Immer mehr Berufsanfänger beginnen in Teilzeit?

  • Ach, ich finde solche Diskussion in jedem Kontext albern und sie wirken irgendwie, keine Ahnung, so bedürftig. Als müsste man sich selbst etwas beweisen. Bei den Geisteswissenschaften meiner Studiengeneration ist es natürlich die Aussage, dass das Staatexamen (mindestens) so viel Wert sei wie ein Magister. Mindestens, weil man ja auch noch Didkatik und Erziehungswissenschaften studiert hat. Und nein, natürlich gab es bei uns - außer in Didaktik - auch keine eigenen Veranstaltungen für Lehrämtler. Das wäre ja auch albern.

    Trotzdem ist ein Staatsexamen halt weder ein Magister noch ein Diplom. Es sind halt unterschiedliche Abschlüsse. Ich verstehe wirklich nicht, woher das Bedürfnis kommt, sich hier immer zu vergleichen, egal ob jetzt bei Geisteswissenschaftlern oder bei Naturwissenschaftlern. Für mich wirkt das immer so, als müsse man sich selbst bestätigen, dass man eigentlich ganz toll ist, und dass es doch nicht "nur" Lehramt ist. Ja, nu, wenn man mit dem Abschluss so unzufrieden ist, dass man ihn immer mit einem anderen Abschluss gleichsetzen muss, warum hat man dann nicht gleich den anderen Abschluss angestrebt? Das erschließt sich mir halt nicht.

    Und zum NaWi-GW Vergleich äußere ich mich nicht nochmal. Die Diskussion hatten wir an anderer Stelle ausführlich und meine Sichtweise und Einschätzung, woher entsprechende Aussagen kommen, habe ich dort dargelegt.

    Wie gesagt, es amüsiert eigentlich vor allem.

  • Zum Glück fehlt an der Stelle noch die Anmerkung, dass man als Lehrkraft ja so wenig verdiene, da alle Anderen im Bekanntenkreis - sehr repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ausschließlich bestehend aus Oberärzten, Steuerberatern und Vorstandsvorsitzenden (jeweils m/w/d) - einem finanziell weit voraus seien.

  • Es gibt eben das Bedürfnis bei vielen Menschen, sich irgendwo in der ungeschriebenen sozialen Hierarchie einzuordnen - und da im Idealfall oberhalb des Gegenübers. Und falls das nicht gelingt, müssen eben Begründungen (vulgo Ausreden) her, wieso die Umstände und was auch immer daran schuld sind.

    Ich glaube, dass ich weder schlecht dastehe noch mich irgendwo verstecken muss. Wichtig ist, dass ich mit dem, was ich mache, zufrieden bin und mit meinem Privatleben glücklich bin.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Trotzdem ist ein Staatsexamen halt weder ein Magister noch ein Diplom. Es sind halt unterschiedliche Abschlüsse.

    Dank zu vielen Lehrern damals sind wir alle zweigleisig gefahren. Ich habe bewusst bis zum Schluss Diplom und anschließende Promotionmöglichkeit offen gehalten. Die Prüfungen waren dieselben. Ich hätte wie geschrieben einen Brief schreiben müssen und habe überlegt, ob ich es sicherheitshalber einfach mache. Da mir aber auch so die Promotionsstelle inkl. Bezahlung zugesagt wurde, war es mir dann doch nicht wichtig und nach dem Referendariat erhielt ich eine Stelle und habe abgesagt.

    Mir war sehr lange nicht klar, dass andere weniger fachlich studiert haben, ich wunderte mich über das Nichtwissen einer deutlich jüngeren Kollegin, die inzwischen nicht mehr bei uns unterrichtet.

    Mich triggert halt, wenn ständig behauptet wird, es gäbe Unterschiede. Ich habe zwei Prüfungen mehr, es war extrem stressig, ich wollte nur fertig werden.

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  • damit es WillG nicht langweilig wird, hab ich hier noch ein pikantes Detail zu den "Zwei Kulturen" Wein vs. Milch: Laut häufig gehörter eigener Aussage haben die meisten MathematikkollegInnen ihr höchste Kompetenzstufe mit Ende des Studiums erreicht und dann geht es abwärts. Find ich total faszinierend, dass innerhalb Mathefachschaften immer total klar ist, wer die guten Mathematiker sind, die die Studieninhalte noch beherrschen. GeisteswissenschaftlerInnen hingegen kumulieren ihr Wissen Jahr für Jahr und altern wie Wein.

  • Mich triggert halt, wenn ständig behauptet wird, es gäbe Unterschiede.

    Und das verstehe ich halt nicht. Ich fand mein Examen auch stressig, aber deswegen fange ich doch nicht an, mich mit anderen Abschlüssen zu messen. Ich habe es oben geschrieben, dieses "Ich hätte auch ein Diplom haben können" - oder eben bei uns Geisteswissenschaftlern "Ich hätte meine Examensarbeit auch als Magisterarbeit anrechnen lassen können!" ist doch albern und wertet meinen eigenen Abschluss ab. Die Leute die Diplom/Magister studiert haben, haben da ihr Ding gemacht mit ihrer Zielsetzung, und die die Staatsexamen haben ihr Ding gemacht. Wo da Inhalte/Prüfungen etc. identisch sind kann man natürlich vergleichen, aber warum sollte man?

