Petition A13 für Grundschullehrer_innen - Eure Meinung

  • Ich verstehe nicht, warum die Gymi-Lehrer hier so jammern - hallo, die Berufler nehmen nicht nur das Abi ab (was im Gym eben nur in einem Jahrgang vorkommt und folglich auch nur einen Bruchteil des Kollegiums treffen kann)

    Ich glaube, hier herrschen falsche Vorstellungen darüber, wie das Abi abläuft. In Hessen machen Schüler in 5 Fächern Abitur - 3 schriftlich, 2 mündlich oder besondere Lernleistung bzw. Präsentation. Bei Abijahrgängen von bis zu 120 Schülern an großen Gymnasien sind das 600 Prüfungen, die in einem Jahrgang über die Bühne gehen. Dazu kommen zusätzliche Prüfungen bei Wackelkandidaten oder Schülern, die ihre schriftliche Note im mündlichen noch verbessern wollen. Für eine Prüfungskommission im Mündlichen braucht man 3 KollegInnen, für eine schriftliche Prüfung Korrektor und Zweitkorrektor. Daran sieht man schon, dass das keineswegs nur einen Bruchteil des Kollegiums trifft. Gerade Deutschlehrer rotieren im Abitur massiv, weil in Hessen jeder Schüler durchs Deutschabitur muss. Bei uns gab es in diesem Jahr keinen einzigen Deutschlehrer, der nicht irgendwie im Abitur involviert war, auch im Aufgabenfeld II, das traditionell stark mündlich angewählt wird, mussten alle "ran". Und das oft neben dem normalen Unterricht, d.h. 1./2. Stunde Unterricht, dann 1,5 Stunden Abiprüfung, dann wieder normaler Unterricht. Da geht man am Schluss einfach nur noch auf dem Zahnfleisch. In Hessen werden zudem die Formalitäten, die bei mündlichen Aufgaben zu beachten sind, immer umfassender, der Regulierungswahn hat uns voll im Griff. Ich will keine Belastungen gegeneinander aufrechnen, aber ich finde, man sollte fair bleiben. Gymnasial-Lehrer jammern genauso wenig oder viel wie andere Kollegen - die Belastungen sind andere. Und vll. sollte man erst mal genau hinsehen, bevor man sich hier gegenseitig zerfleischt.

  • Meine Tochter fragte mich heute, warum die Mutter von einer Mitschülerin (Gymnasiallehrerin) ihr Kind immer schon direkt halb zwei abholen kann und ich nicht. Tja gute Frage. Ich weiß, dass sie ähnlich viel arbeitet wie ich. Ich hingegen saß heute bis 15:30 mit unserer Sonderpädagogin und füllte einen Vorklärungsbogen eines Schülers aus, bei dem sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt werden soll. Und solche Treffen habe ich ständig.


    Ist das am Gymnasium nicht so stark? Wirklich ernst gemeinte Frage.

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin ja am Gymnasium und habe drei Nachmittage die Woche in meinem Stundenplan regulär Nachmittagsunterricht bis 15uhr.
    der "freie" Dienstag ist unser Gremientag, der zugegeben nicht immer in Anspruch genommen wird, aber die paar Konferenzen und einige Arbeitsgruppen sorgen dafür, dass er nicht wirklich gefühlt frei ist. Es hängt natürlich davon ab, ob man zum Beispiel in der 6 (Orientierungskonferenzen), Klassenlehrer ist, Blaue Briefe-betroffen, Mobbing-Fälle hat, usw.. Freitags habe ich also bis 13uhr15 Schule. und ab und zu noch was.


    Aber ja, ich habe natürlich Kolleginnen mit Kindern, die alles durchgeboxt haben, um nur vormittags zu arbeiten, sie können ihre Kinder jeden Tag um halb 2 abholen (vorausgesetzt, die Schule ist direkt daneben).

  • Ich saß heute auch von 7:30 bis 15:30 in der Schule, habe an 2 Nachmittagen keinen Unterricht - einer davon der Konferenzennachmittag, der in vielen Fällen auch belegt ist. Ich könnte niemanden täglich Mittags abholen, weil ich vor 13:00 Uhr nie Schulschluss habe. Dazu kommen ebenfalls Klassenkonferenzen, Besprechungen, AGs. Ich arbeite Vollzeit. Bei KollegInnen mit Teilzeit sieht das schon wieder anders aus, allerdings haben auch da etliche Nachmittagsunterricht. Geht sonst gar nicht. Vll. hat die Dame dieses Jahr einfach Glück mit dem Stundenplan oder es gibt aus Gründen, die ich nicht kenne, für sie eine besondere Regelung - allerdings hat die sicher nichts damit zu tun, dass sie Gymnasiallehrerin ist.

