*heul* Sachrechnen Klasse 1

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liebe Grundschullehrer/innen,


    ich habe eine liebe und, wie ich finde, ziemlich fitte 1.Klasse. Was allerdings wirklich zum Heulen ist, ist das Sachrechnen. ;(


    Wir üben nun schon seit geraumer Zeit immer wieder Fragen finden, Fragen zuordnen, Rechnungen finden, Antworten formulieren.
    Heute habe ich ein Übungsblatt in die Klasse gegeben, wo sie aus kurzen Situationen nur die Frage finden sollten.
    Beispiel:
    Nils liest heute 5 Seiten und morgen 3 Seiten in seinem Buch.
    Frage:....


    Hier ein paar Antworten der Kinder (mündlich):
    -Wie viel liest er übermorgen?
    -Was für ein Buch liest er? (!)
    und meine Lieblingsfrage, bei der mir der Mund offen stehen blieb:


    - Wie viel muss er bezahlen?


    Ich wusste nicht, ob ich lachen oder heulen sollte.


    Wir haben es uns dann noch alles erarbeitet, es kamen auch vernünftige Antworten, aber bei manchen Kindern habe ich den Eindruck, dass sie trotz aller Übung überhaupt keine Ahnung haben, um was es da geht.


    Das alles hat zur Folge, dass ich auch Sachaufgaben immer weniger gerne angehe. Vielleicht könnt ihr mir, als fachfremder Mathelehrerin, mal ein paar Tipps geben. Bekommt man das dauerhaft in die Köpfe?


    Ach ja, wir haben schon sehr früh im Schuljahr angefangen, Rechengeschichten zu erzählen, aufzunehmen und die versteckten Rechnungen zu finden. Das klappte meist besser. Deswegen dachte ich auch eigentlich, die Kinder hätten dann weniger Probleme mit den Aufgaben im Buch...


    LG
    Melo

  • Ich fühle mcih Ende der 2. Klasse in diesem Puinkt sehr ähnlich.
    Ein Kind fragt bei mir IMMER: Wie viel ist es zusammen?


    Wenn man "es" nicht definiert, passt die Frage erstaunlich oft, so dass ich sie jetzt VERBOTEN habe :D Nein, ich kann dir leider auch nichts raten. Du machst das, denke cih, schon gut, so wie du dein Herangehen an das Thema beschrieben hast...

    • Offizieller Beitrag

    Wenn ich darauf eine Antwort wüsste... Bei einigen Kindern in meiner 3. Klasse ist es nur geringfügig besser ;) Üben, üben, üben: überlegen, was man weiß, was man herausfinden könnte, auch manchmal überlegen was man NICHT herausfinden kann macht den Kindern Spaß.


    Überflüssiges lasse ich in der 3. Klasse auch streichen. Z.B.: Jan kauft im Geschäft in der Hauptstraße 4 sechs Tüten mit jeweils 30 Murmeln.


    Gruß leppy

  • Also ich als totale Matheniete (zumindest in der Sekundarstufe) kann mich voll in diese Kinder hinein versetzen.
    Klar, einer will wissen, wie viel Nils denn wohl übermorgen liest. Ist ja auch ne interessante Frage. Immerhin hat er heute 5 Seiten geschafft. Morgen schafft er nur drei........ wie viel packt er dann wohl einen Tag später?


    Aus kindlicher Logik heraus betrachtet, sind die Fragen ja gar nicht so dumm ;)


    Das Blöde ist halt nur, dass wir nicht wissen können, wie viel Nils übermorgen liest. Wir können ihn nicht fragen....... Genauso wenig auf die Frage, welches Buch er liest..... schade!


    Vielleicht wäre die Aufgabe anders formuliert besser gewesen?


    Nils soll lesen üben. Erst schafft er fünf Seiten. Danach noch mal drei Seiten.


    Frage: ?????