    Aber gut, muss ich vielleicht auch nicht verstehen.

  • Und das verstehe ich halt nicht. Ich fand mein Examen auch stressig, aber deswegen fange ich doch nicht an, mich mit anderen Abschlüssen zu messen. Ich habe es oben geschrieben, dieses "Ich hätte auch ein Diplom haben können" - oder eben bei uns Geisteswissenschaftlern "Ich hätte meine Examensarbeit auch als Magisterarbeit anrechnen lassen können!" ist doch albern und wertet meinen eigenen Abschluss ab. Die Leute die Diplom/Magister studiert haben, haben da ihr Ding gemacht mit ihrer Zielsetzung, und die die Staatsexamen haben ihr Ding gemacht. Wo da Inhalte/Prüfungen etc. identisch sind kann man natürlich vergleichen, aber warum sollte man?

    Aber gut, muss ich vielleicht auch nicht verstehen.

    Ich habe halt zweigleisig studiert, hatte beide Zielsetzungen, weil eine Stelle als Lehrer nicht selbstverständlich war. In Chemie gab es, als ich fertig wurde, genau eine in Baden-Württemberg, sie wurde an einen Rückkehrer vergeben. Zielsetzung Staatsexamen bedeutete unter Umständen jahrelang Arbeitslosigkeit. Das wollte ich nicht und studierte mehr als für Staatsexamen verlangt.

    Stressig war das gesamte Doppelstudium, Semesterferien hatte ich nie, sondern holte Chemiepraktika nach neben Klausuren. Examen war weniger stressig, da habe ich die Prüfungen nacheinander abgelegt.

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  • Kris24 : Waren die Prognosen für andere Schulformen (Sek I/berufliche Schulen) damals ähnlich schlecht? Wären das vielleicht Alternativen gewesen?

    Ja.

    Ein paar Jahre später hatten wir jedes Jahr Realschulkolleginnen am Gymnasium, weil es an Realschulen noch weniger Stellen gab.

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  • Da würde ich zustimmen. In der Schule verkümmert man fachlich. Ich frage mich mittlerweile schon, wer diese intelligente Person war, die damals an der Uni nicht nur Hyroglyphen gesehen hat.

    Und warum findest du es dann verwirrend, wenn ich quasi genau das Gleiche schreibe, nämlich, dass das Meiste aus dem Studium eh keine Anwendung findet?

  • warum haben dann mathematiker und naturwissenschaftler meist so einen schlechten film-, kultur-, klamottengeschmack, wenn sie angeblich alles checken?

    Wunderbare Spiegelung der kommentierten, so unfundierten wie despektierlichen Pauschalisierung, die du hier gekonnt adressierst. Kurios aber, dass das nicht jedem offensichtlich ist.

    "Ich mag Kuchen!" (Johnny Bravo)

    "The fact that an opinion has been widely held is no evidence whatever that it is not utterly absurd; indeed in view of the silliness of the majority of mankind, a widespread belief is more likely to be foolish than sensible" (Bertrand Russell).

    "Pourquoi suit-on la pluralité? Est-ce qu'elle a plus de raison? Non, mais plus de force" (Blaise Pascal).

  • Du möchtest den Lehrerberuf also entakademisieren? Den Abistoff kennen reicht doch.

    Nein, das möchte ich nicht. Mich stört nur, dass Naturwissenschaftler immer wieder betonen, wieviel mehr wert ihr Studium doch sei und sie oft irgendwelche Privilegien fordern (müssten besser bezahlt werden etc.).

    Ein akademisches Studium halte ich für wichtig. Das soll so bleiben. Aber einmal im Schuldienst leisten wir alle auf verschiedene Arten die gleiche Arbeit (das meiste ist ja eh pädagogisch / organisatorisch). Deswegen sollte das Studium bei Bezahlung etc. keine Rolle spielen.

    Wenn du mit Doktortitel in Agrarwissenschaften in der Bäckerei Brötchen verkaufst, bekommst du trotzdem keinen höheren Stundenlohn.

    Und ja mei, das Studium ist lange her. Das waren mal ein paar Jährchen im Leben. Für diese vermeintliche Mehrleistung jetzt lebenslang bessere Behandlung oder Bezahlung zu erwarten finde ich echt daneben.

    Ich wette auch, viel Naturwissenschaftler schaffen es nicht, eine Fremdsprache außer Englisch auf C1 Niveau zu beherrschen.

  • Formuliere bitte sachlich und höflich, dann antworte ich dir auch.

    Du unterstellst, dass Naturwissenschaftler keine Fremdsprache außer Englisch auf C1-Niveau sprechen könnten. Da würde ich dir zustimmen. Aber da du Spanisch unterrichtest betrachte ich das als deinen Job. Also nochmal, welche Sprachen sprichst du denn SONST noch so auf C1-Niveau.

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