  • Auch wenn Meike gleich wieder auf mich losgeht:
    An einer Gesamtschule als Sek I/II-Lehrer hat man das alles gleichzeitig:
    Abiturprüfungen, und zwar nicht zu knapp (weil die Sek II-Kollegen deutlich weniger sind als die Sek I-Kollegen, müssen die mehr Oberstufenunterricht geben als am Gymnasium). Jetzt hatten wir Nachprüfungen und meine letzte Woche bestand aus dem von Eugenia beschriebenen Springen zwischen Unterricht und mündl. Prüfungen.
    Zeitgleich habe ich gerade ein AOSF-Verfahren für eine Schülerin in meiner Klasse eingeleitet.
    Und auch wir haben an drei Tagen Nachmittagsunterricht und an einem weiteren Tag Konferenznachmittag, der eigentlich immer mit irgendetwas geblockt ist.


    Ich gebe Referendaren immer den Tipp, dass wenn sie die Chance zu einer gesunden Work-Life-Balance haben wollen, sie sich nach einer Stelle am Gymnasium umsehen sollen.
    (Ich habe vorher an zwei Gymnasien gearbeitet. Ich kann es vergleichen.)

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ich hatte das eher scherzhaft gemeint und wollte nicht erneut die ich mach mehr Diskussion lostreten.
    Und jetzt mal ernsthaft - bei über 3000 Schülern schleusen wir dieses Halbjahr 1300 durch eine Abschlussprüfung.
    Was habt ihr zu bieten?


    Die Kollegen vom Gymi, die sich nach dem Ref notgedrungen bei uns bewerben sind im ersten Jahr erschlagen von der Pfüfungsdauerhetze im zweiten Halbjahr.


    Also: Berufler for president!! :dollar:

  • Was habt ihr zu bieten?

    -> Schüler würgt Mitschülerin- wer löst die Hände des adipösen Teenagers am schnellsten vom Hals der röchelnden Maid?
    -> Eltern bedrohen Kinder und Lehrer vormittags im Klassenzimmer, werden handgreiflich- wie lange braucht die Polizei?
    -> 10 Fächer, 7 davon fachfremd in 9 Klassen- was mach ich um Himmels Willen morgen schon wieder in...?
    -> kein Geld für Material/ Arbeitshefte- was bastle ich in 150 Stunden Arbeitslehre?
    -> Abordnung von Geisteswissenschaftlern ohne Lehramt- wer rettet diese Leute durch unsere Klassen? (die in der Vertretung übrigens mehr verdienen, als mancher Kollege, der dann 1.-Hilfe-auf-allen-Ebenen leisten muss)
    -> täglich mindestens ein Telefonat oder richtiges Gespräch mit Eltern, Jugendamt, Familienhilfe, Psychologen, Psychiatern und oder Schulsozialarbeitern
    ...


    langweilig wurde mir bisher auch noch nicht :sterne:

  • Netter Versuch.
    Kommt aber mit uns nicht mit...


    - SuS schwänzen die Berufsschule - Gespräche mit Betrieben
    - Schülerin wird im betrieb sexuell belästigt, Gespräch mit Kammer
    - Schüler handelt mit Drogen kommt nicht zur Schule weil in U-Haft
    - Schüler ist Nachts bei den Eltern rausgeflogen, weiß nicht wohin, ruft mich nachts an
    - Schülerin ins Frauenhaus bringen, kann nicht nach Hause zurück
    - Schüler prügeln sich ernsthaft, beide 27 Jahre alt und sehr groß und schwer
    - Mutter von Gymnasialschüler ist besorgt um Abinoten
    ...


    Nein, ich will eure Arbeit wirklich nicht klein machen, ich weiß sie zu schätzen.
    darum sollte es auch keine Klassengesellschaft geben (unter Lehrern)

  • Deine SuS prügeln sich sogar ernsthaft? Nein! Doch! OOohhh!


    Nichts für ungut, aber dieser Schwanzlängenvergleich asozial/krimineller Verhaltensstudien ist nicht zielführend. There is always a bigger fish, so what?

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Wie wäre es mit einkotenden Kinder, oder mit 2.Klässlern die mit Absicht in Schränke pinkeln. Oder Eltern, die ihre randalierenden Kinder nicht abholen können, weil "ich gerade am shoppen bin, das kann noch dauern". :D

  • Thamiel: Vielleicht, weil man manchmal einfach loswerden will: "ich mach meine Arbeit gerne, aber ja, sie ist anstrengend. Und ich würde gerne angemessen dafür bezahlt werden" und außer KollegInnen das niemand nachvollziehen kann.

  • Lieber Thamiel,


    ich finde es schön, dass du das so locker sehen kannst. Mich hat das etwas überfordert in dem Moment.
    Und du hast insofern recht - wenn es danach ginge, würden Polizisten nicht in A9 eingestuft werden, die sehen so etwas täglich.


    Darum ging es mir nicht. Ich bin sehr zufrieden.


    Lieber Gruß
    Schwanzus longus

  • Ich seh das nicht locker, ich seh das emotionslos. Nur weil die meisten von uns Hauptschulen und die Klientel, die da hinstromert, noch nie direkt in Augenschein nehmen konnte, ist sowas trotzdem real. Ich könnte auch solche Stories erzählen, die noch keine 24h alt sind. Ja, ich hab auch meine Augen groß gemacht, als ich vom Ref in meiner Dorfschule zwischen den Feldern in den städtischen Brennpunkt gewechselt bin. Nennt sich Praxisschock. Aber das hat jeder von uns? Deswegen muss ich doch nicht vom Leder ziehen ?!