    ????
    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

    • Offizieller Beitrag


    *kicher*


    mögliche Fragen:


    welches Buch liest er denn? (scheint ja spannend zu sein :D)
    wann hat er es ausgelesen ?
    an welchem Tag liest er gar nichts mehr ? (wo doch die Seitenzahl rückläufig ist :D)
    warum liest er am 2. Tag weniger ?
    welches Buch liest er danach ?


    Maaaaaaann, da könnte man 100.000 Dinge fragen, die alle lebensnäher sind als die dusselige Frage nach der Summe der gelesenen Seitenanzahl :rofl:

  • Also noch nie Mathe-unterrichtende-Lehrkraft wäre meine Idee, Fragen vorzugeben.
    Also: Lesefrage von Niel
    a) Wieviel hat er insgesamt gelesen?
    b) Welches Buch liest er?
    c) Warum schafft er nicht auch am 2. Tag 5 Seiten?


    Aufgabe: Finde die Frage heraus, die du errechnen kannst. Löse sie.

  • also, das mit den versch. fragen vorgeben, finde ich eine gute möglichkeit. könnte ich mir zumindestens vorstellen.
    ich hab ansonsten leider auch keine große ahnung. meine kinder (förderschule) wissen noch nicht mal, was eine FRAGE überhaupt ist. von daher...
    anfürsich find ich die fragen der kinder aber echt suuuperwitzig. aufschreiben! und ihnen am ende der klasse mit allen anderen lustigen kommentaren u bildern geheftet schenken. :) (hoffe mal, dass sie bis dahin die ironie verstehen.)
    gruß!

  • ich kann dich gut verstehen melosine! mit meinen erstklässlern geht es ähnlich: die fragen alles, nur nicht die gesuchte frage!
    bin in manchen stunden auch ratlos. habe es teilweise auch schon mal so gemacht, dass ich fragen zur wahl gegeben habe. das problem ist eben wirklich, dass andere fragen wirklich interessanter sind. ein kind meinte auch zu mir, dass er die frage angekreuzt hätte, weil er nur das wissen will - toll!!! es ist ihnen egal, worum es in der aufgabe geht!
    aber genau das wird ihnen auf lange sich ja auch wieder zum verhängnis! sie können informationen nicht entnehmen und sich nicht auf das wesentliche konzentrieren!


    sollte jemand eine lösung finden, so meldet es mir bitte! ich bin da völlig plan- und ratlos ?( - obwohl ich wirklich gerne und viel mathe mache (morgen sogar fürs seminar - hoffentlich finden sie da die frage! drückt mir die daumen!)

  • Zitat

    Original von Panama
    Klar, einer will wissen, wie viel Nils denn wohl übermorgen liest. Ist ja auch ne interessante Frage. Immerhin hat er heute 5 Seiten geschafft. Morgen schafft er nur drei........ wie viel packt er dann wohl einen Tag später?


    Das Blöde ist halt nur, dass wir nicht wissen können, wie viel Nils übermorgen liest.


    Auf dieser Grundlogik funktioniert Statistik und Marktforschung. Mit solchen Rechnungen werden Unternehmensentscheidungen in Millionenhöhe getroffen.
    Ich finde es fast schon genial, dass ein Erstklässler aus diesem Zusammenhang eine Zeitreihe erkennt, deren weiteren Fortlauf eine Überlegung wert ist.


    Was für ein Buch er liest? Auch das kann eine interessante Frage sein. Immerhin liest er eines, das mehr als 8 Seiten hat, womit z.B. Bastelanleitungen oder CD-Booklets schon mal wegfallen. Wenn er drei Tage im selben Buch liest, muss es ihm wohl gefallen; wenn er am zweiten Tag aber weniger liest als am ersten, hatte er wohl weniger Zeit usw...
    Das ist deduktive Faktenbildung a la Sherlock Holmes, wer weiß was man so gemeinsam über Nils rausfinden kann.


    Also, ich finde die Fragen von Melosines Kids gar nicht so doof...

