Fastenzeit/Sportunterricht

  • Ich impliziere nicht, sondern ich frage.


    Du hattest erst kürzlich Osterferien. Du wirst Weihnachtsferien haben. Im Islam ist der Ramadan ähnlich wichtig.


    Nele

  • Marie, Dir ist aber schon bewusst, dass fasten im Islam etwas anderes ist als im Christentum? Ich bin Christin und faste jedes Jahr: mal ist es Fleisch, mal Süßigkeiten, mal Kaffee... DAS hält nun niemanden davon ab Sport zu machen. Wenn ich aber einen Schüler habe, der bei 25°nichts trinkt, dann ist es schon sinnvoll, wenn er nicht beim Sportunterricht mitmacht.

  • Marie, Dir ist aber schon bewusst, dass fasten im Islam etwas anderes ist als im Christentum? Ich bin Christin und faste jedes Jahr: mal ist es Fleisch, mal Süßigkeiten, mal Kaffee...


    Jole, dir ist aber schon bewusst, dass das Fasten im Christentum neben persönlichen und individuellen Verzichten auch auf jeden Fall eine Einschränkung im Essen (nur eine volle Mahlzeitund zwei kleinere Stärkungen am Tag) beinhaltet und an den Abstinenztagen (u. a. jeden Freitag) der Verzehr von Fleisch untersagt ist (siehe z. B. hier)?

  • Aber es gibt durchaus praktikable Lösungen, Sport und Ramadan in Einklang zu bringen. Bei den Olympischen Sommerspielen in London, die in die Zeit des Ramadan fielen, brauchten muslimische Olympiateilnehmer, selbst mit Wohnsitz in Großbritannien, mit dem Placet höchster Geistlicher und Islam-Wissenschaftler an Wettkampftagen nicht zu fasten. Dadurch sollte ihre sportliche Leistungsfähigkeit erhalten bleiben und einer Dehydrierung vorgebeugt werden. Enenso wurden Probleme bei der Gewinnung von Urinproben zur Dopingkontrolle vermieden.


    Im Islam ist es erlaubt, unter bestimmten Umständen nicht zu fasten. Die Profisportler fanden im Koran sogar einen Kompromiss-Vorschlag: "Und (...) wer sich auf einer Reise befindet, soll eine Anzahl anderer Tage fasten." Die Teilnahme an den Wettkämpfen wurde zur 'Reise' erklärt, selbst dann, wenn sich die Sportler bereits mehrere Tage zuvor im olympischen Dorf aufgehalten hatten oder in London lebten. Sie konnten das Fasten nachholen oder durch Zuwendungen an soziale Einrichtungen ausgleichen.


    Was spricht dagegen, muslimischen Schülern zu vermitteln, dass sie sich an Tagen mit Sportunterricht ebenfalls auf einer Reise von zu Hause zur Schule befinden und sie deshalb auch als Jugendliche - ebenso wie ihre Idole bei der Olympischen Spielen - nicht fasten müssen? Als Kinder sind sie davon sowieso befreit. Die älteren Schüler hängen die Tage mit Sportunterricht beim Fasten einfach beim Zuckerfest dran oder machen eine angemessene Spende an die Klassenkasse.

  • eine Einschränkung im Essen (nur eine volle Mahlzeitund zwei kleinere Stärkungen am Tag) beinhaltet und an den Abstinenztagen (u. a. jeden Freitag) der Verzehr von Fleisch untersagt ist

    Die Zuführung von Flüssigkeiten ist aber nicht eingeschränkt, oder? Insofern sehe ich keine Problem mit dem Sportunterricht. Es wird schon einen Grund haben, dass entsprechende Fälle mit Kindern aus muslimischen Familien aufgetreten sind, mit christlichen aber offensichtlich seltener.


    Was spricht dagegen, muslimischen Schülern zu vermitteln, dass sie sich an Tagen mit Sportunterricht ebenfalls auf einer Reise von zu Hause zur Schule befinden

    Ich wollte das nicht tun. "Schau, so geht deine Religion", werde ich zu keinem Schüler sagen.


    Thema im Religionsunterricht könnte das natürlich sein.


    Pausi

    Einmal editiert, zuletzt von Pausenclown () aus folgendem Grund: Sinnentstellenden Tippfehler behoben.

  • Thema im Religionsunterricht könnte das natürlich nicht sein.

