Was macht man, wenn alle krank sind?

  • Hallo,
    wir sind eine sehr kleine Grundschule: 7 Lehrer (davon 1 Schulleitung, 6 Vollzeit und 1 Teilzeitkraft), 7 Klassen und zwei Referendare. Momentan ist eine Lehramtsanwärterin krank, eine muss ein Praktikum an einer anderen Schule machen und drei weitere Kollegen sind ebenfalls erkrankt (seit nun ca. einer Woche, hoffentlich kommt die eine nächste Woche wieder).
    Das Schulamt hat keine Vertretung für uns.
    Woher kommt Hilfe?
    Was können wir noch tun?
    Ich "unterrichte" derzeit 60 Erstis, mache jeden Tag drei Unterrichtstunden mehr als vorgesehen (bin die TZ) und drehe am Rad.
    LG Alema

  • Bei so massiven Ausfällen ohne Krankheitsvertretung haben die Schüler bei uns grundsätzlich verkürzten Unterricht.
    Aber das macht ihr ja wahrscheinlich eh schon, oder?

  • Da du kaum 60 Kinder auf einmal unterrichten kannst, bleibt nur für die verbleibenden Kollegen eine Betreuung / Beaufsichtigung der Kinder. Es kann nicht deine Aufgabe als TZ-Kraft sein, so viel Mehrarbeit zu leisten, dass du nächste Woche ausfällst.
    Also: da - meiner Erfahrung nach - Schulämter und andere Behörden wenig auf Hinweise aus der Lehrerschaft reagieren, solltet ihr die Elternvertreter informieren bzw. bitten, eure Situation beim Schulamt zu schildern. Und bei der Presse ... Dann tut sich am ehesten etwas.

  • Einen ähnlichen Fall habe ich auch schon erlebt.
    Die Schule war allerdings noch viel kleiner, so dass eine Kollegin mit 3 Klassen da saß.
    Einmal haben wir sogar einen kompletten Tag unterrichtsfrei für die SEP geben müssen, auch wenn das nicht erlaubt ist, soweit ich weiß.


    Ansonsten, ganz klar, da fällt eben Unterricht aus.
    Dann haben die Kinder eben nur 2 Stunden Unterricht am Tag. Die einen kommen früh, die anderen dann zur 3. und 4ten Stunde und man verteilt das unter den verbliebenen Kollegen auf.
    Das ist natürlich kein Dauerzustand. Das Schulamt kann oder will meistens auch nichts machen, im Enddefekt heißt es meistens "Augen zu und durch" (und hoffen, dass das Kollegium bald wieder vollzählig ist).

    • Offizieller Beitrag

    Was ist denn mit der Schulleitung?
    Ist doch Aufgabe der SL, die Einteilung vorzunehmen und ggf. Klassen im Wechsel zu Hause zu lassen. Kann ja nicht sein, dass du als TZ-Kraft das alles auffängst.

  • Hallo,
    die Schulleitung hat vom Schulamt die Anweisung, dass 4 Stunden Unterricht bzw "Betreuung" gewährleistet sein müssen und nur alles darüber hinaus ausfallen darf. Sie hat mir sozusagen von "oben" bezahlte Überstunden angeordnet (natürlich nur momentan).
    Ich will meine Schule nicht hängen lassen, aber darf man das eigentlich: Eine TZ in Elternzeit "Zwangsüberstunden" anordnen?
    Da das bei uns ständig geschieht in Krank- oder Fortbildungszeiten würde mich das schon einmal interessieren.
    Alema

  • Sie dir doch mal auf tresselt.de die Bemerkungen zur Mehrarbeit und zur Vertretung an :)



    Gruß
    Peter


    Zitat

    Original von alem2
    Hallo,
    die Schulleitung hat vom Schulamt die Anweisung, dass 4 Stunden Unterricht bzw "Betreuung" gewährleistet sein müssen und nur alles darüber hinaus ausfallen darf. Sie hat mir sozusagen von "oben" bezahlte Überstunden angeordnet (natürlich nur momentan).
    Ich will meine Schule nicht hängen lassen, aber darf man das eigentlich: Eine TZ in Elternzeit "Zwangsüberstunden" anordnen?
    Da das bei uns ständig geschieht in Krank- oder Fortbildungszeiten würde mich das schon einmal interessieren.
    Alema

  • Ich weiß ja nicht, wie es heute ist, aber in meinem Erziehungsurlaub durfte ich keine Stunde extra machen, weil damit ja die Anrechnung auf das Erzgeld anders war und man ja eben in diesem besonderen Status ist... Aber das ist schon etwas (fast 10 Jahre) her ... Wir durften ja auch nur unter 50% arbeiten ...

