Schleife binden - ein Fall für Schule oder Elternhaus?

  • Mal eine Frage zu der Stifthaltung. Unsere Tochter ist gerade zwei geworden und kam bereits seit mehreren Monaten einen dicken Buntstift einwandfrei halten und damit rumkritzeln. Ich habe ihr das nicht aktiv beigebracht und meine eigene Stifthaltung beschränkt sich auf Notizen und Einkaufszettel… im Kindergarten wird auch viel gemalt und gebastelt und ich war total erstaunt, als sie dort mit gut 22 Monaten schon mit Schere und Klebe hantierte. Was muss man also alles unterlassen, dass Kinder das nicht von selbst lernen?

    Nicht alle Kinder halten automatisch den Stift richtig. Mein Kind, jetzt 9, hielt den Stift lange falsch, schrieb aber bereits mit 4 lautgetreu. Das eine hat mit dem andren nicht so viel zu tun. Wir sind zuhause 2 Lehrer und ein größeres Geschwisterteil und halten alle den Stift richtig (ich habe bereits Erstklässlern das Schreiben beigebracht, also weiß ich, was "richtig" heißt), dennoch fügte sich das kleine Kind nicht meinen dezenten und intensiveren Hinweisen. Selbst der Kiga wies mich darauf hin. Auch, dass es nicht so genau schneiden könne, wurde mir gesagt. Es schnitt gerne und viel, aber nie sehr exakt.

  • Mal eine Frage zu der Stifthaltung. Unsere Tochter ist gerade zwei geworden und kam bereits seit mehreren Monaten einen dicken Buntstift einwandfrei halten und damit rumkritzeln. Ich habe ihr das nicht aktiv beigebracht und meine eigene Stifthaltung beschränkt sich auf Notizen und Einkaufszettel… im Kindergarten wird auch viel gemalt und gebastelt und ich war total erstaunt, als sie dort mit gut 22 Monaten schon mit Schere und Klebe hantierte. Was muss man also alles unterlassen, dass Kinder das nicht von selbst lernen?

    Ehrlich gesagt finde ich Dein Posting hier wirklich traurig. Dir ist nicht klar, dass Deine Tochter da vielleicht in bestimmten Dingen anderen voraus ist, womöglich aber in anderen Bereichen Defizite hat? Urteilst Du dann mit Dir selbst auch so wie Du über andere Eltern urteilst, deren Kids einen Stift nicht halten können? Und fehlt Dir wirklich die Weitsicht, dass Kinder so unterschiedlich in ihren Kompetenzen sind, dass Eltern ggf. überfordert sind?

    Ich hab eine Tochter, die schulisch nahezu alles hinbekommt, was sie will. Und einen Sohn, der da ganz anders ist. Was hab ich also beim Sohn falsch gemacht? Man möge mich aufklären.

    Übrigens ist der Sohn perfekt in allen Sportarten. Was machen also Eltern falsch, deren Kind kein Fußball kann? /s

  • Was muss man also alles unterlassen, dass Kinder das nicht von selbst lernen?

    Dein Kind sieht dich also schreiben, andere Kinder sehen das bei ihren Eltern nie.

    Und dein Kind hat eine Begabung, Sachen genau zu imitieren und nicht nur irgendwie.

    Unabhängig davon, dass auch viele Erwachsene den Stift auf merkwürdige Weise halten, benötigen manche Kinder sehr viel Anleitung, bis sie die Stifthaltung übernehmen.

    Und es gibt Kinder, die sich schon sehr früh gegen alles mit Handmotorik verwehren, nicht basteln, nicht malen, nicht schreiben, nicht … Das kann wiederum ganz verschiedene Gründe haben, sodass man nicht nur hinsichtlich der Stifthaltung gegensteuern müsste, sondern auch auf die Suche nach den Gründen gehen könnte, um in diese Richtung zu unterstützen.

  • Viele Familien haben weder Bücher noch Mal- oder Bastelsachen zuhause. Es gibt viele Kinder, die bis zur Grundschule keinen Buntstift benutzen.