    Wieso denn nicht? Der pragmatische Umgang mit dieser religiös begründeten Frage wurde vergangenes Jahr in sämtlichen Medien ausführlich thematisiert. Warum sollte es im Religionsunterricht tabuisiert werden, wenn Schüler dies ansprechen?


    Als die Beschneidungsfrage vor einiger Zeit durch die öffentlichen Diskussionen getrieben wurde, fehlte ein muslimischer Schüler der hiesigen Grundschule einige Tage, da er sich einem nicht medizinisch indizierten Eingriff am Penis unterzogen hat. Der Lehrerin erzählte er stolz, welche Geschenke er in diesem Zusammenhang bekommen hatte, wollte aber im Unterricht diese religiöse Vorschrift nicht erklären oder begründen, sondern legte großen Wert darauf, dass seine Klassenkameraden nichts von dieser Operation erfahren. Ihm war das peinlich. Verständlich, aber mir tat dieser Junge nur leid.

  • Plattenspieler: wie Pausi (ich muss gerade an die Schlümpfe denken, warum nur?) ja schon erklärt hat, darf ich als Christin in der Fastenzeit durchaus Flüssigkeit zu mir nehmen. Und ohne hier eine Religionsdiskussion auszulösen: Mir macht es überhaupt gar nicht von einer vollen und zwei kleinen Mahlzeiten am Tag zu leben. Das mache ich immer so... das wäre kein Verzicht (und das soll *fasten* im Christentum sein). Die zwei vollkommen enthaltsamen Tage lebe ich übrigens nicht, würde diese aber allerdings meinen fastenden christlichen Schülern zugestehen (wobei das ja eh nur einen der Tage betreffen würde, denn Karfreitag ist ja frei) und sie dann vom Sport befreien.


    Btw: meine muslimischen Schüler haben heute alle am Sport teilgenommen....

  • Wenn ich aber einen Schüler habe, der bei 25°nichts trinkt, dann ist es schon sinnvoll, wenn er nicht beim Sportunterricht mitmacht.


    Nein! Dann wäre es sinnvoll dass er was trinkt bzw. ihn zum trinken anzuhalten.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Kommt bei mir nicht in die Tüte. Ich fange erst garnicht an, im Sportunterricht nach Religionszugehörigkeit zu sortieren. Die hier gemeinten Schüler/innen müssen sich auch später in das Berufsleben integrieren und entsprechend jetzt schon lernen, dass Leistung zählt und vor allem, dass Religion Privatsache ist. Eine mir kürzlich von Eltern vorgelegte Entschuldigung zwecks Abmeldung vom Sportunterricht habe ich mit Hinweis auf die Neutralitätspflicht der Schule zurückgewiesen. Um mir bei der betroffenen Klientel weiteren Respekt zu verschaffen, habe ich als Reaktion darauf einen Elternbrief verfasst, in der ich meiner Fürsorgepflicht nachkomme und auf das gesundheits- und leistungsschädliche Verhalten währed des Ramadans durch Verweigerung von Nahrungsaufnahme hinweise, verbunden mit dem Hinweis, dass nichterbrachte Leistungen selbstverständlich Auswirkungen auf die Beurteilung haben. Durch dieses konsequente Handeln konnte ich eine erzieherische Einwirkung bei den SuS nebst Eltern überhaupt erst erreichen, und ich weiss von den Betroffenen selber, dass jede andere Reaktion von der entsprechenden Klientel nicht respektiert wird. Die SuS haben zwar ihr Fasten nicht abgebrochen (Gruppendruck aus der Glaubensgemeinschaft), sind aber bereit, die Konsequenzen zu tragen, und das ohne die sonst üblichen Klagen.

  • Ich hänge mich mal hier dran, denn es ist wieder soweit, es wird gefastet!


    Nun habe ist erstmals in meiner Lehrerkarriere 4 Kinder in meiner Klasse (4. Schuljahr), die nicht nur nicht essen, sondern auch nicht trinken.
    Gegen "nichts essen" habe ich nichts bzw. sehe mich nicht in irgendeiner Art Fürsorgepflicht. Beim "nicht trinken" allerdings schon.
    In meinem Klassenraum ist es sehr heiß, da wir keinen Sonnenschutz haben und der Heizungsraum direkt darunter liegt. Die Kinder schwitzen und stöhnen schon in der ersten Stunde.


    Nun mussten sich meine 4 Kinder heute in der Hofpause im Schatten aufhalten und durften nur gemäßigt spielen. Wie regelt ihr das?