  • Also ganz ehrlich, lasst Unterricht ausfallen, wenn kein Ersatz kommt. Ich habe letztes Jahr drei Klassen gleichzeitig geführt, Eltern in die Klassen zur Aufsicht gesteckt, wo ich gerade nicht war und bin von Zimmer zu Zimmer gehüpft. Vorbereitet, nachbereitet, kopiert, Arbeiten vorbereitet und Hausaufgaben gesucht. Das Ergebnis war ein dumpfes Ohr, schlaflose Nächte und dann zwei Wochen Beurlaubung wegen Überarbeitung. Dann war die ganze Stufe allein und das hat irgendwie funktioniert. Gab dann eben mal freie Tage für einieg Klassen.
    Ich habe daraus gelernt und kann dir nur raten, lass ausfallen, geh spazieren mit den Kindern, aber versuche nicht noch Unterricht mit allen zu machen.

  • Ich kann es mir bei Schulen mit OGS gar nicht vorstellen, mehr als einzelne Stunden am Ende ausfallen zu lassen. Bei uns sind 2/3 der Kinder in der Betreuung angemeldet. Kann man dann trotzdem Klassen erst zur 3. Std. bestellen oder den Unterricht schon nach der 3. Std. enden lassen? Die OGS könnte das personell nicht auffangen und die berufstätigen Eltern verlassen sich auf eine gesicherte Betreuung. Ich weiß nicht wie es im Ernstfall gehen sollte.

  • Bei uns wurden Briefe geschrieben und die Situation erklärt. Wobei es da nichts mehr zu erklären gab, denn jeder wusste bereits seit Wochen, was los war. Kinder die überhaupt nicht unterkamen, wurden in den noch vorhandenen Klassen betreut. Die Eltern waren insgesamt sehr verständnisvoll und haben von sich aus schon angeboten, die Kinder zu Hause zu lassen, damit eine andere Klasse unterrichtet werden konnte. Wenn das ein zwei Tage angekündigt wurde, haben sie Kleingruppen bei einer Familie zu Hause gebildet oder haben die Großeltern gerufen.

  • Letzte Woche war es bei uns der Fall: 2 Kolleginnen krank und ich musste zu einer Arbeitstagung. Also gab die Schulleitung einen Brief an meine Klasse raus und teilte den Eltern mit, dass an diesem Tag der Unterricht ausfällt. Kinder die nicht betreut werden können, können natürlich kommen und am Unterricht der Parallelklasse teilnehmen (haben übrigens auch ne GTS).
    Von meinen 18 Kindern hat das eine Mama in Anspruch genommen.
    Wenn keine Lehrkräfte da sind, müssen halt auch mal Klassen daheim bleiben.



    ~Corvi

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. ~Albert Einstein

  • An einer Schule aus meiner Vergangenheit, wo ich mal ein Jahr befristet unterrichtet habe, war es dann üblich, dass Eltern Unterricht erteilten. Es handelte sich um eine innerstädtische Schule mit acht Klassen, das Kollegium hatte sich in 30 Jahren kaum verändert, die benahmen sich wie alte Ehepaare. Und man betonte immer, dass man eine große, glückliche Familie sei und die Eltern doch mit dazugehörten.


    Nachdem dann irgendwelche mir unbekannten Muttis plötzlich tagelang im Lehrerzimmer herumlungerten, wo ich gelegentlich Mathearbeiten, Musiktests und Zensurenübersichten aus dem Fachunterricht liegen habe, an dem auch ihre Sprösslinge teilnahmen, wurde es mir zu bunt. Ich habe meinen Kram zusammengepackt und war fortan im Lehrerzimmer nicht mehr gesehen. Habe meinen Kram dann in meinem Klassenzimmer im Schrank eingeschlossen.