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Guten Morgen!


    Hm... diese Diskussion empfinde ich doch sehr eigenartig. Ich habe 4 Jahre in der GS gearbeitet und hatte es dort mit Angestellten, Beamten A12, A13 zu tun. Eine angestellte Kollegin, die aufgrund ihres behinderten Kindes nur noch eine halbe Stelle fahren konnte, verdiente im Monat gute 500 €. Die Dame hat dafür studiert und ein Ref abgelegt. Das hat mich sehr erschrocken. Im Lehrerberuf herrscht grundlegend eine große Ungerechtigkeit.
    Als GS Kraft hat man unglaublich viel Arbeitsaufwand beim Erstellen und Kontrollieren von Differenzierungsmaterial und Wochenplänen. Da sitzen nun mal die Kids mit ner Entwicklungsspanne von bis zu 5 Jahren (plus inzwischen die Förderkinder) und wollen individuell gefördert werden. Also versucht man sie so schnell wie möglich in die Selbstständigkeit zu erziehen und sie an Wochenpläne zu gewöhnen. Diese Pläne wollen jede Woche nachgeguckt werden. Natürlich stehen auch ständig besorgte Eltern vor der Klasse, die mal eben noch ein Beratungsgespräch brauchen. Schulfeste und Klassenfeste kommen auch noch dazu. Mein Tag als GS Kraft endete offiziell gegen 13:30 Uhr. Praktisch erst häufig gegen 20/21 Uhr.
    Nun bin ich in der Sekundarschule. Differenzierung auf mindestens 4 Niveaus (HS, RS, GY und Förderschule --- ups, hier muss ja auch noch mal differenziert werden). Wir besitzen allerdings gut differenzierte Lehrwerke, so dass mir diese Arbeit (häufig) sehr erleichtert wird. Meine Hauptaufgabe ist das Erziehen. Ich erziehe Eltern, ich erziehe Kinder, ich schlichte Streit, ich hole den Sozialarbeiter oder Sonderpädagogen ins Boot, ich sitze beim JA, ich sitze in einer Anhörung oder Teilkonferenz, ich schreibe den nächsten Beitrag für die Akte, ich dokumentiere Fehlverhalten oder fehlende Materialien, ich überlege mir Konsequenzen... 3-4 Nachmittage verbringe ich in der Schule. Meine Arbeit ist anstrengend, aber sie ist kürzer (außer in der Klausurphase). Meist kann ich gegen 18 Uhr beim Sport sein.
    Gymnasium kann ich nicht beurteilen. Wenn ich GS und Sek 1 vergleiche, empfinde ich das auf jeden Fall als gleichwertig. GS war nachmittags/am WE stressiger und zeitintensiver, SEK ist während der Unterrichtszeit anstrengender.

  • Nachtrag: Ich finde es schon anstrengend, wenn einem Nichtlehrer mitteilen, dass man nen Halbtagsjob hat und zu viel verdient. Allerdings scheint es ja tatsächlich auch unter den Lehrern einen herabwürdigende Ansicht zu geben. Finde ich persönlich sehr schade.
    Lehrer bleiben für mich einfach häufig ein komisches Volk.

  • Eine angestellte Kollegin, die aufgrund ihres behinderten Kindes nur noch eine halbe Stelle fahren konnte, verdiente im Monat gute 500 €.

    Also, wenn ich den Tarifrechner anschmeiße und mal den "Worst Case" inszeniere (E 11 Stufe 1, 50% Arbeitszeit, Steuerklasse VI), kommen da immer noch netto 896,37 € raus. Und dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass Stufe 1 nur ein Jahr dauert und Steuerklasse VI nur für Nebenjobs angesetzt wird. War es vielleicht gar keine halbe, sondern nur eine viertel Stelle?


    Bitte die Verhältnisse nicht (noch) schlechter reden, als sie es sind.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Also, wenn ich den Tarifrechner anschmeiße und mal den "Worst Case" inszeniere (E 11 Stufe 1, 50% Arbeitszeit, Steuerklasse VI), kommen da immer noch netto 896,37 € raus. Und dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass Stufe 1 nur ein Jahr dauert und Steuerklasse VI nur für Nebenjobs angesetzt wird. War es vielleicht gar keine halbe, sondern nur eine viertel Stelle?
    Bitte die Verhältnisse nicht (noch) schlechter reden, als sie es sind.

    Kommt ja darauf an, welches Bundesland, ob wirklich E11 eingruppiert usw. bei deinen Eingaben bekomme ich in Berlin 2010 auch nur ca. 700 Euro raus und weiß, dass ich 2009 noch deutlich weniger hatte.
    Und als Vertretungskraft bist du eigentlich nie aus der 1 rausgekommen, weil jede Unterbrechung für eine neue Zählung gesorgt hat und die Ferien wurden ja selten bezahlt!
    Somit kann das gut hinhauen.

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