    Nächste Woche steht unser Wandertag an. Wir wandern ca. 5 km, größtenteils in der Sonne, dazwischen Aufenthalt mit Fußballturnier im Schatten. Was mache ich dann mit den 4 Kindern? In der Schule können sie nicht bleiben, da alle Kinder und alle Lehrer unterwegs sind.


    Schulleitung ist zur Zeit leider länger erkrankt und die muslimischen Kinder meiner Kollegen fasten entweder gar nicht oder trinken zumindestens.


    Was tun? Mein Gefühl sagt: nicht mitnehmen ...


    Dankeschön sagt Brotkopf

  • Mit den Eltern sprechen.
    Planungen und Risiken darlegen und Kenntnisnahme unterschreiben lassen. Sollen die Eltern das entscheiden.


    Edit: Bedingung einfügen, dass Kind im "Schwächefall" von Eltern abgeholt wird.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Ich würde auch mal mit den Eltern sprechen. Normalerweise fasten Kinder in dem Alter nicht mit. Wenn sie dann noch nicht einmal etwas trinken, geht es meiner Meinung nach echt zu weit. Besonders bei dem heißen Wetter momentan.

  • Wenn du einen Wandertag unternimmst, hast du ja sicherlich das schriftliche Einverständnis der Eltern. Damit sind auch ausschliesslich die Eltern für das Wohl der Kinder verantwortlich. Ich würde die Eltern und die Kinder darauf hinweisen, dass du es empfiehlst während der Wanderung zu essen und zu trinken. Und während der Wanderung die Kinder auch darauf hinweisen, dass sie trinken sollten.
    Ausserdem ist der Wandertag eine Schulveranstaltung und damit Anwesenheitspflicht. Wenn dir das alles zu heikel ist, dann weise die Eltern darauf hin, dass ihre Kinder für den Tag vom Wandertag abmelden sollten. Am besten mit einer Krankmeldung.


    Falls dir ein Kind während des Wandertages zusammenbricht, dann informiere die Eltern, dass sie ihr Kind abholen müssen oder den Rettungsdienst, je nach Situation.

  • Was spricht dagegen, muslimischen Schülern zu vermitteln, dass sie sich an Tagen mit Sportunterricht ebenfalls auf einer Reise von zu Hause zur Schule befinden und sie deshalb auch als Jugendliche - ebenso wie ihre Idole bei der Olympischen Spielen - nicht fasten müssen? Als Kinder sind sie davon sowieso befreit...

    Das Problem ist, dass unsere muslimischen Schüler unsere Hinweise und Vorschläge, die irgend wie mit Glaubensfragen zusammenhängen überhaupt nicht ernst nehmen. Sie hören sich unsere Vorschläge an und machen es dann doch so, wie sie meinen, dass richtig sei bzw. wie es in der Moschee / in der Familie vorgemacht wird.


    Heute hat sich bei uns ein Viertklässler geweigert am Schwimmunterricht teilzunehmen. Sein Argument - er könne dann versehentlich Wasser schlucken! :hammer:


    Was soll man da sagen?


    Ich glaube es geht hier nämlich gerade darum sich von unserer Kultur / Vorstellung / Lebensweise abzugrenzen. Wenn ich Kompromisvorschläge mache, sehe ich oft ein Lächeln und manche sagen dann auch - "Das versteht ihr nicht."

  • @simone61
    das ist das, was Teenager halt so machen....


    Zumindest in meiner Lebenswelt ;).


    Sich von uns abgrenzen, uns sagen "das verstehst du eh nicht, du alter Sack". Muss man mit umgehen können ^^


    Bei dir sind es aber "kleinere" als bei mir ^^


    Das mit dem "Wasser schlucken" kann ich tatsächlich verstehen. Ich glaube in diesem Fall ist das keine "kreative Ausrede". Es ist der Glaube. Grad bei den Kleinen.


    Was ich machen würde bezüglich Sportunterricht? (als kleine dicke Englisch- und Hassfachlehrerin?). Entschuldigung der Eltern.


    Beim ersten mal würd ich dem Schüler noch sagen "Okay, aber für das nächste mal brauch ich ein Schreiben deiner Eltern".


    Und dann würd ich besagten Schüler mit in den Unterricht einbinden. Anwesend müssen sie eh sein. Zeitmessen, etc.


    Grüssle

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