    Selbst wenn eine Familie wirklich in finanziell prekärer Situation lebt: Die Eltern haben doch die Erfahrung machen müssen, dass man ab und zu im Leben einen Stift benutzen soll. In Deutschland ist Schulpflicht und jeder, der/die in Deutschland mal zur Schule ging, musste dabei Stifte nutzen. Und selbst wenn Eltern migriert sind: Zumindest die Grundschule ist in Ländern der dritten Welt Pflicht und wenn die Eltern nach Deutschland migrieren, müssen sie zu irgendeinem Zeitpunkt mal einen Antrag ausfüllen oder unterschreiben, die Sinnhaftigkeit der Beherrschung der Stiftbenutzung müsste also bei 99,99% aller Eltern gegeben sein.

    Selbst bei Bürgergelderhalt oder Leistungserhalt nach Asylrecht dürfte es nicht daran scheitern, einfaches Schreibwerk zu finanzieren, daher vermute ich eher aktives Unterlassen und dann die Frage "Warum?".

  • Gymshark
    Lass doch mal dein Migranten-Bashing weg!

    Ich betreibe kein Migranten-Bashing. Ich habe oben geschrieben, dass zuvor in Deutschland beschulte Erwachsene aus der Sache heraus bereits Erfahrung mit Stiftnutzung haben. Falls dann jedoch die Frage aufkommen sollte, was mit denjenigen ist, die im Ausland beschult wurden, wollte ich diesen Punkt schlichtweg bereits vorweg nehmen und entkräftigen.

    Es gibt ohne Zweifel genug hochgebildete Migranten genauso wie hochgebildete Deutsche ohne Migrationshintergrund, aber ich stelle die These auf, dass deren Kinder eher weniger gemeint sind, wenn es um solche geht, die nicht eigenständig die Toilette nutzen oder einen Stift halten können.

  • Die Motivation ist bei vielen da, das Vermögen ist aber ein anderes, als du es erwartest.

    Meine Lebenserfahrung sagt mir, dass der springende Punkt (gerade in Deutschland) in den seltensten Fällen Vermögen ist, sondern eher Motivation.

    Motivation alleine kann meiner Meinung nach eine suboptimale Ausgangslage bis zu einem gewissen Grad ausgleichen, sonst müssten wir postulieren, dass gesellschaftlicher Aufstieg per Definition nicht möglich sei. Es gibt zwar körperliche und kognitive Grenzen, die auch bei hoher Motivation nicht überschritten werden können, aber wir sprechen in diesem Zusammenhang ja weiterhin von basalen Grundlagen und nicht der Besteigung des Mount Everest oder dem Absolvieren eines anspruchsvollen Studienganges auf Masterniveau.

  • ich habe bereits Erstklässlern das Schreiben beigebracht, also weiß ich, was "richtig" heißt

    Hmmm, ich halte den Stift bis heute nicht "richtig". Bis auf hin und wieder dumme Bemerkungen von diversen Besserwissern gab es keine Einwände, und es hat mir nie geschadet. Insofern hatten auch "meine" Schüler*innen recht viele Freiheiten bei der Stifthaltung.

  • Hmmm, ich halte den Stift bis heute nicht "richtig". Bis auf hin und wieder dumme Bemerkungen von diversen Besserwissern gab es keine Einwände, und es hat mir nie geschadet. Insofern hatten auch "meine" Schüler*innen recht viele Freiheiten bei der Stifthaltung.

    Ja, vermutlich hältst du ihn "effektiv". Aber meine Schüler krampfen dann und halten deswegen keine 3 Wörter durch.

  • Aber meine Schüler krampfen dann und halten deswegen keine 3 Wörter durch.

    Alle? Ich habe schon viele

    den Stift auf merkwürdige Weise halten

    sehen. Wenn das zu "Verkrampfungen" führt, muss man natürlich Alternativen aufzeigen. Ich habe seit ich schreibe 2 verschiedene Stifthaltungen, eine ("die falsche") für die ordentliche, für alle lesbare Schrift. Die "richtige" für das schnelle Mitschreiben (z.B. als Schüler und Student) und für Notizzettel, Einkaufslisten etc. Das ist natürlich nicht verallgemeinbar..., aber ich halte nichts davon, eine normierte Stifthaltung allen aufzuzwingen.

  • Hmmm, ich halte den Stift bis heute nicht "richtig". Bis auf hin und wieder dumme Bemerkungen von diversen Besserwissern gab es keine Einwände, und es hat mir nie geschadet.

    Kürzlich wurde mir mal erklärt, dass es auch egal wäre, wie die Kinder den Stift halten.

