diese Klasse?

    Ansonsten schließe ich mich Palim und Sissymaus an. Suche Differenzierungsmaterial heraus und tue dein Möglichstes.

    Und hier frage ich mich

    am besten mit Unterschrift, damit ich mich absichern kann - beweisen kann, es rechtzeitig gesagt zu haben

    wovor du Angst hast.

  • Ich habe zu langsam getippt, einige meiner Fragen sind geklärt...

    Es hört sich so an, als wärst du erst kurz im Dienst und lässt dich deshalb unter Druck setzen.

    Da es erst im dritten Schuljahr die ersten Noten gibt, hast du doch noch über ein halbes Jahr Zeit, die Kinder, die Eltern (und dich) darauf vorzubereiten. Und dass es Schüler*innen gibt, die später nicht überall nur Noten von 1 bis 4 haben, ist normal. Die Förderung ist deine Aufgabe. Wenn Eltern dich unterstützen, okay..., aber das kannst du nicht einfordern.

  • Als Beispiel:

    Wir erweitern gerade den Zahlenraum bis 100. Es gibt aber wenige Kinder, die im Zahlenraum bis 20 noch sehr unsicher sind und für die die Erweiterung des Zahlenraums eigentlich nch zu früh ist.

    So wie ich es mitbekommen habe, werden in NDS gerne die Eltern als "Hilfslehrer" eingebunden.

    Ich habe übrigens auch Ideen, wie ich im Unterricht individuell fördern kann, zum Beispiel mit Lerntheken oder indivdiuellen Wochenplänen und gebe hierbei auch mein Bestes.

    Meine Sorge ist: Wenn ich im Unterricht indidviduell fördere und ein Kind dann länger im Zahlenraum bis 20 rechnet oder bei der Erweiterung des Zahlenraumes bis 100 zum Beispiel länger braucht, um zu verstehen, wie man mit Zehnerzahlen rechnet (...), dann "verpasst" dieses Kind den Anschluss an die anderen Kinder. Und meine Sorge ist, dass dan Eltern irgendwann klagen bzw. mit einem Anwalt kommen, falls das Kind trotz individueller Förderung wiederholen müsste ...

  • Ich frage noch mal nach dem Bundesland … Oder habe ich das überlesen?


    Entscheidend ist z.B. die Regelung für Dyskalkulie.


    Weit davor ist zu überlegen, wie stark die Leistungen abweichen.

    In Klasse 2 wird bei uns zu diesem Zeitpunkt mit der Zahlraum bis 100 erarbeitet.

    Einige Kinder haben Schwierigkeiten mit der Zahlstruktur, lernen es mit Übung aber.

    Auch der Zehnerübergang bis 20 ist oft schwierig, aber der Zehnerübergang wird auch im 100er noch mal genau geübt, sodass man dann erneut üben kann.

    Wenn du zu diesem Zeitpunkt in ein Elterngespräch gehst und den Eltern Tipps geben möchtest, solltest du sehr konkret sagen können, wie geübt wird. Es hilft nicht, weitere Aufgabenserien abzugeben, gerade in Mathe braucht es Material und konkrete Anleitung

  • Wir erweitern gerade den Zahlenraum bis 100. Es gibt aber wenige Kinder, die im Zahlenraum bis 20 noch sehr unsicher sind und für die die Erweiterung des Zahlenraums eigentlich nch zu früh ist.

    Das ist doch normal.

    Ich habe übrigens auch Ideen, wie ich im Unterricht individuell fördern kann, zum Beispiel mit Lerntheken oder indivdiuellen Wochenplänen und gebe hierbei auch mein Bestes.

    Das ist doch schon mal gut.

    Und meine Sorge ist, dass dan Eltern irgendwann klagen bzw. mit einem Anwalt kommen, falls das Kind trotz individueller Förderung wiederholen müsste ...

    Genau das ist eine völlig übertriebene Sorge, das habe ich in 35 Jahren weder selbst noch im Kollegium erlebt.

    Das hier ist für die Kinder als e i n e Zensuren-Erklärungshilfe prima, das gibt es im o.g. "Zaubereinmaleins" hoffentlich noch:

  • So wie ich es mitbekommen habe, werden in NDS gerne die Eltern als "Hilfslehrer" eingebunden.

    Hm, nein, Eltern sind quasi Partner:innen, sie können das Lernen unterstützen, wenn sie dazu in der Lage sind, sie sind Experten für ihr Kind und du für das Lernen und ihr arbeitet zusammen.

