"Pädagogisches Runden" - Zeugnisnoten erstellen

  • In BW werden Zeugnisnoten nicht ausgerechnet!

    Lernt man so etwas nicht mehr im Ref. (Schul- und Beamtenrecht)? Wurde ja sogar bei uns Sonderpädagogen thematisiert ...

    Vielleicht hat Mimi das Bundesland nach dem Referendariat gewechselt?


    Ich wurde in NRW auch überrascht, kannten sie doch meine "Lieblingsnote" 2/3 nicht.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • In BW werden Zeugnisnoten nicht ausgerechnet!

    Das sollte grundsätzlich für alle Bundesländer gelten und hängt bereits damit zusammen, dass Noten als ordinal skalierte Daten ohnehin nicht einer Durchschnittsbildung unterliegen können. Es verbietet sich von selbst, mit Noten zu rechnen. Das würde dann klarer, wenn man sich an den offiziellen Notenskalen "sehr gut", "gut" usw. orientieren würde und nicht an den unglücklichen Kurzbezeichnungen "1", "2" usw.


    Natürlich sollten SchülerInnen, die während des Schuljahres fast nur "gute" Leistungen erbracht haben, am Ende auch mit "gut" und nicht mit "ausreichend" beurteilt werden. In Grenzfällen hat die Lehrkraft zu entscheiden und zu begründen, warum die Gesamtleistung "gut" statt "befriedigend" war.


    PS: Es kann z.B. auch sachgerecht sein, SchülerInnen mit gleichem Durchschnitt (wie gesagt: nicht sinnvoll bei Noten) unterschiedliche Gesamtbeurteilungen zukommen zu lassen, um die jeweilige Entwicklung über das Schuljahr abzubilden.

  • Plattenspieler und dann kommt mein Mentor und möchte die Notentabelle mit Berechnung haben :pfeifen: Ist aber bei uns gerade ein etwas spezieller Fall, deswegen auch der ungewöhnliche Zeitpunkt in Bawü (wo ich nach wie vor bin).


    Danke für die Antworten bisher. Bei dem Schüler bin ich mir echt unsicher und möchte mich auch nicht einfach aus Sympathie zur besseren Note leiten lassen. Dazu tendiere ich iwie automatisch... Da möchte ich mich wirklich selbst hinterfragen.

    Für zukünftige Jahrgänge möchte ich mir merken, dass ich um Pfingsten mal die voraussichtliche Endnote kurz mit Excel ausrechne, um bei SuS auf der Kippe noch genauer hinzuschauen.

  • Oder auch das. Wobei das zumindest die SchülerInnen nicht jucken dürfte - da zählt dann nur das Endergebnis.

    Ich verstehe dein Argument noch nicht. 2,5 liegt in der Mitte und man muss sich zwischen zwei Noten entscheiden. Wieso entscheidet man sich für "eine ganze Note schlechter", wenn man die 3 gibt?


    Am ersichtlichsten finde ich es bei der 1: 1 bedeutet "sehr gut", dafür muss alles passen. Wenn eine*r auf 1,5 steht, dann ist es eben nicht "alles passt super", sondern "fast alles passt super, der Rest war echt gut". Klingt tendenziell nach ner 2:)

  • Am ersichtlichsten finde ich es bei der 1: 1 bedeutet "sehr gut", dafür muss alles passen. Wenn eine*r auf 1,5 steht, dann ist es eben nicht "alles passt super", sondern "fast alles passt super, der Rest war echt gut". Klingt tendenziell nach ner 2

    Dem schließe ich mich grundsätzlich an, möchte aber noch die Perspektive auf Anforderungsbereiche lenken. Gelingt es einer Schülerin oder einem Schüler fast immer, auch Transferaufgaben im Anforderungsbereich III eigenständig zu lösen, eigene Sachurteile abzugeben und neue Lösungsideen zu entwickeln, verliert aber durch kleinere Fehler immer mal wieder Bewertungseinheiten, so kann trotz tendentiell mehr "guter" als "sehr guter" Bewertungen durchaus auch das Gesamturteil "sehr gut" sachgerecht sein.

  • Ich lese jetzt nicht alles. ich meine, dass es solche Diskussionen schon mal gegeben habe.


    Es ist halt so, dass man einen Entscheidung treffen muss. Entweder trifft man die individuell, weil die Rechnung sind so eindeutig ist. Oder man trifft sie an anderer Stelle, indem man sich für ein bestimmtes Rechen-, Rundungs- und Gewichtungsverfahren entscheiden. Ich möchte nur vor der Illusion warnen, das letzteres irgendwie objektiver sei, weil Mathematik. Dass man die Entscheidung dadurch vor sich versteckt, indem na sie an eine andere Stelle im Prozess verankert, heißt nicht, dass man sie nicht trifft.