    Möchte ich gar nicht ausschließen (siehe Pepe), aber ich weise trotzdem die Eltern immer (mit der Einschränkung: im Grunde ist es egal) darauf hin, wenn ich bei der Schulanmeldung eine verkrampfte Stifthaltung sehe.

  • Ehrlich gesagt finde ich Dein Posting hier wirklich traurig. Dir ist nicht klar, dass Deine Tochter da vielleicht in bestimmten Dingen anderen voraus ist, womöglich aber in anderen Bereichen Defizite hat? Urteilst Du dann mit Dir selbst auch so wie Du über andere Eltern urteilst, deren Kids einen Stift nicht halten können? Und fehlt Dir wirklich die Weitsicht, dass Kinder so unterschiedlich in ihren Kompetenzen sind, dass Eltern ggf. überfordert sind?

    Ich hab eine Tochter, die schulisch nahezu alles hinbekommt, was sie will. Und einen Sohn, der da ganz anders ist. Was hab ich also beim Sohn falsch gemacht? Man möge mich aufklären.

    Übrigens ist der Sohn perfekt in allen Sportarten. Was machen also Eltern falsch, deren Kind kein Fußball kann? /s

    Nein, ich gehe tatsächlich nicht davon aus, dass unsere Tochter da ein besonderes Talent hat. Und erst recht gehe ich nicht davon aus, dass ich dafür verantwortlich bin, dass sie schon einen Stift halten kann. Denn: ich bin eben wie beschrieben kein leuchtendes Vorbild für sie, ich schreibe wenig. Viel weniger geht kaum.

    Ernst gemeinte Frage: gibt es Kinder die ohne Buntstifte und Papier groß werden? Und ohne Kindergarten, in denen sie lernen, wie man einen Stift hält? Als Einzelfall kann ich mir das ja vorstellen, aber es wird ja so dargestellt, als wenn ein großer Teil der Kinder das nicht könnte…. Wenn sich der Anteil wirklich stark erhöht hat, dann muss man sich durch fragen, an welcher Stelle etwas falsch läuft.


    Der Vergleich von Stift halten und Fußball spielen hinkt, denn letzteres ist schon eine sehr spezielle Fähigkeit, die problemlos gegen andere Tätigkeiten/ Sportarten ersetzt werden kann.

    Ich habe übrigens auch eben Sohn, der vermutlich nie schreiben können wird. Da könnte ich Bäume ausreißen, das wird nichts. Nein, ist nicht meine Schuld.

  • Meine Lebenserfahrung sagt mir, dass der springende Punkt (gerade in Deutschland) in den seltensten Fällen Vermögen ist, sondern eher Motivation.

    Von welcher Motivation sprichst du? Wie soll denn ein sechs-jähriges Kind, das außer Handy und Fernsehen noch nicht viel kennenlernen durfte auf magische Weise alles können, das ein anderes sechs-jähriges Kind, das in der musikalischen Früherziehung war und zuhause freien Zugang zu unzähligen Büchern hat, kann?


  • Ernst gemeinte Frage: gibt es Kinder die ohne Buntstifte und Papier groß werden? Und ohne Kindergarten, in denen sie lernen, wie man einen Stift hält? Als Einzelfall kann ich mir das ja vorstellen, aber es wird ja so dargestellt, als wenn ein großer Teil der Kinder das nicht könnte…. Wenn sich der Anteil wirklich stark erhöht hat, dann muss man sich durch fragen, an welcher Stelle etwas falsch läuft.

    Ganz ohne nicht, aber wenn immer die Glotze läuft und das Handy zur freien Verfügung ist, ist das einfacher und spannender, als selbst etwas zu tun.

    Einen Stift halten lernt sicher jedes Kind, die Frage halt, WIE sie ihn halten.

    Der Anteil hat sich da sicher nicht erhöht. Ich bin ländlich aufgewachsen und die Brüder meiner Freundinnen haben schon vor Einschulung in der Landwirtschaft mitgeholfen, da war nix mit "Mama sitzt da und zeigt dir, wie man was ausschneidet". Mama war draußen bei den Kühen oder auf dem Feld, der Papa war zusätzliche zur Landwirtschaft noch Zimmerer und das war's.

  • Die kleine Schwester einer Kollegin wurde als kleines Kind in eine Gipsschiene gesperrt (Arme und Beine fixiert!), wenn die Eltern aufs Feld mussten. Sie selbst war alt genug, da nicht mehr rein zu müssen.

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