    Diese merkwürdige Denkweise hält sich bis heute dort. Man wundert sich immer wieder, woher die teilweise überbordenden Probleme mit Eltern kommen, die überall mitreden und mitbestimmen wollen, die Druck ausüben über das Schulamt etc. Klassenarbeiten konnten plötzlich beliebig verschoben werden oder fielen aus, über Zensuren wurde verhandelt wie auf dem türkischen Basar... Gottlob bin ich da weg :evil:

    Einmal editiert, zuletzt von Philou ()

  • Bin auch völlig überrascht, wie locker an manchen Schule mit schulfrei umgegangen wird. Bei uns fehlen im Moment auch teilweise bis zu vier Lehrern. Aber außer mal einer Stunde später zur Schule kommen oder eine Stunde früher gehen (natürlich einen Tag vorher Elternbrief), muss der Ausfall irgendwie aufgefangen werden. Ob man es dann immer Unterricht nennen kann... Wir sind auch OGTS, aber die Betreuer fangen nur in der ersten Stunde und nach der vierten Std im Notfall die Ganztagskinder auf. Erst für 10 Uhr oder nur bis 11 Uhr die Kinder bestellen oder Eltern einzusetzen, wäre undenkbar. Auch wenn alle anderen Lehrer dadurch extrem belastet werden und im schlimmsten Fall selbst krank werden.

  • Zitat

    Original von Strubbel
    Ob man es dann immer Unterricht nennen kann...


    Eben!
    Also ich persönlich finde es sinnvoller, lieber nur 2 Stunden "richtigen" Unterricht mit einer Klasse, als 4-6 Stunden Unterricht mit 60 oder mehr Kindern, was dann ja sowieso nicht effektiv ist.
    Dann lieber die Kinder nur für zwei Stunden bestellen und die Eltern informieren. Man muss natürlich je nach Schule schauen, wie es mit der OGS aussieht und ggf. dort aufstocken, so gut es geht. Es dürfte immerhin noch leichter sein, Kinder dort zu betreuen, als "Unterricht" mit so vielen Kindern.

  • Zitat

    Original von Strubbel
    Erst für 10 Uhr oder nur bis 11 Uhr die Kinder bestellen oder Eltern einzusetzen, wäre undenkbar.


    Ich kann mich dem nur anschließen. Bei uns werden keine Klassen abbestellt und es fällt allenfalls mal ausnahmsweise eine 5. oder 6. Stunde aus.
    Natürlich sind die Vertretungspläne dann für das Restkollegium manchmal heftig und sehr belastend. Mit zwei Klassen in die Turnhalle oder im Musikunterricht, die Türen offen lassen und 2 Klassen gleichzeitig unterrichten, LAA für Vertretung einsetzen und die ungeliebte Mehrarbeit. Das sind die Strategien die bei uns genutzt werden. Besonders schwer zu besetzen sind dann auch noch die Hausaufgabenstunden nachmittags. Die will natürlich erst recht niemand zusätzlich machen.
    Ich traue mich schon gar nicht mehr zu Hause zu bleiben. Jeder kommt egal wie angeschlagen zur Schule, um nur ja die Kolleginnen nicht zu belasten.

  • Zitat

    Original von Strubbel
    Bin auch völlig überrascht, wie locker an manchen Schule mit schulfrei umgegangen wird. Bei uns fehlen im Moment auch teilweise bis zu vier Lehrern. Aber außer mal einer Stunde später zur Schule kommen oder eine Stunde früher gehen (natürlich einen Tag vorher Elternbrief), muss der Ausfall irgendwie aufgefangen werden. Ob man es dann immer Unterricht nennen kann... Wir sind auch OGTS, aber die Betreuer fangen nur in der ersten Stunde und nach der vierten Std im Notfall die Ganztagskinder auf. Erst für 10 Uhr oder nur bis 11 Uhr die Kinder bestellen oder Eltern einzusetzen, wäre undenkbar. Auch wenn alle anderen Lehrer dadurch extrem belastet werden und im schlimmsten Fall selbst krank werden.


    Das geht aber an einigen Schulen gar nicht!
    Wenn du kleinere Schulen hast und du hast eben nur noch 9 Lehrer für 10 Klassen, dann kannst du sie nicht alle gleichzeitig kommen lassen.
    Klar kann man dann auch mal zwei Klassen zsuammen nehmen, aber bei 30 Schülern in einem Raum gehen keine weiteren 20 rein!


    So gings uns vor 2 Jahren und da fiel dann auch eingies aus!

  • Naja, aber auch das mit dem Ausfall geht an manchen Schulen nur sehr eingeschränkt. Bei uns fahren die Busse beispielsweise nur zur ersten und zur zweiten Stunde hin und nach der vierten, fünften und sechsten Stunde zurück. Erst zur dritten Stunde kommen geht damit nicht, schon nach der dritten Schluss geht auch nicht. Da haben wir dann manchmal keine Wahl: Klassen aufteilen, Arbeitsstunden, in denen eine Lehrerin zwischen zwei Klassen pendelt, Sportunterricht oder sonstige Aktionen mit 2 Klassen... ausfallen lassen darf man in NRW ja sowieso im Grunde gar nicht mehr.

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