    Ich glaube, man muss für sich ein System finden, wie man differenziert. Meine Wahl sind Arbeitspläne mit Stopps, es gibt Erläuterungen für alle, dann Übungen und Zeit für Kleingruppen oder erneute Erklärungen, irgendwann gibt es einen Stopp und eine neue Erklärung. Man kann das aber auch anders gestalten.

    Noch etwas: Am Ende muss man bestimmte Inhalte geschafft haben, aber nirgendwo steht, dass das Lehrwerk vollständig ausgefüllt sein muss. Es ist ein Material neben anderen und ich wähle, was ich machen will und was ich weglasse.

    Sorgen würde ich mir machen, wenn Kinder zu dem Zeitpunkt noch nicht sicher bis 10 rechnen, die Zahlen bis 20 nicht ordnen können,

    dass Kinder den Zehnerübergang noch nicht beherrschen, ist normal.

  • Als Beispiel:

    Wir erweitern gerade den Zahlenraum bis 100. Es gibt aber wenige Kinder, die im Zahlenraum bis 20 noch sehr unsicher sind und für die die Erweiterung des Zahlenraums eigentlich nch zu früh ist.

    So wie ich es mitbekommen habe, werden in NDS gerne die Eltern als "Hilfslehrer" eingebunden.

    Ich habe übrigens auch Ideen, wie ich im Unterricht individuell fördern kann, zum Beispiel mit Lerntheken oder indivdiuellen Wochenplänen und gebe hierbei auch mein Bestes.

    Meine Sorge ist: Wenn ich im Unterricht indidviduell fördere und ein Kind dann länger im Zahlenraum bis 20 rechnet oder bei der Erweiterung des Zahlenraumes bis 100 zum Beispiel länger braucht, um zu verstehen, wie man mit Zehnerzahlen rechnet (...), dann "verpasst" dieses Kind den Anschluss an die anderen Kinder. Und meine Sorge ist, dass dan Eltern irgendwann klagen bzw. mit einem Anwalt kommen, falls das Kind trotz individueller Förderung wiederholen müsste ...

    Bei uns wäre es eher entspannt, denn die Schüler können die ersten beiden Schuljahre in 1,2 oder 3 Jahren durcharbeiten, ohne dass es als Sitzenbleiben zählt. Manche Eltern verstehen das aber trotzdem nicht und drängen darauf, dass das Kind versetzt wird, andere Eltern sind einsichtig. Es gibt rabiate Kolleginnen, die im 1. Fall tatsächlich die entsprechenden schlechten Noten in De und Ma aufs Jahreszeugnis der 2. Klasse schreiben, um eine Nichtversetzung zu erzwingen.

    In deinem Fall: Wenn die Kinder Anfang der 2. Klasse schon so stark gefördert werden müssen, bringt eine Versetzung in Kl. 3 am Ende des Schuljahres nicht viel. Wenn du es mit den Eltern jetzt einvernehmlich klären könntest, also, dass das Kind nach dem Schuljahr noch nicht in Kl. 3 muss, könntest du es jetzt in Ruhe die Grundlagen üben lassen und sich im eigenen Tempo weiterbewegen lassen. So wie in altersgemischten Klassen. Da fällt es nicht auf, wenn welche langsamer oder schneller sind. Jede/r kriegt seine Aufgaben. Dass es mehr Arbeit für die Lehrkräfte bedeutet, ist klar. Aber auch das spielt sich ein.

  • Wenn ich Schulnoten geben muss, ist von allen Seiten der Druck da, den Lernstoff durchzukriegen, egal ob die Kinder ihn verstehen und mitkommen?

    Warum? Ist es nicht wichtiger,. dass alle so viel lernen, wie es ihnen in ihrer Situation möglich ist? Und ist das dann keine gute Leistung für das Kind, wenn es plötzlich etwas verstanden hat, was andere aber schon vor einigen Wochen verstanden haben?

    Das wird natürlich unterschiedlich sein. Wir unterrichten Gottseidank Menschen und keine Roboter. Teilweise sind die Altersunterschiede ja auch riesig!

    Ich hab zB in meinen Klassen einen Hauptschüler, 2 Realschüler, 3 mit Fachabi, 13 mit Abi und davon studieren 6 im dualen Studium. Es ist mir völlig klar, dass die alle völlig unterschiedliche Kompetenzen mitbringen und erweitern.

    Setz Dich nicht so sehr unter Druck. Du wirstt nicht entlassen, weil Du ein Kind mit zu wenigen Arbeitsblättern versorgt hast.

  • Kinder kommen im Matheunterricht nicht mit. Förderunterricht gibt es an der Schule nicht. Wenn ich Glück habe, kommt alle paar Wochen ein Förderlehrkraft für eine Stunde in die Klasse.