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

    4 Mal editiert, zuletzt von Modal Nodes ()

  • Grundsätzlich kommen die Kinder in 3/4 ja nicht unbedingt besser mit Sachaufgaben klar. Leider muss man eben akzeptieren, dass einige bei Sachaufgaben ihre Grenzen aufgezeigt bekommen. Deswegen nicht verzweifeln! Wir haben uns bei den Großen mittlerweile darauf geeinigt, keine Fragen selbst finden zu lassen. Mir erscheint das auch wenig sinnvoll. Wer von uns versucht denn ein Problem zu lösen, das er selbst erst finden muss? Meiner Meinung nach geht das an der Realität vorbei. Und diese Position gibt es in der Mathematikdidaktik durchaus auch.
    Was spricht denn dagegen, die Frage "Wie viele Seiten liest das Kind an beiden Tagen insgesamt?" auch vorzugeben? Bei den Großen kommt dann noch dazu, dass die Sachaufgaben komplexer werden und verschiedene Fragestellungen möglich sind und es dann schwierig wird, darauf zu hoffen, dass die Kinder genau die Frage finden, die ich gerne hätte. Ansonsten hilft es den Kindern, die Situation nachzuspielen, als konkretes Bild festzuhalten oder als Zeichnung auf Papier zu bringen.


    Lasst euch nicht wahnsinnig machen! :troest:


    Bibo


  • Die Fragen Deiner Kinder sind ja wenigstens intelligent und interessant, meine würden bei Deinem Beispiel fragen:


    Wie viele Seiten liest er heute?
    Wie viele Seiten liest er morgen?


    *autsch*


    ;)

    • Offizieller Beitrag

    Na immerhin können sie diese Fragen sogar mit minimalem Rechenaufwand beantworten.


    Gedanken würde ich mir erst machen, wenn sie fragen: "Was ist ein Buch? :D


    Kennt ihr den Sachrechenprofi von Schroedel? Auch dort sind Seiten, in denen die Kinder ankreuzen müssen, welche Frage sie aufgrund eines Situationsbildes beantworten können.
    Wobei mir hier gerade die "Bunte Sammlung" von Aufgaben in die Hände gefallen ist. Eine Aufgabe lautet:


    "Eine Kuh hat 87 Fliegen auf dem Rücken. 49 erschlägt sie mit einem Schwanzschlag."


    Die Frage dürfen die Kinder selber finden. Wenn ich Kind wäre, oh mir würden viele schöne Fragen einfallen:
    "Wie viele Fliegen ersetzen die Toten?"
    "Wo werden die Fliegen begraben?"
    "Schafft sie das auch mit Wespen?"
    "Wo ist meine Milch?"


    Conni

  • Frage: "Wie viele schafft sie übermorgen?"


    Heute in meinem Sachrechenutnerricht:
    An einem Sportfest nehmen 14 Kinder der Klasse 2a teil und 13 der Klasse 2b. Für ein SPiel werden sie in drei gleichgroße Mannschaften geteilt. Wie viele Kinder sind in jeder Mannschaft?


    Also die Frage stand schon da und weil ich schon leicht genervt war ( :evil:), habe ich noch dazu gesgt, dass wir dazu ZWEI Aufgaben rechnen müssen. Heinzi ruft sofort rein: "as sind 27 Kinder! 13 plus 14 sind 27! 27 Kinder!" Ich schaue ihn genervt an wegen des 'Reinrufens, er schlägt sich die Hand auf den Mund: "Äh, ich mein 26!" ;(


