Der Punkt ist, dass derartige Nachfragen bei Menschen mit anderer Hautfarbe oder sichtbaren, anderen kulturellen Wurzeln selbst wenn diese nicht einmal mehr der Definition nach einen Migrationshintergrund haben regelmäßig gefolgt sind von der Frage, wo diese denn WIRKLICH herkommen würden, weil es Heidelberg, Freiburg, Tötensen angesichts des Aussehens schließlich nicht sein können, selbst wenn diese Person einen deutschen Pass hat und in der 3. oder 4. Generation nur in Deutschland lebt. Das führt für davon Betroffene häufig zu Ausgrenzungserfahrungen. Auch das wurde schon mehrfach in diesem Forum von Betroffenen genau so geschildert, wie auch jetzt wieder. Ich finde, das kann man einfach auch akzeptieren, statt es wegdiskutieren zu wollen, wie sich das für davon Betroffene anfühlt, die das dann eben nicht im Rahmen eines netten Smalltalks erleben, sondern teilweise mehrmals täglich und in durchaus aggressiver Weise.
Ich kann das aus meinen Erfahrungen als Behinderte jedenfalls gut nachempfinden, dass man irgendwann die Schnauze auch mal voll hat von den angeblich nur nett gemeinten, aber verdammt zudringlichen und respektlosen Nachfragen der Mitmenschen, die meinen, man wäre verpflichtet ihre persönliche Neugier zu bedienen. In meinem Fall hat das dann bedeutet, dass Wildfremde, wenn ich mit Assistenzhund in Kenndecke unterwegs war meinten, ich müsse, weil sie es ja nur gut meinten, ihre Fragen zu meiner Gesundheit en Detail beantworten und waren verletzt bis empört, wenn ich einfach deutlich gesagt habe, dass meine gesundheitlichen Diagnose nur mich etwas angehen würden. Oder, wenn ich dabei eine Sonnenbrille getragen habe wegen des Wetters, dann sind, wenn ich in der Bahn saß auch immer mal wieder irgendwelche arg lieben Damen gekommen, haben ihr Gesicht mit maximal 10cm Abstand vor meinen Kopf geschoben, um mich dann unvermittelt anzuschreien wo ich denn hinwolle, ob ich Hilfe brauche, was ich denn habe, weil man das offenbar auch so macht, wenn man einen „netten“ Smalltalk führen möchte mit einem behinderten Menschen. Nicht zu vergessen natürlich die Leute, die mich angepöbelt haben, Spasten wie mich hätte man früher vergast. Wohl gemerkt alles nur basierend auf der Kenndecke und dem Assistenzhund oder ggf. noch der Sonnenbrille, nicht, weil man mir ansonsten irgendeine Form von Behinderung äußerlich direkt ansehen könnte.
Irgendwann hat man einfach genug von dieser ganzen Zudringlichkeit, Übergriffigkeit und Respektlosigkeit und hat auch wirklich keinen Bock mehr, die angeblich nett gemeinte Neugier Wildfremder zu bedienen, die nur Smalltalk machen möchten.
Manche Dinge kann man sich nicht vorstellen, wie diese sich für davon Berroffene tatsächlich anfühlen, egal wie gut man es gemeint haben mag. Man kann aber lernen es zu respektieren, wenn einem Menschen deutlich sagen, wie sich das für sie anfühlt und das einfach mal ernst nehmen.