    Ich verfahre seit langem so, dass ich rechne, soweit möglich. In klarem Bewusstsein der mathematischen Grenzen (die Ordinalskalen wurden schon erwähnt. Ich rechne gerne mit den Punkten aus den Klausurae). Und dann schaut man noch mal über alle Daten, beachtet die Entwicklung und Tendenzen, gewichtet Ausreißer, etc. Das übliche halt.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Am ersichtlichsten finde ich es bei der 1: 1 bedeutet "sehr gut", dafür muss alles passen.

    "Alles passt" klingt für mich eher nach einer 2:

    Zitat von Notenbildungsverordnung BW § 5

    Die Note "gut" soll erteilt werden, wenn die Leistung den Anforderungen voll entspricht.

  • ... Gelingt es einer Schülerin oder einem Schüler fast immer, auch Transferaufgaben im Anforderungsbereich III eigenständig zu lösen, eigene Sachurteile abzugeben und neue Lösungsideen zu entwickeln, verliert aber durch kleinere Fehler immer mal wieder Bewertungseinheiten, so kann trotz tendentiell mehr "guter" als "sehr guter" Bewertungen durchaus auch das Gesamturteil "sehr gut" sachgerecht sein.

    Aber die SuS bekommen doch alle dieselben Tests. Wer alle AFB erfüllt, müsste automatisch auf 1 stehen, oder verstehe ich dich falsch?

  • Aber die SuS bekommen doch alle dieselben Tests. Wer alle AFB erfüllt, müsste automatisch auf 1 stehen, oder verstehe ich dich falsch?

    Mir ging es um den Fall, dass ein/e SchülerIn im Laufe des Schuljahres durchgängig auch Aufgaben im Anforderungsbereich III gut bewältigt, in den einzelnen Leistungsüberprüfungen aber aufgrund kleinerer Mängel/Flüchtigkeitsfehler öfter ein "gut" als ein "sehr gut" erhält. Dennoch kann dann die Gesamtleistung im Schuljahr mit "sehr gut" beurteilt werden, obwohl das "rechnerisch" nicht drin wäre.

    • Offizieller Beitrag

    Ich verstehe dein Argument noch nicht. 2,5 liegt in der Mitte und man muss sich zwischen zwei Noten entscheiden. Wieso entscheidet man sich für "eine ganze Note schlechter", wenn man die 3 gibt?


    Am ersichtlichsten finde ich es bei der 1: 1 bedeutet "sehr gut", dafür muss alles passen. Wenn eine*r auf 1,5 steht, dann ist es eben nicht "alles passt super", sondern "fast alles passt super, der Rest war echt gut". Klingt tendenziell nach ner 2:)

    Wenn Du nur "ganze" Noten auf dem Zeugnis vergeben kannst - wie beispielsweise in der Sek I - dann würdest Du wie oben von mir dargestellt, dem Schüler eine ganze Note schlechter geben wegen eines Zehntels in der Arithmetik. Ich halte von diesen X,5 Theorien und Überlegungen gar nichts. Entweder die Teilleistungen und meine Gesamteinschätzung führen zu einer Eins oder eben zu einer Zwei - wie von Dir dargestellt. Dafür brauche ich keine x,y Berechnungen.

  • Aber das spielt selten eine Rolle, weil du auch mit 2,3 die Note 3 erteilen darfst und mit 2,7 noch 2, wenn du es gut (!) begründen kannst

    zwar anderes Land, aber trotzdem neugierig: Hat denn schonmal jemand nach einer Begründung gefragt?


    Bei uns steht das auch so ähnlich in der Schulordnung, aber in meinen 12 Jahren in dem Laden hat mich - außer natürlich Schülern - noch nie jemand gefragt, wie meine Zeugnisnoten zustande kommen.

  • "Alles passt" klingt für mich eher nach einer 2:

    Würde das bedeuten, dass Du bei 100% „Erfüllung“ eine 2 gibst?


    Im Abitur ist es (in NRW) so definiert, dass es ab 95% die beste Zensur, also 1+ gibt.


    Ab welchem Prozentwert würdest Du eine 1 oder gar eine 1+ geben? 120%?

  • Entweder die Teilleistungen und meine Gesamteinschätzung führen zu einer Eins oder eben zu einer Zwei - wie von Dir dargestellt. Dafür brauche ich keine x,y Berechnungen

    Ich brauche die Berechnung eigentlich auch nicht, aber ich finde die Regelung in BW, die ja trotzdem eine pädagogische Notengebung ermöglicht, eigentlich praktisch.


    Wenn meine Gesamtwürdigung der Schülerleistungen zu einer besseren Note führt als der selbst berechenbare Schnitt, freut sich der Schüler.


    Und wenn meine Gesamtwürdigung dem entspricht, was er selbst berechnen kann, ist das für die meisten Schüler auch in Ordnung.