    Das ist nicht schön, aber leider Realität an vielen Schulen. Obwohl es mich schon wundert, dass ihr so überhaupt kein Förderkonzept habt. Da solltet ihr mal mit eurer Schulleitung reden.

    Ich muss nun frühzeitig den Eltern sagen, dass die Kinder das Klassenziel evtl. nicht schaffen werden (am besten mit Unterschrift, damit ich mich absichern kann - beweisen kann, es rechtzeitig gesagt zu haben). Die Kinder sollen nun Förderaufgaben mit Hilfe der Eltern zu Hause machen.

    Jetzt schon? Wir haben November, das erste Halbjahr ist noch nicht rum und du hast noch ein ganzes halbes Jahr in dem sich noch eine Menge bei den Kindern entwickeln kann.

    Es bieten sich noch eine Menge Themen an, bei denen du Kompetenzen aus dem ersten Schuljahr wiederholen und erweitern kannst.

    Zum Beispiel Zahlzerlegungen und damit das kleine Einspluseins kann man immer mal wieder einbringen und gerade Zahlzerlegungen und die Kernaufgaben der Einmalseinsreihen später, sind Themen, welche die Kinder gut zu Hause mit den Eltern lernen können, bis sie es im Schlaf können.

    - Zeitprobleme (wie soll ich das für die Kinder individuell vorbereiten und sie im Unterricht zieldifferent unterstützen?

    Mit welchem Lehrwerk arbeitet ihr in der Schule? Die meisten bieten eigentlich eine Menge passender Materialien zum Differenzieren an, das du nutzen kannst. In den Förderheften die ich kenne, sind dann Aufgaben, die die Basiskompetenzen gut abdecken, manchmal muss man noch ein bisschen nachbessern und anpassen für die eigenen Kinder, aber sie sind eine gute Ideensammlung.

  • Es handelt sich um Zweitklässer. Ab der dritten Klasse gibt es Noten.

    Und weil ab der dritten Klasse die Noten kommen, ist es nicht so einfach, zieldifferent zu unterrichten. Schon in der zweiten Klasse nicht :( Denn wenn die Kinder das Klassenziel nicht erreichen, dann kommen sie ja mit dem Notendruck in der dritten Klasse gar nicht zurecht und schreiben nur schlechte Noten.

    Teilweise habe ich sogar Ideen, wie man den Kindern helfen könnte. Aber es geht nicht. Wenn ich zieldifferent etwas anbiete, bekomme ich am Ende Konflikte, wenn das Klassenziel trotzdem nicht erreicht wurde :(

    Natürlich geht das, es ist quasi erst der Anfang der 2. Klasse! Du kannst (solltst / musst) jetzt differenziert unterrichten, damit die Kinder Grundlagen aufbauen und ihre Lücken schließen können.

    Wie kannst du das erreichen?

    Zum Beispiel indem du die Kinder mit einem Wochenplan arbeiten lässt, in dem die stärkeren Kinder andere Aufgaben bekommen als die schwachen. In Mathematik könnten die einen im Zahlenraum bis 100 rechnen, während die anderen noch im Zahlenraum bis 20 verweilen. Du könntest auch regelmäßig eine Stunde die Woche so arbeiten lassen, dass du dir die schwachen Kinder nach vorne holst und mit ihnen arbeitest, während der Rest der Klasse selbstständig etwas anderes macht. Da hast du dann deinen Förderunterricht.

    Du könntest differenzierte Hausaufgaben geben.

    Ich würde Einführungen und auch Hefteinträge, falls ihr Merkhefte habt, immer mit der ganzen Klasse machen, das schon. Aber auf jeden Fall in Übungsphasen sehr stark differenzieren.

    Und ja, ich würde die Eltern darüber informieren, dass das Kind in Mathematik noch unsicher ist und daher teilweise andere Übungen bekommt als der Rest der Klasse, ich würde ihnen auch raten, zuhause geeignete Übungen mit dem Kind zu machen. Vielleicht würde ich mal andeuten, dass eine Klassenwiederholung sinnvoll sein könnte, wenn sich zum Ende des Jahres herausstellt, dass das Kind so in der 3. Klasse nicht mitkommen wird (aber dann muss auch nach Ursachen geforscht werden, warum das so ist), aber jetzt schon eine Entscheidung diesbezüglich zu treffen, halte ich für verfrüht.

  • Ich glaube, man muss für sich ein System finden, wie man differenziert. Meine Wahl sind Arbeitspläne mit Stopps, es gibt Erläuterungen für alle, dann Übungen und Zeit für Kleingruppen oder erneute Erklärungen, irgendwann gibt es einen Stopp und eine neue Erklärung.