    Okay, wir schreiben also auf 14 + 13 = 27


    Peterle: "Das ist ja mal voll eicht!"
    "Ja, dann sag doch mal, wie's weitergeht."
    "Antwort: Es sind 27 Kinder!"
    "Nein."
    Erna:" Nee, 27 sind doch die ganze 2a und 2b zusammen!"
    Heinzi: "Oah, krass, sind die nur 27 Kinder in ZWEI Klassen?! Voll wenig, wir sind ja 22 in einer Klasse, sau viele!"
    Ich: "Wahrscheinlich haben bei diesem Sportfest nicht alle Kinder mitgemacht! Also: 27 Kinder haben da mitgemacht. Und die wurden jetzt in drei gleich große Gruppen einge T E I L T !!!! Wie viele Kinder waren in einer Gruppe? Was müssen wir rechnen?"
    Carla: "27 : 3"
    Ich: "Richtig. Warum denn?"
    Barbara: " Weil 27 in der Dreierreihe ist!"
    Ich: "Wir können auch durch 14 teilen, dann bleiben halt welche übrig!!"
    Barbara: "Achso!"
    Theo:"Aber 14 sind eh zu viele für eine Gruppe!"
    Susi: "Es steht doch auch da, dass immer 3 in eine Gruppe gehen!"
    Ich: "Da steht: Für ein Spiel werden sie in drei gleichgroße Mannschaften eingeteilt."
    Susi: "Mein cih doch!"


    Okay, ich erspare euch den Rest.


    Mein Plan ist es nun, dass die Kinder morgen selbst Rechengeschichten aufschreiben, auf Karten schreiben udn auf die Rückseite Aufgabe und Antwort. Dann ihre Karten gegenseitig tauschen. Mal sehen, ob sie sich dann mehr in die Geschichten reindenken, wenn sie sie geschrieben haben und nicht ein Schulbuchverlag...

  • Was mir geholfen hat ist:
    - bei den ersten Aufgaben (zieeemlich lange!!) nur Aufgaben nehmen, bei denen die Frage immer mit "Wie viele..." beginnt (nicht wie lange, MIT wie vielen.... etc.). Irgendwann mal sitzt es relativ fest drin: Die Fragen beginnen mit/haben mit "Wie viel(e) zu tun;
    - bei "es" habe ich stets gefragt: Was: Eier, Bonbons, Kartoffeln? Fanden die Kinder sehr lustig, seitdem achten sie auch darauf, dass auch wirklich jeder die Größe bzw. Gegenstände benennt, sonst gibt es immer wieder welche, die recht laut in den Raum reirufen: Was: Eier, Bonbons, etc...?;
    - habe sehr lange betont, alle Fragen, die in Mathematik (Textaufgaben)gestellt werden, haben etwas mit dem Rechnen zu tun, sind also, durch's Rechnen zu beantworten. Muss man bei der Frage: Warum liest ... heute weniger?.. rechnen? Nein! Also, keine mathematische Frage!
    - Skizzen malen lassen - hilft so gut wie immer!

    • Offizieller Beitrag

    :D Stimmt, eigentlich sind manche Antworten der Kleinen genial. Lustig auch, was ihr so mit diesem Thema erlebt... ;)


    Ich muss sagen, dass ich die meisten Sachaufgaben auch bescheuert oder unintreressant finde. Kann verstehen, wenn die Kinder was ganz anderes interessiert. Nur leider müssen sie diese Aufgaben ja irgendwann mal beherrschen.
    Mit dem standartisierten Antworten bzw. Fragen (Wie viel kostet es?) habe ich jetzt schon schlechte Erfahrungen gemacht (siehe mein Eingangsposting.) Sehr schnell beginnen einige Kinder so auf alle Fragen mit "Es kostet..." zu antworten. Sie sollen ja lernen, über die Aufgabe nachzudenken.


    Hm, ich beginne wohl im nächsten Schuljahr wieder mit den eigenen Rechengeschichten. Und dann arbeiten wir uns langsam vor. Obwohl ich auch glaube, dass manche Kinder hier wirklich an ihre Grenzen stoßen.


    Viele Kinder scheinen dabei aber auch überhaupt nicht nachzudenken. Das regt mich manchmal doch auf. ;)


    LG
    Melo


    P.S. Die Aufgaben war nicht genau so gestellt. Ich krieg sie nicht mehr zusammen. Aber die Seitenzahl war nicht rückläufig. Ist ja aber auch egal. Panama: So wie du es vorschlägst, könnte man immer noch fragen, wie viel er übermorgen übt. (Oder eben: Was kostet es? ;) ) Nee, ich glaub nicht, dass es an der Fragestellung gelegen hat... *seufz*

Werbung