    Den Fall, dass ich am Ende des Jahres bei einem Notenschnitt von 2,4 noch die schlechtere Zeugnisnote für richtig halte, hatte ich noch nicht.


    Spätestens bei der Halbjahresinformation sehe ich schon, ob mein Gesamteindruck und der errechnete Durchschnitt zusammenpassen. Ist das nicht der Fall, dann beobachte den Schüler im Unterricht verstärkt. Und wenn ich bei meiner Überzeugung bleibe, dann ist noch genug Zeit diese durch Abfragen oder ähnliche Formate dem Schüler auch einsichtig zu machen.

    Meistens sind diese Fälle aber Schüler, die sich im Unterricht nicht gut beteiligen aber für die Klassenarbeit gut lernen. Und wenn sie dann dort zeigen können, dass sie den Stoff beherrschen, dann bekommen sie auch die bessere Note.

    Würde das bedeuten, dass Du bei 100% „Erfüllung“ eine 2 gibst?


    Im Abitur ist es (in NRW) so definiert, dass es ab 95% die beste Zensur, also 1+ gibt.


    Ab welchem Prozentwert würdest Du eine 1 oder gar eine 1+ geben? 120%?

    Da ist die Frage, was "alles passt" für den Lehrer bedeutet.


    Gut heißt in BW, dass die Leistung den Anforderungen voll entspricht.

    Sehr gut heißt in BW, dass sie den Anforderungen im besonderen Maße entspricht.


    Wenn ein Schüler alle Aufgaben des Anforderungsbereichs III korrekt lösen kann, dann entspricht das eben den Anforderungen im besonderen Maße. Es wird eben nicht von jedem guten Schüler erwartet. Daher gibt es gut mit weniger als 100%. (Im Abitur mit 90%? Müsste ich nachsehen.)


    LG DFU

    • Offizieller Beitrag

    zwar anderes Land, aber trotzdem neugierig: Hat denn schonmal jemand nach einer Begründung gefragt?


    Bei uns steht das auch so ähnlich in der Schulordnung, aber in meinen 12 Jahren in dem Laden hat mich - außer natürlich Schülern - noch nie jemand gefragt, wie meine Zeugnisnoten zustande kommen.

    ja, als ich in Bayern unterrichtete -- ausgerechnet in dem BL, in dem die Noten errechnet werden mussten. Es gib tatsächlich um eine Komma -wenig-Note.

  • zwar anderes Land, aber trotzdem neugierig: Hat denn schonmal jemand nach einer Begründung gefragt?


    Bei uns steht das auch so ähnlich in der Schulordnung, aber in meinen 12 Jahren in dem Laden hat mich - außer natürlich Schülern - noch nie jemand gefragt, wie meine Zeugnisnoten Und ich konnte es immer gut begründen, achte spätestens im 2. Halbjahr genau wie du darauf.

    Ja. Einmal allerdings wurde ich von der SL/RP schriftlich gefragt (es ging um eine Nichtversetzung, die die Mutter nicht akzeptieren wollte, da "reichte" die 4,7 nicht, um die 5 zu begründen, ich musste noch weitere Gründe schriftlich nennen, die wurden aber sofort akzeptiert (war halt Mehrarbeit direkt vor den Sommerferien).


    Ich habe es einmal vor vielen Jahren bei einem Fachkollegen mitbekommen, er rief mich in den Sommerferien an und bat um Rat. Er musste letztendlich die Note zurück nehmen und die bessere geben, weil er im Nebenfach nur 2 Klassenarbeiten geschrieben hatte (in Baden-Württemberg in Nebenfächern freiwillig, aber, die ich kenne, lassen zwischen 2 und 4 schreiben, dadurch kam eine 4,5 zustande) und die mündlichen Noten ohne Datum notiert hatte (das reichte damals nicht, die Eltern klagten sich durch). Ich bin seitdem sehr vorsichtig, einer unangenehmen Mutter (ich habe es zum Glück nach 4 Wochen bemerkt) konnte ich 19 Noten mit Datum und Stichworten warum zu ihrem faulen (und nicht so intelligenten Sohn) nennen, sie gab einen Einspruch sofort auf.

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  • Kris24: Ich verstehe die Beispiele nicht. 4,0 ist ausreichend.

    Und ich verstehe dich nicht. (4,0 habe ich nie notiert.)


    Bei 4,5 oder 4,7 nach schriftlichen, mündlichen und evtl. praktischen Leistungen gibt oft die Zeugnisnote 5 und wenn es dann keinen Ausgleich gibt (z.B. 2 und/oder 3 in einem anderen Fach) die Nichtversetzung. Und manche "Löwenmütter" (selten Väter aus meiner Sicht) kämpfen dann gegen jede einzelne 5.

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