    Kannst du das mit dem Stopps genauer erklären? Arbeitet jedes Kind in seinem eigenen Tempo, aber auch schnelle SuS nur bis zu einem Stopp ?


    Danke für die ganzen Antworten!!! :)

  • Ja, genau, es gibt einen Stopp an der Stelle, wo ich eine gemeinsame Erläuterung oder Erarbeitung sinnvoll finde.

    Darüber sichere ich wichtige Inhalte, führe aber auch die Gruppe wieder zusammen, kann gemeinsame Gespräche initiieren …

    In den Phasen mit dem selbstständigeren Arbeiten sind es Übungen und Vertiefungen.

    Wer am Stoppschild anlangt und warten muss, kann sich an der Haltestelle bedienen, dazu kann man einen Ort in der Klasse finden oder die Aufgaben auch in den Plan setzen. Hier gibt es ein Angebot an einfachen und schwierigen Aufgaben, Knobel-Sachen, Wettbewerbs-Vorbereitung oder auch Material aus anderen Fächern

  • Danke, die Idee mit dem Stopp klingt super!

    Was ich auch versuche, ist über Analogieaufgaben zu differenzieren. Beispiel: Beim rechen mit Zehnerzahlen können die Kinder die kleine Aufgabe (im Zahlenraum bis 10) rechnen und anschließend die passende große Aufgabe (im Zahlenraum bis 100). Gerne auch mit Material. Und die Analogien werden auch immer wieder in Unterrichtsgesprächen aufgegriffen.

    Außerdem möchte ich gerne regelmäßig Schätzaufgaben integrieren. Hierbei sollen die SuS eine Menge (Nudeln, Wäscheklammern, Steckwürfel) schätzen und danach über das Zehnerbündeln ermitteln, wie groß die Menge ist. Ich würde das gerne als Ritual ein bis zweimal wöchentlich bis zum Schuljahresende machen, um allen Kindern die Chance zu geben, bis zum Ende des Schuljahres den Zahlraum bis 100 sicher erweitern zu können (die Schätzaufgaben sind nur eine Idee, weitere sind Basisübungen zu einer "Zahl des Tages" oder einer "Zahl der Woche").

    Und hier kommt das Problem: Ich muss mit den Kolleg:innen parallel arbeiten und die wollen diese Rituale nicht in ihren Unterricht integrieren. Wenn ich es alleine mache, fehlt Zeit an anderen Stellen. Wir arbeiten mit Wochenplänen und alle Kinder müssen in jeder Woche ein gewisses Pensum geschafft haben (es wird wenig bis gar nicht in diesen Plänen differenziert).

    Oft müssen auch Seiten in den Heften verpflichtend bearbeitet werden, die ich alleine nicht für alle Kinder ausgewählt hätte, weil sie vom Layout beispielsweise schon zu voll sind oder ich eben lieber ein AB mit Analogieaufgaben (zumindestens für einige Kinder) reingeben würde.

    Also wie kann man differenzieren, wenn man doch im Jahrgang parallel arbeiten muss?

    Übrigens geht es auch viel von den Kolleg:innen aus, das Eltern zuhause helfen müssen, wenn Kinder nicht mitkommen.

  • Wie geht ihr mit diesem inneren Konflikt um?

    Also, erstmal ganz großen Respekt vor Deiner Arbeit und Engagement! Ich könnte es nicht und würde es auch nicht wollen. Die hohen Frequenzen beim Kindergeschrei vertrage ich nicht so gut.

    Aus der Distanz kann ich Dir nur sagen, werd locker und betrachte Deine Arbeit als einen Job, den eh kaum noch einer machen will. Sollte man auch ab und zu mal nach außen kommunizieren.

    Wie Du es beschreibst, machst Du alles richtig und gut. Für Mängel im System, z.B. zu wenig Förderunterricht, kannst Du nichts. Da liegt die Verantwortlichkeit ganz woanders. Und genau da interessiert es niemanden, vermute ich mal.

    Was Du akzeptieren solltest, ist die Tatsache, dass nicht alle Menschen die gleichen intellektuellen Voraussetzungen und auch gleiche Lernbereitschaft mitbringen. War dunsemal in unserer Zeit schon so, ist heute so und wird auch immer so bleiben.

    Brauchbare konkrete Vorschläge haben Dir hier die Kolleginnen und Kollegen, die in dieser Schulform kompetenter als ich sind, schon gegeben.

    Du bist jung, also genieße intensiv Deine Freizeit/ Leben und denke nach Unterrichtsschluss daran, dass das Leben längst nicht nur aus Schule besteht. 8)

Werbung